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Die lang ersehnte Rückkehr nach Mittelerde - »Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht«

Der Herr der Ringe: Die Ringe der MachtDie lang ersehnte Rückkehr nach Mittelerde
»Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht«

Die teuerste Serie aller Zeiten feiert nun endlich ihre Premiere bei Amazon Prime: Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht. Seit der ersten Ankündigung im Jahr 2017 fieberten Tolkien-Fans auf der ganzen Welt diesem Mega-Projekt das seinesgleichen sucht entgegen.

Doch hat sich das Warten nun auch wirklich gelohnt?

Der Herr der Ringe: Die Ringe der MachtAmazon Chef Jeff Bezos wollte für seinen Streamingdienst Amazon Prime einen Serien-Über-Hit in der Liga von „Game of Thrones“, weshalb er sich die Recht am Tolkien Werk auch ein üppiges Sümmchen kosten ließ – Genauer gesagt an der eigentlichen Vorgeschichte zum Tolkien-Epos „Der Herr der Ringe“, dem aus einer Sammlung kürzerer und längerer (und größtenteils unvollendeter) Geschichten um die sagenumwobenen Silmaril bestehenden „Silmarillion“. Die Handlung spielt also im Zweiten Zeitalter von Mittelerde, sprich mehrere Tausend Jahre vor den Ereignissen in „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“, weshalb man nicht auf ein unmittelbares Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren wie Frodo, Aragorn, Gimli und Legolas hoffen sollte. Auf bekannte Figuren muss man dennoch nicht ganz verzichten, da die Elben Galadriel und Elrond als jüngerer Versionen in der Serie eine prominente Rolle spielen – allerdings nicht mehr verkörpert von Cate Blanchett und Hugo Weaving sondern von der Waliserin Morfydd Clark und dem aus „Game of Thrones“ als jungen Ned Stark bekannten Robert Aramayo. Auch Aragorns Vorfahr Isildur (welcher im Prolog in „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ einen Auftritt hat und Sauron besiegt) spielt eine zentrale Rolle, ist zu Zeiten der Serie allerdings noch ein einfacher Segler.

Der Herr der Ringe: Die Ringe der MachtDie Narrationsstruktur der Serie orientiert sich dabei merklich an den ersten Staffeln von „Game of Thrones“, dies bedeutet im Klartext, dass mehrere Handlungsstränge an unterschiedlichen Orten parallel ablaufen. Man wird dabei als Zuseher:in ähnlich wie bei „Game of Thrones“ und dem jüngst gestarteten Prequel „House of the Dragon“ ins kalte Wasser geworfen und bekommt abseits eines kurzen Prologs (der in seiner Inszenierung frappant an den Prolog in „Der Herr Der Ringe: Die Gefährten“ erinnert) wenig Hilfestellung an die Hand gereicht, was die Welt von Mittelerde, ihre Bewohner und der zugrundeliegenden Mythologie betrifft. Man sollte also schon ein bisschen Kenntnis über Tolkiens Welt mitbringen, um sich in diesem dichten Figurengeflecht und unter den unterschiedlichen Völkern von Mittelerde zu Beginn direkt zurechtzufinden – zur Not reicht es wohl auch schlicht die „Der Herr der Ringe“ Trilogie von Peter Jackson zur Auffrischung noch einmal zu sichten. Die Übergänge zwischen den einzelnen Handlungssträngen funktionieren erstaunlich gut und lassen einen immer tiefer in die sich langsam Stück für Stück entfaltende Geschichte eintauchen – so verfolgen wir Galadriel auf ihrer erbitterten Suche nach Sauron, wir begleiten Elrond und den Elbschmied Celebrimbor in die Zwergenfestung Khazad-dum, wo sie auf den Zwergenprinzen Durin IV. treffen, wir lernen das Volk der Harfoots kennen (dabei handelt es sich um Vorfahren der Hobbits), welche Bekanntschaft mit einem mysteriösen Fremden machen, der in einem Kometenkrater aufgefunden wird und wir lernen den Elben Arondir  kennen, welcher gemeinsam mit der Menschenfrau Bronwyn eine unheilvolle Entdeckung macht, welche verdeutlicht, dass die bösen Kräfte in Mittelerde keineswegs vollständig besiegt wurden.

Der Herr der Ringe: Die Ringe der MachtDie präsentierten Bildkompositionen sind dabei schlicht atemberaubend und besitzen absolutes Kino-Niveau und auch die Ausgestaltung der verschiedenen Handlungsorte ist äußerst ansprechend – ein Highlight stellt dabei die Zwergenfestung Khazad-dum dar, welche mit ihrer kreativen Steampunk-Ästhetik zu gefallen weiß. Auch das Elbenreich Lindon wird mit erlesenen herbstlichen Szenen untermalt von herabfallenden goldenen Blättern wundervoll in Szene gesetzt. Der Look der Serie orientiert sich dabei stärker an den „Hobbit“ Filmen als an den „Der Herr der Ringe“ Filmen, was wiederum eine gewisse Sterilität bzw. Künstlichkeit bestimmter Bildfolgen mit sich bringt und den archaisch-düsteren Look der „Herr der Ringe“- Trilogie etwas vermissen lässt. Dafür überzeugen die am Computer generierten Kreaturen, von Drachen, Schnee-Trollen und einen an einen urzeitlichen Liopleurodon erinnernden Unterwasser-Giganten wird einem bereits in den ersten beiden Folgen viel dargeboten. Die damit einhergehenden Kampf-Szenen sind dabei schwungvoll und kreativ gestaltet, auch wenn niemals die Brutalität oder der exploitative Gewaltgrad von „Game of Thrones“ bzw. „House of the Dragon“ erreicht wird, da die „Herr der Ringe“-Serie im Gegensatz zu den vorher genannten auch für (ältere) Kinder und Jugendliche geeignet ist und dementsprechend auch eine Jugendfreigabe erhalten hat. Trotzdem lässt es sich der Regisseur der ersten beiden Folgen J.A. Bayona nicht nehmen wie schon bei seinen vorherigen großen Kino-Projekten „7 Minuten nach Mitternacht“ und „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ immer wieder auf sehr clevere Art und Weise kleinere Horror- bzw. Schock-Elemente in den Erzählfluss einzuflechten und dadurch sehr intensive und atmosphärische Sequenzen zu kreieren. Solche Momente offenbaren das enorme inszenatorische, kreative und erzählerische Potenzial, welches die Serie mit sich bringt und hoffentlich im weiteren Verlauf der Staffel voll ausspielen kann. Eine gelungene Basis dafür wurde mit den ersten beiden grandiosen Folgen definitiv gelegt.

Der Herr der Ringe: Die Ringe der MachtFazit:
Zum ganz großen Epos wie die „ Der Herr der Ringe“ Trilogie von Peter Jackson oder der Fantasy-Über-Serie „Game of Thrones“ fehlt zwar noch etwas mehr inszenatorische Wagnis und weniger kalkulierte „Money Shots“, allerdings befindet sich man sich nach den ersten beiden Folgen zumindest auf Augenhöhe mit den „Hobbit“-Filmen, sowohl was Optik als auch Inszenierung betrifft - Das Design von Mittelerde, die präsentierten Bilder und der überragende Score von Bear McCreary sind nämlich absolut kinoreif. Die parallelen Handlungsstränge werden durch gut gewählte Szenenübergänge miteinander verknüpft und liefern die Basis für eine epische Geschichte, welche sich in den weiteren Folgen sicherlich noch weiter entfalten wird.

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