Drei Wünsche für ein Halleluja! - »Three Thousand Years Of Longing«
Drei Wünsche für ein Halleluja!
»Three Thousand Years Of Longing«
Sie gehören neben den klassischen Märchen der Gebrüder Grimm wohl zu den bekanntesten Märchensammlungen der Welt.
Kein Wunder also, dass diese zauberhaften Geschichten auch schon mehrfach als Grundlage für Kinofilme herangezogen wurden: Da wäre etwa die dreifache Ausführung des „Der Dieb von Bagdad“ zunächst in Schwarz/Weiß mit Douglas Fairbanks (1924), dann mit schier atemberaubenden Spezialeffekten 1940, welche absolut zu Recht oscarprämiert wurden und schließlich noch 1978 im etwas überflüssigen Remake mit Peter Ustinov. Ebenfalls in den 70er Jahren entstand das farbenprächtige Orient-Abenteuer „Im Bann des Kalifen“ vom britischen Fantasy-Spezialisten Kevin Connor (bekannt für seine „Caprona“-Filme und „Der Sechste Kontinent“), welches durch seine fantasievollen Sets und Christopher Lee als sinisteren Kalifen überzeugen konnte. Auch Special-Effects-Guru Ray Harryhausen ließ sich für seine drei „Sindbad“-Filme („Sindbads siebente Reise“, „Sindbads gefährliche Abenteuer“ und „Sindbad und das Auge des Tigers“) von der Mythologie des Morgenlandes inspirieren. Der legendäre Seefahrer Sindbad wurde dann 1989 auch noch von Lou Ferrigno verkörpert und zwar im mit jeder Menge Trash-Charme ausgestatteten „Sindbad – Herr der Sieben Meere“. Natürlich darf man auch nicht auf die „Aladdin“ Filme von Disney vergessen, sowohl die klassische Zeichentrickversion von 1992 als auch das 2019 veröffentlichte Remake mit Will Smith als Dschinn dürften für viele Menschen den Blick auf diese Märchen geprägt zu haben. Die wahrscheinlich beste Verfilmung dieser Geschichten dürfte allerdings „Arabian Nights“ von 2000 darstellen, welche unter anderem die Geschichten von Ali Baba und den 40 Räubern und Aladdin geschickte in die ursprüngliche Rahmenhandlung der Geschichtenerzählerin Sheherazade einzubetten vermochte und durch die für die damalige Zeit absolut beeindruckenden Spezialeffekte überzeugen konnte.
Diesen reichhaltigen Fundus an Geschichten und Mythen nutzt Regisseur George Miller (ja genau, das ist derjenige verantwortlich für die Inszenierung der halsbrecherischen Action in den zum Kult gewordenen „Mad Max“-Filmen) um auf Basis der 1994 veröffentlichten Kurzgeschichte „The Djinn in the Nightingale‘s Eye“ von A.S. Byatt eine eigenwillige Fantasy-Romanze in Szene zu setzen, welche in vielen Punkten entfernt Erinnerungen an Guillermo del Toros „Shape of Water“ weckt und welche sich voll und ganz auf die Strahlkraft ihrer beiden Hauptdarsteller verlässt: Tilda Swinton als Narratologin Alithea Binnie und Idris Elba als Dschinn. Die beiden verkörpern ihre jeweilige Rolle mit viel Inbrunst, starker Leinwand-Präsenz und besitzen zudem eine wundervolle (Leinwand)-Chemie zusammen. Bedauerlicherweise könne auch sie nicht über die teilweise banalen und redundanten Dialoge hinwegtäuschen, welche in der geradezu kammerspielartigen Atmosphäre im Hotelzimmer (in der sich der Großteil der Handlung abspielt) zum Besten gegeben werden und der geneigten Zuseherschaft abgesehen von einigen Binsenweisheiten und leeren Phrasen wenig inhaltliche Tiefe zu bieten haben (Grundtenor: "Sei achtsam, was du dir wünschst"). Diesen teilweise zähen Sequenzen stehen die bildgewaltigen Fantasy-Szenen diametral gegenüber durch welche der Dschinn Alithea und das Publikum an seiner ereignisreichen Lebensgeschichte teilhaben lässt. Seine Erzählung setzt sich dabei aus drei abgeschlossenen kleinen Geschichten zusammen (welche in ihrer Narration und Stilistik an klassische Orient-Märchen und besonders auch an den zuvor erwähnten Film „Arabian Nights“ erinnern). Die drei Geschichten sprühen dabei förmlich vor Kreativität, überbordenden Einfallsreichtum und inszenatorische Spielereien, wodurch sie allesamt sehr kurzweilig ausfallen und dann fast schon wieder zu schnell vorbei sind – gerne hätte man sich noch länger von den fantastischen Erzählungen des Dschinns verzaubern lassen als stattdessen wieder in die reduzierte Atmosphäre des Hotelzimmers zurückzukehren. Somit bleiben am Ende vor allem die Märchen-Erzählungen des Dschinn in Erinnerung und auch die transportierte Botschaft dürfte beim Publikum hängenbleiben: Der Film versteht sich nämlich in erster Linie als Liebesbrief an die Kunst der Narration im Allgemeinen und an klassische Märchen im Besonderen – und in dieser Hinsicht funktioniert „Three Thousand Years of Longing“ trotz kleinerer Schwächen wahrlich wunderbar.
Fazit:
„Shape of Water“ meets „Arabian Nights“: George Miller liefert mit „Three Thousand Years of Longing“ berauschende Bilder aus Tausendundeiner Nacht, welche das Publikum sicherlich verzaubern dürften. Leider können die kammerspielartigen Szenen zwischen Tilda Swinton (grandiose Performance) und dem von Idris Elba mit starker Präsenz verkörperten Dschinn nicht mit den extravaganten Fantasy-Sequenzen mithalten, da die Dialoge und Wortgefechte zwischen den beiden Hintersinn und Wortwitz vermissen lassen und stattdessen eher mit Binsenweisheiten langweilen.