Die Hand von Saint Ury (The Hand of Saint Ury, 1951) - Teil 2
Die Hand von Saint Ury
(The Hand of Saint Ury, 1951) - Teil 2
Für eine Gruppe heimkehrender Stammgäste des „Coach-and-Horn-Pubs“ in der Lincoln Road sind es nicht mehr die klassischen rosaroten Elefanten, die sie in Angst und Schrecken versetzen. Nein, der neue Star ist eine fünfbeinige Spinne von der Größe einer Untertasse, die die dunklen Abflußrinnen der Bordsteige mit dem Tempo eines Windhunds entlangrast...
Natürlich, an der Sache war nicht viel dran. Doch Jimmy starrte paralysiert und voller Entsetzen auf die Seite. Denn weiter hieß es dort:
Eine merkwürdige Bestätigung dieser Aussagen kam von zwei Jungen – höchst aufrichtigen Rangen, wie ihre Eltern eifrig versichern – die behaupteten, im ersten Dämmerlicht des Tages dasselbe Tier auf einer Landstraße zehn Meilen weiter nördlich in Middlesex gesehen zu haben. Nur diesmal sah es - gemäß ihrer jugendlichen Einbildungskraft und nicht allzuweit entfernt von der klassischen Gruselmärchentradition - aus wie...
- und das war die Stelle, die Jimmys Augen in weitem Starren gefangen hielten -
...aus wie eine Hand, die auf ihren Fingerspitzen lief.
„Was ist los?“ Eula war beunruhigt angesichts von Jimmys Blässe.
Er schob ihr die Zeitung herüber und wartete, während sie las. Auf ihren fragenden Blick hin sagte er schließlich: „Haben Sie gestern diese Sache gelesen von dem diebischen Yankee, der eine alte Menschenhand geklaut haben soll, nachdem er ein Fenster in einem Antiquitätenlanden zerbrochen hat?“ Und, als sie nickte, wies er mit dem Finger auf seine Brust.
„Sie? Guter Gott! Aber Sie warens natürlich nicht!“
„Nein. Ich würde das dreckige Ding nicht mal anrühren“
Und er erzählte ihr sein unheimliches Londoner Erlebnis.
Schließlich fragte er: „Sie wissen mehr über diese uralten Incubi. Was hat das alles zu bedeuten? Warum folgt es mir nach Norden?“
Eula wurde, zum ersten Mal an diesem Morgen, sehr ernst. „Warum sagen Sie „Incubi“? Als ob es etwas wäre, das über Ihnen hängt. Natürlich, wir haben eine Menge seltsame Legenden in einem alten Land wie diesem, einige wurden von Professoren der Völkerkunde sogar für wahr erklärt. Sowas wie die unheimliche Glastonbury-Gruft oder das Monster von Glamis Castle. Aber eine mumifizierte Hand... Sie schloß ihre Augen und dachte scharf nach. „Warten Sie. Lassen Sie mich überlegen...Was ist mit diesem Aberglauben um die „Hand of Glory“ - den vielen Mumienhänden in den britischen Museen, alle von der linken Hand eines Gehängten...? Aber nein, das passt hier nicht... Das hat bloß mit schwarzer Magie zu tun... “
„Bloß mit schwarzer Magie? Na toll! Und was ist dieses Ding? Das reine weiße Symbol der Gnade?“
Eula lachte nun doch wieder. „Ach, das ist doch alles dummes Zeug! Ein paar Betrunkene hatten Delirium tremens, und ein paar Jungs haben zu viele Horrorgeschichten gelesen, und ihre Einbildungskraft ist übergesprudelt. Das ist unsere übliche Saure-Gurken-Zeit – da füllen sie doch immer die Lücken mit solchen Sachen. Das ist alles. Sie werden schon sehen.“
Nach ein paar Tagen sahen sie es in der Tat. Ein Times-Leser und Hobby-Entymologe schrieb eine bierernste Epistel auf der Meinungsseite, die Hysterie der Bevölkerung tadelnd, und verkündete seine Theorie, nach der es sich bei dem beobachteten Tier um eine Tarantel (eine große zentralamerikanische Spinne, fügte er hinzu, um seine Bildung ins rechte Licht zu rücken) handeln könne, die sehr leicht mit einer Kiste Bananen importiert worden sein konnte, und die, wie alle Spinnentiere, durchaus in der Lage war, mit erstaunlicher Geschwindigkeit zu laufen, so daß Leute, unter dem Einfluß starker alkoholischer Getränke etc, etc.
„Da! Na bitte!“ sagte Eula. „So, und jetzt könnten Sie mir wirklich beim Lesen dieser modrigen alten Schwarten helfen.“
Das Lesen stellte sich als ziemlich aufregend heraus. Die Bibliothek, die ein Durcheinander von Büchern enthielt, von denen, wie es schien, einige noch aus der Zeit der Erfindung des Buchdrucks stammten, verfügte auch über eine beeindruckende Anzahl von Inkunabeln und sogar Manuskripten. Nichts davon war allerdings in irgendeiner Form geordnet worden.
