Die FSK 18 Variante von Der Zauberer von Oz“ - »Pearl«
Die FSK 18 Variante von ›Der Zauberer von Oz‹
»Pearl«
Im Jahr 2022 sorgte Ti West mit seinem Retro-Slasher „X“ für Begeisterungsstürme unter Genre-Fans. Der an das Terrorkino der 70er Jahre angelehnte Horror-Streifen (insbesondere Tobe Hoppers „Texas Chainsaw Massacre“ wurde ausgiebig gehuldigt) überzeugte durch die packende Inszenierung, die für das Genre ungewohnt tiefgründig geschriebenen Figuren und die blutigen Kills. Ergänzt um eine Riege von engagierten (Jung)-Darstellerinnen und Darstellern wie Mia Goth oder Jenna Ortega entwickelte sich „X“ zu einem weiteren Hit für das innovative Studio A24. Im Prequel „Pearl“ wird nun die Vorgeschichte der Killeroma aus „X“ erzählt. Wer sich nun allerdings einen ähnlich kompromisslosen Horror-Schocker wie „X“ erwartet, dürfet sehr schnell enttäuscht sein, denn bei „Pearl“ handelt es sich vielmehr um eine Hommage an Melodramen der 50er bis 60er Jahre (etwa Filmen von Douglas Sirk) mit einem dezenten Horror-Touch.
Richtig gruselig wird der Film zu einem Zeitpunkt, die FSK 18 verdient sich „Pearl“ aber durch einzelne blutige Kill-Szenen. Besonders ein an den Slasher-Klassiker „The Prowler“ angelehnter Kill mit einer Heugabel ist in seiner tragischen Kompromisslosigkeit gut inszeniert. Regisseur Ti West (bekannt etwa für die unterhaltsame Splatter-Comedy „Cabin Fever – Spring Fever“) beschrieb „Pearl“ während der Promo-Tour häufig als eine Art „demented Disney“ Film und dies beschreibt den grundlegenden Vibe des Films eigentlich recht gut. Noch deutlicher als Disney Hommagen sind aber die Referenzen an „Der Zauberer von Oz“.
Nicht nur, dass Mia Goth optisch an Judy Garlands Performance als Dorothy angelehnt ist, es gibt auch inhaltliche und inszenatorische Überschneidungen mit dem MGM Kultfilm. So entsprechen etwa der Vater von Pearl dem Blechmann und die Schwägerin ist das Äquivalent zu Glinda. Das Grundproblem des Films besteht allerdings darin, dass er zwar einige sehr prägnante und interessante Einzelszenen zu bieten hat (etwa wenn sich Pearl mit einer Vogelscheuche selbst befriedigt), allerdings abgesehen von der interessanten Inszenierung und seiner poppigen Optik kein wirklich spannendes Narrativ aufbauen kann. Als Zuseher nimmt man an den Figuren keinen nennenswerten Anteil und die Geschichte kommt nur sehr schleppend voran.
Fazit:
In ausladenden Bildern, mit kräftigen Farben und einer schönen Optik erzählt Ti West in „Pearl“ die altbekannte Geschichte eines Mädchens vom Lande, dass sich den Traum von der Leinwand-Karriere verwirklichen will. Der Film ist mit vielen Anleihen bei „Der Zauberer von Oz“ und klassischen Melodramen gespickt, welche Filmfans erfreuen dürften. Allerdings leidet der Film unter seiner schleppenden Inszenierung und der fehlenden Spannung – in dieser Hinsicht kann „Pearl“ leider nicht mit der intensiven Kino-Erfahrung von „X“ mithalten.
Pearl
Kommentare
Also, (theatralische Pause) der fünfminütige Dialog, wenn sich Peral gegenüber ihrer Schwägerin erklärt, der hat eigentlich alle Schwächen des Films wett gemacht.
Eigenartig das Du ausgerechnet Douglas Sirk erwähnst, denn ich musste während des Films immer an seinen ALL THAT HEAVEN ALLOWS denken. Seltsam, weil die Filme eigentlich nicht unterschiedlicher sein könnten.
Alle Menschen, die glauben, einen akzeptablen Gegenwert für ihr Geld zu bekommen.
Logisch nachvollziehbar, oder?