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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Bass Reeves?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Bass Reeves?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler werden wir diese Beiträge im Zauberspiegel übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 12. Januar 1910 starb einer der bemerkenswertesten „Peace Officers“ der amerikanischen Pionierzeit. Historiker sehen ihn häufig als das reale Vorbild von „Rooster Cogburn“, der bekannten Hauptfigur des Films „True Grit“, für die John Wayne seinen einzigen „Oscar“ erhielt. Manche glauben auch, daß er das Vorbild des "Lone Ranger" war.

Bass Reeves war einer der effektivsten und besten US Marshals des berühmten Richters Isaac Charles Parker am Bundesgericht in Fort Smith (Arkansas)

Aber es gab einige maßgebliche Unterschiede. Der größte war: Bass Reeves war schwarz. Ein ehemaliger Sklave, der in den 1880er und 1890er Jahren zum gefürchteten Jäger der letzten Wild-West-Kriminellen wurde.

Geboren im Juli 1838 in Arkansas, zog er mit seinem Eigentümer, William S. Reeves – dessen Familiennamen er zwangsläufig annahm – 1846 nach Texas. Nach Ausbruch des Bürgerkrieges gelang Bass die Flucht aus der Sklaverei. Er versteckte sich im Indianerterritorium bei Creek-Indianern und Seminolen. Es wird angenommen, daß er zeitweise mit indianischen Freiwilligen für die Union kämpfte.

Bass Reeves heiratete während des Bürgerkrieges und ließ sich nach 1865 in der Nähe von Van Buren in Arkansas als Farmer nieder. In jener Zeit war Van Buren Sitz des Bundesgerichts für das Indianerterritorium. Angeblich arbeitete Reeves hier zeitweilig als Scout und Dolmetscher für die US Marshals, da er Oklahoma wie seine Westentasche kannte.

1875, das Bundesgericht war inzwischen in die alten Militärgebäude von Fort Smith verlegt worden, trat Charles Isaac Parker sein Amt als Bundesrichter für das „Western Arkansas Territory“ an – damit war das Indianerterritorium gemeint. Er beendete mit eiserner Hand die Korruption und das administrative Chaos seiner Vorgänger und begann einen regelrechten Krieg gegen die letzten Banditen des wilden Westens, die in Oklahoma geradezu eine Terrorherrschaft errichtet hatten. Die unsichere Rechtslage und schwache Besiedelung machten das Indianerterritorium zu einem idealen Versteck für Räuberbanden, die in den umliegenden US-Bundesstaaten Verbrechen begingen. Ein geflügeltes Wort jener Zeit sagte, „Es gibt keinen Gott westlich des Arkansas“. Oklahoma wurde für Reisende und frühe Siedler zur Hölle, zur „letzten Grenze“. Zwar gab es die „Light Horses“, die indianischen Polizeitruppen der verschiedenen Stämme, aber diese durften ausschließlich gegen eigene Stammesangehörige vorgehen, um Verbrechen zu ahnden. Gegen weiße Banditen fehlte ihnen die Vollmacht.

Parker stellte eine regelrechte Armee von US Marshals an, die systematisch Jagd auf Outlaws machten. Zeitweilig beschäftigte er um die 120 Marshals. Einer davon wurde Bass Reeves. Er war vermutlich der erste schwarze Bundesmarshal westlich des Mississippi.

Reeves wurde zu einem der besten Parker-Marshals. Ein körperlich eindrucksvoller Mann von großer, athletischer Statur, der Revolver und Gewehr perfekt handhabte und hohes kriminalistisches Talent entwickelte. Er jagte und stellte Dutzende von gefährlichen Straftätern und brachte sie zum Bundesgericht nach Fort Smith.

Sein Ruf wurde legendär. Bei einer Gelegenheit stellte er 19 Pferdediebe nahe Fort Sill – die größte Bande, die je von einem Parker-Marshal verhaftet wurde.

1893 wurde er als Deputy US Mashal beim Bundesgericht für Ost-Texas in Paris angestellt. 1897 wurde er am Muskogee-Bundesgericht in Oklahoma vereidigt.

Im Jahr 1900 heiratete er nach dem Tod seiner ersten Frau ein zweites Mal. Reeves war zu dieser Zeit schon ein Mythos, völlig unbestechlich und immer korrekt. 1902 verhaftete er seinen eigenen Sohn, Bennie Reeves, wegen Mordes.

Reeves trug den Stern eines Deputy US Marshals bis zum Jahr 1907, als Oklahoma regulärer Bundesstaat der USA wurde. Dann nahm er eine Anstellung als Stadtpolizist von Muskogee an. Hier starb er am 12. Januar 1910 an Nierenversagen.

Bass Reeves gilt heute als Modellbeispiel für den US Marshal Service – die älteste Bundespolizeibehörde der USA, die schon unter George Washington eingerichtet wurde. Als im Mai 2012 in Fort Smith die Statue eines US Marshals geschaffen werden sollte, wurde Bass Reeves als Vorbild gewählt. 2006 erschien die Biographie „Black Gun, Silver Star: The Life and Legend of Frontier Marshal Bass Reeves“, die das aufregende und außergewöhnliche Leben dieses Mannes beschreibt, der in Sklaverei geboren wurde und sein Leben dem Kampf für Recht und Gesetz widmete.

Meine Bilder zeigen Fotos von Bass Reeves und die großartige Skulptur, die ihn zu Pferde zeigt. Sie steht am Eingang des alten Bundesgerichts in Fort Smith (Arkansas) und wird irgendwann vor dem geplanten US Marshal Museum ihren Platz finden. Ferner einen „Gefängniswagen“ im Hof von Fort Smith, sowie einen Blick in einen der „Gefängnissäle“ im Keller des Bundesgerichts. Häufig schlossen sich mehrere US Marshals zusammen und machten vereint Jagd auf Outlaws, die sie in solchen Wagen zurück nach Fort Smith transportierten.

Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, März 2018Die kommende Ausgabe

 

Kommentare  

#1 Heizer 2018-03-05 23:59
Bass ist für mich vorbildlich . Vom Anfang bis zum Ende.....

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