„Unschätzbar“ seufzte Eula inmitten des Chaos. „Und ich meine das wörtlich, auch in Geldwerten. Und zu denken, dass der Besitzer niemals herkommt, geschweige denn je ein Buch zu öffnen scheint!“
Die Haushälterin stand an der Tür. Sie hatte ein geradezu unheimliches Gedächtnis für die alten Schwarten, staubte ein paar ab, und wenn alte Familiennamen auf ihnen auftauchten, erinnerte sie sich prompt an sie.
„Er erscheint hier nicht“, deklamierte sie wie eine Hekuba, „weil dieses Haus ihn in Schrecken versetzt.“
„Ich glaube“, sagte Jimmy, „einige dieser Bücher über Schlachten und Mord und raschen Tod würden mich auch in die Flucht schlagen, wenn sich sie lesen würde.“
„Schlachten und Mord und rascher Tod...“ wiederholte sie anklagend, „das ist doch eine Phrase aus einem Gebet, nicht? Wenn man das nicht mit gebührendem Ernst zitiert... Der Herr in der Schrift sagt: Die Lästerer werden umkommen. Und wenn Sie mir gleich gesagt hätten, dass Sie nach alten Familienchroniken suchen, hätte ich der jungen Lady, dem armen Ding, längst empfohlen, dort in dem Buch mit der braunen Bindung nachzuschauen, das von den Kakerlaken fast aufgefressen wurde.“
„Was für ein armes Ding?“ fragte Eula amüsiert.
„Ah!“ machte Mrs. Medford. Nur „Ah!“. Dann schwebte sie grau und beleidigt von dannen.
Aber das Buch erwies sich durchaus als eine der Goldminen, die Eula hier erwartet hatte.
„Schau! Da! Ähm, schauen Sie, hier, meine ich! Hier haben wir: 'Die Historie der Familie des gar noblen Sir Armand d'Auk, erzählet mit all seinen Battaglien und Ehrenhändeln'.“
„Die hatten wirklich eine Schwäche für lange Titel damals“, stellte Jimmy begriffsstutzig fest.
„Jaja, du Dummkopf, aber...Sehen Sie's denn nicht? Das ist Ihr Name! D'Auk! Oder Dork, Dock, Doak, und vermutlich gibts noch viele andere Schreibweisen. Also normannischer Abstammung, nicht angelsächsischer. Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr Dad einer unserer ältesten Familien entstammt!“
„Doll!“ staunte Jimmy. „Will verdammt sein, wenn da nicht was dran ist! Kannst...können Sie dieses altenglische Zeug lesen?“
„Na klar! Das heißt, das, was die Kakerlaken nicht aufgefressen haben. Und wie es scheint, sollte es noch drei weitere Bände davon geben. Vielleicht weiß Mrs. Medford, wo man sie finden kann. Wir müssen tonnenweise Papier durchforsten. Sie machen sich Notizen, während ich es entziffere.“
Die Aufregung über den Fund war so groß, daß sie die Morgenzeitung nicht vor dem Nachmittag lasen. Und danach sahen sich beide an, sich fragend, was der andere wohl denken mochte.
Denn ein nüchterner Wissenschaftler hatte inzwischen seinen Sermon in der Times abgegeben, mit all der beißenden Aggressivität, zu der Wissenschaftler für gewöhnlich fähig sind, wenn es um ihr Fachgebiet geht, und dort die Meinung des „unzureichend informierten“ Laien in der Luft zerrissen, der es gestern gewagt hatte, sich zu Spinnentieren zu äußern.
Die Tarantel, so konstatierte er, sei zwar tatsächlich in der Lage, sich mit beträchtlicher Geschwindigkeit zu bewegen, wenn sie auf Beutejagd war, doch gehöre sie zu den äußerst seßhaften Spinnen, genau wie die Wolfsspinne oder unser ganz gewöhnlicher Opa Langbein. All diese Spinnen lebten ihr Leben innerhalb eines Radius von ungefähr 15 Metern; eine Spinnenwanderung von 10 Kilometern sei deshalb ebenso lächerlich wie unmöglich. Was auch immer die beiden Jungen in Middlesex gesehen hatten, sei mit Sicherheit keine Tarantel gewesen, denn über die Unmöglichkeit einer solch weiten Wanderung hinaus sei die Tarantel kein Nachtjäger, auch könne sie die tiefen Nachttemperaturen der britischen Insel nicht vertragen, bestenfalls würde sie eine englische Nacht lethargisch und schlafend verbringen.
