Endlich wieder mal ein Film mit ordentlich Biss - »Renfield«
Endlich wieder mal ein Film mit ordentlich Biss
»Renfield«
Die von Bram Stoker in der 1897 veröffentlichten Horror-Novelle erdachte Figur des Dracula hatte schon zahlreiche Auftritte auf der großen Leinwand. Jeder Darsteller der Figur brachte dabei seine eigene Interpretation der Horror-Ikone auf die Kinoleinwand. Unvergessen etwa Bela Lugosi, der im Universal-Horror-Klassiker „Dracula“ (1931) den Fürsten der Finsternis zum ersten Mal verkörperte und das Bild des blutsaugenden Vampirs entscheidend prägte. Im Zuge der Dracula-Filme der legendären britischen Hammer-Studios erlangte Christopher Lee Kultstatus für seine Dracula-Darstellung in sage und schreibe sieben Filmen. Nur einen einzigen Auftritt hatte Frank Langella in der unterschätzen Dracula-Verfilmung von 1979 (dafür verkörperte Langella Dracula in vielen Broadway-Produktionen).
Gary Oldman drückte der Figur in Francis Ford Coppolas Horror-Oper „Bram Stoker’s Dracula“ (1992) seinen Stempel auf und Richard Roxburgh überzeugte als Dracula mit Rock-Attitüde in „Van Helsing“ (2004). Nachfolgende Darstellungen betonten den Sex-Appeal der Figur, etwa Jonathan Rhys Meyers in der sehenswerten Serie „Dracula“ (2013) oder Luke Evans in „Dracula Untold“ (2014). Eine interessante Neuinterpretation des altbekannten Mythos bot hingegen die BBC-Serie „Dracula“ (2020) mit Claes Bang in der Titelrolle. Doch keine der genannten Interpretationen kann mit dem Wahnsinn mithalten, den Nicolas Cage als Dracula ausstrahlt. Obwohl der Film von Regisseur Chris McKay „Renfield“ heißt und Nicholas Hoult in der Rolle des Renfield auch als Protagonist des Films fungiert, erweist sich Nicolas Cage wenig überraschend als absoluter Screen-Stealer des Films und hat sichtlich Spaß bei der exaltierten over-the-Top Darstellung des berühmten Blutsaugers. Da verkommen die übrigen Darsteller und Darstellerinnen beinahe schon zur Staffage.
Nicholas Hoult überzeugt in der Titelrolle als sympathischer Verlierer, der sich aus der toxischen Beziehung von seinem Meister lösen will und dabei von einem Schlamassel in den nächsten gerät. Die Ausrichtung als Horror-Comedy erweist sich als klug gewählter Schachzug, auch wenn der Comedy- und Unterhaltungsaspekt deutlich im Vordergrund steht und kaum echter Grusel entsteht. Dafür überzeugt der augenzwinkernde Ansatz des Films (etwa, wenn im sehr originell gestalteten Intro „Renfield“ als de facto Sequel zum Klassiker „Dracula“ von 1931 angekündigt wird).
Und auch von der Splatter-Front gibt es viel Positives zu berichten, die Blutfontänen spritzen nämlich vor allem im Letzen Drittel des Films in alle Richtungen, auch wenn die teilweise schwachen CGI-Effekte den Spaß etwas trüben. Als Zuseher erfreut man sich dennoch sehr an den ausufernden (und wirklich kreativ inszenierten) Gewalt-Eskapaden, welche die FSK 16 Freigabe bis zum Äußersten ausreizen. Leider gibt es vergleichsweise wenige Szenen, in denen der Film derart freidreht, vielmehr wird überraschend viel Screentime für das Verbrechersyndikat aufgewendet, wodurch das Pacing des Films merklich leidet. Mehr Nicolas Cage und ein interessanterer Plot hätten sich sicherlich positiv auf das Seherlebnis von „Renfield“ ausgewirkt.
Fazit:
Die Horror-Comedy „Renfield“ macht vor allem dann riesigen Spaß, wenn Nicolas Cage als Fürst der Finsternis zu sehen ist und ordentlich an der Gewaltschraube gedreht wird. Dazwischen gibt es leider immer wieder Leerlauf, was auch mit der wenig mitreißenden Geschichte und dem viel Potenzial liegenlassenden Drehbuch zusammenhängt.
Renfield