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»Die Grashalme sind jetzt enorm schärfer im Bild« - Portierungen, Remakes und die Industrie

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-Kolumne»Die Grashalme sind jetzt enorm schärfer im Bild«
Portierungen, Remakes und die Industrie

»Es ist eine alte Geschichte, die immer erzählet wird neu« - damit hat Heinrich Heine seinerzeit nicht die unendlich Anzahl von Remakes, Remastern, Neuauflagen und Portierungen für den Gaming-Bereich gemeint.

Aber das Motto passt auch hierfür bestens: Man nehme alte Inhalte, hübsche sie etwas auf, verkaufe sie neu. Und alle sind glücklich. Bestimmt.

Zugegeben: Es ist kein neues Problem. Immer, wenn es einen Wechsel in der Konsolengeneration gab - oder wenn die PC-Technik neue Höhen erklomm - folgte eine Welle von entweder Portierungen, Spielen also, die es bislang nicht für diese Plattform gab oder die Industrie legte eine Reihe von alten Klassikern wieder neu auf. In Farbe und Bunt und jetzt neu mit 60fps und in 4K! Manchmal ist es wirklich nur Schminke, die das Spiel hübsch macht - schärferes Bild, aber an sich ändert sich nicht viel - manchmal bekommt man den DLC - neumodisch für: Wir Spieler bezahlen freiwillig für Zusatzpacks, die es früher gratis gab - für das Spiel dazu.

Jetzt ist es nicht so, dass das wirklich verdammenswert wäre. Tatsächlich nicht. Wenn jemand "Skyrim" nicht im Original gespielt hat, dann soll er es ruhig für die Switch neu kaufen und damit glücklich werden. Wenn "Shadow of the Colossus" jetzt nochmal neu für die PS4 erscheint, dann ist das ebenso wie bei "Okami" durchaus begrüßenswert, weil beide Spiele Klassiker sind und die beim Start nicht allzu sehr zum Zuge kamen. Sprich: Sie sind erst nach einigen Monaten oder Jahren in der Gunst der Spieler gestiegen. Das ist durchaus zu akzeptieren, denn "Okami" etwa sieht mit seinem wunderbaren Zeichenstil und der Grafik vermutlich in HD so aus, wie die Macher sich das mal vorgestellt haben. Ebenso wie bei "Shadow of the Colossus".

Das Problem ist: Gefühlt werden wir momentan von Remakes, Remastern und Portierungen überhäuft! Das ist nicht nur ein Problem, das momentan Nintendo-Fans haben - eine Menge von Spielen, die für das nicht so gut laufende WII-U-System bzw. die WII programmiert wurden werden für die Switch portiert, wir dürfen uns auch auf eine Reihe 3DS-Titeln gefasst machen. Da die Switch schließlich eine portable Konsole ist, wozu brauchts noch einen 3DS? Vermutlich lässt Nintendo das Ganze sanft auslaufen. Einige Spiele sind für den 3DS noch in diesem Jahr angekündigt, aber das ist wirklich übersichtlich, was bei Nintendo zu sehen ist. Na schön, auf "Detektiv Pikachu" freue ich mich persönlich. (Diesmal kaufe ich auch diese merkwürdigen Figuren für das NFC-Gedöns, wobei sich der Mehrwert mir da nie erschlossen hat. Aber Pikachu in groß mit Deerstalker! Kreisch!)

Das Argument "Nicht jeder hat damals die und die Konsole gehabt und deswegen ist das doch super, wenn Spiele neu aufgelegt werden" wird dann gerne ins Feld gefühlt. Was angesichts der Tatsache, dass es kein Problem wäre sich die notwendige Hardware für weniger Geld als damals und die Spiele für - na ja, kommt drauf an - auch Geld notfalls gebraucht zu kaufen allerdings nicht unbedingt zieht. Zudem es für den Rest der Spiele auch sonst keine andere Gelegenheit gibt, um diese zu spielen. Schließlich werden ja nur die "Klassiker" neu aufgelegt oder diejenigen Titel, die rechtlich keine Probleme bereiten - "No One Lives Forever" für die Switch? Würde ich sogar kaufen, also wenn ich eine Switch hätte - bzw. werden natürlich die Titel aufbereitet, die eh schon ein Erfolg auf anderen Systemen waren.

"Skyrim" oder - wie heißt diese Blockwelt noch mal? Lego? Nee, moment, irgendwas mit Minen... "Minecraft"! Das wars! Diese beiden Spiele gibts in allen Varianten für fast alle Systeme. Als für fast alle modernen Systeme. Natürlich nicht für den Sinclair ZX oder den C64. Dafür hatten wir damals Lemmings, das fast überall zu haben war. Das ist für die Macher natürlich dann weniger Risiko: Die Spiele sind erprobt, beliebt und jeder mag sie - daher ist das "Ich kauf mal eben Monkey Island Remastered für mein Smartphone" auch verständlich. Oder "Roller Coster Tycoon". Das ist halt das Wesen einer Marke: Wir wissen wofür die steht. Wir wissen ja auch, was uns bei McDonalds oder Disney erwartet.

Das eigentlich Problem ist dann auch: Wir bezahlen einen Neupreis für ein altes Spiel. Deswegen gehen ja einige Nintendo-Fans auf die Barrikaden, wenns um die Portierung von WII-U-Titeln geht und ja, sprechen wir es mal an: Wenn das Spiel nur um Weniges geändert wurde - "die Grashalme sind schärfer zu sehen! Jubel! Endlich fühle ich mich wirklich wie ein Ranger, wenn ich durch das Gelände pirsche!" - wenn es keine grundlegenden neuen Dinge gibt - "wie, kein DLC? Keine neuen Maps?" - dann fühle ich mich als Käufer schon ein wenig verschaukelt, wenn ich für einen alten Titel den Preis eines neuen Games bezahlen muss. Schön: Irgendjemand hat dran gearbeitet und dieser Jemand soll auch seinen Lohn bekommen, aber schickere Grashalme rechtfertigen nicht den Preis eines Neu-Titels. Es muss ja auch nicht unbedingt Budget-Budget sein, aber - da kann man durchaus einen Mittelweg finden.

Neu ist das alles sicherlich nicht, das Begehren danach die Renner der Saison auch auf der neuen Plattform zu haben ist nachvollziehbar. Es nennt sich schlicht und einfach Absatzförderung und Gewinn. Die Switch reißt ja momentan alle Rekorde und verkauft sich allemal besser als die WII-U. Natürlich ist es dann für Nintendo naheliegend, einen Blick in die Spielebibliothek zu werfen und sich zu fragen, was für Titel man denn nochmals neu auflegen könnte. Verübeln kann man es ihnen nicht - ähm - doch, wenn nämlich der Spieler nur als Melkmaschine verstanden wird, der immer und immer wieder die Titel kauft, die er schon hatte nur weil er jetzt das System wechselt. Glücklicherweise liegt es aber in der Hand des Käufers zu entscheiden, ob er ein Spiel kauft oder nicht. Warum habe ich aber das dumpfe Gefühl, dass auch uralte Schwarten demnächst bei der Switch in den Top-Ten der Gaming-Bestellerlisten landen werden? Weil... Ach, ich weiß es ja auch nicht.

Kommentare  

#1 matthias 2018-02-10 10:27
Ist ja bei Büchern nicht anders (siehe die Amber-Reihe von Zelazny, welche jetzt neu aufgelegt wurde, u.a.)

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