Diese gründliche Abhandlung der Angelegenheit führte zu Jimmys natürlicher düsterer Frage:
„Was wars dann? Wenn nicht meine...“ sein unfreiwilliger Versprecher ließ ihn schaudern. „Wenn nicht diese verdammte Hand?“
Eula versuchte ihn zu beruhigen. „Och, was spielt er denn für eine Rolle, was es war? Irgendwas. Eine dahinrasende Ratte, ein Kaninchen, ein Wasauchimmer. Wir haben hier viel wichtigere und aufregendere Dinge, über die wir uns den Kopf zerbrechen können. Sehen Sie – Dieser d'Auks hieß mit vollem Namen Sir Armand d'Auk d'Auberge, und...“ Plötzlich klatschte sie in die Hände. „Da haben wirs! D'Auk d'Auberge – wenn man dem Grimmschen Gesetz der umgangssprachlichen Sublimierung folgt, wird Dockbridge daraus! Dieses Dorf und dieses Anwesen! Jetzt kümmern wir uns mal um seine „Battaglien und Ehrenhändel“ - und wahrscheinlich gibt’s da auch noch irgendwo diverse Nachkommen, die hier aufgezeichnet sind.“
6.
Die Recherchen der nächsten Tage, so faszinierend sie waren, kamen mehr als einmal abrupt zum Stillstand, wenn die Morgenzeitung eintraf, und beide suchten die Seiten dann aufmerksam nach Fortsetzungen der „Tarantel-oder-nicht-Tarantel“-Debatte ab.
Der humoristische Journalist war nun überhaupt nicht mehr lustig. Er nannte Ganze nun dramatisch „THE SPIDER HORROR“. Da war der Fall einer Dame, eine strenge und psychisch stabile Sozialarbeiterin, die von einem abendlichen Kirchentreffen zurückgekehrt war, um vom SPIDER-HORROR attackiert zu werden. „Ich sah das Ding im Mondlicht“, versicherte sie ihrem Interviewer, „es huschte an mit vorbei wie... nun, wie nichts, das ich vorher je gesehen habe! Ich schlug nach ihm mit meinem Schirm, und...also ich würde jetzt nicht direkt sagen, dass es mich angefaucht hätte, doch ich konnte seine boshaften roten Augen sehen! Und dann sprang es mich an! Aus dem Stand machte es einen Satz von etwa anderthalb Metern – ich kann das gut einschätzen, wegen der Länge des Schirms, wissen Sie? Es packte mich am Knöchel und riß mich zu Boden, und dann...Also ich würde jetzt nicht direkt sagen, dass ich ohnmächtig wurde, ich bin in meinem ganzen Leben noch nie ohnmächtig geworden. Aber ich weiß nicht mehr so genau, was dann passiert ist. Als ich zu mir kam... Also, ich meine, als ich wieder etwas sehen konnte, war das Ding verschwunden.“
„Hast du darauf geachtet“, fragte Jimmy unheilsschwanger – sie waren endlich beim Du angelangt - „Hast du darauf geachtet, wo das passiert ist?“ In Leicestershire!“
„Na und?“
„Es kommt immer weiter nach Norden! Es folgt mir!“
Eura erschrak zutiefst bei der Vorstellung einer toten mumifizierten Hand, die unaufhaltsam auf sie zuwanderte. „Aber Jimmy, das ist unmöglich! Sie hat seine roten Augen gesehen, sagt sie!“
„Der Ring!“
Eulas Hand wanderte zu ihrem Mund. „Du...du denkst wirklich, das Ding ist aus irgendeinem verrückten Grund hinter dir her? Wie ein Voodoo-Zauber oder sowas?“
„Woher soll ich das wissen? Ich habe keine Ahnung von Voodoo.“
„Aber du kommst doch aus Amerika, da müßtest du doch überall auf sowas stoßen, mit euren Negern aus Haiti... Töten sie da nicht Hühner mit ihren Zähnen und verschicken ominöse Geschenke? Kleine Puppen und Schlangen und Dinge, die verflucht sind, und dann...“
„Tolle Vorstellungen hast du von Amerika!“ grummelte Jimmy.
„Ich hab das jedenfalls irgendwo gelesen. Und übrigens, du bist derjenige, der darauf besteht, dass er verfolgt wird... Jimmy – ich ab Angst!“
„DU hast Angst?“
„Ja, also, ich meine, wenn das Ding wirklich real ist – und nicht nur eine Sommerferienhysterie – und wenn es eine Frau mit Kampfgeist anspringen kann, nachdem sie ihm den Schirm vor den Latz geknallt hat und die dann am Bein packen und hinwerfen kann, dann könnte...“
Sie drängte sich schaudernd an ihn.
Es war an Jimmy, sie zu trösten. „Naja, zumindest hat das Ding sie nicht gebissen, als ihr Kampfgeist erloschen ist wie eine schwache Kerzenflamme. Alles in allem, was kann es schon anrichten... durchs Land wandernd, wie ein Gespenst...“
Er wünschte sofort, er hätte das nicht nicht gesagt.
„Was ich sagen wollte: ich war einfach schockiert damals, als ich dieses ekelhafte Teil sah. Und dann hat mich die Sache verrückt gemacht“.
