Wenn Facebook Instant Article die Rettung der Zeitungsverleger sind...
Wenn Facebook Instant Article die Rettung der Zeitungsverleger sind...
Laut der Studie steigen die Digitalerlöse - wen wunderts - die Werbung im Internet legt zu - na ja - und überhaupt ist alles pfirsig! Die großen Verlage schätzen das digitale Geschäft noch optimistischer ein als das letzte Mal, als man sie befragte. Und mit neuen Plattformen bauen sie im Netz ihre Geschäftsfelder noch weiter aus und verstärken ihre Präsenz. Und was ist die neue Plattform? Facebook!
Gut, wir haben noch dieses Blendle, bei dem der Leser endlich Artikel aus verschiedenen Tageszeitungen so lesen kann wie er es möchte - mal den Sport-Teil der lokalen Nachrichten, das Feuilleton der FAZ - das ist natürlich nett. Gestartet ist dieses Angebot im September 2015. Zahlen wie gut oder schlecht der Umsatz mit der Plattform ist gibt es nicht. Und zwar gab der Spiegel vor kurzem bekannt, man sei stolz auf die Zugriffszahlen des neuen Portals Bento - so eine Art Buzzfeed für die hippe und junge Generation der Spiegel-Leser im Netz. Grund zum Jubeln hätte der Spiegel also. Wie wirtschaftlich aber das Tochterportal nun ist - davon ist nirgends die Rede. Vielleicht ist das aber auch erstmal nicht so wichtig, Hauptsache Renommee bei der Jugend, die sonst bei Snapchat und YouTube ihre Zeit vertrödelt. Und offenbar scheint Blendle auch zu funktionieren, wenn's auch hier keine konkreten Zahlen gibt wie wirtschaftlich der Dienst ist - die geballte Macht der Verlage wird ihn nicht so schnell pleite gehen lassen. Vor allem dann nicht wenn man damit gegen die Kostenloskultur angehen kann, die man selbst losgetreten hat vor Jahren.
Der eigentlich Witz der oben zitierten Studie ist aber - und das muss man wirklich mal durchdenken: Die Verleger hoffen dank der vor kurzem für alle freigeschalteten Option Instant Articles von Facebook punkten zu können. Aber, so wird man als informierter Leser denken, haben die Verleger nicht einstens gegen Google gewettert, das Zugang zu den eigenen Seiten verschaffte - wenn auch die Artikel selbst abrissweise bei Google News zu finden waren und sind? Und dann setzten die Verleger auf Facebook? Was ist denn da passiert?
Ganz einfach: Facebook hat mit den Verlegern einen Deal. So sollen wohl 100% der Werbeeinnahmen, die mit den Instant Articles erzielt werden an die Verleger gehen. Google hat sich stets geweigert den Forderungen der Verlage nachzukommen - der Unterschied ist allerdings auch, dass Google Zeitungsartikel von zugänglichen Webseiten aggregiert und sammelt. Bei den Articles muss man das Feature selbst einschalten, einige Beispielsartikel übergeben und hat dann letztendlich immer noch die Kontrolle darüber was man da veröffentlicht. Aber: Die Inhalte bleiben im Ökosystem von Facebook. Zwar laden die Artikel schneller und besser, sind aber nicht mehr alleine auf den Servern der Verlage zu finden. Verlage verweigern also der einen Datenkrake ihre Artikel und werfen sie der anderen in den Rachen in der Hoffnung auf gute Erlöse. Das ist schon ziemlich abstrus.
Wobei auch bisher diese Veröffentlichungsform als nicht unbedingt DIE Rakete der Erfindungen von Facebook bezeichnet werden kann, der Erfolg hielt sich Ende letzten Jahres noch sehr in Grenzen. Nun sind Blendle und die neuen Portale für junge User durchaus ein Zeichen dafür, dass Zeitungsverlage endlich begriffen haben, dass sie innovativ und vom Leser her denken müssen. Andererseits ist es widersinnig, wenn sie gegen Google prozessieren und sich erlösend jauchzend in die Arme von Facebook begeben. Da das Feature jetzt für alle freigegeben wurde könnten die Instant Articles vielleicht doch noch ein Hit werden. Andererseits muss man sich auch immer fragen: Was bringt mir das? Und wo sind die Gefahren, wenn ich meine Inhalte bei Dritten auslagere? Aber das sind Fragen, die man sich meistens ja erst dann stellt wenn es zu spät ist. Nun denn: Warten wir mal ab ob das Ende der Kostenloskultur wirklich da ist. Das wird nämlich mindestens seit - moment - 2009 angekündigt. Hmmm.
