Die Dinos - Clevere Familienunterhaltung
»Die Dinos«
Clevere Familienunterhaltung
Stimmt. Da waren doch diese Dinosaurier-Familie. Mit dem Baby. Stimmt, das Baby. Und die Großmutter, die ständig nörgelt. Und die die Stimme von der Großmutter aus den Golden Girls hatte … Aber vor allem: Nicht - die - Mama.
Warum es »Die Dinos« noch nicht zu Disney+ geschafft haben ist mir ein Rätsel. Rechtsprobleme kann es eigentlich nicht geen, weil die Jim-Henson-Company zwar damals die Puppenfiguren herstellte und bediente, aber die Serie war keine reine Jim-Henson-Produktion wie die Muppets. Sonden wurde von vornherein schon vom Disney-Imperium produziert. Mag sein, dass wir eines Tages die Serie noch auf Disney+ erleben werden. Zu dem geplanten erwachsenerem Streaming-Angebot, das Disney derzeit plant passt die Serie nun definitiv nicht. Wobei … ist die Serie wirklich Kinderkram?
»Die Dinos« erzählt von den Sinclairs. Megalosaurus Earl Sinclair, der als Baumschubser sein Geld verdient. Seine Frau Fran, eigentlich Frances. Die drei Kinder sind Charlene, Robert - Robbie - und das Jüngste, das Baby. Dazu gehört noch die Großmutter von Fran, die permament gegen Earl stichelt. Wir befinden uns in Pangäa, allerdings einem Pängäa, das sich sehr an der Gegenwart orientiert. Allerdings dann eben unter der Prämisse: Was wäre, wenn die Dinosaurier intelligent und zivilisiert gewesen wären? Es gibt also Telefon, Fernsehen, Kühlschränke, Autos, Motorräder - nur die Details sind dann auf die Dinosaurier-Umgebung abgewandelt. Und natürlich existiert eine eigene Kultur. Heiratsurkunden müssen verlängert werden, alte Dinosaurier werden von einem Felsen in den Sumpf gestoßen - also eigentlich - und es existiert eine Art Rat der Weisen als Regierung. Abgesehen davon, dass es einen Monopolkonzern gibt, der alles dominiert. Auf Deutsch die Treufuss - die Anspielung ist leider etwas veraltet, wer erinnert sich denn noch an die Treuhand … Im Grunde sind »Die Dinos« - oder »Dinosaurs« im Original - die typische amerikanische Sitcom. Mit Dinosauriern.
Pro Folge existiert ein Problem, das von den Sinclairs gelöst werden muss. Dabei geht es natürlich auch um Themen, die Kinder oder Jugendliche ansprechen. Wie erobere ich das Mädchen meiner Träume? Wie gehe ich mit Mobbing in der Schule um? Wer bin ich eigentlich und ist es wirklich so klug, sich daran zu orientieren, was die Anderen denken? Was macht einen Mann aus? Und muss man konsumieren, um glücklich zu sein? Durchaus also Themen, die von Jugendlichen - und auch uns Erwachsenen - verstanden werden. Allerdings scheut die Serie auch vor schweren Themen wie Krankheit oder Tod nicht zurück. Wobei diese Folgen den Grad zwischen Takt und Charme schaffen. So unangenehm es für uns Erwachsene sein kann, dass die Dinos die älteren Exemplare in den Sumpf stoßen - es wird dadurch aufgefangen, dass die Folge mit Charme und Witz uns den Spiegel vors Gesicht hält. Wie gehen wir denn eigentlich mit dem Tod um? Würden wir jemanden Sterbehilfe leisten, wenn es notwendig wäre?
An mehreren Stellen lässt sich zudem ein gewisses Augenzwinkern der Drehbuchautoren erahnen. Wenn etwa Earl zusammen mit dem Baby sich eine Kinderserie im Fernseher anschaut - in diesem Fall eine Sockenpuppen-Serie - und gegenüber Fran bemerkt, dass die Serie ja sehr wohl auch etwas für Erwachsene wäre. Worauf Fran sich einige Sekunden das Ganze anschaut und dann kontert: „Also für mich ist das immer noch eine Puppenserie.“ Vermutlich die Reaktion, die die meisten Erwachsenen gegenüber den Dinos haben werden. Puppen? Sind was für Kinder.
Und ebenso wie die Dinos an sich Themen für Kinder und Jugendliche anbieten, so finden sich auch Folgen, die eher Themen der Erwachsenen behandeln. Traditionelle Rollenbilder werden in Frage gestellt und zumindest bis zum Schluss der jeweiligen Folge verhandelt. Etwa, wenn Fran einen Job annimmt und sich herausstellt, dass der Haushalt doch nicht so einfach ist wie sich Earl das bisher vorstellte. Wenn Vorurteile zwischen zwei verschiedenen Dinofraktionen behandelt werden oder wenn sogar Kritik am Fernsehen selbst geübt wird. All das ist vielleicht unter der Komik verborgen und nicht immer so offensichtlich. Aber es ist dennoch vorhanden.
Wer sich davon überzeugen möchte, dass die Serie auch etwas für Erwachsene ist - wer kann auch schon dem Charme des vorlauten, frechen Babys widerstehen? - der kann momentan leider nur auf die DVD-Box zugreifen. Man kann natürlich hoffen, dass die Serie irgendwann auch ihren Weg zum Disney-Streaming-Angebot finden wird, aber bisher scheint das eher nicht geplant zu sein. Schade eigentlich. Denn so einige Dialoge sind es schon wert, ab und an ins Gespräch eingeflochten zu werden. Etwa: „Das habe ich dir doch schon erklärt.“ - „Habe ich zugehört?“