Qualitätsjournalismus? - Die Zeitungsverleger im Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Qualitätsjournalismus?
Die Zeitungsverleger im Spagat zwischen
Anspruch und Wirklichkeit
Die Zeitungsverleger im Spagat zwischen
Anspruch und Wirklichkeit
Wenn denn diese Fehler nicht auf fundamentale oder gar komplette Unkenntnis hinweisen, kann man damit leben.
Mich regt in der Regel der Umgang in Zeitungen und Zeitschriften mit populärer Kultur im Allgemeinen und phantastischer Kultur im Besonderen nicht sonderlich auf. Es sei denn, es werden Verdikte gesprochen, die ganze Genres in den Orcus des Schundes werfen.
Die Lektüre der HNA (in Form der Regionalausgabe »Witzenhäuser Allgemeine«) vom 24. März jedoch brachte mich dahin, doch wieder mal zu fragen was denn den von Zeitungsverlegern im Zeitalter des Internets geprägten Begriff des »Qualitätsjournalismus« eigentlich ausmacht. Denn dieser Begriff (»Qualitätsjournalismus«) soll die Zeitungen, Zeitschriften und deren Online-Angebote ja angeblich von den Onlineangeboten wie dem Zauberspiegel und den sehr beliebten Blogs abgrenzen.
: Dabei darf man längst nicht alle (nicht kommerziellen) Internetseiten und Blogs über einen Kamm scheren. Und was auch dazu kommt: Amateurjournalismus ist ja längst nichts Neues mehr. In gedruckter Form gab es das als Fanzine, die Schülerzeitung und andere Angebote schon lange. Der Unterschied ist: Im Netz ist das potentielle Publikum größer und Inhalte werden kostenlos angeboten (andere würden dort gerne mit ihren Beiträgen Geld verdienen - neudeutsch nennt man das wohl »paid content«). Da witteren die (Zeitungs- und Zeitschriften-)Verlage Konkurrenz und versuchen den Weg pauschaler Abqualifizierung zu gehen. Das geht so einfach aber nicht.
Blogs können lediglich bloßes Meinungsgedröhne von dumpf schwätzenden Halbhirnen ohne Rücksicht auf Fakten sein (die sich deutlich unter dem Niveau der BILD bewegen und die Axel-Springer-Gründung wie ein informatives Blatt aussehen lassen können). Aber eben längst nicht nur: Oft genug werden die Blogs auch von wachen und bewussten Menschen gepflegt, die wunderbare Beiträge verfassen. Da ist das Spektrum so groß wie eben auch in der Zeitungslandschaft zwischen Süddeutscher und BILD oder zwischen Spiegel und In-Touch.
Ähnliches gilt für Seiten wie den Zauberspiegel. Da gibt es wunderbare Beispiele. Aber auch Homepages, deren Informationswert sich nur bedingt bemessen lässt. Das ist leeres inhaltsloses Geplapper. Da wirken manche Wikipedia-Beiträge (die auch längst manchmal nicht einmal Basis-Infos enthalten) wie ausführliche Abhandlungen. - Auch hier also die bereits angesprochene Bandbreite. Ein Spiegel des professionellen Zeitungs- und Zeitschriftenmarktes eben.
Es ist an den Lesern und Nutzern herauszufinden welcher Blog/Seite zu welcher Kategorie gehört. Jeder dürfte da so seine Favoriten haben. Ich will da auch Niemanden herausstellen oder in die Tonne treten, denn das ist nicht unser Thema. -
Aber gerade wieder wenn es um Populärkultur oder Triviales geht, dann wird der von den Verlegern propagierte so genannte Qualitätsjournalismus zum Deppen und der so manchmal arg geschmähte Amateur-Journalismus darf sich oft als Sieger fühlen. (Vgl. auch den Leit(d)artikel Is ja nur 'nen Bestseller - Über den Umgang mit Populär-Kultur). Dabei meine ich nicht das tiefgreifende Spezialwissen von Fans, die eben bis ins letzte Detail informiert sind. Nein, bei ganz simplen Dingen versagt der Qualitätsjournalismus teilweise kläglich.
Da ist bei den ach so gepriesenen Tageszeitungen und Magazinen (inkl. der Online-Ausgaben) von Recherche oder Qualitätsjournalismus oft genug wenig zu spüren. Gleich, ob bei Spiegel-online bei einem Artikel über »The Wolfman« über den »Teenwolf« mit Michael J. Fox so getan wird, als wäre einen Teenager als Werwolf etwas Neues in dem das Subgenre Werwolffilm kumuliert wäre, ohne dabei zu bedenken, dass es bereits drei Jahrzehnte vorher »I Was A Teenage Werewolf« gab, oder eben der Frankfurter Rundschau die Reihenfolge der Dan Brown-Romane verwechselt wird. Es passiert immer wieder.
Und jetzt kommt die HNA. Sie berichtete am 24. März auf ihren Kulturseiten darüber, dass Peter Jackson überraschenderweise nicht die Regie bei der »Hobbit«-Verfilmung übernimmt, sondern Guillermo Del Toro den Film inszenieren wird. Das war nicht etwa auf einer Seite untergebracht: Das war vor zwei Jahren. Sondern für die HNA war das eine Neuigkeit.