„Könnte sein“, fügte Eula hinzu. „Wahrscheinlich verfolgt dich eher dieser Anblick der Hand im Laden als das Ding selbst. Komm, lass und was essen gehen.“
Mrs. Medford servierte einen recht spärlichen Lunch. „Weil der Eismann ist nicht gekommen ist, mußte ich das kalte Huhn entsorgen. Ich habs Lady Lane gegeben.“
Lady Jane war ihr wolliger Pudel, der jeder Fliege hinterherkläffte und eifrig Kakerlaken in den Zimmerecken jagte. Die Kargheit des Mahls spielte aber ohnehin keine Rolle mehr, denn den beiden war jeglicher Appetit vergangen, nachdem Mrs. Medford, scheinbar aus dem Nichts heraus, bemerkte:
„Es kommt hierher!“
Beide, Jimmy und Eula, saßen wie vom Donner gerührt auf ihren Stühlen. Mrs. Medford beantwortete ihre starren Blicke mit:
„Ich habs in der Zeitung gelesen. Genau wie Sie. Und ich bin eine siebente Tochter. Ich sehe Dinge. Und ich habe ES gesehen!“
„Großer Gott!“ Bis jetzt hatte Jimmy bereitwillig Eulas tröstende Theorie akzeptiert, dass er beim Anblick der toten Hand einen Schock erlitten hatte und das Ding auf irgendwelche gruseligen Nachrichten aus der Zeitung projezierte.
„Was meinen Sie damit, es kommt hierher, und Sie haben es gesehen?“
„Ich weiß nicht genau, was es zu bedeuten hat. Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass ich eine Seance mit meiner alten Freundin Mrs. Shaughnessy abgehalten habe. Sie nämlich ein Mädchen...“
„Ein Mädchen?“
„Na Sie wissen schon, sie kann mit Geistern reden und so.“
„Ach, ein Medium.“
„Das sage ich ja. Also wir saßen da, und plötzlich seh ichs im Dunkeln vor meinen Augen! Meinen geistigen Augen, meine ich. Eine menschliche Hand! Und sie war an ein Brett genagelt! Und Mrs. Shaughnessy...also sie meinte: 'wenn nur Sie es gesehen haben, gehört es zu Ihnen, zu Ihrem Haus, sonst hätte ich es auch gesehen'.“
Jimmy, nicht gewöhnt an den Jargon und die Verquastheit des spiritistischen Denkens, winkte heftig ab.
„Ach was! Sie haben das Zeug in der Zeitung gelesen, und dann saßen Sie da, sehnten sich nach Monstern und beschworen das Ganze in Ihrer Einbildung herauf. Und überhaupt“, fügte er hinzu, um sich selber Mut zu machen, „ selbst wenn es wahr wäre - was könnte so ein Ding schon tun!?“
„Ah!“ machte Mrs. Medford bedeutungsschwer, „Aa-aah!“
Die nächste Morgenzeitung zeigte, was so ein Ding tun konnte.
„Ein Mister Dibbs aus Kirkby-Sheperd in Westmoreland“, berichtete sie, „ein Gentleman, der gewisse Schwierigkeiten mit Lord Gravelys Wildhüter hatte, schlenderte mit zwei Hunden und einer Flinte harmlos nachts durch den Wald, um das schöne Mondlicht zu genießen, wie er sagte, als seine Hunde in einem Graben den SPIDER-HORROR aufschreckten. Das Ding raste, erzählte er, den Waldweg mit unglaublicher Geschwindigkeit entlang. Ganz zufällig, erklärte er, hatte er grade eine Patrone in seinem Gewehr, und er hätte es erschossen, was auch immer es war, wenn seine Hunde dem Ding nicht zu nahe gekommen wären. Sie jagten es in ein Gebüsch, von dort hörte er wütendes Rascheln und Bellen, ganz ähnlich wie bei einer Kaninchenjagd. Doch plötzlich stieß einer der Hunde ein hohes Fiepen aus und kam zu ihm in winselndem Schrecken zurückgekrochen, als ob er statt des Kaninchens einen Bären vorgefunden hätte, und der andere Hund war unheilverkündend still. Seine Flinte im Anschlag für alle Fälle, näherte er sich dem Gebüsch, um es zu untersuchen, und dort, zu seinem Erstaunen, fand er seinen Hund – tot. 'Erdrosselt!Erwürgt!' versicherte Mr. Dibbs, 'als ob ein starker Mann es getan hätte!'
