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Around The Corner - Zeig mir dein Ich und ich sag dir wer du bist - Ergo Proxy

Around The CorberZeig mir dein Ich...
...und ich sag dir wer du bist
Ergo Proxy

In einer Welt, die atomar verseucht ist, überleben die Menschen in isolierten Städten. Kontrolliert durch ein striktes Regime und mit Hilfe der Autoraves, Roboter, vegetieren sie in einem abgeschlossenen Raum vor sich hin, ohne wirklich an etwas anderes zu denken als an den Konsum.

 

ProxyDoch die Autoraves werden von einer seltsamen Krankheit befallen, die dafür sorgt, dass sie ein eigenes „Ich“ entwickeln und unabhängig von ihren Herren agieren. Verursacht wird das Phänomen des „Erwachens“ von einem Monster, dem sogenannten „Proxy“.

Re-l Mayer, eine Inspektorin, die mit Proxy direkt konfrontiert wird, versucht der Sache auf den Grund zu gehen und muss dabei lernen, dass hinter ihrer eigenen Welt mehr liegt, als sie am Anfang erahnt hat.

Dies ist der Anfang eine der interessantesten Anime Produktionen der letzten Jahre. In einer düsteren postapokalyptischen Welt glauben die Menschen für sich so etwas wie ein Utopia gefunden zu haben. Isoliert von anderen Menschen, lebt man für sich und hat vor allem nur die eigenen Bedürfnisse vor Augen.

Während ihren Nachforschungen begegnet Re-l zu erst Vincent Law, einem Immigranten, der einfach nur ein guter Bürger sein und sich in die Gesellschaft einfügen möchte, und Pino, einem Autorave-Mädchen, das ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat. Alle drei Figuren werden ohne ihr zu tun in die Ereignisse verstrickt und müssen bald erkennen, dass sie nur gemeinsam den Dingen auf den Grund gehen können.

Vincent LawSchon recht bald, führt sie ihr Weg in die Außenwelt, die sich vollkommen anders als erwartet präsentiert. Doch auf ihrer Reise sind sie nicht allein, den Proxy ist ihnen dicht auf den Fersen... oder doch nicht?

Ergo Proxy vereint viele Elemente, die einen guten Anime ausmachen: Eine spannende Story, die viele Fragen aufwirft, sie aber auch versucht zu beantworten, dennoch aber dem Zuschauer nicht alles vorsetzt, sondern ihn auch seine eigenen Schlüsse ziehen lässt. Charaktere, die mal sympathisch sind und manchmal anstrengend, aber immer zu verstehen und mit denen man mitfiebert. Geheimnisse, hinter die man blicken möchte, Action, die gut ausbalanciert ist. Ein ziemlicher guter instrumentaler Soundtrack, der einfach passt. Eine hervorragende Animation und ein gutes Tempo.

Es ist kein Anime, der einen beim Schauen sofort vom Hocker haut, sondern einer der sich anschleicht und festsetzt. Zum Nachdenken anregt. Und zum immer wieder ansehen, um ihn wirklich gänzlich zu verstehen.

PinoDenn der Stoff ist nicht einfach. Was ist Proxy, was ist sein Ziel? Was geschah einst mit den Menschen, dass sie nun gezwungen sind, isoliert zu leben? Warum leben sie isoliert und versuchen nicht miteinander in Kontakt zu treten? Was verbirgt Re-ls Heimatwelt wirklich? Warum entwickeln die Autoraves ein eigenes Bewusstsein? Wie definiert sich die eigene Existenz? Über Gefühle, über eigenständiges Denken? Wo liegt die Grenze des menschlichen Verstandes? Was ist er überhaupt in der Lage zu verstehen, zu erfassen? Wohin bewegt sich die Menschheit, bewegt sie sich überhaupt noch?

Fragen, die zum Teil eine Antwort finden, zum Teil vom Zuschauer selbst beantwortet werden müssen, da es durchaus auch Frage der eigenen Interpretation ist.

Ergo Proxy ist kein freundlicher Anime, nicht hell und bunt und quietschig, er ist dunkel und düster, die Welt außerhalb der Städte und selbst manche Stadt ist aggressiv, unfreundlich und nur wer kämpft kann überleben.

Natürlich hat eine solche Serie auch ihre Schwächen, manch eine metaphysische Exploration geht ein wenig zu tief oder verstrickt sich zu sehr im Geflecht des Mystischen. Doch solche Momente liegen weit auseinander, und lassen sich in den meisten Fällen auf das jeweilige Wesentliche runter brechen.

Re-I MayerJene, die sich die Serie ansehen möchten, sei die Originalsynchronisation mit den deutschen Untertiteln ans Herz gelegt. Während die deutschen Stimmen durchaus gut ausgewählt sind und den japanischen nahekommen, verbleiben doch die Emotionen, wie schon bei Kuroshitsuji, hinter dem Möglichen zurück. Aggression, Wut und Trauer wirken in der originalen Tonspur vollkommen anders.

Ebenso tritt ein anderes Phänomen zu tage. Die Hintergrundmusik im Japanischen kann sehr laut sein. Dies ist bei Dialogen oder Monologen, die mit Musik hinterlegt sind, manchmal etwas störend, trägt aber oft zur Stimmung bei und überträgt noch einmal gesonderte oder zusätzliche Emotionen an den Zuschauer. Diese Musik fällt in der deutschen Tonspur um einiges leiser aus, vor allem auch in Momenten, die von dieser Musik praktisch leben, dadurch verliert der Anime aber einen Teil seiner Stimmung, was sehr schade ist.

Dennoch sei der Anime jedem empfohlen, der düstere, philosophierende postapokalyptische Science Fiction mag. Der Spass an Cyberpunk hat oder auch an dystopischen Gedankenspielen.
 
Ergo Proxy
Daten
Ergo Proxy
Direktor: Murase Shuukou
Studio: Manglobe
Musik: Ike Yoshihiro

Episoden: 23
Japan 2006
Vertrieb Deutschland: AV Visionen GmbH



In zwei Wochen: Was tut sich so im deutschen Land – Die Manga-Erscheinungen der nächsten Monate

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