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On Writing

Das Romanheft, das Universum ... und die Dinge dazwischen - Die Multimedia-KolumneOn Writing

Mark Twain hat sich sinngemäß mal gefragt, warum man acht Monate verwenden sollte um einen Roman zu schreiben, wenn man im nächsten Laden für einsfuffzich einen kaufen kann. Das sehe ich mittlerweile genauso. Ich wäre froh, wenn das einige andere Autoren auch so sehen würden. Nein, Namen nenne ich jetzt nicht. Aber ich meine hier nicht die Hobbyschreiber, die unentgeltlich das Ergebnis ihres Hobbys ins Netz stellen. Kritik beflügelt schließlich.

Ich meine die, die Geld dafür bekommen, und manchmal nicht zu knapp. Das Buch lässt sich gut an, dann wird es schlechter und man liest weiter, in der Hoffnung auf Besserung, aber nix da. Nach vielen verlorenen Stunden stellt man ernüchtert fest: „Was für ein Bullshit“ und lässt es gut sein.

Aber heute geht es nicht um Autorenschelte, sondern ganz unbescheiden um mich. Nach ersten Kontakten zur Hochliteratur in Form von Pünkelchen, Räuber Hotzenplotz und Buffalo-Bill-Comics entwickelte man sich weiter.

Es ist ja sehr sinnvoll in der Grundschule lesen und schreiben zu lernen, allerdings frage ich mich, warum unser Schulsystem so erpicht darauf ist, den zukünftigen Lesern (und noch viel wichtiger: Käufern!!) mit allen Mitteln klarzumachen, dass Lesen eine furchtbar dröge und langweilige Sache ist. Warum muss ich jeden Satz zerlegen, analysieren und am allerbesten: Man muss dem Lehrer erklären, was uns der Autor damit sagen will. Das wird dann benotet. Glücklicherweise (für den Lehrer) ist der besprochene Autor (oft) bereits in einer anderen Welt, so dass ich niemals die Möglichkeit nutzen konnte, ihn zu fragen, ob die vom allwissenden Lehrer hinein interpretierte Algengrütze wirklich in seinem Sinne war. Wahrscheinlich aber nicht. Ich war nur damals nicht in der Lage hell zu sehen, was unser Lehrer dachte, was der Autor sagen wollte.

Aber es gab ja noch John Sinclair, den ich immer heimlich unter der Bank gelesen habe, und später den für mich interessanteren Tony Ballard. Bei aller meiner Kritik an Herrn Rellergerd muss ich auch eingestehen, dass dieser Autor daran die Schuld trägt, dass ich heute überhaupt noch lese. Ich musste nichts interpretieren, und schon gar nicht hinterfragen, was er mir hier sagen will, VERDAMMT! Obwohl, wenn ich so manchen Dialog betrachte...

Also wurde ich zum Heftromansammler und habe mich dann nach und nach auch anderer Literatur aus dem Phantastischen bemächtigt. Und irgendwann kam dann die fatale Fehleinschätzung: Das kann ich auch!

Im Alter von sechzehn Jahren tippte ich meinen ersten Heftroman, 16 Seiten A4 querformat, zweispaltig, mit Vorschau auf den nächsten Band und von einem Tony-Ballard-Roman geklauten, in schwarz-weiß kopiertem Titelbild, Auflage: 1 Stück. Das Teil war genial; dachte ich.

Ein Versicherungsagent (!) begibt sich auf die Jagd nach einem Zombie, das hatte es bis dahin noch nicht gegeben, ein Meilenstein, revolutionär.

Als dem Held die Sache über den Kopf wächst, erhält er Hilfe von einem geheimnisvollen Fremden, Sie erahnen es schon: Dem Deus-ex-machina. Ich war hoch zufrieden. Bitte, geht doch!

Irgendwie verlor ich danach den Faden und das Interesse. Band 2 ist nie geschrieben worden: Zum Glück. Und auch Band 1 hat nie jemand gelesen: Zum Glück. Na ja, ich habe ihn schon noch mal gelesen, als er mir nach vielen Jahren des Vergilbens beim Keller aufräumen in die Hände fiel. Die letzte Erinnerung an meinen ersten und bis heute einzigen Roman ist das Geräusch, als er im Schredder verschwand. Keinesfalls sollte die Nachwelt damit in Kontakt kommen, keinesfalls sollte sich jemals irgendjemand fragen müssen, was ich damit sagen wollte.

