Rowling, Joanne K. - Harry Potter und die Heiligtümer des Todes (Band 7)

CoverCoverHarry Potter und die Heiligtümer des Todes (Band 7)
(engl. Originaltitel: Harry Potter and the Deathly Hallows)
Von Joanne K. Rowling
Oktober 2007
767 Seiten, 24,90€ (Erwachsenenausgabe: 28,00 €)
ISBN 978-3551577771 (Erwachsenenausgabe: 978-3551557001)
Carlsen

Es ist immer so eine Sache, wenn ein Zyklus oder eine Buchreihe endet. Die Erwartungen an den letzten, alles auflösenden Band sind höher als an alle anderen Bände zuvor – genauso wie die Gefahr, dass die Erwartungen enttäuscht werden. Mit Tränen in den Augen erinnere ich mich beispielsweise an Stephen Kings Romane um den Dunklen Turm. Ein zyklisches Meisterwerk in sechs Bänden mit einem unbefriedigenden siebten Abschlussband (der zwar gut geschrieben ist, aber eben nicht ansatzweise das furiose Finale darstellt, das ich mir gewünscht hätte).

Und nun ist es also auch bei Harry Potter so weit: Mit „Die Heiligtümer des Todes“ geht die Reihe um den Zauberschüler zu Ende.

Voldemort und seine Anhänger übernehmen nach und nach die Macht und errichten eine Herrschaft, die erschreckende Ähnlichkeiten mit dem NS-Regime aufweist. Auch für Harry gibt es keine Sicherheit mehr: Nach Hogwarts kann er nach Dumbledores Tod nicht mehr gehen und selbst das Haus im Ligusterweg verliert nach Harrys siebzehntem Geburtstag seinen schützenden Zauber. Also macht Harry sich mit Ron und Hermine auf, die verbleibenden Horcruxe zu finden und zu zerstören. Eine Mission, an der die Freundschaft der drei Helden zu zerbrechen droht. Schritt für Schritt nähert Harry sich dem finalen Kampf, dem Kampf gegen Voldemort. Und als es endlich soweit ist, muss er erkennen, dass jemand seinen Tod will, von dem er es nie für möglich gehalten hätte.

Ich muss gestehen, dass der Weg, der mich zu Harry Potter geführt hat, sicherlich nicht der übliche war. Die ersten beiden Bände habe ich bei deren Erscheinen hartnäckig ignoriert, den Hype beim Erscheinen des dritten habe ich verlacht. So ein Aufstand wegen eines Kinderbuchs! Pah! Und dennoch: Mich hat verwirrt, dass nicht nur Kinder dem dritten Band entgegenfieberten, sondern auch Erwachsene in ein Verhalten verfielen, das man von ihnen nicht unbedingt erwartet hätte. Um eben jene Erwachsenen noch besser verspotten zu können, entschloss ich mich, wenigstens den ersten Potter-Band mal zu lesen. Man will ja nicht über etwas lästern, das man eigentlich gar nicht kennt, nicht wahr?

Die ersten beiden Kapitel fand ich noch etwas merkwürdig, doch ab dem dritten Kapitel nahm mich „Harry Potter und der Stein der Weisen“ gefangen – und ließ mich nicht mehr los. In der Folge reihte ich mich also bei all den Erwachsenen mit dem seltsamen Verhalten ein. Nur auf die Mitternachts-Erscheinungs-Partys ging ich nicht. Aber nicht etwa, weil ich meine Ungeduld zügeln konnte. Im Gegenteil! Meistens war ich so ungeduldig, dass ich den jeweils neusten Band schon bestellt hatte, sobald das bei Amazon möglich war, also etwa ein halbes Jahr vorher. Am Tag der Erstveröffentlichung ärgerte ich mich dann immer, dass ich gerade wegen meiner Ungeduld noch bis etwa Mittag (dem Eintreffen des Postpaketbotens meines Vertrauens) warten musste und nicht schon um Mitternacht mit dem Schmökern beginnen konnte.

Nun ja, beim sechsten und beim siebten Band entschied ich mich dann sogar für das englische Original, um bis zum Erscheinen der deutschen Übersetzung nicht gespoilert zu werden. Deshalb nahm ich es bei „Die Heiligtümer des Todes“ auch ohne Murren hin, dass ich ihn erst am Montag nach der Veröffentlichung erhielt (was weder am Carlsen-Verlag, noch an der Post lag, sondern daran, dass meine bessere Hälfte am Freitag Abend die Türglocke ausgestellt und am Samstag vergessen hatte, sie wieder einzustellen - und der Postbote das Paket wieder mitnahm, weil ihm niemand öffnete. Aber das ist ein anderes Thema). Und ich war sogar so großherzig, meinen Kindern den Vortritt bei der Lektüre zu lassen – oh ja, bei Büchern, die ich schon gelesen habe, kennt meine Großzügigkeit keine Grenzen. J

Was will ich Ihnen damit sagen? Nun, ich habe die ersten sechs Bände nicht gelesen, ich habe sie verschlungen. Die meisten davon sogar mehrfach. Und auch, wenn mir einzelne Bände besser gefallen haben als andere, so liebe ich sie dennoch alle. Deshalb sehnte ich mich nach dem siebten Band. Ich wollte unbedingt wissen, wie alles ausgeht, ob meine Vermutungen und Theorien richtig waren, wer stirbt, wer überlebt. Doch zugleich fürchtete ich mich vor dem Finale! Sollte ich wieder so eine Enttäuschung erleben wie beim Dunklen Turm?

Ich freue mich, berichten zu können, dass „Die Heiligtümer des Todes“ mich in keinem Augenblick enttäuscht hat. Sicherlich, der Roman ist anders als seine Vorgänger. Düsterer, bedrohlicher, erwachsener. Aber diese Entwicklung geschah nicht sprunghaft, sondern setzte sich kontinuierlich von Buch zu Buch fort und erreicht in Band 7 nun ihren Höhepunkt. Die Spannung ist in gewissen Augenblicken tatsächlich nervenzerfetzend, vor allem wenn es einem gelungen ist, sich vor der Lektüre sämtlichen Einflüsterungen zu entziehen. Wenn man nicht weiß, wer stirbt und wer am Leben bleibt, zittert man in jeder Szene, um das Wohlergehen der Helden.

Die Handlung ist größtenteils rasant (und wenn es ab und zu mal etwas beschaulicher zugeht, dann nur, um dem Leser die Möglichkeit zum Verschnaufen zu geben) und gefällt immer wieder durch überraschende (aber dennoch durch und durch glaubwürdige) Wendungen – na ja, gut, die eine oder andere Wendung ist vielleicht nicht ganz so überraschend, das tut dem Ganzen aber keinen Abbruch.

Joanne K. Rowling versteht es meisterhaft, den Leser noch einmal mit entscheidenden Ereignissen der letzten sechs Bände zu konfrontieren oder ihn noch einmal zu bedeutenden Orten zu führen. Dadurch lässt sie im Finale noch einmal das Wichtigste Revue passieren – was einen Leser, der das Potter-Universum nicht wirklich gut drauf hat, eventuell vor Probleme stellen könnte. Aber hey, das ist ja nicht mein Problem!

Und nun ist also Schluss! Harry Potter ist zu Ende. Das ist schade – aber gut so! Denn die Serie fand einen furiosen, würdigen Abschluss, ja, ich meine sogar, sie endete mit dem besten Buch der gesamten Reihe. Und man soll ja bekanntlich aufhören, wenn’s am schönsten ist.

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