Ronco Tagebücher 45: Fort Calhoun
Ronco Tagebücher 45:
Fort Calhoun
Nach über 40 Jahren wird die Ronco-Reihe um vier Romane erweitert. Diese Artikelserie setzt in den alten Tagebüchern der Heftromanserie ein und leitet zu den neu geschriebenen vier Romanen über, die die Abenteuer Roncos zu einem Ende führen.
Guzman betreibt den Saloon in Fort Calhoun und hat es auf die Lohngelder der Soldaten abgesehen. Zusammen mit ein paar Komplizen raubt er die Kasse und konstruiert einen Plan, der auf Jicarilla als Verdächtigen hinweist.
Nach dem Raub verdächtigen sich die Soldaten zunächst gegenseitig, dann aber fällt der Verdacht, wie von Guzman geplant, auf das Halbblut Jicarilla. Der wird gefangen genommen und ins Gefängnis gesperrt.
Ronco kann Colonel Lester davon überzeugen, dass der Täter jemand anderes aus dem Fort sein muss. Währenddessen kann sich Jicarilla aus dem Gefängnis befreien und flieht mit einem gestohlenen Pferd. Damit erhärtet der Scout den Verdacht, die Lohngelder geraubt zu haben.
Ronco erhält von Lester den Auftrag, Jicarilla ins Fort zurückzuholen. Der Kommandant glaubt weiter an die Unschuld des Scouts, denn die Hinweise verdichten sich, dass Guzman und seine Leute den Raub begangen haben und den Verdacht auf das Halbblut lenken wollten.
Ronco und Jicarilla kehren ins Fort zurück und erhalten von Colonel Lester den Auftrag, Guzman und seine Leute zu beobachten. Im Saloon Guzmans eskaliert die Situation und er und seine Leute fliehen ins Reservat der Meskaleros. Ronco und Jicarilla nehmen die Verfolgung auf.
Dieses Ronco-Tagebuch wurde von Wilhelm Kopp unter seinem Pseudonym Ken Conagher verfasst. Kopp war der Lektor der alten Romanserie, aber trotzdem dürfte Dietmar Kuegler in diesem Roman einige Eingriffe für die Blitz-Ausgabe vorgenommen haben.
Kopp schreibt einen unterhaltsamen und flotten Roman, der bis auf eine kurze Sequenz innerhalb der Palisaden von Fort Calhoun spielt. Der Humor kommt in dieser Ausgabe nicht zu kurz. Insbesondere die militärischen Strukturen im Fort werden kräftig aufs Korn genommen. Ihren Offizieren gegenüber unterwürfige Soldaten geraten in Widersprüche, als sie gegen den aufbegehrenden jungen Ronco in lustigen Wortgefechten unterliegen. Man mag sogar eine Verachtung des Autors für militärische Strukturen aus dem Text herauslesen, der die Befehlsketten im Fort der Lächerlichkeit preisgibt. Es werden Befehle wortgleich ausgeführt, die sinnbildlich keinen Sinn ergeben. Soldaten der mittleren Ränge legen gegenüber unteren Rängen ein rabiates Verhalten an den Tag, um den übergeordneten Offizieren nach den Mund zu reden. Dazwischen der um kein Wort verlegene Ronco, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Das sorgt für einige sehr unterhaltsame Augenblicke.
Die Ronco-Tagebücher sind bis zu dieser Ausgabe abgeschlossene Einzelabenteuer. Wilhelm Kopp lässt die Räuber der Lohngelder zum Ende des Romans entkommen und führt die Handlung in der nächsten Episode fort. Da in einem Blitz-Taschenbuch zwei Heftromane abgedruckt sind, kann der Leser mit der Lektüre sofort fortfahren.
Jicarillas Alkoholkonsum nimmt in dieser Ausgabe viel Raum ein. Er wird zum Zerrbild eines versoffenen Indianers, von dem noch nicht ganz klar ist, in welche Richtung sich der Charakter entwickeln wird. Ist das Halbblut ein Opfer der Umstände, der seinen Kummer über die rassistischen Ausgrenzungen im Alkohol ertränkt? Oder ist sein durchgehender Alkoholkonsum doch nur die Projektionsfläche humoristischer Einlagen, von denen es in der vorliegenden Ausgabe eine Menge gibt?