Der Wildhüter wiederum versichert, nichts Bedrohlicheres als Kaninchen im umliegenden Waldgebiet entdeckt zu haben. Die lokale Polizeibehörde drückt ihr Bedauern darüber aus, dass solche Dinge immer nur nachts passieren und stets von unzuverlässigen Zeugen beobachtet werden.“
Jimmys einzige Frage war: „Wo liegt Westmoreland?“
„Das ist die Grafschaft südlich von Cumberland, wo wir uns befinden!“ Eula hing an seinem Arm. „Jimmy...so etwas kann es doch nicht wirklich geben...Oder?“
„Es kommt hierher!“ zitierte Jimmy finster. „Was muß man hier in England tun, um zu einem Gewehr zu kommen? Und gibt es irgendeinen Experten, der uns sagen kann, was dieses Ding will und was für Motive es hat? Ich meine die ganze Angelegenheit. All diese Geschichten summieren sich zu etwas, das zwingend etwas zu tun haben muß mit dieser grauenhaften, brutalen Hand, die ich in dem Shop gesehen habe. 'Die Hand von St. Ury' hat der Verkäufer sie genannt; und er sagte etwas von...keine heiligen Stigmata, sondern...ein Nagelloch. Und unsere graue Lady hatte ihren Rappel und sah sie - genagelt an ein Brett! Also? Wer kann uns sagen, was sie lebendig gemacht hat? Warum ist sie nachts unterwegs hierher? Warum hierher – will sie mich? Kommt sie meinetwegen den ganzen Weg nach London? Wenn sie ankommt, was dann – ist das gut oder schlecht? Wer kann uns in die Regeln und Gesetze der Monster-Gewerkschaft einweihen?“
Eula sah nachdenklich aus dem Fenster. „Es gibt hier eine ganze Menge Okkult-Detektive und Geisterjäger. Ich denke, der beste ist Dr. Eugene Harries. Er gehört zur W.T.Stead-Gesellschaft und ist Mitglied der Psychic Reserch Society. Sie durchlöchern fadenscheinige Geistergeschichten, die hin und wieder auftauchen, und sie publizieren Stellungnahmen zu ihren Forschungen. Was ich nicht an ihnen mag, ist, dass sie zugeben, hin und wieder auf Sachen zu stoßen, die sie nicht lustig finden.“
„Wir sollten ihn einladen und ihm die ganze Sache aufhalsen“ schlug Jimmy prompt vor. „Dann können wir auch in Ruhe an unserem eigenen Projekt weiterarbeiten und die alten britischen Familienmitglieder ausgraben. Je tiefer wir uns in diese alten Wälzer hineinwühlen, desto begeisterter wird Daddy sein. Süße, mach uns Ducks zu respektablen Oldtimern, und ich bringe ihn dazu, unsere Hochzeitsreise zu bezahlen!“
„Waaas??“
Eula sprang von ihm weg und brachte den alten geschnitzten Schreibtisch zwischen sich und ihn. Ihre Augen waren weiter geöffnet als beim Staunen über Mrs. Medfords Enthüllungen.
„Du willst mich heiraten?“
„Naja, wir Ducks sind eben nicht nur eine alte, sondern auch eine altmodische Familie. Und außerdem ist eine Verlobung der einzige Weg, um Mrs. Medfords vernichtenden Blicken zu entgehen.“
„Allmächtiger!“ Der Schock hatte Eulas Haare verwirrt, die nun aufrecht standen und wirkten wie rote Flammen. „Ihr Amerikaner seid ziemlich direkt! Ist das die Art, in der ihr eure Anträge macht?“
„ Tja...Manchmal machen wir sie auch im Auto oder an andern romantischen Plätzen. Aber ich nehme an, ihr Engländer, mit all euern Spukschlössern und so, wollt es ein bißchen anders haben.“
Eula hatte etwas an Selbsticherheit zurückgewonnen. „Hier heiraten wir fast nie unseren Boß. Und außerdem haben wir beide zu viel zu tun.“
„Tun wirs zusammen!“ meinte Jimmy fröhlich. „Auf Augenhöhe! Du mußt mich nicht als Boß betrachten. Komm, lass uns buddeln. Wir vernachlässigen unsere Goldgrube.“
7.
Die Goldgrube stellte sich bald, wie Johnny es zu nennen pflegte, als alte vergrabene Landmine heraus. Doch zunächst, als die beiden sie fanden, waren sie fasziniert.
„Oh, sieh mal! Der Sir D'auk war „Lord der Hohen, Mittleren und Niederen Justiz“ und 'ein gar tapferer Träger des Kreuzes'!
„Heißt das, er war ein Prediger? Ein Heiliger?“
„Ach Quatsch. Ein Kreuzritter! Er zog aus, um Ungläubige abzumurksen.“
„Das macht uns Ducks in der Tat ziemlich respektabel.“
„Und hier ist dein – du, das ist ja aufregend – hier ist St. Ury!“
„Ich seh nichts.“
„Du schaust ja auch nicht ins Buch. Er ist nicht in meinen Haaren. Hier – Benoit De La Ceinture. Benoit mit dem Gürtel. Er war gar kein Heiliger. Er war „Senechal Of Ye Keepe“, das heißt, er war Chef der Wache, und stellvertretender Befehlshaber, also immer wenn Ihre Tapfere Kreuzritter-Hoheit beruflich im Ausland Heiden schlachtete, war er hier der Boss. Und als dann das normannische Französisch ausstarb und es keiner mehr verstand, verwandelte das Grimmsche Gesetz der umgangssprachlichen Anpassung den Namen in St. Ury. Ceinture – Saint Ury.“
Bei weiteren Recherchen stellte sich heraus, dass dieser Ceinture weit davon entfernt war, ein Heiliger zu sein, und die beiden Ahnen-Forscher blickten sich mit grauen Gesichtern an.
