BUSTED: Gewollte Künstlichkeit
Klingt bescheuert? An den Haaren herbeigezogen? Nun: Genau das ist die Prämisse von BUSTED.
Eine mysteriöse Geheimorganisation, verrückte Wissenschaftler, implantierte Chips, Geheimgänge, Zahlencodes - BUSTED greift tief in die Klischeekiste und scheut nicht vor dem üblichen in Südkorea gängigen Typen zurück. Es gibt also die kluge und gewiefte Detektivin, den etwas tollpatschigen aber netten Detektiv … Und wer die nicht mag, findet bei den anderen Detektive bestimmt seinen Liebling.
Und auch seine Lieblingsfälle, denn auch hier greift die Serie in die Vollen. Neben dem übergreifenden Plot um die Geheimorganisation findet sich alles, was man aus der Detektivliteratur kennt: Ein Rätsel um ein seltsames Erbe, ein angeblicher Fluch einer Schamanin, ein Geschäftsmann wird ermordet … Der ein oder andere Fall mag dabei wirklich etwas übertrieben sein und man fragt besser nicht nach der internen Logik des Ganzen. Allerdings sind alle Fälle durchaus unterhaltend. Und es macht natürlich Spaß, wenn das Detektivteam die ganzen Rätsel löst, man selbst dann auch versucht ein wenig mitzuraten. Wobei Netflix wirklich keine Kosten und Mühe gescheut hat - ganze Dörfer werden als Kulisse für die Handlung gebraucht, verlassene Stadteile, Drohnen fliegen durch die Gegend - da dreht Netflix wirklich komplett den Budgethahn auf. Für die zweite Staffel hat man an die einhundert Extras engagiert, die jeweils eine besondere Rolle spielen.
Jetzt kann man das Ganze als überkandidelten Quatsch abtun. Natürlich merkt man als Zuschauer schnell, dass alle Orte, alle Handlungen vorbereitet sind. Kein normaler Mensch wird glauben, dass nächtens bestens ausgeleuchtete Schauplätze in der normalen Welt vorkommen werden. Über andere Logik-Aspekte muss man auch nicht weiter diskutieren: Das Ganze will ja auch nichts anderes sein als eine Spielshow, eine künstliche Welt, in der die Darsteller ihre Rollen spielen.
Mag das ganze auch überkandidelter Unfug sein: Die Show fasziniert uns, weil sie mit den Wirklichkeiten spielt. Sie legt wie bei einem AR-Spiel eine Ebene über unsere Wirklichkeit, sie spielt mit der Künstlichkeit des Fernsehens und der Gegenwart unserer Welt. Wenn ganze Dörfer und Stadtteile mit ins Spiel einbezogen werden, die Detektive als Avatare unserer Selbst durch die Gegend fahren, dann ähnelt das einem Computerspiel. Da wir allerdings nicht aktiv die Figuren steuern, ist es eher so als wäre ein Let’s-Play ins Fernsehen gekommen.
Die eingebaute Levelstruktur verstärkt diesen Eindruck sogar noch: Erst, wenn die Detektive und Detektivinnen eine Aufgabe gelöst haben, also einen Level gelöst haben, geht die Handlung weiter. Dabei haben die Macher der Show natürlich auch immer die Möglichkeit, die Handlung an bestimmten Stellen voranzutreiben - und manche Interaktionen scheinen tatsächlich auch vom Drehbuch vorherbestimmt zu sein. Sozusagen sehr interaktive Cut-Szenen. Ganz wie die Programmierer eines Computerspiels haben die Macher die Fäden in der Hand, anders aber als dort sind die Spielfiguren durchaus eigenständig.
Wenn das Ganze dann auch ausgekochter Unfug sein mag - die Handlung selbst jedenfalls ist wie erwähnt so ziemlich aus allem zusammengerührt, was man in der Spannungsliteratur finden mag, es gibt tatsächlich auch Twists - es ist halt das, was es ist. Es will ja auch eigentlich nicht mehr sein als eine Spielshow mit Stars, die die Zuschauer unterhält. Und das macht sie in zwei Staffeln recht gut. Die eine oder andere Besonderheit muss man als Europäer dann halt in Kauf nehmen - Englisch scheint irgendwie eine sehr exotische Sprache im asiatischen Raum zu sein …