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Destino - Eine Kooperation von Salvador Dali und Walt Disney

Destino- Ein Kurzfilm

Eine Kooperation von Salvador Dali und Walt Disney

1946 planten Walt Disney und Salvador Dali etwas ganz Besonderes: Sie wollten zusammen einen Animationclip schaffen. Tatsächlich begannen die Arbeiten, es gab Skizzen und Entwürfe von Dali und auch bereits die ersten Animationen. Open Culture berichtet über den Film.

Das Ganze begann mit der Freundschaft der beiden Ikonen der Kultur. Auf einer Dinnerparty im Haus von Jack Warner entstand im Gespräch zwischen Dali und Disney die Idee, einen gemeinsamen Animationsfilm zu machen. Dali war mehr als zurückhaltend, er hatte bereits Erfahrungen in der Filmwelt gesammelt und wollte seine künstlerische Freiheit nicht eingeschränkt wissen.

Also versprach im Disney, er könne den Film genau so machen wie er wollte, wenn er sich zu der Kooperation bereit erklärte. Die Idee faszinierte Dali. Ein Animationsfilm mit handgemalten Animationen, von ihm geschaffen und erdacht, zusammen mit der absoluten künstlerischen Freiheit war etwas, dem Dali dann doch nicht widerstehen konnte. Er sagte zu.

Nachdem die Verträge unterzeichnet waren, veröffentlichte man die Nachricht in der November-Ausgabe der Dali News 1945. Die Bekanntmachung lautete: “Walt Disney und Salvador Dalí haben sich dazu entschlossen einen neuen Animationsfilm in direkter Zusammenarbeit zu produzieren, in einem neuen Medium, das bisher noch nie versucht wurde. Mehr kann dazu jetzt nicht gesagt werden, aber die amerikanischen Bewunderer der schmelzenden Uhren können sicher sein, dass sie im Film auftauchen, und dank der Virtuosität von Disney wird man das erste Mal sehen können, wie sie sich bewegen. Die schmelzenden Uhren in Aktion".

Geplant war einen Animationsfilm zu schaffen, der unter Filmlänge haben sollte, eine Mischung aus Animationsfilm und Realfilm. Das Storyboard entstand Ende 1945 unter der Leitung von John Hench und Salvador Dali, Zeichnungen von Dali und Hench und 15 Bilder, die Dali für den Film angefertigt hatte. Es sollte von einem Liebespaar handeln, das sich auf die Erfüllung seines Schicksals (Destino) hinbewegte, dabei aber eine Menge Hinternisse zu überwinden hat. "Destino" sollte in der abgeschlossenen Version auch der Titel des Liedes des mexikanischen Songwriter Armando Dominguez, gesungen von Dora Luz, sein.

John Hench erzählte in einem Interview, "Naja, sie brachten Dali in mein Zimmer und sagten, wir würden zusammenarbeiten und gemeinsam einen Film machen und so weiter. Also kam er jeden Morgen rechtzeitig und wir verbrachten den Tag zusammen, und als ich merkte, dass ich ein paar Kenntnisse [über Animationen] hatte, die er nicht verstand, musste es klappen, denn man kann nicht einfach von einer Sequenz in die andere springen."

Und an einer anderen Stelle des Interviews erzählt er: "[wir arbeiteten] mehrere Monate daran, an den Wochenenden verbrachte er seine Zeit in Carmel, wo er ein kleines Atelier gemietet hatte. Also verbrachte ich meine Wochenenden normalerweise dort und wir diskutierten darüber, was wir bisher geschafft hatten und was noch kommen würde. Ich verbrachte viel Zeit mit ihm. Wir wurden gute Freunde."

Unter den Dingen aus der Entstehung von "Destino", die noch erhalten waren, waren über 100 Zeichnungen, dazu 15 Gemälde von Dali zu "Destino", das Storyboard und ein Segment des Animationsfilms von 17 Sekunden, den John Hench geschaffen hatte.

John Hench erzählt in genanntem Interview dazu: "Ich dachte, ich mache die eine Szene, denn ich fand sie so erstaunlich. Es war der Auftritt eines weiblichen Charakters, der Ballerina, und es gab ein leeres Feld mit nur einem weißen Ball, der darauf schwebte, und dann zwei Schildkröten, eine kam von links und dann von rechts, und ich nutzte Sliding Fills, denn der leere Raum zwischen den beiden wurde zur Ballerina, und der Ball wurde zu ihrem Kopf. Und ich dachte, ja, das kann ich Walt zeigen."

Leider wurde aus dem großen Filmprojekt am Ende (ersteinmal) nichts. Disney und der Partner RKO hatten große Sorge, dass ein "solcher" Film dem Studio zu teuer kommen würde und die Einspielergebnisse nicht die Kosten decken würden. Also stampfte man das Projekt ein.

Disney soll immer wieder daran gedacht haben und gesagt haben, wie sehr er es bedauere, dass man "Destino" nicht nochmal angegangen sei, aber er unternahm keine konkreten Schritte.

Es sollte 57 Jahre dauern, bis an dem Projekt weitergearbeitet wurde. 1999, während der Arbeit an Fantasia 2000 entdeckte Roy Disney, der Neffe von Walt Disney, das Projekt und den kurzen Clip. Er entschied sich dazu, das Projekt zu vollenden und gab den Auftrag, es wieder aufzunehmen. 25 Trickzeichner machten sich an die Arbeit und schufen den heute bekannten "Destino"-Animationsclip.

2003 wurde es im Rahmen des New York Filmfestivals uraufgeführt. Die Kritiken waren begeistert, man bewunderte nicht nur die Originalidee und die Vorbereitungsarbeiten, sondern gerade auch die Umsetzung der Trickzeichner. Auch wenn "Destino" nicht der Film wurde, von dem Disney und Dali geträumt hatten, ist ein abgeschlossener Kurzfilm entstanden, der für einen Oskar als Best Animated Short Film nominiert wurde.

Neben der Version mit der Musik von Armando Dominguez gibt es auch eine Version mit der Musik von Pink Floyd.

 

Weitere Links:
https://www.npr.org/2003/10/11/1462300/dalis-disney-film
https://journal.animationstudies.org/ron-barbagallo-the-destino-animatic-and-the-fate-of-assembling-artistic-truths-into-a-greater-whole/

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