Da tränen mir doch die Augen. In den Zauberspiegel-Nachrichten meldeten wir am 29. Januar 2008, dass del Toro in Verhandlungen stünde, um sich für die Herr-der-Ringe-Prequels auf den Regiestuhl zu setzen. Am 25. April wurde der Vollzug gemeldet.
Das Ganze wurde auch nicht nur in irgendwelchen obskuren Fanzirkeln diskutiert und von Mund zu Mund weitergegeben. Es sangen auch nicht die Skalden auf Cons in irgendwelchen Hinterzimern von dem Geheimnis. Von Variety bis hin zur BBC wurde darüber berichtet. Das sind in der Regel zuverlässige und sichere Quellen. Zudem dürfte die Meldung auch vor zwei Jahren über den Ticker diverser Nachrichtenagenturen gegangen sein.
Eine Zeitung wie die HNA hatte also Gelegenheit, dieser Information Herr zu werden. Wirklich. Oder aber: Bei der HNA wird der Faktencheck auf die Spitze getrieben. Man hat zwei Jahre gebraucht, um die Info zu verifizieren...
Nee, im Ernst: In Sachen Populär-Kultur versagt der Qualitätsjournalismus in schöner Regelmäßigkeit. Und das nur eingeschränkt was mit ausgedünnten Redaktionen und mit immer mehr Nachrichten in immer kürzerer Zeit zu tun. Nicht, dass das auszuschließen ist. Immerhin verfolge man die Schlagzeilen und Berichte der letzten paar Jahre. Immer weniger Redakteure sitzen in den jeweiligen Redaktionen (Der Jahreszeitenverlag will jetzt komplett ohne Redakteure auskommen). Somit ist da natürlich immer weniger Faktencheck und Recherche möglich. Und klar müssen Prioritäten gesetzt werden.
Aber viele der Fehler, die im Umgang mit Populär-Kultur gemacht werden, sind in leicht zu vermeiden. Da reichen kurze Recherchen. Es hängt auch viel mehr an der Einstellung des Feuilletons ab. Und daran kann man arbeiten.
Damit der Qualitätsjournalismus nicht mehr versagt. Denn man könnte auf die Idee kommen: Versagt er in den Details, welcher Unsinn wird dann erst bei den wirklich wichtigen Themen getrieben? Das wollen wir doch nicht, oder?
Und jetzt kommt die HNA. Sie berichtete am 24. März auf ihren Kulturseiten darüber, dass Peter Jackson überraschenderweise nicht die Regie bei der »Hobbit«-Verfilmung übernimmt, sondern Guillermo Del Toro den Film inszenieren wird. Das war nicht etwa auf einer Seite untergebracht: Das war vor zwei Jahren. Sondern für die HNA war das eine Neuigkeit.
Da tränen mir doch die Augen. In den Zauberspiegel-Nachrichten meldeten wir am 29. Januar 2008, dass del Toro in Verhandlungen stünde, um sich für die Herr-der-Ringe-Prequels auf den Regiestuhl zu setzen. Am 25. April wurde der Vollzug gemeldet.
Das Ganze wurde auch nicht nur in irgendwelchen obskuren Fanzirkeln diskutiert und von Mund zu Mund weitergegeben. Es sangen auch nicht die Skalden auf Cons in irgendwelchen Hinterzimern von dem Geheimnis. Von Variety bis hin zur BBC wurde darüber berichtet. Das sind in der Regel zuverlässige und sichere Quellen. Zudem dürfte die Meldung auch vor zwei Jahren über den Ticker diverser Nachrichtenagenturen gegangen sein.
Eine Zeitung wie die HNA hatte also Gelegenheit, dieser Information Herr zu werden. Wirklich. Oder aber: Bei der HNA wird der Faktencheck auf die Spitze getrieben. Man hat zwei Jahre gebraucht, um die Info zu verifizieren...
Nee, im Ernst: In Sachen Populär-Kultur versagt der Qualitätsjournalismus in schöner Regelmäßigkeit. Und das nur eingeschränkt was mit ausgedünnten Redaktionen und mit immer mehr Nachrichten in immer kürzerer Zeit zu tun. Nicht, dass das auszuschließen ist. Immerhin verfolge man die Schlagzeilen und Berichte der letzten paar Jahre. Immer weniger Redakteure sitzen in den jeweiligen Redaktionen (Der Jahreszeitenverlag will jetzt komplett ohne Redakteure auskommen). Somit ist da natürlich immer weniger Faktencheck und Recherche möglich. Und klar müssen Prioritäten gesetzt werden.
Aber viele der Fehler, die im Umgang mit Populär-Kultur gemacht werden, sind in leicht zu vermeiden. Da reichen kurze Recherchen. Es hängt auch viel mehr an der Einstellung des Feuilletons ab. Und daran kann man arbeiten.
Damit der Qualitätsjournalismus nicht mehr versagt. Denn man könnte auf die Idee kommen: Versagt er in den Details, welcher Unsinn wird dann erst bei den wirklich wichtigen Themen getrieben? Das wollen wir doch nicht, oder?