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Eine Frage an ... Dietmar Kuegler: Wie ist das mit einem ›Kollegen‹?

Eine Frage an Dietmar KueglerWie ist das mit einem ›Kollegen‹?

Dietmar Kuegler erinnert auf Facebook immer wieder an bestimmte Daten und Ereignisse der amerikanischen Geschichte. Diese mehr oder weniger kurzen Vignetten sind interessant und ausgesprochen informativ und auf jeden Fall lesenswert.

In Absprache mit Dietmar Kuegler wird der Zauberspiegel diese Beiträge übernehmen.

Dietmar KueglerDietmar Kuegler: Ich habe gezögert, die folgenden Zeilen zu schreiben, mache das aber nicht nur für mich, sondern auch für andere Autoren, die betroffen wurden.

Es gibt wieder Western-Reihen in Deutschland. Darüber freue ich mich. Als Autor kann man davon leider nicht mehr leben. Als ich in den 1970er und 1980er Jahren groß wurde, konnte ich problemlos meinen Lebensunterhalt damit bestreiten. Das geht nicht mehr. Ich habe rechtzeitig den Absprung ins Sach- und Fachbuch geschafft. Um so höher bewerte ich Menschen, die den Western mit Herzblut am Leben erhalten.

Es gibt allerdings Personen in dieser Welt des Western, die es eigentlich nicht geben dürfte. Menschen, die den Western nur zur Befriedigung ihrer eigenen Eitelkeit verstehen.

Wer einigermaßen fehlerfrei Worte aneinanderreihen kann, ist noch lange kein Autor. Es fehlt das Charisma, der innere Zugang zum Sujet, die Hinwendung zur Pioniergeschichte, zu den Menschen in jener Zeit. Es fehlt die Seele des Western.

Einer dieser „Autoren“ zumindest scheut sich nicht, anonym im Internet herumzugeistern und Kollegen anzugreifen. Hinterhältigkeit lernt man wahrscheinlich im Italo-Western.

Ich bin seit 52 Jahren in diesem Geschäft, andere Kollegen auch. Wir alle standen manchmal in Konkurrenzsituationen, aber wir haben uns gegenseitig respektiert; denn häufig haben wir erfolgreich an gemeinsamen Serienprojekten gearbeitet.

Als ich RONCO und LOBO konzipiert habe, hatte ich ein kollegiales Verhältnis mit dem Team. Ich wusste immer, dass man solche Projekte nicht allein machen konnte. Man war auf die Professionalität und das Talent der anderen Team-Mitglieder angewiesen. Ich habe mit den Exposés quasi „Drehbücher“ für die einzelnen Romane geliefert und mich in den meisten Fällen darauf verlassen können, dass die Autoren daraus lesbare Manuskripte machten. Jeder hatte seinen Stil, seine Eigenarten. Und sie haben mich für meine Ideen und mein Fachwissen respektiert. Mit Werner Dietsch habe ich an Serien wie „Red Rock Ranch“, „Western Wolf“, „Union Pacific“, „320-PS-Jim“, u. a. gearbeitet; wir waren Freunde.

Dieses kollegiale Verhältnis scheint sich zu ändern. Dank der eher mageren Lage für Autoren, glaubt zumindest einer, dass er seinen persönlichen Status verbessert, indem er über Kollegen Lügen verbreitet, deren erwiesene Fähigkeiten herabsetzt. Das Internet leistet solchen deformierten Charakteren Vorschub.

Er steht sogar manchmal neben den Kollegen, die er verleumdet, in denselben Buchreihen. Dass er damit auch seinem Verleger schadet, interessiert ihn nicht. Es ist ja so leicht, anonym „Rezensionen“ auf im Netz zu hinterlassen. Amazon sei Dank. Vielleicht werden dann ein paar potentielle Leser abgeschreckt, ein Buch zu kaufen oder herunterzuladen. Oder es wird, ohne das Buch zu kaufen, mal 1 Stern vergeben, um eine positive Gesamtbewertung nach unten zu ziehen. Hinterhältig eben.

Es geht nicht um Kritik. Mit Kritik muss ein Autor leben. Man kann nicht erwarten, dass jedem Leser jeder Text gefällt. Wir haben auch mal schwache Momente oder machen Fehler – wir sind alle nur Menschen. Es geht um persönliche Schmähung unter der Gürtellinie, verbunden mit glatten Lügen. Gewissenlos.

Auch mich hat so ein Amateur-Schreiber angegangen.

- Er hat mir unterstellt, dass ich Amerika und die Mentalität des Landes gar nicht kennen würde. (Meine amerikanische Frau fand das eher amüsant.) Dabei war er noch nicht mal auf der Welt, als ich bereits in Amerika unterwegs war.

- Falsche Sachaussagen belegen, dass er bestimmte Bücher nicht einmal gesehen hat. Beispielsweise, dass ich „veraltete Quellen“ benutzen würde – in einem Buch, für das zufällig einer der angesehensten Historiker der USA, zeitweise Vorsitzender der US-Historiker-Zunft, das Vorwort geschrieben hat. Also hält er sich dieser Koryphäe für überlegen.

