Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit der Kunst von Wilhelm Heinrich Detlev Koerner?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit der Kunst von W.H.D. Koerner?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler werden wir diese Beiträge im Zauberspiegel übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Wer sich für authentische Malerei der amerikanischen Pionierzeit interessiert, kennt Künstler wie Frederic Remington, der ein überwältigendes Werk hinterlassen hat, das alle Elemente der „Frontier-Zeit“ beinhaltet, und natürlich auch den Cowboy-Maler Charles M. Russell.

Aber wer kennt Wilhelm Heinrich Detlev Koerner? Dabei dürften viele schon Bilder von ihm gesehen haben.

W. H. D. Koerner war einer der fleißigsten und wichtigsten Künstler der „Western Art“ in den USA, der ab Beginn des 20. Jahrhunderts in allen großen illustrierten Zeitungen Nordamerikas vertreten war.

Geboren wurde dieser ungemein produktive Maler am 19. November 1878 in Lunden im Norden Schleswig-Holsteins.

Er war noch ein Kind, als seine Eltern sich zur Auswanderung in die USA entschlossen. Koerner wuchs in Clinton (Iowa) auf, wo sein Vater erfolgreich als Schuhmacher arbeitete.

Das Interesse an Malerei erwachte bei ihm schon in der Kindheit, und seine Eltern ermöglichten ihm den Besuch der Kunstakademien in Chicago und New York. In Wilmington (Delaware) studierte er bei Howard Pyle, dem „Vater der amerikanischen Illustration“. Sehr früh verdiente er als Illustrator für große Zeitungen sein erstes Geld. Als er 20 Jahre alt war, stellte ihn die „Chicago Tribune“ für 5 Dollar am Tag als Illustrator ein. Schon wenig später wurde er Kunstredakteur von „United States Daily“ und wechselte von hier zum „Pilgrim Magazine“ in New York.

1919 erhielt er von der „Saturday Evening Post“ den Auftrag, zwei Artikel über den amerikanischen Westen zu illustrieren. Diese Aufgabe wurde zum Wendepunkt in seinem Leben. Koerner besuchte ab 1924 die westlichen Gebiete Amerikas. Er bereiste das Yellowstone-Gebiet und die Bighorn Mountains Wyomings, Montana und Kalifornien, lebte zeitweise auf einer Ranch. Er sah Indianer und Cowboys, bevor die Zeit der „Frontier“ verblasste. Seine Bilder für die Artikel „The Covered Wagon“ und „Traveling the Old Trails“ brachten ihm nationale Anerkennung. Mit einem Schlag wurde „Big Bill Koerner“ einer der gefragtesten Maler des „alten Westens“.

Seine Gemälde zeichneten sich durch großen Realismus und Detailtreue aus, so daß frühe Filmproduzenten in Hollywood sie als Vorlage für die Kostümausstattung ihrer Western benutzten.

Koerner illustrierte mehr als 250 Geschichten über den amerikanischen Westen. In seinem Atelier entstanden fast 3.000 Bilder zu Themen der Pionierzeit. Er illustrierte Bücher von Zane Grey und Eugene Manlove Rhodes.

Zu seinen Auftraggebern zählten die größten Zeitschriften und Magazine der USA wie „The Ladies‘ Home Journal“, „Harper’s Magazine“, „American Magazine“, „Cosmopolitan“.

Koerner arbeitete unermüdlich. Mindestens ein großes Gemälde entstand jede Woche. Daneben malte er kleinere Skizzen und Illustrationen. Seine Bilder bestachen durch perfekte Farbgebung, großen Realismus und eindringliche Lebendigkeit der Motive. Schon zu Lebzeiten galt er neben Remington und Russell als Dokumentar des „Großen Amerikanischen Westens“, dessen Bilder geradezu ikonographisch die Zeit der wandernden Grenze und der abenteuerlichen Besiedelung des Landes reflektierten.

Koerner starb am 11. August 1938 im Alter von 60 Jahren nach langer Krankheit in seinem Haus in Interlaken (New Jersey). Hier lagerten auch seine letzten Gemälde. Er geriet nach seinem Tod fast in Vergessenheit. Seit den 1960er Jahren wurde er neu entdeckt. Seither sind seine Gemälde in einigen der größten amerikanischen Museen und Galerien ausgestellt. Als US-Präsident George W. Bush das Koerner-Gemälde „A Charge to Keep“ im Oval Office des Weißen Hauses aufhängte, wuchs das allgemeine öffentliche Interesse an Koerner wieder.

1978 erwarb das BUFFALO BILL HISTORICAL CENTER in Cody (Wyoming) das komplette Atelier Koerners und einen großen Teil seines Werks. Seither ist Koerners Arbeit Teil der Kunstausstellung in diesem bedeutenden Museum.

Die Bilder zeigen W. H. D. Koerner in seinem Atelier, sowie eine Auswahl einiger seiner Gemälde. Das letzte Bild ist das erwähnte „A Charge to Keep“, das Präsident Bush in seinem Büro hängen hatte.

Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, März 2018Die kommende Ausgabe

 

Kommentare  

#1 R. Windeler 2018-03-06 19:40
Literaturhinweis:
Gerd Stolz: W.H.D. Koerner – Der Maler des „Wilden Westens“ aus Dithmarschen; Husum 2003, herausgegeben vom Verein für Heimatgeschichte im Kirchspiel Lunden e.V.
Es handelt sich um ein gut 110 Seiten umfassendes, aber kleinformatiges Büchlein, ansprechend bebildert, u.a. mit knapp dreißig farbig abgedruckten Illustrationen.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles