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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie war das mit Camillus S. Fly?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie war das mit Camillus S. Fly?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Am 2. Mai 1849 wurde ein Mann geboren, denn man später als einen der „ersten Fotojournlisten der Welt“ bezeichnete: CAMILLUS S. FLY. In jedem Fall gelangen ihm einige der spektakulärsten Fotografien von Apachen und ihrem Führewr, GERONIMO. Fly war kein Mann, der in seinem Studio saß und auf Kundschaft wartete. Er war ständig unterwegs und fotografierte Ereignisse.

Er machte die ersten Fotografien der wilden Silberminenregion von Tombstone. Er fotografierte den Tombstone-Gründer Ed Shieffelin, und er war ein Augenzeuge des Revolverkampfes am O. K. Corral. Er kannte Männer wie Wyatt Earp und Johnny Behan. Camillus Fly war in jedem Fall ein Zeitzeuge ersten Ranges.

Fly war auf einer Farm in Missouri geboren. Seine Eltern zogen kurze Zeit später nach Kalifornien. Camillus wuchs als Farmer auf.1879 heiratete er Mary Goodrich in San Francisco. Beide wandten sich bald der damals boomenden Fotografie zu und gingen noch im Jahr ihrer Hochzeit nach Arizona, wo sie sich im Dezember 1879 in der neu entstandenen Stadt Tombstone niederließen und ein Studio eröffneten. Im Jahr darauf eröffneten sie noch eine kleine Pension mit 12 Zimmern. Mary Fly kümmerte sich um das Boarding House und die Buchhaltung des Fotostudios, während Camillus viel in der Gegen herumreiste, um Bilder zu machen. Während seiner Abwesenheit fertigte Mary die Portraits von Kunden an. Sie war sicherlich eine der ersten Fotografinnen Amerikas.

Wer bei den Flys ein Portrait machen lassen wollte, musste 35 Cents bezahlen. Erstmals in 1880 erschienen Fotos von Fly in der Zeitung „Arizona Quarterly Illustrated“.

Fly hörte 1886 von den Verhandlundlungen General Crooks mit Geronimo. Er schloss sich im März mit seiner Fotoausrüstung der Militärkolonne an und war der einzige Fotograf, der Crook in die Sierra Madre begleiten durfte, wo er sich mit den Apachen traf. Geronimo selbst fasste Vertrauen zu ihm. Ein bekanntes Fly-Foto, das Geronimo mit zwei seiner Söhne zeigt, entstand sogar auf ausdrücklichen Wunsch des gefürchteten Apachenführers.

Der bekannte Offizier John Bourke aus Crooks Stab schrieb später: „Fly bat Geronimo und seine Krieger mit professioneller Kälte, sich für die Fotos in Positur zu stellen, ihre Stellungen zu ändern, ihre Köpfe zu drehen, um die Fotos zu verbessern. Alle folgten willig seinen Anweisungen.“

Der Bürgermeister von Tucson, C. M. Strauss beschrieb die Szene später:“ Fly ist ein exzellenter Künstler, und er hatte keinerlei Respekt vor den Personen oder den Umständen. Selbst während der ernsthaftesten Verhandlungen mit den Indianern stand er auf und sagte einem Offizier: ‚Rücken Sie Ihren Hut ein bisschen mehr zur Seite, General. Nein, Geronimo, Ihr rechter Fuß muss auf einem Stein stehen… Für ihn war die Wirkung eines Fotos wichtiger als alles andere.“

Die Apachen-Fotos machten Fly bekannt. Er schickte 16 Glasplatten an die größte illustrierte Zeitung des Landes, „Harpers Weekly“, die am 24. April 1886 sechs davon druckte. Sie wurden als Sensation angesehen. Sie waren die einzigen Fotos von Indianern, die jemals angefertigt wurden, während sie sich noch immer im Krieg mit den USA befanden.

Im Laufe seines Lebens wurde Fly allerdings zum Alkoholiker. Seine Frau Mary verließ ihn zeitweise. 1887 fertigte er Fotos von einem Erdbeben in der Sonora in Mexico an, bei dem 42 Menschen ums Leben kamen. 1888 druckte „Frank Leslies Newspaper“ – die Konkurrenz von „Harpers Weekly“ - vier seiner Erdbebenfotos.

1891 kam das Buch von Captain Bourke heraus, „On the Border with Crook” – es enthielt eines von Flys Fotos in neuartiger Drucktechnik.

Als die Minen von Tombstone überflutet wurden und die große Zeit der Stadt vorbei war, ging Fly nach Bisbee und andere Minenstädte Arizonas. 1893 eröffneten die Flys, seine Frau war inzwischen zurückgekehrt, ein Studio in Phoenix. Das Geschäft war schlecht, so kehrten sie 1894 nach Tombstone zurück. Hier nominierte ihn die Demokratische Partei für das Amt des Sheriffs im Cochise County. Er wurde mit Mehrheit gewählt und blieb für 2 Jahre im Amt. Er lehnte eine weitere Kandidatur ab und arbeitete ab 1887 wieder als Fotograf. 1898 fotografierte er den Entdecker der „Copper Queen Mine“ in Bisbee, George Warren.

Camillus S. Fly starb im Alter von nur 51 Jahren am 12. Oktober 1901 in Bisbee. Mary ließ seinen Leichnam nach Tombstone überführen, wo er bestattet wurde.

Mary Fly setzte ihre Arbeit als Fotografin fort und veröffentlichte 1905 das Buch „Scene in Geronimo’s Camp: The Apache Outlaw and Murderer“. Es enthielt alle Apachenfotos von Camillus Fly.

1912 suchte erneut ein verheerendes Feuer die kleine Minenstadt heim, und auch das Fly-Studio brannte nieder. Mary Fly beschloss, das Gebäude nicht noch einmal aufzubauen. Sie zog nach Los Angeles (Kalifornien) und verbrachte hier die letzten Jahre ihres Lebens.

Kurz vor Ihrem Tod im Jahr 1925 spendete sie alle verbliebenen Plattenfotos ihres Mannes an die Smithsonian Institution in Washington DC.

In den Chiricahua Mountains erinnert ein prominenter Berggipfel an den Pionier-Fotografen – er trägt den Namen „Fly’s Peak“.


Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2020Die aktuelle Ausgabe

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