Seltsamerweise aber fühle ich mich alle Schaltjahre wieder mal genötigt, mir irgendein Konzept für eine Serie auszudenken. Dazu ist es aber bis heute nicht gekommen, aller Voraussicht nach wird es dazu auch nicht kommen; hoffentlich. Aber immer wieder schwirren ein paar Ideen in meinem Kopf herum, die aber irgendwie nicht zusammen finden, geschweige denn passen wollen.

Herr von Allwörden hat angeblich behauptet eine Serie wie John Sinclair bei zwei Tassen Kaffee zu konzipieren, oder so ähnlich. Ich musste gegenteilige Erfahrungen machen. Nicht mal einen John Sinclair krieg ich hin.

Je älter ich werde, umso abgeschreckter werde ich, es doch zu versuchen. Schließlich ist alles schon mal da gewesen, wer sollte hier was Neues erfinden? Ich etwa? Na sicher!

Die Macher der Fernsehserie LOST haben mich dann komplett desillusioniert. Zwar ist da auch nicht alles Gold was glänzt, aber immer wenn ich einigermaßen glaube zu wissen, was passiert: Reingelegt! Nein, so was krieg ich nicht mal ansatzweise hin. Dass man sich fragt, wie geht es weiter. Selbst beim alten Universumserben will ich wissen, wie es weitergeht. Bei mir zu Hause stapelt sich Papier, ungelesen, meterweise, warum sollte ich da selbst noch was schreiben, und vor allem: für wen?

Um mir zu beweisen, dass ich es kann? Ich hab mir schon bewiesen, dass ich es nicht kann, und man muss auch nicht alles können.

Habe ich eine Idee, die noch nie dagewesen ist? Nein, nicht wirklich.

Beruflich bin ich öfter mit Lesen beschäftigt. Aber die „Technischen Regeln für Gas-Installationen“ und die „Verordnung über Allgemeine Bedingungen für den Netzanschluss und dessen Nutzung für die Elektrizitätsversorgung in Niederspannung“ sind nicht gerade Pageturner. Seien Sie mal ehrlich: Wer von Ihnen hat denn gerade eben alleine die Titel zu Ende gelesen?

Soll ich also meine Zeit damit verschwenden, mir Geschichten auszudenken, die keiner lesen will. In dieser Zeit könnte ich den Rasen mähen, eine Fahrradtour machen oder Zweitliga-Knaller wie Wehen gegen Hoffenheim verfolgen. Sie haben es richtig erkannt: Ich bin der pure faule Konsument, der so genannte „Verbraucher“ (was für ein Wort!) der sich gelegentlich anmaßt die Werke anderer -die getränkt sind von Blut, Schweiß und Tränen- zu rezensieren, respektive zu kritisieren. Wer bin ich denn?

Ich bin zumindest jemand, der der Meinung ist beurteilen zu können, ob ihm sein Essen schmeckt, ohne eine Ausbildung als Koch absolviert zu haben.

Der verehrte Chefredakteur hat es schon schwer genug, mir diese Kolumne aus den Rippen zu leiern. Darauf werde ich mich auch zukünftig beschränken. Eine Kolumne ist schließlich nichts anderes als ein „halboffizieller Leserbrief“. Und selbst Leserbriefe habe ich früher wie heute nicht geschrieben. Mein erster Leserbrief an die Redaktion des „Geisterspiegel“ zog fatalerweise das Angebot des damaligen Chefredakteurs nach sich, auch mitzuarbeiten. Was daraus wurde, lesen Sie gerade.

Wie bereits erwähnt bin ich nicht der kreativsten einer. Deshalb habe ich mir auch erlaubt die Überschrift zu dieser Kolumne von Stephen King zu klauen. Demnächst klaue ich dann bei Jason Dark, der soll ja noch besser sein...


Jochen „Captain Elch“ Stude

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