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Wenn Algorithmen nichts filtern: RSS

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneWenn Algorithmen nichts filtern
RSS

Kürzlich in einer Projektsitzung. Es geht darum, dass Informationen von selbstständigen Webseiten auf eine Art Portal übertragen werden sollen.

Ich stellte das Planetenmodell vor, dass Frank Tentler und ich schon mehrmals angewandt hatten und warf ein, dass man mit RSS durchaus die Neuigkeiten auf die übergeordnete Homepage bringen könnte.

Für einen Moment herrschte Schweigen. - Dann meldete sich jemand und fragte: „RSS? Nutzt das denn überhaupt noch jemand?“ Immerhin hat er nicht gefragt, was RSS ist.

Dabei ist RSS die Grundlage für Vieles, was heute selbstverständlich ist. Podcasts wären ohne RSS-Feed nicht denkbar. Also Podcasts, die nicht auf oder von den Plattformen hergestellt werden, sondern die von Kreativen erstellt und auf Hostern gelagert werden. Ohne RSS wüsste die Software nicht, dass eine neue Folge des Podcasts da ist, die dann heruntergeladen wird. Denn in das Format kann man so ziemlich alles reinschießen, was man im Internet übertragen kann. Ob PDF-Dokumente, Texte, Musik … Alles kein Problem. Deswegen setzte sich das Format auch so rasch durch. Jedes CMS kann in der Regel einen RSS-Feed auswerfen, den man dann wiederum abonnieren kann.

Was ziemlich viele Vorteile hat. Statt per Hand alles Webseiten absuchen zu müssen, die einen interessieren, hat man sie im Feedreader auf einen Blick. Also - fast alle, die einen interessieren. Denn in letzter Zeit findet der Feedreader nämlich keinen RSS-Feed mehr. Obwohl doch die Software den automatisch auswirft. Hmm. Doof. Warum man den RSS-Feed mehr und mehr abschaltet? Gute Frage. Vielleicht, weil man bei einigen CMS den Arttikeltext nicht kürzen kann. Es gibt nämlich zwei Möglichkeiten: Entweder gibt es einen Teaser und man klickt sich dann zur Webseite. Oder man gibt den kompletten Artikeltext aus. Was dann dazu führt, dass die Interessierten sich nicht mehr zu Webseite klicken, weil - man hat ja denn Volltext im Feed gelesen. Vielleicht möchte man noch etwas kommentieren, okay, dann klickt man nochmal sich zur Webseite durch, aber … Wobei ein RSS-Feed noch eine andere Möglichkeit bildet: Man kann die Neuigkeiten von anderen Webseiten auf der eigenen einbinden. 

Vielleicht ist RSS auch viel zu altmodisch. In den Zeiten, in denen unsere News und unsere Musik von Algorithmen sortiert werden ist ein rein chronologischer Newsfeed furchtbar. Da bekommt man ja alles von der Webseite angezeigt! Jeden Artikel! Jede Schlagzeile! Anstatt nur das Beste zu bekommen, erhalten wir alles dann, wenn es veröffentlicht worden ist. Jedoch: Zu Beginn der Social-Media-Dienste war es doch genau so. Instagram hatte einen chronologischen Feed, Twitter ebenfalls, Facebook - na ja, okay, Facebook hat auch schon früh mit Algorithmen angefangen.

Und was haben wir uns damals geärgert, als von chronologisch auf algorythmisch umgestellt wurde. Und wie schnell hatten wir uns an die Tatsache gewöhnt, dass wir alles vorgekaut bekommen, was bei Social Media passiert. Vielleicht ist die Filterung von Neuigkeiten auch anders nicht möglich, wenn ein gewisser Punkt überschritten wird. Eine ständig durchlaufende Timeline, bei der man allenfalls mal eine Zeile Text erhascht, weil der Rest schon hochgespult wird … 

Jedenfalls wäre es schade, wenn das RSS-Format komplett abgeschafft werden würde. Es wäre ein ziemlicher Verlust. Denn durch die chronologische Anordnung von Nachrichten stößt man öfters auf Meldungen, die man sonst nicht so gesehen hatte. Man wird überrascht. Das ist zwar das, was Social Media auch verspricht, aber die Blase kaut mir ja nur Zeugs vor, das mir eh schon gefällt. Bei RSS kann ich noch die eine oder andere unerwartete Kenntnis gewinnen. Und: RSS ist wirklich platzsparend … weder Software noch Feed selber brauchen viel Platz. Allenfalls die Dateien, die im RSS-Feed enthalten sind - die sprengen eventuell schon mal den Speicher des iPhones. Wenn man vergessen hat dem Feedreader von Apple zu sagen, dass man nur die aktuellste Folge hören und behalten möchte ... Nun - hüstel.

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