Final Space Staffel Zwei: Verlorne der Familien
Final Space Staffel Zwei
Verlorne der Familien
Dass die Suche nach fünf Dimensions-Schlüsseln die zweite Staffel vorantreibt, das sollte nicht verwundern. Diese öffnen das Gefängnis des Titanen Bolo, der wiederum verspricht, dann dafür zu sorgen, dass die Crew von Gary in den Final Space eindringen kann, um Quinn zu retten. So einfach, so serienlogisch. Und man könnte jetzt annehmen, dass die zweite Staffel unsere wiedervereinten Helden - plus den drei neuen Charakteren, wobei Clarence eigentlich ein alter Bekannter ist - in rasanten und aufregenden Planetenabenteuern wie Rick und Morty durch die Gegend jagt und jeweils am Ende der Folge ein Schlüssel gefunden wird. Aber wenn man die erste Staffel gesehen hat, dann wird man wissen, dass es so leicht nun einmal nicht ist. Planetenabenteuer und aufregende Raumschlachten - noch einen Ticken epischer und gigantischer und mit interessanteren Aliens als in der ersten Staffel - ja, gibt es.
Was es allerdings auch gibt ist die Frage, warum die zweite Staffel dieses Element so nebensächlich behandelt. Ja, die Dimensions-Schlüssel spielen eine Rolle und ja, sie werden von mehreren Parteien gesucht. Es scheint aber, als ob die Autoren nur irgendwas gebraucht haben, um die Handlung der zweiten Staffel einigermaßen zum Laufen zu bringen - wie geschrieben, hätte man sich nur auf die Suche nach den Schlüsseln beschränkt, diese Staffel wäre so kurz geworden wie die aktuelle von Rick und Morty. Das Finale der zweiten Staffel ist zudem auch eher - merkwürdig enttäuschend? Einerseits: Es ist ein Cliffhangerfinale. Anderereits: Die Götter aus der Maschine hätte man sich schon sparen können. Insofern: Wer nur auf die eigentliche Schlüsselsuche stiert, der wird enttäuscht.
Was also möchte uns Final Space erzählen? Einerseits hat die Staffel eine zwinkernde Freude damit, auf Dinge aus der ersten Staffel anzuspielen. Natürlich tauchen alte Bekannte wieder auf, natürlich gibt es auch die Zeitreise-Folge, in der Gary und die Crew aus einer anderen Sicht eine Folge erleben - und man endlich weiß, wie Mooncake freigelassen wurde, aber man sollte nicht zuviel drüber nachdenken, weil - Zeitreisefolge halt. Die zweite Staffel baut auf dem Fundament der ersten auf, erweitert deren Elemente und rückt dann ein das andere Thema in den Focus, was eigentlich die Hauptrolle spielt: Die Familie.
Das passiert auf drei Ebenen. Natürlich haben wir Gary. Nachdem wir seinen Vater kennengelernt haben, taucht in der zweiten Staffel auch seine Mutter auf. Es ist eigentlich die übliche Heist-Folge, in deren Verlauf Garys Mutter als Kriminelle die Crew aufs Kreuz legt. Zugleich aber legt die zweite Staffel auch dar, wer Garys Mutter ist, warum sie ihn so früh verließ, warum auch sein Vater kaum über sie sprach. Die komplizierte Beziehung zwischen den Beiden ist ab ungefähr der Hälfte der Staffel einer der großen Plotpunkte - vor allem, weil Garys Mutter ebenso nach den Schlüsseln sucht wie Gary, aber aus anderen Motiven.
Wenn das schon kompliziert scheint: Die Sache mit Little Advocado und seinem Vater Advocado ist es um ein Dreifaches. Einmal, weil der eigentlich tot ist - ich hatte die Zeitreisefolge erwähnt, oder? - dann, weil dieser sich überhaupt an nichts erinnert und kaum, dass er tut, zack: Wird er von einer bösen Macht übernommen. Und von seinem Sohn getötet. Also doch nicht so ganz, wir sehen in schließlich nochmal in der letzten Folge wieder. Kompliziert? Ja. Muss man als Zuschauer ein wenig aufpassen, um nichts zu verpassen? Ja, klar. Wäre diese ganze Nebenhandlung notwendig gewesen? Eigentlich war das ja in Staffel Eins schon alles mehr oder weniger geklärt. Allerdings: Wenn man epische Momente liebt, getragen vom Soundtrack … Ach, kommt, Taschentuch raus und schluchzen. Also: Eigentlich wäre diese Handlung nicht notwendig, aber sie illustriert auch, wie kompliziert Familie ist und sein kann. Kompliziert ist das Verhältnis zwischen HUE und AVA, den beiden Schiffs-KIs nicht gerade. HUE, der in der letzten Staffel ja in einen Roboterkörper gebannt wurde, ist definitiv auf eine Nebenrolle reduziert. AVA, die neue Schiffs-KI, ist stattdessen das, was HUE in der ersten Staffel war und eigentlich bietet das kaum Potenzial für ein Entwicklung. Wobei … doch … schon … irgendwie? So ganz verständlich ist es am Ende nicht, aber die Beiden freunden sich dann doch irgendwie an und teilen sich HUEs Köper. Auch eine Art von Familie.
Die dritte Familie aber ist die Crew an Bord von AVA. Einerseits unsere bekannten Charaktere, andererseits neue, Ash etwa, finden die nach und nach zu einer Familie zusammen. Das dauert einige Folgen, weil die Kräfteverhältnisse noch abgewogen werden müssen, aber ab der Mitte der Staffel ist klar, wo jeder steht und wo jeder seinen Platz hat. Wobei das für mich auch etwas länger hätte dauern können, so schnell sind Gruppendynamik auch nicht. Die Familienthematik wird ja zudem auch in der Folge angesprochen, in der die Crew gemeinsam das Fest feiert, das Clarence für sich selbst erfunden hat. Sowas wie Thankgsgiving. Was ja dann gerade die Folge ist, in der Clarence Garys Mutter die Dimensionsschlüssel überreicht. Also Familien en double.
Es mag also sein, dass man als Zuschauer nicht unbedingt befriedigt sein wird nach dem Finale der zweiten Staffel, weil zuwenig McGuffin-Verfolgungs-Jagden enthalten sind. Dafür allerdings ist der Humor der Serie auf dem gleichen Level, es gibt in der zweiten Staffel so manchen Pay-Off für die Fans. Es ist alles einen Hauch epischer, wer den Sense of Wonder sucht, der wird ihn definitiv hier finden. Ein Wasserfall mitten im All? Titanen? Spinnenwesen aus einer anderen Dimension? Gibt es alles. Schade ist, dass die Serie wieder ein Cliffhanger-Finale hat - dass nicht alle Fragen aufgeklärt werden. Allerdings ist eine dritte Staffel schon bestätigt worden. So wird man vielleicht doch noch mal herausfinden, wer da die ganze Zeit im Final Space auf Gary gewartet hat.