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Reiseführer in die unendliche Welt des kostenlosen Wissen

Open CultureReiseführer in die unendliche Welt ...
.... des kostenlosen Wissen

Open Culture.com - Eine Einführung

Im großen Netz der Weiten Internetwelt gibt es eine unglaublich große Zahl von Seiten, die zu jenen Dingen gehören, die man einfach zu den Perlen des Web zählen muss. Und mit jeder Surftour, auf der man solch eine Seite entdeckt, wächst die Lesezeichenliste. Das Internet hat neben seinem exponentiellen Wachstum ... auch noch die Eigenheit, dass sich die Inhalte mit mehr oder weniger großen Regelmäßigkeit verändern.

Waren es beispielsweise 1984 gerade einmal 1000 Hosts, die Universitäten und Forschungslaboratorien verbanden, sind heute über 39% der Weltbevölkerung online.

Die Zahl der Websites explodierte innerhalb von knapp zwanzig Jahren förmlich (Mehr darüber in dem Blogartikel). Dachte damals kaum jemand daran, dass so etwas wie Smartphones zum Browsen im Internet überhaupt geben könnte (Star Trek und Marshall McLuhan vielleicht ausgenommen), benutzen heute nicht nur über 54 Millionen Deutsche über 14 Jahren diese Dinger (entspricht 78% der Deutschen, Quelle: heise.de) - Horst ausgenommen, weil er angeblich danke seiner Knubbelfinger mit der Tipperei dort nicht klarkommt. Über 50% der Nutzer surfen mit Smartphones. Nicht wenige verzichten auf Computer, lokalen Internetanschluss oder Festnetz und sind nur noch mobil mit Handy oder Tablet unterwegs.

Wer erinnert sich noch an die AOL-CD's, die man in der Post oder in Computerzeitschriften fand, und mit denen man testweise den Anbieter testen konnte, an AltaVista? Online zu sein war noch exotisch, schweineteuer, saulangsam und nur begrenzt informativ - wer kam schon auf die Idee, seine Lebensmittel online zu bestellen, oder gar den Zauberspiegel nicht mehr in Fotokopierform zu erwarten? Heute sind Postleitzahlen nicht mehr im Print, Otto oder Neckermann verkaufen nicht mehr dank großer Kataloge und ... ok, ich sehe schon, ihr habt verstanden.

Inzwischen inhaltlich leider verstorben, gehörte für mich auch frnz.de - in seiner Version vor Oktober 2010 natürlich - zu jenen Seiten, die ich mit Freude immer wieder zeigte, wenn es um die Schönheit gelungenen Webdesigns ging (wer jetzt nicht weiß, wie man eine Version der Seite aus dieser Zeit findet, findet am Ende des Artikels einen kleinen Tipp ;-).

Mail-Logo von OpenCulture.comDank Suchmaschinen hat man die Chance die Seiten zu finden, die man sucht, ein bisschen Ahnung vom Formulieren der Anfrage hilft natürlich enorm. Leider passiert dabei schnell das, was auch in Informationsblasen/Filterblasen häufig als kritisch genannt wird: Man findet auch nur das, was man sucht. Und weil gerade das Entdecken von Dingen, mit denen man nicht rechnet, in meinen Augen so unglaublich spannend ist, war die Entdeckung von OpenCulture.com so etwas Besonderes.

WTF ist Open Culture?
Open Culture in dem Sinn, wie wir es in dieser Kategorie verstehen wollen, sind zunächst einmal die Inhalte, auf die der Blog "Openculture.com", der sich selbst als "The Best Free Cultural & Educational Media on the Web", bezeichnet. Bibliothek von sortierten und redaktionell beschriebenen Links zu kulturell relevanten und erzieherischen Medien erstellt. Nach eigenen Angaben hat OpenCulture.com über 900.000 Fans bei Facebook und Twitter, 83.000 Empfänger der täglichen Infos und beeindruckende 3,5 Millionen Page Views im Monat.


Natürlich kann man so ein Unterfangen auf Dauer nicht ganz allein gestalten, entsprechend gibt es Co-Autoren, die mit ihren jeweiligen Spezialthemen zum Inhalt beitragen. Dazu gehören - männliche wie weibliche - Schauspieler und Journalisten oder Autoren (siehe Openculture.com/faq). Die Hauptperson hinter dem Blog OpenCulture.com ist, auch wenn er das vermutlich selbst so nicht schreiben würde, Dan Colman. Dan Colman ist zweiter Dekan und Leiter der "Continuing Studies" der Stanford University. Im Jahr 2006 hat er diesen Blog gegründet und ist bis heute der Herausgeber.

