Lobo. Der Einzelgänger - Band 9: Terror im Johnson County
Lobo. Der Einzelgänger
Band 9: Terror im Johnson County
Lobo erhält von seinem alten Freund Tom Smith ein lukratives Angebot. Dieser stellt in Wyoming einen Trupp Männer zusammen, der die ansässigen Rancher gegen die einströmenden Siedler unterstützt. Lobo ist knapp bei Kasse und macht sich auf den Weg.
Während der Zugfahrt erinnert er sich an seine Zeit als Scout in Fort Belknap im Jahre 1872 zurück, als er an einer Strafexpedition gegen einen Stamm der Tontos teilnimmt, deren Krieger zuvor eine Kutschenstation überfallen haben. Die Soldaten spüren die Alten, Frauen und Kinder in einer Höhle in den Bergen auf, die sich dort vor den Angreifenden verschanzen. Es gelingt schließlich in die Höhe einzudringen und die Blaujacken eröffnen das Feuer, wobei die meisten Stammesmitglieder ums Leben kommen. Lobo verweigert sich am Ende der Befehle des leitenden Offiziers und wird die Kavallerie nach Abschluss der Expedition verlassen.
Lobo erreicht Wymoning und begibt sich mit dem Pferd nach Casper, wo der Konflikt zwischen Ranchern und Siedlers bereits eskaliert. Die hungrigen Siedler töten ein Rind und die Handlanger der Rancher schießen die Jäger nieder. Tom Smith bietet Lobo im Auftrag der Rancher an, für eine stattliche Summe von 500$ als Revolvermann bei ihnen anzuheuern. Zuerst zweifelt der noch, nimmt das Angebot aber schließlich doch an.
Lobo reitet mit den anderen angeworbenen Revolvermännern zu den Siedlern und die Situation eskaliert weiter. Er erkennt seinen Fehler, bei dem Unternehmen mitgemacht zu haben und versucht sich der Gruppe zu entziehen. Dabei wird er selbst angeschossen und kann sich gerade noch nach Buffalo retten. Dort warnt er die Siedler und es kommt zur großen Konfrontation zwischen den Gruppen. Bevor es zu einem Blutbad kommt, greift die Armee ein und kann den Streit beenden.
Alfred Wallon erzählt zwei weitere Episoden aus dem Leben des Halbblutes Lobo. Die Ereignisse um die Auseinandersetzungen zwischen den Ranchern und den Siedlern bilden das Grundgerüst des Romans und die Geschehnisse um die Strafexpedition werden in einer Rückblende erzählt. Beide Erzählungen nehmen jeweils die Hälfe des Buches ein und weisen in etwa die Länge eines Heftromans auf. Beide Geschichten weisen eine starke Analogie auf, denn Lobo befindet sich in beiden Fällen auf der falschen Seite. Von daher ist es eine gute Idee, beide Geschichten miteinander zu verzahnen.
Nach der Erstürmung der Höhle sind die meisten Indianer tot, unter ihnen viele Frauen und Kinder. Lobo verweigert sich daraufhin den Befehlen der Soldaten und verlässt die Armee. Er ist schockiert von der Kaltblütigkeit der Kavalleristen. Er hätte die Einheit schon viel eher verlassen müssen, nimmt aber trotz einsetzender Zweifel weiter an den Kampfhandlungen teil.
Nach der Ankunft in Wyoming ahnt er ziemlich schnell, dass er wieder auf der falschen Seite steht. Ihm kommen Zweifel, ob er die Arbeit als Revolvermann überhaupt annehmen soll. Und hier kommt der harte Charakter Lobos zum Vorschein, der ihn von anderen Westernhelden unterscheidet. Er braucht das Geld und das Schicksal der Siedler ist ihm zunächst völlig gleichgültig. Er will den Auftrag schnell hinter sich bringen und wieder nach Prescot zurückkehren, wo er sich mit seiner Lebensgefährtin Maria niedergelassen hat. Neben dem Geld treibt ihn zudem eine innere Unruhe an. Allerdings wachsen seine Zweifel, als der Konflikt mit den Siedlern immer weiter eskaliert. Zunächst möchte er keinen Rückzieher machen und lässt sich von den Ereignissen treiben. Schließlich erkennt er dennoch, dass Tom Smith mit dem Geld fast sein Gewissen gekauft hätte. Er wechselt die Seite und kann dieses Mal ein Blutvergießen verändern.
Leider spielen die Ereignisse um die Strafexpedition in den weiteren Überlegungen Lobos keine Rolle mehr. Hier wäre es schön gewesen, wenn er aus seinem Verhalten in den Bergen gelernt hätte und im Konflikt zwischen Siedlern und Ranchern seine Konsequenzen gezogen hätte. Das würde die beiden Episoden noch mehr verzahnen und zu einem Roman werden lassen. So bleibt der Eindruck, als wenn der Autor zwei Heftromane zu einem Werk verschmolzen hat.
Das bedeutet keineswegs, dass die Romane schlecht geschrieben sind. Die erste Episode um die Strafexpedition ist sehr spannend und flüssig geschrieben. Der Leser verfolgt die Ereignisse aus Sicht der weißen Belagerer und deren Versuche, in die Höhle einzudringen. Die Perspektive wechselt immer wieder zu den eingeschlossenen Tonto, die die Hoffnung auf Rettung längst aufgegeben haben. Die Weißen dringen immer weiter in ihr Gebiet vor und folgen ihnen nun sogar in ihr sicher geglaubtes Versteck in den Bergen. Sie haben mit dem Leben bereits abgeschlossen.
Die zweite Episode um den Konflikt um den Siedler-Rancher-Konflikt ist nicht minder spannend und würde auch als alleinstehender Roman funktionieren. Der Leser erhält zu Beginn sogar ein kleines Lebenszeichen von Ronco, der wie Lobo, ebenfalls mit seiner Familie in Prescot lebt. Der Leser erhält einige wenige Informationen über Ronco, auf die wahrscheinlich in den neu geschriebenen Ronco-Romanen näher eingegangen wird, denn Autor der neuen Romane ist ebenfalls Alfred Wallon.
08/2024