Die Chroniken von Narnia - Gesamtedition - Abenteuer in fremden Welten
Die Chroniken von Narnia – Gesamtedition
Abenteuer in fremden Welten
Der im irischen Belfast geborene C.S. Lewis (1898-1963) war ein Literaturwissenschaftler, der an der University of Cambridge lehrte und insbesondere durch „Die Chroniken von Narnia“ auch im 21. Jahrhundert noch anhaltend populär ist. In den Jahren 1950 bis 1956 veröffentlichte er unter diesem Titel insgesamt sieben Romane, die in unterschiedlichen Zeiten im Fantasiereich Narnia spielen und entsprechend mit wechselnden Protagonisten versehen sind. Das hat wohl auch dazu geführt, dass die sieben Geschichten nicht allesamt gleich bekannt oder populär sind, weil die meisten Adaptionen nach wie vor um die erste Geschichte, „The Lion, the Witch and the Wardrobe“ (auf Deutsch: „Die Abenteuer im Wandschrank oder: Der Löwe und die Hexe“), kreisen. 1979 beispielsweise unternahm Bill Melendez („Charlie Brown und seine Freunde“) mit „Der König von Narnia“ einen ersten Versuch, Band 1 als Zeichentrickfilm fürs Kino zu verfilmen. Heute erfreuen sich wahrscheinlich die zwischen 2005 und 2010 von Andrew Adamson bzw. Michael Apted mit großem Aufwand gedrehten drei Realfilme, die auf den ersten drei C.S.-Lewis-Romanen basieren, der größten Bekanntheit. Aber bereits ab 1988 ließ die BBC mit ebenfalls beachtlichem Aufwand die ersten vier „Narnia“-Bücher als Miniserien umsetzen, in insgesamt drei Staffeln, die bis 1990 jeweils jährlich in der Vorweihnachtszeit ausgestrahlt wurden, in jeweils sechs Folgen à 25 Minuten Spielzeit. In ihrer detailverliebten Machart und der Originalität der Geschichten sind diese „Chroniken von Narnia“ dabei gut vergleichbar mit der kurz zuvor entstandenen Granada-TV-Serie „Besuch aus Lilliput“.
Die erste Staffel beginnt im Großbritannien des Jahres 1940, als die vier Geschwister Peter (Richard Dempsey), Susan (Sophie Cook), Edmund (Jonathan R. Scott) und Lucy Pevensie (Sophie Wilcox) aufgrund der bevorstehenden Bombenangriffe auf London aufs Land verschickt werden. Dort kommen sie bei Prof. Kirke (Michael Aldridge) unter, auf dessen Dachboden Lucy eines Tages einen mysteriösen Wandschrank entdeckt. Denn dieser hat (zumindest manchmal) keine Rückwand, sondern führt direkt in die verschneiten Wälder von Narnia. Dort begegnet Lucy dem Faun Mr. Tumnus (Jeffrey Perry), der ihr von der Weißen Hexe (Barbara Kellerman) erzählt, die Narnia in ewigen Winter gestürzt hat, ohne dass jemals Weihnachten wäre. Gemeinsam mit ihren drei Geschwistern bricht Lucy später noch einmal nach Narnia auf, um das Land von der bösen Zauberin zu befreien. Aber ihr Bruder Edmund, der unabhängig von Lucy zuvor bereits Bekanntschaft mit der Weißen Hexe gemacht hat, verfolgt deren Ziele, weil sie ihn für sich gewonnen hat.
Die zweite Staffel vereint in ihren sechs Episoden die Geschichten „Die unverhoffte Wiederkehr oder Prinz Kaspian“ und „Ein Schiff aus Narnia“. Hier kommen die vier Pevensie-Geschwister zunächst nach Narnia zurück, um dem jungen Prinzen Caspian (Jean-Marc Perret) rechtmäßig zu seinem Thron zu verhelfen. Die abschließenden vier Folgen spielen etwas später, hier reisen nur noch Lucy und Edmund nach Narnia, begleitet von ihrem nörgelnden und ständig schlecht gelaunten Cousin Eustace (David Thwaites). Die drei Kinder schließen sich dem bereits älter gewordenen König Caspian (Samuel West) auf seinen Reisen mit dem Schiff „Morgenröte“ zu den entlegenen Inseln an, wo er die sieben verschollenen Lords seines Königreiches wiederzufinden hofft. In der dritten und letzten Staffel fungiert der geläuterte Eustace als Bindeglied, der nun mit seiner gemobbten Schulkameradin Jill Pole (Camilla Power) nach Narnia gerufen wird. Löwe Aslan gibt den Kindern den Auftrag, nach dem verschollenen Sohn des greisen Königs Caspian (Geoffrey Russell), Prinz Rilian (Richard Henders), zu suchen, von dem seit Jahren jede Spur fehlt. Gemeinsam mit dem Sumpfwiggle Puddleglum (Tom Baker) reisen Eustace und Jill gen Norden, ins Reich der Riesen, wo sie auf eine geheimnisvolle grüne Lady (erneut Barbara Kellerman) treffen, und sowohl im Schloss der Riesen als auch im unterirdischen Hexenreich in tödliche Gefahr geraten, bevor sie am Ende vor dem „Silbernen Sessel“ stehen, so auch der Titel der Buchvorlage dieser Geschichte.
Alle drei Staffeln von „Der König von Narnia“ (wie die Serie bei den Erstausstrahlungen im ZDF hieß) zeichnen sich durch eine große Nähe zu den Buchvorlagen von C.S. Lewis aus, die Drehbuchautor Alan Seymour exzellent adaptiert hat. Die an fantastischen Kreaturen reiche Welt Narnias wurde mit einem seinerzeit gewaltigen Aufwand umgesetzt. Besonders beeindruckend ist dabei der animatronische Löwe Aslan geraten, dessen Augenmimik grandios ist, lediglich seine Mundbewegungen sind recht statisch ausgefallen. Die weiteren sprechenden Tiere (Dachse, Biber, die Maus Reepicheep und die Eulen) sind zwar rasch als Menschen in Tierkostümen erkennbar. Aber diese sind mit so viel Detailliebe und Originalität umgesetzt, dass sie auch Erwachsene noch verzücken können. Darüber hinaus gibt es auch einige Zeichentrickfiguren, die in die Realszenen einkopiert wurden. Für das Zielpublikum junger Fernsehzuschauer sind die 18 Episoden nach wie vor wärmstens zu empfehlen und sorgen für spannende, humorvolle und vor allem abwechslungsreiche Unterhaltung. Die DVD-Wiederveröffentlichung bei „Pidax Serien-Klassiker“ wurde vom deutschen Sendemaster erstellt (das ZDF fungierte damals als deutscher Koproduzent der BBC) und ist weitgehend in Ordnung, es gibt allerdings immer mal wieder MAZ-Artefakte und -Unschärfen. Der Ton (wahlweise auf Deutsch oder Englisch in Dolby Digital 2.0) ist ebenfalls dem Alter entsprechend in Ordnung. Als Extras gibt es das Special „Treffen der Pevensie-Kinder 2003“ (11 Minuten, deutsch untertitelt) mit den vier ehemaligen Kinderdarstellern aus der ersten Staffel sowie drei Making-Of-Clips (lediglich in der englischen Originalfassung) zu den Themenbereichen „Special Effects“ (4 Minuten), „Kostümdesign“ (3 Minuten) und „Set-Design und Outtakes“ (5 Minuten), die auch auf der 2005er-Erstveröffentlichung bei Universum Film bereits vorhanden waren.