Ikonen des Horror - 8. Teil: Dr.Frankenstein (Peter Cushing)

Dr.Frankenstein
(Peter Cushing / Hammer Studios)

Doch anders, wie von Frankenstein erwartet, entgleitet das Monster seiner Aufsicht und tötet mehrere Menschen, was natürlich eine Hetzjagd der Menschen auf das Monster nach sich zieht. Das Monster wird in eine alte Windmühle getrieben, die daraufhin angezündet wird und abbrennt.
In den unzähligen Verfilmungen, die auf Mary Shelleys Roman basieren, wird aus dem eigentlichen Titelhelden Dr.Frankenstein eigentlich meist eher eine Art Randfigur, der verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Gründe dafür sind hauptsächlich darin zu sehen, das die damalige Darstellung des Monsters durch Boris Karloff so genial war, das fast immer die Kreatur im Vordergrund stand und bei den Zuschauern eine viel größere Beliebtheit erlangte, als der Titelheld selbst.

Die Hammer Studios produzierten zu der Zeit etliche klassische Horrorfilme und zwar alle mit recht geringem Budget. "Frankensteins Fluch" war so erfolgreich, das man daraufhin noch einige direkte Fortsetzungen drehte und nach der Frankenstein-Thematik auch die zweite Ikone der Universal Studios mit ins Boot nahm, nämlich Dracula, dessen Neuauflage auch mehrere Fortsetzungen nach sich zog.
Durch Peter Cushing in der Titelrolle hatte nun auch der doch immer etwas nebensächlich behandelte Chrakter des Dr.Frankenstein endlich Gewicht und vor allem ein Gesicht bekommen. Der Stellenwert der Person wurde extrem aufgewertet und die Kreatur geriet in den Hammer-Verfilmungen etwas mehr ins Abseits, ohne jedoch ganz vergessen zu werden. Der große Erfolg der Hammer-Versionen des Frankenstein-Themas ist sicherlich der charismatischen Darstellung des Titelhelden durch Peter Cushing zu verdanken, der zu einem der größten Stars dieser Zeit wurde.
1958 erschien der wiederum unter der Regie von Terence Fisher entstandene Film der eine direkte Fortsetzung von "Frankensteins Fluch" darstellt. Dr. Frankentein, der dem Tod durch die Guillotine entgangen ist, indem er den Henker bestochen hatte, wird von einem anderen Arzt erkannt und daraufhin erpresst. Um sein Geheimnis zu wahren, muß er mit dem Arzt zusammen eine neue Kreatur erschaffen. Am Ende des Films stirbt Dr.Frankenstein, doch vorher gelingt es seinem Partner, das Gehirn des sterbenden Doktors in einen Ersatzkörper zu transplantieren.

1967 erschien dann der mittlerweile vierte Teil der Farnkenstein-Reihe, nämlich bei dem wieder Terence Fisher die Regie führte. Diesmal versuchte man, neue Wege zu gehen, denn erstmalig wurde hier kein künstliches Monster aus Leichenteilen geschaffen, sondern die Seele einer verstorbenen Person in einen anderen Körper transferiert. Vielleicht wird dieser Teil auch aufgrund dieser Tatsache von einigen Leuten als Mischung aus Horror und Nonsens angesehen. Als weitere Besonderheit des Films ist die Tatsache anzusehen, das während der gesamten Laufzeit nicht eindeutig ersichtlich ist, in welchem Land der Film wirklich spielt, auch wenn die Kleidung wohl der schweizer Mode des endenden 19. Jahrhunderts ähnelt.
, so lautet der Titel des 1969 erschienenen fünften Teil der Reihe. In wohl keinem anderen Teil der Reihe wird der Charakter des Doktors so grausam und kaltblütig dargestellt, denn hier schreckt er selbst vor Mord, Erpressung und Vergewaltigung zurück. Vor allem in einem Punkt hält sich dieser Film sehr genau an die literarische Vorlage, denn hier wird die geschaffene Kreatur nicht als Wesen dargestellt, das nicht sprechen kann und nur Grunzlaute von sich gibt, sondern durchaus in der Lage ist , zu sprechen und sich am Ende gegen seinen Schöpfer wendet.
1970 erschien mit " ein Film, der eigentlich nicht zur eigentlichen Frankenstein-Reihe gezählt wird. Vielmehr kann man diesen Film lediglich als loses Remake von "Frankensteins Fluch" ansehen. Hier führte auch nicht Terence Fisher, sondern Jimmy Sangster Regie und die Rolle des Doktors spielte Ralph Bates. Angeblich wollten die Hammer Studios durch einen jüngeren Darsteller in der Rolle des Dr. Frankenstein ein jüngeres Publikum ansprechen.

Abschließend muß man sagen, das Peter Cushing wohl die absolut beste Besetzung war, die man für den Charakter des Dr.Frankenstein finden konnte. Durch diesen Glücksfall bekam der eigentliche Titelheld der literarischen Vorlage endlich den Stellenwert, den er verdiente und das Horror-Genre einen weiteren unvergesslichen Darsteller.
Kommentare
Die Frankenstein-Reihe von Hammer empfinde ich als eine der qualitativ besten Serien in der Geschichte des Horrorfilms. Das liegt sicherlich in erster Linie an Cushing, der den Charakter aussergewöhnlich darstellte. Ich bin dennoch der Meinung, dass auch Colin Clive eine sehr gute Charakterisierung schuf. Leider war Karloffs Monster so übermächtig, dass er kaum wahrgenommen wurde und man den Baron daraufhin ins Abseits stellte. Hätte man der Figur von Clive mehr Beachtung geschenkt und auch mehr zugetraut, denn wären möglicherweise Filme entstanden, die Cushing überflüssig gemacht hätten. Andererseits: Gottlob war es nicht so, sonst hätte uns Cushing nicht seine Interpretation der Figur schenken können.
Schade nur, dass "Frankenstein schuf ein Weib" so schlecht weg kommt. Er ist meines Erachtens wunderbar fotografiert, hat ausgezeichnete Dekors und ist in seiner Dramaturgie und Melancholie Shelleys Roman deutlich näher als die meisten anderen Filme von Hammer oder Universal.
Man kann das jedem Horrorfan nur mal ans Herz legen, damit man sieht, was Shelley damals tatsächlich geschrieben hat und was daraus in den Filmen wurde (allesamt recht "freie Interpretationen", auch der von Branagh). Natürlich ist das Lesen nicht ganz leicht, denn immerhin wurde Frankenstein 1818 erstmalig veröffentlicht und auch wenn die Sprache natürlich leicht modernisiert wurde ist das stilistisch für das heutige Auge immer noch recht harter Tobak.