Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit der »Eagle Film Company«?
Wie war das mit der »Eagle Film Company«?
: Im Januar 1915 wurde in Amerika eine kurzlebige aber höchst bemerkenswerte Filmfirma gegründet, die EAGLE FILM COMPANY.
Diese Tatsache wäre keiner Erwähnung wert, wenn nicht die Gründer illustre Gestalten der amerikanischen Pionierzeit gewesen wären:
- Evett Dumas Nix, US Marshal von Oklahoma in der Zeit des „Hanging Judge“ I. C. Parker.
- William Tilghman, Marshal von Dodge City, Sheriff des Ford County (Kansas), Deputy US Marshal von Oklahoma, Polizeichef von Oklahoma City, Senator von Oklahoma.
Einer der erfolgreichsten Gesetzesvertreter der Zeit des „Wilden Westens“, der zahlreiche Revolverduelle mit einigen der gefährlichsten Banditen ausgefochten hatte. Er hatte mit bloßen Händen den Outlaw Bill Doolin überwältigt und festgenommen. - Zu den weiteren Mitarbeitern der Firma zählte Chris Madsen, ehemals Deputy US Marshal in Oklahoma, davor Sergeant in der 7. US-Kavallerie. Ebenfalls einer der gefürchtetsten Banditenjäger in der Zeit der “Last Frontier“ in Oklahoma.
Zusammen mit weiteren pittoresken Gestalten der ausgehenden Pionierzeit produzierte dieses Team einen als „Dokumentation“ ausgezeichneten Film mit dem Titel THE PASSING OF THE OKLAHOMA OUTLAWS
Es war ein Stummfilm von erstaunlicher Professionalität und temporeicher Action. Und der Star in diesem Film war – BILL TILGHMAN.
Der erfahrene Outlaw-Jäger war zu dieser Zeit 61 Jahre alt. Dieser Film war zweifellos dazu gedacht, sein eigenes Denkmal zu zementieren. Andere Männer seiner Zunft hatten Bücher über ihr Leben geschrieben.
Trotz der Tatsache, daß fast alle Beteiligten an diesem Film die Zeit des „Wilden Westens“ persönlich erlebt und daran mitgewirkt hatten, war das Werk größtenteils ein reines Fantasieprodukt.
Der bedeutende amerikanische Historiker der Justizgeschichte der Pionierzeit, Richard Frank Prassel, nannte den Film „eine bedeutende Quelle von populären Mythen, Legenden und Desinformation.“
Das stimmt. So gut wie nichts in diesem Film hat sich in der Wirklichkeit so abgespielt – obwohl es die Schießereien der Doolin Gang, die Jagd auf Banditen wie „Red“ Buck, die Festnahme der weiblichen Desperados „Little Breeches“ und „Cattle Annie“ natürlich alle gegeben hat.
Trotzdem ist dieser Film ein historisches Dokument; denn er zeigt mit Bill Tilghman als Hauptdarsteller und Chris Madsen in Nebenrollen zwei der legendärsten Sheriffs und Marshals der Pionierzeit. Und auch die anderen Darsteller waren alles Personen, die die Zeit des alten Westens noch aktiv miterlebt hatten.
Der Film war ursprünglich 96 Minuten lang. Leider sind nur noch ca. 13 Minuten erhalten, die in dem hier angehängten Clip zu sehen sind. Selbst diese Stummfilmaufnahmen zeigen, daß Bill Tilghman eine eindrucksvolle, charismatische Gestalt gewesen sein muß.
William Matthew „Bill“ Tilghman wurde nur 9 Jahre später, am 1. November 1924, im Alter von 70 Jahren erschossen, als er versuchte, einen korrupten Ermittler gegen Alkoholschmuggler festzunehmen. Sein Leichnam wurde im Staatskapitol von Oklahoma City aufgebahrt – er war der erste Polizeibeamte, dem diese Ehre zuteil wurde.
HIer der Link zum Film-Fragment »Passing of the Oklahoma Outlaws«
Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de