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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Fort Sumter?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit dem Fort Sumter?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 17. Februar 1865 räumten die Truppen der Konföderierten Staaten die Hafenbefestigung FORT SUMTER in South Carolina. Der Posten wurde wieder von der Unionsarmee besetzt.

Das Ende des blutigen Bürgerkrieges stand kurz bevor und wurde im April 1865 in Appomattox besiegelt. Die Rückgabe von Fort Sumter an die Nordstaaten hatte symbolische Bedeutung; denn hier war der erste Schuss des Krieges gefallen.

Die Festungen Fort Sumter und Fort Moultrie gehörten – trotz ihrer relativ kleinen Besatzungen – zu den wichtigsten Küstenbefestigungen der Vereinigten Staaten. Charleston war ein bedeutender Seehafen der USA. Zugleich waren diese Posten Militärarsenale der Bundesarmee.

Am 9. November 1860 war South Carolina als erster Sklavenstaat aus den USA ausgetreten. Schon Anfang 1861 hatte der Kommandant von Fort Sumter, Major Robert Anderson, das Weiße Haus um Verstärkungen gebeten, da die Mobilisierung der Staatsmiliz ab Februar im vollen Gang war. Entlang der Küste wurden Geschütze aufgefahren.

Anderson stammte aus Kentucky, war also selbst Südstaatler, aber er stand loyal zur Union. Am 11. Dezember 1860 hatte er eine klare Order des Kriegsministeriums erhalten: „Sie werden die Festungen in diesem Hafen halten und, falls Sie angegriffen werden, bis zum Äußersten verteidigen.“

Präsident James Buchanan versuchte, 200 Soldaten, Munition und Proviant mit dem Handelsschiff „Star of the West“ nach Fort Sumter zu schicken. Als sich das Schiff dem Posten näherte, wurde es am 9. Januar 1861 von den Küstenbatterien vertrieben. Am 31. Januar 1861 erhielt der Präsident einen Brief von Gouverneur Francis W. Pickens, in dem dieser ohne Umschweife die Übergabe an den Staat South Carolina verlangte.

Die Nahrungsvorräte in Fort Sumter waren knapp. In der Festung gab es Stellungen für 135 Kanonen und Unterkünfte für über 600 Mann. Tatsächlich verfügte Anderson lediglich über 85 Soldaten aus den Artilleriekompanien E und H der 1st US Artillery plus Zivilangestellte, insgesamt 128 Mann. Die Bestückung von Fort Sumter bestand aus 60 Kanonen, für deren Bedienung die Besatzung gar nicht ausreichte. Da Fort Sumter als Küstenbefestigung angelegt war, waren die meisten Kanonen auf den Atlantik ausgerichtet. Nur wenige Geschütze konnten die Stadt oder die umliegende Küste bestreichen.

Im März 1861 traf P. G. T. Beauregard in Charleston ein. Er war der erste Offizier, der zum General der provisorischen „Konföderierten Armee“ ernannt worden war. Beauregard und Anderson kannten sich; Anderson war Beauregards Artillerieausbilder in West Point gewesen.

Unmittelbar nach seiner Amtseinführung erhielt Abraham Lincoln die Mitteilung von Major Anderson, dass er lediglich noch über Rationen für 6 Wochen verfügte. Lincoln schickte daraufhin eine Botschaft an den Gouverneur von South Carolina mit der Mitteilung, dass er beabsichtige, Fort Sumter zu versorgen. Beauregard zog alle verfügbaren Kräfte der South Carolina Miliz zusammen.

Die Belagerung der Unionsforts war innerhalb der neuformierten Konföderierten Staaten keineswegs unumstritten. In Montgomery (Alabama), wo das erste Parlament der sezedierten Staaten zusammentrat, wurde darüber debattiert, ob der neue Staatenbund überhaupt Ansprüche auf Unionseigentum geltend machen könne. Der Präsident der Konföderierten, Jefferson Davis – ehemals Kriegsminister der Union – zögerte mit seiner Entscheidung. Demgegenüber plädierte der Gouverneur von South Carolina für eine Beschlagnahme von allem Bundesbesitz im Geltungsbereich der Konföderierten Staaten.

