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Sich wie Gott fühlen - »Insel der verlorenen Seelen«

Insel der verlorenen SeelenSich wie Gott fühlen
»Insel der verlorenen Seelen«

Der Brite H.G. Wells (1866-1946) hat mit seinen Romanen „Die Zeitmaschine“ und „Krieg der Welten“ einige der bedeutendsten Beiträge zum Science-Fiction-Genre beigesteuert, welche beide mehrere Male verfilmt wurden. Dicht gefolgt werden diese Klassiker von der Novelle „Die Insel des Dr. Moreau“, die ebenfalls mehrfach als Filmvorlage diente, erstmals für einen Tonfilm im Jahr 1932 für Erle C. Kentons „Insel der verlorenen Seelen“.

Insel der verlorenen SeelenAls der Film 1932 von den Paramount-Studios produziert wurde, befand sich der Horrorfilm gerade auf einem ersten Höhenflug. Die Universal Studios hatten im Jahr zuvor mit den Gruselromanadaptionen „Dracula“ mit Bela Lugosi und „Frankenstein“ mit Boris Karloff zwei epochale Meisterwerke geschaffen. Das Publikum gierte nach neuen, Grauen erregenden Geschichten, die ihm schnell von findigen und talentierten Filmemachern präsentiert wurden. „Dracula“-Regisseur Tod Browning inszenierte beispielsweise 1932 „Freaks – Missgestaltete“, in dem tatsächlich körperlich deformierte Menschen für Schockmomente eingesetzt, durch die clevere Konstruktion des Films aber schnell zu Sympathieträgern gemacht wurden. Eine ganz ähnliche Strategie verfolgte Erle C. Kenton („Frankenstein kehrt wieder“) mit „Insel der verlorenen Seelen“, in dem ebenfalls missgestaltete Kreaturen im Mittelpunkt stehen, die hier jedoch auf das Konto der exzellenten Make-up-Künstler Charles Gemora und Wally Westmore gehen.

Insel der verlorenen SeelenEdward Parker (Richard Arlen) ist der einzige Überlebende eines Schiffsunglücks in der Südsee. Captain Davies (Stanley Fields) nimmt ihn zwar als Schiffbrüchigen auf seinem Frachter mit, setzt ihn zusammen mit seiner hauptsächlich aus wilden Tieren bestehenden Ladung und deren Begleiter Dr. Montgomery (Arthur Hohl) dann aber auf einer kleinen Insel ab. Dort residiert Dr. Moreau (Charles Laughton), der über den unerwarteten Besucher hocherfreut ist. Denn in der Abgeschiedenheit seiner auf Karten nicht verzeichneten Insel hat er Experimente an Tieren durchgeführt, indem er diese genetisch verändert und dadurch mehr und mehr vermenschlicht hat. Als gottähnliche Figur herrscht er über die geschundenen Kreaturen, die vom Sprecher des Gesetzes (Bela Lugosi) immer wieder vorgesagt bekommen, wie sie sich zu verhalten haben: nicht auf vier Beinen laufen, kein Fleisch essen, kein Blut vergießen. Mit der Ankunft von Edward Parker sieht Dr. Moreau die Chance gekommen, seine bislang einzige weibliche Mensch-Tier-Mischung, die Pantherfrau Lota (Kathleen Burke), dabei zu beobachten, wie sie auf die Reize eines attraktiven Mannes reagiert. Währenddessen macht sich Parkers Verlobte Ruth Thomas (Leila Hyams) in Begleitung von Captain Donahue (Paul Hurst) auf die Suche nach ihrem Mann.

„Insel der verlorenen Seelen“ ist ein mit recht einfachen Mitteln gestalteter klassischer Gruselfilm, von dem auch heute noch eine große Faszination ausgeht. Das liegt natürlich zum einen an den beeindruckenden Tiermasken für die Kreaturen, aber auch an den aufwändigen und hübsch ausgestatteten Locations. Eine besondere Note erhält der Film darüber hinaus durch Charles Laughtons süffisant-despotisches Spiel. Mit einem adretten Bärtchen ausgestattet, gibt der beleibte Mime ein sehr minimalistisches Spiel als distinguierter Gentleman-Arzt, der kaum Anzeichen von Verrücktheit zeigt, was ihn nur noch umso bedrohlicher erscheinen lässt.

Insel der verlorenen SeelenDie im vergangenen Jahr bei Ostalgica in der „Classic Chiller Collection“ erschienene Veröffentlichung enthält eine BluRay und eine DVD des Films sowie eine Bonus-Audio-CD, die sich in einem Amaray im Schuber finden. Ein sechszehnseitiges Booklet mit Texten von Lukas B. und Gavin Armour liefert einige Fotos und Hintergründe zu der Geschichte von H.G. Wells und Kentons Filmversion. Das Bild der BluRay (im Vollbildformat 1,33:1) zeigt noch recht viel Filmkorn und ist nicht so gestochen scharf, wie man das von einigen anderen Schwarz-Weiß-Klassikern kennt. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 1.0, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist gut verständlich, zumal es sich bei der deutschen Synchronfassung um eine – leider etwas steril klingende – Neusynchronisation handelt. Die 1971 für die Fernseherstausstrahlung entstandene Synchronfassung ist nicht mit aufgespielt, da sie vermutlich verschollen ist. Die Extras umfassen neben dem Booklet einen sehr fundierten und unterhaltsamen Audiokommentar mit Bodo Traber (verantwortlich für die Neusynchronisation), Matthias Künnecke und Gerd Naumann, den „Trailer from Hell“ zum Film mit John Landis (2 Minuten), den englischen Original-Kinotrailer zum Film sowie eine größere animierte Bildergalerie. Auf der Audio-CD befindet sich eine Hörspielversion des Stoffes (79 Minuten) mit Sprechern wie Lutz Riedel, Horst Naumann und Detlef Bierstedt.

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