In brightest day, in blackest night Teil 73: Judas World!
In brightest day, in blackest night
Teil 73: Judas World!
Green Lantern erreicht ein Hilferuf vom Planeten Pharos IV. Er landet auf dem Planeten, der wie eine exakte Kopie der Erde wirkt. Er wird dort von Carol Ferris und Tom Kalmaku empfangen.
Tatsächlich handelt es sich bei seinen augenscheinlichen Freunden um Formwandler. Die fremden Wesen planen, sich unerkannt unter die Erdbevölkerung zu mischen, um dort nach und nach die Kontrolle über den Planeten zu übernehmen. Sie wollen auf der Erde eine Waffe installieren, die es ermöglicht, den Planeten aus der Umlaufbahn zu bringen und auf Kollisionskurs mit Dalgovia zu bringen. Dalgovia und die Formwandler befinden sich seit Äonen im Krieg, von dem niemand mehr weiß, wann er begonnen hat.
Green Lantern wird von den Formwandlern außer Gefecht gesetzt, erhält aber Hilfe von dem Abtrünnigen Trigus. Trigus missbilligt die Verbrechen seines Volkes, die Erde in den Konflikt hineinzuziehen. Er bittet Hal Jordan um Unterstützung, den Krieg zu beenden.
Hal zwingt die beiden Konfliktparteien in die direkte Konfrontation. Erstmalig stehen sich die Kontrahenten persönlich gegenüber, da sie ihren Krieg bis dahin nur mit technischen Waffensystemen geführt haben. Nun wird das Ausmaß des Konfliktes deutlich, denn beide Völker wissen nicht einmal mehr, warum sie überhaupt miteinander Krieg führen. Sie leiten Verhandlungen ein, die den Konflikt beenden sollen.
Die eigentliche Sensation dieser Ausgabe ist die Rückkehr Gil Kanes zu Green Lantern. Im Jahre 1959 eröffnet er in Showcase 23 die Abenteuer des grünen Recken. Daraufhin zeichnet er die ersten 75 Ausgaben von Green Lantern und gestaltet den Stil der Serie maßgeblich mit. Die Zeichnungen wirken aus gegenwärtiger Sicht etwas kantig, mit ihrem typischen Flair der 50er Jahre.
Kane entwickelt seinen Stil mit den Jahren zwar weiter, seine Sozialisation als Zeichner ist aber klar in den 50er und 60er Jahren zu verorten. Die vorliegende Story wird im Jahr 1982 veröffentlich und atmet die Nostalgie vergangener Zeiten. Sie liest sich wie ein Relikt aus alten Zeiten und macht unheimlichen Spaß.
Die Formwandler entpuppen sich als schleimige Wesen, die Strahlen mit ihren Augen verschießen, und Planeten werden hin und her gerückt.
Der Comic hält allerdings eine zeitlose Botschaft bereit. Menschen führen Konflikte, die mitunter Jahrzehnte oder Jahrhunderte anhalten. Weder die Formwandler noch die Bewohner von Dalgovia wissen, wann und warum der Krieg eigentlich begonnen hat. Der Konflikt wird von Generation zu Generation weitergetragen und niemand hinterfragt den Sinn danach.
Beide Konfliktparteien entwickeln technische Waffensysteme, die eine direkte und persönliche Konfrontation vermeiden. Hier lässt sich eine Parallele zu gegenwärtigen Konflikten ziehen, in denen der Einsatz von Drohnen zunehmend Bedeutung findet. Hal Jordan zwingt die Kontrahenten in einen persönlichen Kontakt und fordert sie auf, ihren Kampf mit Handwaffen direkt auszutragen. Allmählich dämmert den beiden Konfliktpartnern, dass sie sich mit ihrem Krieg in eine Sackgasse manövriert haben.
Mike W.Barr hält das Ende der Geschichte bewusst offen. Green Lantern lässt die Verhandelnden zurück, mit der Ankündigung seiner Rückkehr, sollten sie sich nicht arrangieren. Damit arbeitet der Autor einen weiteren wichtigen Punkt für Konflikte heraus. Green Lantern kann die Kampfhandlungen unterdrücken, er kann aber nicht den Konflikt beenden. Das können nur die Beteiligten. „Judas World!“ ist eine intelligente Geschichte, die im Gewand einer nostalgischen Bekleidung daherkommt.
10/2024