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Die Saga des Kiemenmenschen - »Der Schrecken vom Amazonas« - Die Trilogie

»Der Schrecken vom Amazonas« - Die TrilogieDie Saga des Kiemenmenschen
»Der Schrecken vom Amazonas« - Die Trilogie

Als Guillermo del Toro in diesem Jahr einen Oscar für die beste Regie bei „The Shape of Water“ entgegennehmen durfte, gestand er der Welt seine Liebe zu den Horrorfilmen der 1950er Jahre.

Allen voran „Der Schrecken vom Amazonas“, der ihn maßgeblich zu seinem Film über die Liebe zwischen einem Fischmenschen und einer Frau inspiriert hatte.

»Der Schrecken vom Amazonas« - Die TrilogieNun hat sich Koch Media des mehr als 60 Jahre alten Filmes von Jack Arnold und seiner beiden Fortsetzungen, die in den beiden darauffolgenden Jahren gedreht wurden, angenommen. Alle drei sind in einer BluRay-Box vereint und mit etlichen Extras versehen, die den filmhistorischen Stellenwert, insbesondere von den beiden Arnold-Filmen, unterstreichen und für Liebhaber dieser alten Universal-Schwarz-Weiß-Grusler Etliches zu bieten haben. Vor allem der dritte Film, „Das Ungeheuer ist unter uns“, dürfte selbst bei vielen Fans noch unbekannt sein, weil er vor dreißig Jahren das letzte Mal im Free-TV ausgestrahlt worden ist.

In den noch weitgehend unerforschten Tiefen des Amazonas-Dschungels macht eine Expedition um Dr. David Reed (Richard Carlson), Dr. Mark Williams (Richard Denning) und die aparte Kay Lawrence (Julie Adams) im 1954 von Jack Arnold inszenierten ersten Teil Erfahrung mit dem „Schrecken vom Amazonas“. Dabei handelt es sich um eine menschenähnliche Kreatur mit Kiemen und Schwimmflossen, die sich von den Eindringlingen bedroht fühlt und deswegen ihren Lebensraum erbittert verteidigt. Wie zuvor schon King Kong verliebt sich das Geschöpf in die einzige Frau im Team und entführt diese in seine gut abgeschirmte Grotte. Darüber hinaus erkennt man im Film auch zahlreiche Parallelen zum Ur-„Frankenstein“-Film mit Boris Karloff, welche den Monsterhorrorfilm auf Kultklassikerniveau heben. Auch hier wird der Kampf einer ausgestoßenen Kreatur vorgeführt, die von der Gesellschaft verfolgt und zum Morden gezwungen wird. Die Badeszene ist der Höhepunkt und einfach hinreißend gefilmt. Jack Arnolds Inszenierung ist durchweg erstaunlich seriös und um Glaubwürdigkeit bemüht, was den Film zusätzlich deutlich über dem Genredurchschnitt ansiedelt. Die Bildqualität (im Widescreen-Format 1,85:1) auf der BluRay ist schwankend, an einigen Stellen sehr scharf und detailreich, an anderen eher verwaschen und unscharf. Der Ton (im DTS HD Master Audio 2.0) liegt auf Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch vor, Untertitel sind in diesen Sprachen sowie auf Dänisch, Finnisch, Norwegisch und Schwedisch optional einblendbar. Wahlweise liegt auch eine 3D-Version für kompatible Hardware vor. Als Extras gibt es einen Audiokommentar des Filmhistorikers Tom Weaver, die Dokumentation „Zurück zur schwarzen Lagune“ (39 Minuten), eine animierte Bildergalerie mit über 150 Motiven, die englischen Originaltrailer zu allen drei Filmen der Trilogie sowie das Feature „100 Jahre Universal: Das Studiogelände“ (9 Minuten).