Der gar tapfere Kreuzritter d'Auk war zurückgekommen, und zwar, wie es Kreuzritter in der Ära vor Telegraph und Telefon zu tun pflegten, überraschend. Und er fand heraus, wie schon viele Krieger vor ihm, das seine Hohe Frau, etwas gelangweilt von seiner langen Abwesenheit, etwas freundlicher zum Kapitän der Wache war, als es der Anstand gebot. Und da er die Rechte einer Hohen, Mittleren und Niederen Justiz für sich in Anspruch nahm, stürzte er sich in berechtigter nobler Raserei auf den Senechal, schlug ihm die rechte Hand ab und nagelte sie an die große Eichentür, um allen sichtbar zu machen, wie die Strafe für Flirts dieser Art aussah, um das Kind beim Namen zu nennen. Und a propos Kind – es mußte wohl mehr als nur die rechte Hand im Spiel gewesen sein, denn die Chronik sprach von einem „eingestandenen Bastard, und derentwegen beraubet aller Rechte des Erbthums.“
Jimmy legte seine eigene Hand auf die ziemlich kalte von Eula. „Also das ist die Hand von Ury! Und sie kommt hierher! Natürlich! Sie kehrt – heim!“
Er versuchte sich an einem ziemlich lahmen Scherz. „Naja, vielleicht läßt das uns Ducks nicht ganz so respektabel aussehen...“
„Mach keine Witze darüber!“ Eula schauderte. „Deine Linie könnte von einem früheren Kind abstammen – oder du bist ein direkter Nachfahre von D'Auk.“
Doch Jimmy dämmerten die schrecklichen Implikationen dieser Möglichkeit in vollem Umfang erst, als Doktor Eugene Harries auftauchte.
Der Doktor erläuterte seine Theorien zu diesem Fall mit professioneller Dunkelheit.
„Faszinierend! Höchst faszinierend! Aus dem, was Sie mir erzählt haben, läßt sich unzweifelhaft schließen, dass diese wuselnde Kreatur der Finsternis eben die Hand ist, die Sie in Ihrer Familienchronik entdeckt haben! Ganz klar einer der ganz eindeutigen, echten Fälle!“
„Na schön“ resümierte Jimmy, „es ist also eine tote Hand, die hier einst an die Eingangstür genagelt wurde. Sie überlebt irgendwie – wenn die Bezeichnung 'überleben' überhaupt auf so ein Ding anwendbar ist, und dann taucht sie plötzlich spinnenwebenverklebt in einem alten Raritätenladen wieder auf. Was mich interessiert, ist: Was hat sie wieder aufgeweckt? Und wie? Warum krabbelt sie die nächtlichen Straßen entlang und ist auf dem Weg nach Hause? Hinter wem oder was ist sie her?
„Ah!“ machte der Doktor, fast so unheilsschwanger, wie es Mrs. Medford gemacht hätte. „Solche Sachen sind nicht einfach zu erklären. Es gibt da eine uralte okkulte Theorie, die heutzutage fast wieder als wahr akzeptiert wird, dass nämlich Gedanken physische Kräfte besitzen. Der Gedanke an Haß etwa kann so stark sein, dass er den Erzeuger des Gedankens überlebt.“ Er hob eine Hand. „Einen Moment, bitte! Ich sagte, diese Theorie der physisch wirkenden Gedankenkräfte wäre nun wieder akzeptiert. Und zwar deshalb, weil die Experimente Ihres Landsmanns Dr. Rhine in Amerika das nahelegen. Er scheint demonstriert zu haben, das hohe Gedankenkonzentration tatsächlich Materie bewegen kann – zum Beispiel kann sie Würfel rollen lassen. Es gab solche Versuchsreihen an der Universität in Ohio, oder?“
„Ja schon.“ Jimmy hörte aufmerksam zu. „Ich habe davon gelesen. Aber das waren lebende Gedanken!“
„Ah!“ machte der Doktor erneut. „Aber wie erklären Sie das – einen 'lebenden' Gedanken? Ein Gedanke, also Energie mit, wie wir glauben, meßbarer Kraft, wurde kreiert und dann projiziert in – wie nennen wir das am besten – den umgebenden Äther? Gut, sagen wir, da ist er nun, wie lange kann er da existieren? Um das kurz und bündig zu erklären, lassen Sie mich eine moderne Analogie benutzen – das Radio. Ein meßbarer Impuls wird ausgesendet. Wo genau ist er? Er ist überall. Er kann auf einen Empfänger in großer Distanz wirken. Es ist nachgewiesen worden, dass das Signal mit einer gewissen meßbaren Zeitverzögerung und nachlassender Stärke die Erde umrundet, doch es kann dann nach der Erdumrundung noch einmal von fein justierten Geräten empfangen werden. Gut – wenn es zweimal empfangen werden kann, dann kann es theoretisch unendlich oft empfangen werden. Angenommen, wir hätten einen unendlich feinen Empfänger – wo ist dann der Punkt, an dem das Signal erlischt? Das, was Sie eine tote Hand nennen, ist nichts anderes als solch ein Empfänger, genauestens ausgerichtet auf die Wellenlänge eines kraftvoll projizierten Gedankens – den Gedanken des Hasses, ausgesendet vom Originalprojektor!“
„Klingt schrecklich logisch. Aber da bohren Sie ein ziemlich dünnes Brett, stimmts?“
„Zugegeben. Aber wenn wir die Möglichkeit erst einmal in Betracht ziehen, müssen wir einräumen, das es hier nicht entscheidend ist, wie stark oder schwach das Signal des Projektors ist, sondern nur, wie groß die Möglichkeit ist, dass der Empfänger reagiert. Im Falle des Radios bedeutet das – dass es spricht. Oder Musik macht. In unserem Fall heißt das: der Empfänger wird mobil gemacht! Er wird in Bewegung gesetzt! Er wird wiederbelebt! Er wird den Impuls ausführen, den das Original projiziert hat!“
Jimmy und Eula folgten den Worten des Doktors mit Spannung - und zunehmendem Unbehagen.
