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Instagram: Die Sehnsucht nach dem chronologischem Feed

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneInstagram
Die Sehnsucht nach dem chronologischem Feed

Warum ist das so ein großes Ding? Das kann man sich mit Recht fragen, denn als Instagram verkündete, künftig gäbe es wieder den chronologischen Feed zurück gab es erleichtertes Aufseufzen.

Dabei ist der chronologische Feed eine Zusatzoption, der auch beim Start von Instagram nicht automatisch auftaucht. Ebenso wie der neue Feed für die Favoriten muss man den selbst einschalten.

Warum ist es so, dass bei TikTok es kein Problem scheint, einen algorithmischen Feed zu akzeptieren, während das bei Instagram jahrelang als Forderung im Raum stand?

Es wäre einfach zu beantworten: Nostalgie. Wer TikTok nutzt kennt keinen anderen Feed als den, der die eigenen Startseite zusammenstellt. TikTok funktioniert zudem auch komplett anders als Instagram. Der Algorithmus orientiert sich an anderen Kriterien. Wer einmal versucht hat, seine TikTok-Startseite einigermaßen so zu steuern, dass missbeliebige Inhalte nicht gezeigt werden, wird wissen, dass das schwieriger ist als bei Instagram. Wer TikTok nutzt, der kennt es halt nicht anders. Anders bei Instagram. Wer schon seit längerer Zeit seinen Account hier hat, der wird sich an die Zeit des chronologischen Feeds erinnern. Und wie immer das mit Nostalgie ist: Da werden die Gefühlsschleier herausgeholt, verbunden mit der Aussage, dass es früher halt doch besser war. Wie schön, dass man endlich die Möglichkeit habe, wieder chronologisch den eigenen kuratierten Feed begutachten zu können. Hach. Flausch.

Dabei steht da noch was anderes im Raum. Der Anspruch, dass der chronologische Feed der „wahrhaftigere“ sei, weil ich als Benutzender die Inhalte so präsentiert bekomme, wie sie in „Echtzeit“ passieren. Während der algorithmische Feed das nicht tut und mir auch noch ungefragt Inhalte präsentiert, die zwar meinen bisherigen ähnlich sind, die ich vielleicht aber gar nicht sehen möchte. Ist das wirklich so? Verpasse ich Inhalte, wenn ich dem algorithmischen Feed bevorzuge? Da man das momentan vergleichen kann: Ja. Tue ich. Im chronologischen Feed bekomme ich wirklich alles zu sehen, was meine Kontakte posten. Früher gab es noch die Möglichkeit, irgendwann ans Ende der Scrollstrecke zu kommen. Das ist auch heute noch möglich, wenn der Freundeskreis klein genug ist. Von daher: Ja, ich verpasse Inhalte, wenn ich nicht den chronologischen Feed habe. Es kann sein, dass interessante Dinge mir nicht angezeigt werden. Ein Kritikpunkt, der seit der Einführung von Algorithmen im Raum steht. Das wäre die eine Seite.

Da ich allerdings nicht weiß, welche Inhalte ich vermisse außer ich habe die Möglichkeit das zu vergleichen, werde ich mich auch kaum darüber aufregen können. Klingt kompliziert, ist aber logisch. Bei TikTok weiß ich nicht, was für Dinge mir der Algorithmus mir nicht anzeigt und daher bin ich mit dem zufrieden, was mir der Algorithmus auf der Startseite anzeigt. Ich habe schließlich auch keine andere Wahl. Wobei: Früher gab es auf Instagram auch nur Photos. Videos kamen später, Stories ebenfalls. Ich hatte früher einfach mehr Zeit, mich mit den Inhalten des Feeds zu beschäftigen. Heutzutage geht ein großer Teil meiner Zeit darauf drauf, mir die Stories anzuschauen. Und auch hier gilt: Je mehr Accounts ich abonnieren, desto weniger Zeit habe ich für die separaten Angebote von Instagram. Wenn jetzt noch ein Feed für meine Favoriten dazukommt, habe ich neben Photos, Videos, Lives und Stories noch einen Punkt, den ich beim Managen meiner Zeit beachten muss. Da könnte der Algorithmus, der für mich Dinge vorsortiert, durchaus seine Vorteile haben. Ich persönlich stelle das bei Linked-In fest: Ich stelle selten vom moderierten Feed auf den aktuellen Feed um, einfach, weil ich nicht den Eindruck habe, dass ich Wesentliches verpasse. Was im Vergleich tatsächlich dann auch der Fall ist.

Also: Wir verpassen Inhalte durch den algorithmischen Feed, andererseits kann dieser uns helfen unsere Zeit optimaler zu verbringen. Die Vorteile und Nachteile des einzelnen Vorgehens muss letztlich jeder für sich selber entscheiden. Da Menschen aber bequem sind, tippe ich stark darauf, dass häufig nicht auf den chronologischen Feed umgeschaltet werden wird. Zudem: Bei all den Instagram-Optionen, die es gibt, werden die Nutzer*innen überlegen müssen, welchen Teil von Instagram wir für uns am Wertvollsten empfinden. Wir werden uns entscheiden müssen, was auf Instagram wir als Erstes anschauen und was wir häufig im Blick behalten möchten. Dabei kann die Favoriten-Funktion ebenso wie der chronologische Feed ein sicherer Hafen werden für Leute, die bestimmte Inhalte absolut nicht sehen wollen. Bisher sind beide Feeds noch werbefrei, was aber sicherlich nicht lange so bleiben wird. 

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