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Zwischen Fantasie und Wirklichkeit: Das Geheimnis des Siebten Weges

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneZwischen Fantasie und Wirklichkeit
»Das Geheimnis des Siebten Weges«

Der vor kurzem ins Dorf gezogene Lehrer Franz van der Steg mag zwar ab und an den strengen Lehrer geben, aber eigentlich ist er ein phantasievoller Mensch. So erzählt er täglich seiner Schulklasse die Abenteuer von Franz dem Roten, der dieser in einem Märchenland besteht. Wobei natürlich van der Steg und Franz der Rote mehr oder weniger identisch sind. Fast. Denn anders als der tollkühne Held ist van der Steg nicht unbedingt auf Abenteuer aus.

Die Frage, was echt ist und was nicht - diese Frage zieht sich durch den ganzen Roman. So, wie Franz van der Steg einmal der Schullehrer ist, der unversehens in eine Verschwörung gelangt und andermal Franz der Rote ist, dessen Abenteuer von den Kindern seiner Klasse verschlungen werden - so spiegelt sich das Thema mehrfach im Roman selbst. Ganz offensichtlich in der Figur des Roberto oder des Mopros. 

Den Mopro, eine Art jugendlicher Rocker mit einem Moped, begegnet Franz van der Steg zu mitternächtlicher Stunde in einer abgewrackten und verlassenen Kneipe. Der Mopro will eine Wette einlösen und stolpert rein zufällig über Franz. Freundlich und umgänglich ist der Mopro allerdings nicht. Unwirsch und abwesend, rebellisch und arrogant - so präsentiert sich der Jugendliche mit dem Helm. Zwar erweist er Franz van de Steg einen Gefallen, aber danach ist er verschwunden. Kurze Zeit später allerdings taucht der Mopro wieder auf. Also ein junger Mann, der so aussieht wieder Mopro, er behauptet allerdings Roberto zu sein. Ein höflicher, netter, umgänglicher Junge. Der den Mopro nicht kennt. Behauptet er. Allerdings: Da hat Franz so seine Zweifel.

Recht hat er, wie der Leser des Romans erfährt: Roberto und der Mopro sind identisch. Wobei es sich nicht um eine gespaltene Persönlichkeit handelt, nein, Roberto schauspielert halt gerne. Die Mutter von Roberto findet es auch gar nicht weiter schlimm, dass Roberto mal nett und freundlich ist, mal seine rebellische Seite ausspielt. In diesem Fall ist also beides wahr: Es gibt den Mopro. Es gibt Roberto.

Was wahr ist und was nicht: Beim Magier Thomtidom ist das nicht so einfach herauszufinden. Denn als diese Franz zu sich nach Hause einlädt, steht Franz erstmal vor der Fassade eines hübschen niederländischen Hauses. Doch als er klingelt und die Tür öffnet, entdeckt er: Es ist wirklich nur eine Fassade. Dahinter befindet sich kein Haus sondern ein Weg, den der Magier mit ihm zusammen zu einem Zelt geht. Franz wundert sich zwar, akzeptiert aber erstmal, dass der Magier - den er sowieso für etwas merkwürdig hält - in einem Zelt lebt.

Dass Franz dann einschläft und damit zu spät zu seiner Vermieterin kommen wird, was dann wiederum weitere Verwicklungen auslösen wird - das ist erstmal unerheblich. Denn wichtiger ist das, was Franz nach dem Nickerchen erfährt: Der Magier Thomtidom wohnt tatsächlich in einem normalen Haus. Schein und Sein, so erläutert er freundlich, liegen manchmal nahe beieinander. So entpuppt sich das, was zuerst fantastisch zu sein scheint, wiederum als real.

Diese Oszillieren zwischen Wirklichkeit und Traum, zwischen Fantasie und Realität zeichnet den ganzen Roman aus. So fantastisch es auch zuerst anmutet, ein Haus zu bauen, das mit enorm vielen Treppen ausgestattet ist - das Haus existiert und wurde bewußt so gebaut. Zu einem guten Abenteuerroman gehört natürlich auch ein mysteriöser Bösewicht. Graf Grauenstein.

Der Leser des Romans liest diesen Namen - beziehungsweise die Abkürzung Gr. Gr. - zwar schon sehr früh. Doch als Person selbst bekommt man ihn erst später zu Gesicht. In der Zwischenzeit werden Geheimnisse geraunt. Der Graf hat das Sorgerecht für seinen Neffen Gerd-Jan übernommen, dieser sitzt im Treppenhaus fest, darf keine Freunde haben und überhaupt scheint eine mysteriöse Schriftrolle mit der Anweisung für eine Schatzsuche zu existieren. Den Grafen umgibt eine Art von Nonchalance und Würde, die auf den ersten Blick reine Höflichkeit zu sein scheint. Und das auch wirklich ist. Denn tatsächlich: Mit dem Grafen ist nicht gut Kirschen essen …

Das alles klingt märchenhaft und Franz van der Steg bezweifelt etliche Male, dass all das wirklich passiert. Das es nicht eine Inszenierung ist, die extra für ihn inszeniert wurde. Wobei: Warum sollte jemand sich die Mühe machen? Was für einen Sinn hätte diese Inszenierung? Das fragt sich Franz van der Steg und das fragt sich auch der Leser. Schlussendlich wird bald klar: Ja, alles ist echt. Alles passiert wirklich. Das Mysteriöse und Geheimnisvolle ist immer in der Realität verwurzelt, das Abenteuer mit all seinen Wendungen findet wirklich satt.

Ein Abenteuer, auf das sich der Leser gerne einlässt. Der mit geheimen oder offenbarem Vergnügen schmunzelnd auch als Erwachsner noch dem gesponnen Garn folgt, der sich gerne einfangen lässt. Der die kleinen Geheimnisse vielleicht sogar eher bemerkt als Franz van der Steg und der zuletzt zusammen mit den Kindern und Gerd-Jan über den angeblich listigen Grafen Grauenstein jauchzend und singend triumphiert:

»Habt ihr schon gehört von dem Sieben-, dem Sieben-, habt ihr schon gehört von dem Siebensprung? Man sagt, dass ich nicht tanzen kann, ich kann tanzen wie ein Edelmann.«

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