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Eine Hommage an das SF-Kino - »Nope«

NopeEine Hommage an das SF-Kino
»Nope«

Vorschlag für ein Trinkspiel anlässlich des neuen Films von Senkrechtstarter Jordan Peele, der bereits mit seiner dritten Regiearbeit ein derartiges Standing beim Publikum zu haben scheint, wie es sonst viele Regisseure im Laufe ihrer ganzen Karriere nicht bekommen: Bei jedem geäußerten „Nope“ im Film einen Shot trinken – ob man dann allerdings das Ende des Films nüchtern mitbekommt, steht auf einem anderen Blatt, da das berühmte „Titledropping“ im Film einige Male vorkommt.

NopeWer bei der Erwähnung des Namens Jordan Peele einen ähnlich sozialkritischen und tiefgründigen Horror-Film wie seine beiden vorangegangenen Regie-Arbeiten „Get Out“ und „Us“ erwartet, dürfte von „Nope“ etwas enttäuscht werden, denn der Film versteht sich vielmehr als Hommage ans Sci-Fi- und Billig-Kino der 70er- und 80er-Jahre (etwas „Close Encounters of the Third Kind“ von Steven Spielberg oder „Invaders from Mars“ von Tobe Hopper) oder generell an Monster/Creature-Filme vergangener Dekaden, wie die „Tremors“-Reihe oder besonders deutlich: „Jaws“ von Steven Spielberg. Bereits in „Us“ trug eine der Figuren ein „Jaws“ T-Shirt, in „Nope“ erweist Peele dem Film die Huldigung noch einmal eine Stufe markanter, indem er ebenso ein Trio unterschiedlicher Charaktere als Team gegen eine geradezu übermächtige monsterhafte Bedrohung antreten lässt (zudem lassen sich einige Charakterzüge von den „Jaws“ Figuren Brody, Quint und Hopper auch in den „Nope“-Charakteren OJ, Emerald und Angel wiederfinden).

 Ähnlich wie bei „Jaws“ fiebert man als Zuseher mit diesen Charakteren gerne mit, da sie zum einen sehr gut geschrieben sind und zum anderen auch von grandiosen Darstellerinnen und Darstellern mit Leben gefüllt werden: David Kaluuya überzeugt auch nach „Get Out“ in seiner zweiten Zusammenarbeit mit Jordan Peele als Protagonist OJ Haywood, ihm wird aber im Laufe des Film oftmals die Show gestohlen von einer vollkommen überdrehten Keke Palmer (welche OJ’s Schwester Emerald Haywood verkörpert), einem absolut grandiosen Steven Yeun als rücksichtslosem Western-Showmaster (von  dem man gerne auch noch mehr gesehen hätte) und Michael Wincott als skurrilem Kameramann. Neben einem fiktiven Kameramann im Film gibt es natürlich auch einen echten, diesmal hat sich nämlich zum ersten Mal niemand Geringeres als Hoyte van Hoytema höchstselbst (normalerwiese Stammkameramann für Christopher Nolan, etwa bei „Interstellar“) in die Dienste von Jordan Peele gestellt, und liefert wunderschön breite Bilder, welche man unbedingt auf der größtmöglichen IMAX-Leinwand erleben sollte (mit bestmöglichem Soundsystem versteht sich).

NopeObwohl die sozialkritischen Elemente diesmal im Hintergrund stehen, muss man trotzdem nicht auf den typischen Jordan Peele Humor verzichten (etwa wenn er in einer Szene mit offensichtlichen Fake-Aliens auf sehr köstliche Weise das Stilmittel des Jump-Scares persifliert) und natürlich überzeugt auch der Horror-Aspekt des Films, indem es Peele immer wieder schafft durch die unbekannte Bedrohung am Himmel die Spannungsschraube anzudrehen und für gut platzierte Schockmomente zu sorgen – auch wenn man sich als geneigter Horror-Fan durchaus mehr solcher Momente gewünscht hätte.

Aufgrund der Lauflänge von über zwei Stunden, braucht der Film vergleichsweise lange bis die Charaktere und die grundlegende Bedrohung eingeführt sind, was angesichts der interessanten und vielfach recht amüsanten Dynamik zwischen den Figuren allerdings gerne in Kauf genommen wird. Deutlich problematischer ist allerdings der finale Akt des Films, der gefühlt nicht zum Punkt kommen will und ständig das gleiche Muster wiederholt ohne sich von der Stelle zu bewegen – hier wäre weniger wohl tatsächlich mehr gewesen.

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„Jaws“ trifft „Close Encounters of the Third Kind“ im „Tremors“ Setting mit vielen Anklängen beim 70er- und 80er-Jahre Sci-Fi-(Trash)-Kino und Monster/Creature-Streifen vergangener Dekaden – so könnte man versuchen „Nope“ zu umreißen, würde der enormen Kreativität des Streifens allerdings kaum gerecht werden: Mit gut aufgelegten Darstellerinnen und Darstellern (absolut herausragend: Steven Yeun), episch breiten IMAX-Bildern, skurrilem Humor und intensiven Sequenzen zum Fingernägel-Kauen überzeugt auch die dritte Regiearbeit von Jordan Peele, trotz Überlänge und einem dementsprechend zähen finalen Akt.

Kommentare  

#1 Mainstream 2022-09-03 10:47
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Nää, eigentlich wäre Wally Pfister Nolans Stammkameramann, aber Hoytema holt stark auf. Aber NOPE ist auch ein verdammt gutes Beispiel, warum Nolan mit ihm arbeitet.
Keke Palmer hat mich in den ersten 40 Minuten ziemlich genervt, was sich dann erstaunlicherweise ins Gegenteil verkehrt hat.
Ich sehe es genauso, dass jeder Charakter fast schon einen eigenen Film vertragen könnte. Steven Yeuns Jupe auf alle Fälle, aber selbst Techniknerd Angel.
Das Peele die Rasse-Karte weitgehend stecken liess und dafür exzellente Seitenhiebe auf die Filmindustrie abfeuerte, hat mit sehr amüsiert.
Als Produzent und Regisseur kann Peele in sozialpolitischen Fragen erfrischend subtil und unaufdringlich arbeiten. Bei der Neuauflage von TWILIGHT ZONE ist ihm das überhaupt nicht gelungen.
#2 Niklas Klocker 2022-09-05 21:28
Vielleicht haben wir ja Glück und es gibt mal ein Prequel mit Steven Yeun als Jupe - und sowieso gilt weiterhin: #ReleaseTheGordyCut :-)
Und ja die Seitenhiebe auf die Filmindustrie fand ich auch sehr gelungen, vor allem in der Szene, in der mehr oder weniger unauffällig im HIntergrund eine hässliche CGI-Attrappe ins Studio geschoben wird, während OJ und Emerald mit ihren echten Pferden vom Set verwiesen werden.

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