- Er bezweifelt in einer „Rezension“, dass ich etwas von amerikanischen Waffen verstünde. (Ich hatte mal eine Sammlung von fast 50 Waffen der Pionierzeit, habe darüber Bücher und Artikel geschrieben und verfüge über eine Besitzerlaubnis für Sachverständige.)

- Bzgl. meines dokumentarischen Nachworts über die Schlacht von Alamo in Texas verweist er mich – man glaubt es kaum – auf einen fehlerhaften Wikipedia-Artikel. Dabei basiert mein Nachwort auf einer Vorlesung, die ich am englischen Seminar der Universität Kiel gehalten habe – worauf die Professoren mich sofort für weitere Gastvorlesungen verpflichtet haben. Studenten haben Hausarbeiten nach meiner Vorlesung angefertigt. Nicht nur, dass ich viermal an Ort und Stelle in Texas recherchiert habe, es sind auch letzte archäologische Erkenntnisse eingeflossen. Der Text ist auch in einer wissenschaftlichen Zeitschrift erschienen. Egal, es ging ihm ja gar nicht um die Fakten.

- Obwohl er Kollegen verleumdet, schreckt er nicht davor zurück, nach deren Konzepten zu arbeiten, z.B. nach meinen.

Ich habe diesen Mann anhand der Wortwahl und dem zeitlichen Zusammenhang sofort erkannt. Ich hätte mich revanchieren und seine Bücher auseinandernehmen können. Daran hat er wohl gar nicht gedacht. Könnte ich immer noch tun, bin mir aber für solche Charakterlosigkeiten zu schade. Im Western folgt man Werten. Dieser Mann hat keine Ahnung vom wissenschaftlichen Diskurs in den USA. Er kennt nicht mal den Unterschied zwischen Plains und Prärien. Ich habe vor US-Universitäten gesprochen und in amerikanischen Magazinen publiziert. Davon kann er nicht mal träumen.

Er dürfte diese Zeilen hier lesen, und es sei ihm gesagt, dass auch andere betroffene Autoren seinen wahren Namen kennen. Ein altes Sprichwort sagt: Es wird nichts so fein gesponnen, es kommt alles an die Sonnen, „Herr S. L.“. Wir wissen, wer Sie sind!

Wir wissen auch, dass er seine eigenen Schreibereien selbst überschwänglich rezensiert, also Manipulation betreibt. Er muss es nötig haben.

Wir alle sind mehr oder weniger aufeinander angewiesen. Aber wer weiß, wann man das nächste Opfer ist.

Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Loyalität, Anstand haben auch in unseren Zeiten nicht ausgedient. Sie gehören unverzichtbar zum Western. Cowboy-Ethik: „Die Lüge trifft immer nur den Lügner.“ Wer feige aus dem Hinterhalt schießt, kriegt irgendwann selbst einen Querschläger ab. Ich habe mir seine kindische Rache zugezogen, weil ich ihn aus meiner Facebook-Liste entfernt und inzwischen komplett blockiert habe. Nicht weil er ein „Kritiker“ ist, sondern weil er keine Regeln einhält. Wenn er Anstand hätte, würde er seine Lügen zurücknehmen. Aber das ist kaum zu erwarten. Er hält uns ja - wie er in einer seiner Schmähkritiken schreibt, für "altbacken".

Gute Western enthalten Würde, Integrität, Ehrlichkeit, Mut. Das hat z.B. ein G. F. Unger gelebt. Deswegen sind seine Werke zeitlos überzeugend. Wenn das "altbacken" ist, sind wir es gern.

Als Herausgeber des ältesten Amerika-Geschichts-Magazins in Europa hätte ich seit Jahrzehnten vermeintliche „Konkurrenten“ in Rezensionen niedermachen können. Das habe ich nie getan, weil ich weiß, dass die Existenz eines Autors schwere Arbeit ist. In der Regel versuche ich, Kollegen zu unterstützen, obwohl mich manche Leser dafür kritisieren.

Die Zeiten haben sich geändert. Aber es gibt Werte, die sich niemals ändern. Oh, ich vergaß, solche Personen lachen über Werte. Aber wer zuletzt lacht…

Es möge nie passieren, dass das traditionelle Western-Genre von Personen abhängig wird, deren Höchstleistung die Intrige ist. Der Western war mal eine Art „Königsklasse“ des Abenteuerromans. Die Autoren haben auch die Inhalte hochgehalten. Mein persönliches Prinzip war immer: Western ist eine Lebenshaltung.

P. S.: Wer immer das liest, sehen Sie bitte von Nachfragen ab. Nach alter Journalistentradition rede ich nicht über meine Quellen. Nie. Der Betreffende weiß, dass er gemeint ist, und aus Telefonaten weiß ich, dass es auch die betroffenen Kollegen wissen. Noch schweigen wir – im Moment… Er hat die Chance, seine Verleumdungen zurückzuziehen. Nach über 50 Jahren in dieser Branche hätte ich nicht gedacht, so etwas je erleben zu müssen. Shame on you!

Dietmar Kuegler gibt viermal im Jahr das »Magazin für Amerikanistik« heraus. Bezug: amerikanistik(at)web.de

Das Magazin für Amerikanistik, September 2021Die aktuelle Ausgabe

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