„Sie meinen, dieser starke Haß könnte ein ekliges Ding wie diese Hand beeinflussen und sie in Bewegung setzten?“ fragte Jimmy. „Na gut, aber warum ist das nicht schon vor langer Zeit passiert? Ich meine, es hätte doch jederzeit passieren können, nachdem sie sich – Gott weiß wie – von diesem Brett gelöst hat , an das sie genagelt war. Weshalb fällt es ihr grade jetzt ein?“
Der Doktor strahlte seine Zwei-Personen-Klasse gütig an.
„Wir haben eben über die Analogie von schwindenden, aber weiter existierenden Impulswellen gesprochen. Lasen Sie uns jetzt eine andere uralte magische Theorie in Augenschein nehmen, die von der modernen Wissenschaft akzeptiert wurde – die der Transmutation. Wir haben uns lange lustig gemacht über den Glauben der mittelalterlichen Mystiker, dass man Metall einer Transmutation unterziehen könne, also zum Beispiel unedle Metalle in Gold verwandeln. Aber unsere jüngsten Experimente haben gezeigt, dass die atomare Struktur einer toten Substanz wie etwa einem metallischen Erz durch das Beschießen mit Elektronen so manipuliert werden kann, dass sich die atomare Struktur anders arrangiert. Das, was wir tote Materie genannt haben, kann also vitalisiert und zu so etwas Zerstörerischem verwandelt werden wie einer Bombe.“
„Diese Theorie“, warf Jimmy ein, „scheint uns ziemlich weit von unserem Thema wegzuführen.“
„Überhaupt nicht! Diese Theorie vorausgesetzt – wer würde es in unseren Tagen wagen, den Möglichkeiten der Transmutation Grenzen zu setzen? Die Analogie ist folgende: Sie, ein Abkömmling des Sir d'Auk, besitzen immer noch die Gene, die in der Lage sind, eine – lassen Sie uns nicht länger sagen, psychische Kraft, sondern eine elektronische Energie – oder wir können auch sagen, eine magnetische – abzustrahlen, die auf die atomare Struktur einer Hand einwirkt, die wir allzu vorschnell als „tot“ bezeichnet haben. Also war es nichts anderes als Ihre Präsenz, die im Kuriositätenshop die immanente Haß-Energie der Hand reaktiviert hat – und damit auch ihre gegenwärtige destruktive Manifestation.“
„Haß, Haß, Haß!“ schluchze Eula. „Ich ich nehme an, Sie glauben, dieses Ding krabbelt jetzt durch die Abflußrinnen der Straßen auf uns zu und weiß irgendwie auf eine boshafte Weise, dass der Nachkomme des Mannes, der sie abgehackt hat, hier ist, und sinnt auf schreckliche Rache.“
Doktor Harries blickte Jimmy an und nickte sehr ernst. Und Jimmy stellte zum drittenmal dieselbe Frage, ganz ohne zweifelnden oder zornigen Unterton.
„Und das können wir dagegen machen?“
„Wir haben bisher“ - der Doktor wog die Möglichkeiten mit gnadenloser Unparteilichkeit ab - „nur die materiellen Quellen seiner Fähigkeiten diskutiert, und wir wissen aus den Zeitungsberichten, dass es einen Jagdhund mühelos strangulieren kann. Wir müssen also auch die Wahrscheinlichkeit einräumen, dass es in der Lage ist, einen Menschen zu erdrosseln. Wenn sie die Energiereserven solcher Erscheinungen in Betracht zeihen, die vermutlich vergleichbar sind mit den seltsamen physischen Kraftpotentialen von Wahnsinnigen, müssen wir uns eingestehen, dass wir es hier mit einer tödlichen Gefahr zu tun haben, einem Wesen, dass nicht nur für das Objekt seiner Rache lebensbedrohlich ist, sondern auch für jeden, der sich dieser Rache in den Weg stellt.“
„Hm“ grunzte Jimmy und spürte Eulas Schaudern, die sich eng an ihn gedrängt hatte. Sein schmaler, entschlossener Mund zeigte, dass er nicht mehr willens war, die Angelegenheit so leichtfertig abzutun, wie er es bisher getan hatte.
