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Die Rückkehr des Audioformates oder Podcasts sind wieder da

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... oder Podcasts sind wieder da

2001 schrieb ich in "Handbuch Bibliothek 2.0", dass Podcasts das Stiefkind von Social Media wären. Das traf so um die 2000er Jahre auch durchaus zu. Bevor die aufregende Neuland-Zeit für Podcasts begann und wie immer zuerst die Laien sich an dem Thema versuchten. Dann kamen die großen Medienanbieter, dann integrierte Apple Podcasts in iTunes und dann - ja - dann war es nach der ersten Anlaufphase und der ersten Euphorie halt eher wieder ruhiger.

Denn dann wurde YouTube immer wichtiger. Momentan aber erleben wir eine Rückkehr des Audioformats.

Diese Rückkehr hat man in den letzten Monaten deutlich spüren können und vor allem bei den Streamingdiensten selbst. Spotify, Deezer und Co. haben nicht erst seit gestern eigene Abteilungen für Podcasts an sich. So finden sich Angebote des DLF etwa bei Spotify. Ein kleines Signal setzte aber in den letzten Spotify, als der Anbieter den regelmäßigen Podcast von Böhmermann und Schulz - "Festundflauschig" - vom Öffentlich-Rechtlichem Angebot übernahm und damit eine Phase der Eigenproduktionen einleitete. Auch Deezer zog dann mit Stefan Niggemeier nach. Ebenfalls war zu beobachten, dass eine neue von neuen Podcasts entstand und kürzlich etwa gab es nochmal ein neues Format beim Deutschlandradio.

Und dann trat "Anchor" aufs Feld. "Anchor" ist - wie unter anderem "db60" - eine App mit der man ohne weiteres mobile Podcasts von knapp 5 Minuten Länge aufnehmen kann. Dazu braucht man nur ein Smartphone, die App und natürlich interessante Inhalte. "Anchor" als Mikropodcasting-Plattform bietet dabei die Funktionalitäten, die man von Twitter oder anderen Diensten kennt. Man kann Beiträge - "Waves" - in die eigene Station übernehmen, man kann ein Like - "Applaus" - spenden, man kann kurze Call-Ins vornehmen. Dabei hat "Anchor" clever das Problem mit der Musik gelöst: Wer nicht Premiumkunde von Spotify - ja, genau! - oder Apple-Music ist, der bekommt die 30-Sekunden Vorschau des Songs zu hören, klickt man dann auf den Song kann man sich den komplett in voller Länge anhören. Musikbeiträge in Podcasts waren ja immer schon ein umstrittenes Thema und wer nicht die GEMA-Flatrate für Podcast - mit teilweise obskuren Einschränkungen - finanzieren wollte, der musste sich selbst zum Experten für Creative-Commence- oder Public-Domain-Lizenzen machen. Wobei "Anchor" auch noch Audiospuren von SoundCloud oder YouTube übernehmen kann - URL eingeben, warten, zack, fertig: Tonspur! (Leider kann man die dann nicht separat abspeichern, was manchmal ein Segen wäre.) Und die 5-Minuten-Grenze kann man per Webseite auch ein wenig umgehen, "Anchor" formatiert größere Beiträge halt dann so, dass sie in das Format passen - der Hörer selbst bekommt allerdings nichts davon mit.

Auf "Anchor" bildet sich momentan eine recht rege Diskussionskultur heraus. Die App selber senkt natürlich die Hemmschwelle für Podcasts - und ja, man kann tatsächlich auch noch einen eigenen Podcast mit Feed über den Dienst laufen lassen, "Anchor" als Schweizer-Taschenmesser für Mikropodcastings halt. Das Mikrofon des Smartphones ist in der Regel schon so gut, dass es für eine Aufnahme mit dem Gerät reicht. Und selbst wenn die Qualität eher weniger ist - auf den Inhalt kommt es an. Wenn interessante Inhalte geboten werden, dann ist die Qualität eher zweitrangig. Auch wenn wir natürlich von Geburt an eher auf den Radiostandard bei der Produktion geprägt sind. Doch gerade das war ja auch zu Beginn der Podcast-Bewegung der Reiz: Es kam nicht darauf an, wie gut die Ausrüstung war. Es kam darauf an, wie gut man moderieren oder seine Stimme rüberbringen konnte.

Dass das Audioformate jetzt tatsächlich wieder im Kommen ist und ich mir die Renaissance nicht nur gefühlt einbilde - auch das kommt schon mal vor - belegen zwei Dinge. Die aktuelle Online-Studie von ZDF und ARD etwa, das PDF ist da äußerst aufschlussreich. So kommt die Studie zum Ergebnis, dass ingesamt die Nutzung von Audiodiensten zugenommen hat. Im Vergleich zum Vorjahr sogar sehr deutlich. Zwei Drittel der Erwachsene ab 14 Jahren haben bereits einmal Audiofunktionen im Internet genutzt. Nachgefragt werden Radioprogramme - also live oder on-demand - Hörspiele und -bücher - nichts Neues, das ist ja seit Jahren ein Trend - und ganz explizit: Audio-Podcasts. Die 14- bis 29-Jährigen sind besonders intensive Audionutzer: Vier Fünftel nutzen mindestens wöchentlich eine Audioanwendung im Internet.

Und dann war da noch die Nachricht, dass Google das Team der App db60 eingekauft hat. Eine Anwendung für Mikropodcasting, die allerdings auch mit einigen Medienfirmen - etwas der BBC - zusammengearbeitet und Audio-Stories für Unternehmen erstellt hat. Was angesichts der Tatsache, dass wir vermehrt die Digitalen Assistenten in unser Haus lassen - Alexa, Siri, Google Home - durchaus von Interesse ist. Was genau Google vorhat: Verrät Google nicht. Es sei aber wohl durchaus beabsichtigt die Funktionalitäten und Kapazitäten des Dienstes für sich selbst zu nutzen. Was entweder darauf hindeutet, dass Google den Trend zu Diensten wie "Anchor" erkannt hat und auch etwas Ähnliches launchen möchte - hmm, Google+ hat ja super funktioniert - oder dass eventuell der nächste denkbare Schritt wäre, Audio-Elemente in Gmail oder die anderen Dienste einzubetten. Wobei ich mich wundere, dass das noch nicht gemacht worden ist. Jeder Messenger-Dienst hat eine Audio-Aufnahme-Funktion, nur die Emailanbieter haben das nicht sondern da müsste man momentan noch extern eine Datei aufnehmen, die anhängen und dann hoffen, dass das Gebenüber Lust und Laune hat die auch runterzuladen....

Audio wird also wieder wichtig oder wichtiger. Neue Dienste senken die Hemmschwelle, nehmen die Furcht vor einer komplette Radiostationsausrüstung und Podcasts werden von den Nutzern - vermutlich auch durch die Kooperation mit Streamingdiensten - angenommen und vermehrt genutzt. In wieweit sich das Ganze noch entwickeln wird ist noch nicht abzusehen. Allerdings: In den Werbespot für Google Home etwa wird ja gezielt eher auf die Funktionalität des Abspielens von Playlisten wert gelegt. Demnächst könnte es also heißen: "OK Google, spiele mir meinen Lieblingspodcasts ab." Oder wir drücken einfach keine Knöpfe mehr in einer App sondern nehmen Podcast direkt mit Alexa, Siri und Co. auf. Hören wir mal.

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