[Exkurs: Inhaltlich gibt es zwischen den Inhalten des Openculture.com und dem Begriff des "Free Culture Movement" - grausig übersetzt mit "Freie-Kultur-Bewegung" - teilweise vielleicht Überschneidungen. Jedoch ist OpenCulture.com nicht an einer Veränderung der Copyrights interessiert, sondern an einer Nutzung von Medien, die ausdrücklich kostenlos sind bzw. unter diversen freieren Nutzungsrechten stehen. Das "Free Culture Movement" bemüht sich um eine Veränderung der restriktiven Copyrights zu Gunsten von Open Source oder anderen Copyright-Regelungen.]

Bei OpenCulture.com geht es nicht um Themen wie "Diese Frau hat vier Wochen lang gemahlene Kieselsteine gegessen - und du wirst nicht glauben was dann passiert ist". Entsprechend seiner Zielsetzung:

"Open Culture brings together high-quality cultural & educational media for the worldwide lifelong learning community. Web 2.0 has given us great amounts of intelligent audio and video. It's all free. It's all enriching. But it's also scattered across the web, and not easy to find. Our whole mission is to centralize this content, curate it, and give you access to this high quality content whenever and wherever you want it."

Geht es den Machern des Blogs darum, "qualitativ hochwertige Medien zum Thema Kultur und Bildung für die Gemeinschaft des weltweiten lebenslangen Lernens zu bringen." Sie möchten diese Inhalte "zentralisieren und den Zugang dazu wann und wo immer zu ermöglichen". 

Um es dem angestrengten Medienaffinen etwas einfacher zu machen, kann man eine tägliche Mail erhalten, in der einige Links zu einem Thema - oder mehrere verbundene Themen - redaktionell vorgestellt werden. Für den 29. Juli 2017 beispielsweise umfasste dies "When J.M. Coetzee Secretly Programmed Computers to Write Poetry in the 1960s".

Open Culture im Zauberspiegel
Einziges echtes Manko für viele Nutzer in Deutschland dürfte die Tatsache sein, dass die Mails, die Artikel und die Links in Englisch sind. Aus diesem Grund haben wir vor, in loser Reihenfolge Inhalte des Blogs in Deutsch vorzustellen. Dabei will ich keineswegs einfach die Blogtexte übersetzen, das wäre etwas "platt". Entsprechend der Vielfalt von OpenCulture.com werden die Beispiele des schier endlosen Angebots im Netz nicht immer klar den ursprünglichen Themen des Zauberspiegel zuzuordnen sein.

Die Themen sind teilweise - siehe vorherigen Absatz - sehr ungewöhnlich, natürlich gibt es auch immer wieder Inhalte, die einen persönlich gerade nicht interessieren. Man entdeckt aber immer wieder Perlen, die einen wesentlich länger vor dem Rechner halten als man eigentlich geplant hatte *hüstel*, und findet neue Seiten bekannter Themen, mit denen man nicht gerechnet hatte. Anschließend an jeden Artikel finden sich Verweise zu anderen Einträgen auf OpenCulture.com mit verwandten Themen. Zumeist umfasst die tägliche Dosis OpenCulture.com drei bis vier verschiedene Artikel. Dabei muss man bei weitem nicht Professor oder in der universitären Welt unterwegs sein, um seine Freude an den Artikeln zu haben. Dies spiegelt sich auch in den Nutzerstatistiken wider, wo über 30% der Nutzer angeben, beileibe keinen universitären Abschluss zu haben.

Ein paar Beispiele zu Vielfalt gefällig?
Am 13. Juli wurde über Messer aus der Renaissance des Englands im 15. Jahrhundert berichtet, die eine ganz besondere Art der Dekoration haben: Auf manchen Messern, wie man sie zu Tisch verwendet, wurden auf Notenlinien kleine Musikstücke eingeprägt. Man vermutet, dass diese Messer nicht nur eine dekorative, sondern auch eine soziale Funktion hatten, denn die Noten scheinen vor allem dazu gedient haben, gemeinsam Gebete zu singen. Der Artikel enthält einen Clip einer Mitarbeiter des Victoria und Albert Museums, in dem es darum geht, dass man bisher auf Vermutungen über den Sinn der Noten angewiesen ist. Um die Stücke auf den Messer nicht nur sicht- sondern auch hörbar zu machen, wurden sie von einem Chor des Royal College of Music aufgenommen. Ein Beispiel bietet diese Aufnahme

Dali - Image by Allan Warren, via Wikimedia Commons Ein zweites Beispiel war ein Beitrag über die Exhumierung von Salvador Dali. Im Zusammenhang mit einem Vaterschaftsstreit war dies gerichtlich angeordnet worden - und man fand doch tatsächlich heraus, dass der imposante Schnurrbart von Salvator Dali noch immer so beeindruckend aussieht wie zum Zeitpunkt seines Todes. Das gehört nun vielleicht (nur) eher zu den "nice to know"-Dingen, führt jedoch zu Artikeln wie Salvator Dalis ungewöhnlichen Weihnachtskarten. Oder zu jenem Artikel aus 2016,  in dem ein Video vorgestellt wird, das einem einen "Spaziergang" in einem von Dalis surrealistischen Gemälden im Stil einer 360 Grad-Ansicht ermöglicht.

