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Schallende Ohrfeige für den Börsenverein: Amazon kanns wohl doch besser

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-Kolumne

Schallende Ohrfeige für den Börsenverein:
Amazon kanns wohl doch besser

Nichts anderes als das Eingeständnis, dass der Börsenverein des Deutschen Buchhandels - gut, es ist die Tochterfirma, aber natürlich fällt das auf den Börsenverein zurück - in Sachen Digitalisierung sich eigentlich Amazon geschlagen müsste ...

Nichts anderes als das ist die Entscheidung von Spiegel Online das Partnerprogramm von Buchhandel.de komplett auszusetzen.


Und das mit einer Begründung, die es wirklich in sich hat: 22.000 "kaufwillige Anwender" seien zwar in den letzten 14 Monaten auf Buchhandel.de gelandet - aber nur 41 Bestellungen seien generiert worden. Wer ein wenig Mathe kann: Das sind 0,18% als Konversionsrate. Was, so gibt SPIEGEL ONLINE-Geschäftsführer Jesper Doub unumwunden offen zu, was ja doch ein bißchen unterhalb dessen läge, was andere Partnershops auch außerhalb des Buchbereichs generieren würden. Wie etwa Amazon, das ja weitaus mehr als nur noch Buchhändler ist?

Als wäre das nicht schmerzhaft genug, gab der Börsenverein jetzt im Börsenblatt noch bekannt, dass das Portal recht heftig in die roten Zahlen gerutscht sein. Und diese laufenden Verluste könnten dazu führen, dass das Portal dann doch irgendwann mal eingestellt wird - aber es gibt einen Rettunsplan: Erstens - die Provision für die Transaktionen soll von drei auf zehn angehoben werden - was ja durchaus verlockend wäre um die Buchhändler, die ja nicht alle am System teilnehmen, ins System zu locken. Zweitens aber - und da sehe ich ein Problem: Für jeden Buchhändler gibts eine 20,- Euro Gebühr sofern sie teilnehmen und jede Filiale kostet dann noch einmal 5 Euro - im Monat.

Auf der einen Seite also setzt man einen Anreiz, auf der anderen Seite schreckt man wieder die Buchhändler wieder durch eine Zwangsgebühr ab. Wer sich daraufhin nicht hinsetzt und überprüft, wieviele Bestellungen über das Portal gekommen sind und ob sich eine Teilnahme dann noch lohnt - der muss wirklich sehr idealistisch sein. Immerhin wird man die Buchhändler entscheiden lassen - das Portal wird dann eingestellt, wenn mehr als  75 Prozent diesen Schritt ablehnen. Gleichzeitig fordert man, dass bis Ende 2016 mindestens 1000 Buchhandlungen am System teilnehmen müssen. Da beide Bedingungen erfüllt sein müssen komme ich nicht umhin zu denken: Man möchte das ungeliebte Kind auf jeden Fall loswerden.

Denn wie wahrscheinlich ist es, dass a) 75 Prozent der Buchhändler die Gebühr bezahlen und b) 1000 Buchhändler am Ende des Jahres dabei sind? Die erste Bedingung verhindert doch eigentlich die zweite...

Und wie das immer so ist: Natürlich müssten dann noch weitere Investitionen in das Portal folgen. Vielleicht lehne ich mich zu weit aus dem Fenster, aber wenn noch zusätzliche Kosten aufkommen - wie wahrscheinlich ist dann ein Fortbestehen des Ganzen? Es scheint mir, als hätte man eine ziemlich elegante Art und Weise gesucht, um das unbeliebt Portal loszuwerden und danach - nun - die VLB-Daten irgendwie anders zu Verfügung zu stellen. Wie auch immer.

Immerhin: SPON wird in Zukunft nicht auf Amazon verlinken - die das mit dem Shopsystem, der Benutzeroberfläche und anderen Dingen viel, viel besser können, das Zähneknirschen des Börsenvereins darf man sich an dieser Stelle akustisch vorstellen. SPON wird dann auf THALIA verlinken. Die schallende Ohrfeige des SPON zeigt wie das Thema der Digitalisierung in der Buchbranche vom Verband selbst in den Sand gesetzt wird - mit Anlauf, Voransage und vor allem mit viel, viel Geld. Das hätte man besser in andere Projekte stecken sollen. Konkunktivitis galore.

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