Es gab zu dieser Zeit noch Verhandlungen zwischen der Regierung Lincoln und dem Staat Virginia, in denen Lincoln eine Räumung bestimmter Befestigungen anbot, wenn Virginia weiter loyal zur Union stehen würde. Auch bei ihm spielte zunächst die Überlegung eine Rolle, durch diplomatische Schritte weitere Staaten von der Sezession abzuhalten.

Am 9. April wies die konföderierte Regierung Beauregard an, Fort Sumter unter allen Umständen einzunehmen. Die einzige Gegenstimme kam ausgerechnet vom Kriegsminister Robert Toombs, der davor warnte, dass die Südstaaten „in einen tödlichen Strudel“ geraten würden.

Am 12. April 1861 um 4.30 Uhr am Morgen gab Beauregard seiner Artillerie den Befehl, Fort Sumter zu beschießen. Damit begann der Amerikanische Bürgerkrieg, eine Auseinandersetzung, die mehr Amerikanern das Leben kosten sollte als alle anderen Kriege, in die diese Nation je verwickelt war, zusammengenommen. Bis heute.

Nicht nur Andersons, auch Beauregards Ressourcen waren begrenzt. Beauregard hatte einen Beschuss von 48 Stunden kalkuliert.

Anderson erwiderte das Feuer zunächst nicht, zumal die Schüsse der Konföderierten kaum ernste Schäden anrichteten. Er rief seine Besatzung um 6 Uhr früh zum Frühstück. Eine Stunde später begann das Gegenfeuer. Anderson konnte nur 21 seiner Kanonen zur Abwehr nutzen. Vollkugeln und Granaten waren zunächst ausreichend vorhanden, aber lediglich ca. 700 abgefüllte Pulverladungen, mit denen die Geschütze gestopft wurden. In fieberhafter Hast begannen die Soldaten, Pulversäcke zu nähen. Nach wenigen Stunden waren aufgrund der Munitionsknappheit nur noch 6 Geschütze der Festung einsatzbereit.

Am späten Nachmittag näherte sich die Versorgungsexpedition Fort Sumter. Die Boote wurden von heftigem konföderiertem Feuer zurückgetrieben. Mit Beginn der Nacht verschlechterte sich das Wetter drastisch. Starker Seegang und hohe Wellen hinderten die Landungsboote daran, Fort Sumter zu erreichen. Um Munition zu sparen, beendete Anderson das Feuer seiner wenigen Geschütze.

Am 13. April um 13 Uhr fällte ein Kanonenschuss den Flaggenmast. Seit Beginn des Artillerieduells, waren mehr als 3.000 Kugeln und Granaten auf Fort Sumter gefallen.

Um 14.30 Uhr schickte Anderson einen Boten zu Beauregard und erklärte sich zum Abzug bereit.

Erstaunlich genug – während des 34 Stunden andauernden Bombardements hatte es weder auf der einen noch auf der anderen Seite Tote oder Verletzte gegeben. Aber als am 14. April 1861 ein letzter Salut für das Sternenbanner geschossen wurde, entzündete ein Funke von den Geschützen in der Nähe lagernde Munition. Die dadurch ausgelöste Explosion tötete 2 und verletzte 4 Unionssoldaten.

Anderson führte bei seinem Abzug die zerfetzte Flagge der Festung mit sich.

Am 17. Februar 1865 räumten konföderierte Truppen Fort Sumter. Am 14. April 1865, genau 4 Jahre nach der Übergabe, kehrte Robert Anderson – jetzt im Rang eines Generalmajors – zurück und hisste die zerfetzte Flagge, die er 1861 eingezogen und geborgen hatte.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die aktuelle Ausgabe

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