»Der Schrecken vom Amazonas« - Die TrilogieSchon ein Jahr später drehte Jack Arnold mit „Die Rache des Ungeheuers“ eine Fortsetzung seines Erfolgsfilms. Darin schaffen Dr. Clete Ferguson (John Agar), Joe Hayes (John Bromfield) und Helen Dobson (Lori Nelson) den Kiemenmenschen in ein Meeresforschungsinstitut, wo sein Verhalten studiert und die Kreatur selbst schaulustigem Publikum vorgeführt werden soll. Natürlich kommt es auch hier wieder zu gewalttätigen Zwischenfällen, weil sich der Fischmensch nicht einsperren lassen möchte und wieder ein Auge auf die Blondine im Forscherteam wirft. Einige Parallelen und Wiederholungen des Originals lassen diesen B-Film zwar im Gesamtbild etwas leiden, dennoch gelang eine intelligente und sehr bemüht „andere“ Neuauflage des Klassikers. Mehr noch als die relativ gemäßigte Spannung fesselt an diesem Film die exzellente Unterwasserfotografie Charles S. Welbournes. Von etwas überstrapazierten romantischen Szenen abgesehen bietet auch diese Fortsetzung noch gelungene Genreunterhaltung mit zahlreichen neuen Aspekten. Weder am Bild (auch im Widescreen-Format 1,85:1) noch am Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit englischen Untertiteln) gibt es etwas auszusetzen. Auch hier ist, sofern man die entsprechende Heimkinoausrüstung hat, alternativ eine 3D-Fassung des Films verfügbar. Das Bonusmaterial umfasst einen Audiokommentar der Filmexperten Tom Weaver und Bob Burns, den diese gemeinsam mit der damaligen Hauptdarstellerin Lori Nelson eingesprochen haben, die deutsche (8 Minuten) und englische (5 Minuten) Super-8-Fassung des Films, eine über 100 Motive umfassende Bildergalerie und den Beitrag zum Film aus der Reihe „Jack Arnold erzählt“ (11 Minuten) aus dem Jahr 1983.

»Der Schrecken vom Amazonas« - Die TrilogieDer dritte und letzte Film, 1956 von John Sherwood inszeniert, fällt in vielerlei Hinsicht aus der Reihe. Er ist sicherlich der unbekannteste Film der Trilogie, der einzige, der nicht von Jack Arnold inszeniert wurde, und der einzige, der über weite Strecken einen sehr untypischen Kiemenmann zu bieten hat, der sicherlich nicht jedermanns Sache sein dürfte. Auch „Das Ungeheuer ist unter uns“ beginnt mit einer Expedition in den Dschungel, wo Dr. Barton (Jeff Morrow), Dr. Morgan (Rex Reason), Dr. Borg (Maurice Manson) und Jed Grant (Gregg Palmer) hoffen, auf den Kiemenmenschen zu stoßen, um diesen gefangen zu nehmen. Mit Peggy Barton (Leigh Snowden) ist auch wieder eine Frau dabei, die das Interesse des Zwitterwesens aus Mensch und Fisch erregen könnte. Nach einem Aufeinandertreffen kommt es zu einem Kampf, bei dem der Kiemenmann sich Verbrennungen dritten Grades zuzieht. Da er zu ersticken droht, nehmen die Wissenschaftler an ihm einen Luftröhrenschnitt vor, weil sie auf einem Röntgenbild entdecken, dass er auch eine Lunge besitzt. Daraufhin setzt eine Transformation bei ihm ein, bei der er sich mehr und mehr in einen Menschen zu verwandeln scheint. Mit dem Charme und der gelungenen Atmosphäre der ersten beiden Filme ist es hier leider nicht mehr weit her. John Sherwood erzählt eher eine typische Mad-Scientist-Geschichte, bei der wenig Wert auf wissenschaftliche Glaubwürdigkeit gelegt wird. Das veränderte Design des Monsters lässt den Film ebenfalls beliebiger und austauschbarer werden. Auch bleibt die Spannung weitgehend auf der Strecke, zumal die Kreatur eigentlich nie zu einer richtigen Bedrohung wird. Eher ein typischer Hollywood-B-Grusler als eine würdige Fortsetzung zweier Kultfilme. Technisch ist auch diese BluRay (Daten identisch mit denen zu „Die Rache des Ungeheuers“) nicht zu beanstanden. Als Extras gibt es abermals einen Audiokommentar der Filmwissenschaftler Tom Weaver und Bob Burns sowie die um zwei Minuten kürzere deutsche Fernsehfassung des Films (die rekonstruierten Szenen sind im Hauptfilm im Original mit Untertiteln zu sehen), die deutsche, fast dialogfreie Super-8-Fassung (5 Minuten), eine knapp 100 Motive umfassende Bildergalerie und die „Jack Arnold erzählt“-Folge zu „Der Schrecken vom Amazonas“ (14 Minuten) aus dem Jahr 1983.


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