»Ihr sollt nicht lachen! Ihr sollt euch fürchten!« - Das 11. Trash-Film Festival in Kassel
»Ihr sollt nicht lachen! Ihr sollt euch fürchten!«
Das 11. Phantastische Trashfilm Festival in Kassel
Den ersten Abend am Freitag konnten wir nicht besuchen, aber der auf den zweiten und (leider letzten) Tag wollten wir nicht verzichten. Und ja: Es hat sich wirklich gelohnt, dass Bettina und ich vor Ort waren.
Von den Filmen habe ich leider nur einen Teil gesehen, da sich vor dem Panoptikum eine Gruppe von Filmemachern und Leute aus der Szene traf, die nicht nur die Filme sehen wollte, sondern auch Zeit für Gespräche, Netzwerken und das eine oder andere Bier hatte. Gleich mit dem ersten Film habe ich eine echte Perle entdeckt - den Schrecken der Wolfsschlucht.
Viele der jungen und nicht mehr ganz so jungen Filmemacher, die ihre Arbeiten bei dem Veranstalter einreichen, beherrschen Technik und Kamera. Die Produktionen sehen professionell aus (und das ist auch gut so), aber deswegen gehe ich nicht auf dieses Festival. Ich möchte die nicht perfekten und die abseitigen Filme sehen.
Und in der Tat begegnete mir eine solche Perle. Überraschend und völlig unerwartet erschien auf der Leinwand ein Film aus Erkrath, der eine Hommage an das B-Kino der 50ere und 60er Jahre sein will (und ist). wirkt wie ein Ed Wood-Film. Der Regisseur Peter Neumann (dessen Bruder, Schwester und ein gemeinsamer Freund den Rest des Teams bildeten) hatte sich gar ein Stop-Motion-Ungeheuer gebastelt, das er mehr schlecht als recht bewegte. Das Ganze hatte aber Charme, war mit viele Liebe gemacht und erreicht seine Wirkung gerade durch den Dilettantismus seiner Darsteller, Effekte und des Monsters. Und hätte Neumann in schwarz/weiß gedreht, dann wäre das Feeling noch perfekter erreicht. Der Film erhielt dann auch mehrmals Szenenapplaus vom Publikum. Ich habe mich gleich in den Streifen verliebt.
In gewisser Weise fühlte ich mich an W.K. Giesa Filme erinnert, insbesondere seinen Zamorra-Film »Satans Todesschwadron« und den Ruf des Autors, der den Titel dieses Artikels abgibt:
»Ihr sollt nicht lachen! Ihr sollte euch fürchten!«
So ähnlich war auch die Wirkung von der Wolfsschlucht auf mich. Aber es war sowas von großartig. Wir werden Neumann und seine Crew (Familie & Freund) interviewen und sehen, dass wir ein paar Ausschnitte zeigen können.
Ich machte dann den Fehler vor die Tür zu gehen. Draußen wurde ich in wechselnden Besetzungen in hoch interessante Gespräche verwickelt. Das war spannend und zeigte mir, dass die Film- und filmaffine Szene in und um Kassel größer ist als ich sie zuletzt wahrgenommen habe. Man lernt nie aus. Hier werden wir zweifelsohne Kontakt halten und berichten und interviewen. - Und wir werden vermutlich alt, denn noch vor Mitternacht ging es heimwärts.
Aber nun zu ein paar Eindrücken
In der Tat merkt man, dass wir alt werden, denn was da als Filmprojekte von Laien gezeigt wird, machte einen sehr professionellen Eindruck, vom Bildführung über Ton bis zum Finish. Welche Ergebnisse da mit durchaus normalen Mitteln erreicht werden kann, ist erstaunlich. Gerade bei System, dem Projekt einer Gruppe junger Filmemacher aus Kassel fiel mir das auf. Ähnlich wie bei Toxic Lullaby ging es um eine dystopische Welt, System spielt 2033, in einer Zeit globaler Kriege. Für das Filmfestival war der spielfilmlange Streifen auf ca. 16 Minuten runtergeschnitten worden. Die Drehorte, die Kasseler Katakomben, erinnerten mich an Toxic - aber ansonsten hatten die Filme wenig gemein. Ich hoffe, wir werden mehr über System erfahren und ich möchte den Film unbedingt komplett sehen.
Das Trashfilmfest ist für mich etwas Besonderes, denn es möchte nicht unbedingt die glatten Filme zeigen, die jedem Kurzfilmfest Ehre gemacht hätten. Wo sonst könnte ein Film wie "Das Schrecken der Wolfsschlucht" seinen Charme versprühen. Zugegeben, Pure Passion oder Nachspiel (beide Filme hatten eine gute Story und waren alles andere als langweilig) lassen sich einfach gut anschauen, aber sie sind fast schon zu perfekt, gerade Nachspiel (die Geschichte ist wirklich schön und die Dialoge echt witzig) macht jedem Kurzfilmfest Ehre. Vielleicht wundern sich Leute, die mich kennen, über diese Einschätzung, denn ich habe für viele Themen der Trashszene wenig übrig (Blut, Blut und nochmal warme Leber). Die Übergänge zwischen Trash und Trash sind fließend. Ich hätte Ralf Kemper gerne gefragt, ob er als Veranstalter da eine Veränderung im Anspruch, Geschmack sieht. Merke: Frage für das nächste Interview.
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