„Ich nehme mal an“, fragte er nicht sehr hoffnungsvoll, “Dass es wenig Zweck hat, einfach davonzulaufen? Wenn das verdammte Ding auf den eigenen Fingerspitzen so blitzschnell laufen kann, kann es uns auch überallhin folgen. Wie groß sind die Chancen, dass der Hand das Benzin ausgeht?“
„Wir wissen es einfach nicht“, sagte der Doktor abwägend. „Die Protokolle unserer spiritistischen Gesellschaft zeigen, dass die destruktiven Kräfte der Jernseitswelt mitunter viele hundert Jahre fortbestehen können.“
„Tja, das würde mich auf die Dauer wohl etwas erschöpfen,“ seufzte Jimmy. „Also können wir genausogut hierbleiben und es es vor Ort ausfechten. Bloß wie?“
„Da bliebe noch eine weitere Möglichkeit“, meinte der Doktor hoffnungsvoll. „Sie erinnern sich, dass es keinen Versuch unternahm, Sie zu verletzen, als Sie das erste Mal auf das Ding gestoßen sind? Bisher hat es sich nur gegen diejenigen gewandt, die es belästigt haben, die Dame mit dem Schirm, der Hund des Wilddiebs. Es wäre immerhin möglich – wenn ich diese etwas beschämende Option hier präsentieren darf – dass es sich in Ihre Tasche geschmuggelt und Ihnen später gefolgt ist, weil es eine gewisse Zuneigung verspürt!“
„Großer Gott!“ Jimmy riß die Augen auf. „Was meinen Sie damit? Zuneigung von einem Wesen wie diesem...Wieso?“
„Naja, es könnte doch sein, wissen Sie...daß, ähm, Ihr Zweig der Familie von jenem illegitimen Nachkommen abstammt, und dass diese Hand, genauer gesagt, ihr Besitzer, Ihr Vorfahre war.“
„Allmächtiger!“ Jimmy bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken. „Und jetzt will sie kuscheln? Sich in der Dunkelheit heranrobben und – Händchen halten? In kalten Nächten in mein Bett schlüpfen und...“
Eula quiekte auf. Jimmy sah sich rasch nach ihr um, einen Moment seine eigenen Schrecken vergessend. Eula war entsetzt über Jimmys morbide Assoziationen.
„Auf jeden Fall“, fuhr der Doktor fort, „sind die Fähigkeiten dieser Manifestation so faszinierend, dass ich, angesichts eines so authentischen Falles, in Erwägung ziehe, trotz der großen Gefahren, aus wissenschaftlichem Interesse heraus, Sie bei der Abwehr des Objekts zu unterstützen.“
Eula packte seinen Arm und klammerte sich an ihn.
„Oh bitte! Wir sind so hilflos - und verängstigt! Wir wüßten allein gar nicht, was wir machen sollen!“
Ihr kam anscheinend gar nicht in den Sinn, dass sie, da sie ja nicht direkt ins Geschehen involviert war, einfach ihre Koffer packen und sich davonmachen könnte.
„Halten Sie es für ratsam,“ fragte Jimmy, „dass wir uns bewaffnen?“
„Auf jeden Fall, und zwar sofort! Wir müssen von der Annahme ausgehen, dass das Ding unmittelbar auf dem Weg hierher ist, und, da es vermutlich nicht gutartig ist, sich verheerend auf dies Haus und seine Bewohner auswirken könnte. Es scheint nachtaktiv zu sein, sozusagen. Äh, diese große Lady in Grau, die hier im Haus herumschwebt – kann man mit ihr rechnen, in einer gefährlichen Situation wie dieser, die gewisse Aspekte übernatürlichen Horrors mit einschließt?“
„Sie ist eine der drei Nornen“ bemerkte Eula trocken. „Sie lebt inmitten all der Schrecken dieses Hauses. Wenn Sie Ihren Annahmen zustimmt, was die Hand angeht, ist sie auf unserer Seite.“
Mrs. Medford stimmte den Ansichten von Dr. Harries zu – sie kannte sich mit „parapschüchigen Manifestationen“ aus, wie sie sagte. Dr. Harries wiederum stimmte ihrer Idee zu, eine Seance abzuhalten – mit ihrer Freundin Mrs. Shaughnessy als Medium.
„Es gibt immer die Möglichkeit“, räumte er ein, „dass das wandernde Unbewußte des Mediums mit seinen Gedankenkräften wertvolle Informationen auftreibt und dann für uns visualisiert – Informationen, wie man sie manchmal in solchen Fällen auch durch Hypnose erhält.“
(Fortsetzung in zwei Wochen)
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4 (24.06.2019)
Anmerkungen: Gordon MacGreagh: The Hand von Saint Ury (Weird Tales 1951)