Alice trifft den Hasen, aus: 'Alice's Adventures Under Ground', Eigentum: British LibraryEin drittes Beispiel ist ein Link zu einem Online-Angebot der British Library (man sollte die Seiten der BL möglichst nur aufsuchen, wenn man viel Zeit hat!) mit dem original handschriftlichen Manuskript samt Illustrationen der Geschichte 'Alice's Adventures Under Ground' von Lewis Carrolls eigener Hand.

Überhaupt ist es eine der großen Stärken von OpenCulture.com, dass man immer wieder einzigartige kostenlos verfügbare Bücher vorgestellt bekommt. Allein die Sammlung Kunstbücher, fast 500 kostenlose (!!) Bücher des Metropolitan und des Guggenheim Museums incl. der hochwertigen Vollfarbabbildungen macht mir immer wieder den Mund wässrig. Man wird auf Sammlungen von Harward Klassikern hingewiesen, kann kostenlose Texte von Neil Gaiman entdecken, oder die Liste mit Lieblingsbüchern von Jorge Luis Borges finden. Das Beispiel von Carroll steht für jene Medien, die inzwischen nach den Gesetzen der USA gemeinfrei sind. Die Anzahl an Medien, die dies betrifft, steigt jedes Jahr enorm an.

So auch die unglaublich umfangreiche Liste kostenloser Filme, zu denen auch internationale Film Archive beitragen, wie z.B. das Koreanische Filmarchiv. Es ist vollkommen egal ob es sich um Koreanische Filme handelt, Links zur ersten Episode der Astro Boy Zeichtrickserie, Dokumentationen, Stummfilme ... man findet hier fast alles an kulturell interessanten/besonderen Filmen, was frei im Netz zu finden ist. Besonders interessant wird dies meiner Ansicht nach mit einem Internet-fähigen TV.

Hinzu kommen die Blogeinträge mit Links zu über 1000 Online-Kursen aus den unterschiedlichsten Themenbereichen (z.B. Architektur, Physik oder Geschichte), kostenlosen Hörbüchern, Sprachkursen oder unglaublich riesige Sammlung an Links zu Kunst weltweit.

Wie schon erwähnt ist ein echter Nachteil die Tatsache, dass OpenCulture.com bisher nur in Englisch verfügbar ist. Manches kann man über Gutenberg oder archive.com in Deutsch finden, es gibt auch eine große Vielfalt an Seiten mit kostenlosen deutschen Angeboten, leider soweit ich weiß bisher nicht so hervorragend aufbearbeitet. Etwas seltsam muten meiner Ansicht nach auch die gelegentliche Hinweise auf Portale an, die wie z.B. Audible nicht wirklich kostenlos sind, sondern allenfalls ein Schnupperabo bieten. Da OpenCulture.com anbietet auch Werbung zu machen, gehe ich davon aus, dass es sich bei den Links um genau das handelt, eine Werbung. Da es so selten passiert, finde ich dies nicht zu störend. 

Die Menge an kostenlosen Materialien - Bücher, Hörbücher, Filme, Kurse - im Netz ist so unglaublich groß, dass es solche Blogs wie OpenCulture.com geben muss ... ich überlege gerade, ob sich nicht auch eine eigene Art an Informationsblase ergibt, wenn man nur (einen) solchen Blog nutzt.

[Auflösung: Die Seite frnz.de war für viele Jahre ein "running gag" unter vielen Internetleuten, da sie ein echtes Beispiel für besonders gutes Webdesign war *Ironie off*. Es wurde darüber diskutiert, ob sie ernsthaft absichtlich so gestaltet wurde, oder ob der Franz aus dem Internet blind war. Wie sich herausstellte, war es ein Büro für Webdesign, das schreiend bunt zeigen wollte, wie man es besser nicht machen sollte. Inzwischen ist frnz.de seit Jahren nicht mehr so schön - wer die Seite in aller Schönheit sehen möchte, findet sie über die glorreiche Seite Wayback Machine vor einem Datum etwa Oktober 2010, oder unter diesem Link).

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