Daten - Fakten - Hintergründe: In Memoriam Rainer Castor – eine Art Nachruf
Daten - Fakten – Hintergründe:
In Memoriam Rainer Castor – eine Art Nachruf
Hier war nicht nur ein Mann mit Gedächtnis, mit Freude an der Akribie, hier war auch endlich einmal eine Handlung mit Rückkopplung. Ich genoss diese Schreibe sehr. Selbst so einem A...wie Conrad Nosinsky konnte Rainer noch vorteilhafte Seiten abgewinnen, indem er ihn von einem sturen Karrieresoldaten zu einem Wissenschaftler in Uniiform weiterentwickelte. Auch die Hauptpersonen wie Atlan z. B. waren überzeugend beschrieben, hier hatte jede Handlung endlich mal Hand und Fuß, wurde auf konkreten Tatsachen der vergangenen Serie abgestützt, nichts stand frei im Raum, es gab keine losen Enden. Klare, komromißlose Sprache in einer Kompaktform, wie ich sie selten im Perryversum las.
Da kam nicht einmal Kurt Mahr mit, der bis dato mein Lieblingsautor war, weil auch er technische und naturwissenschaftliche Fakten in seine Romane einbauen konnte, allerdings eher marginal und hereinplaudernd, nicht derart zentral und fokussiert wie bei Rainer.
Wie genoss ich diese Schreibe. Endlich einmal jemand, der auch zu verstehen schien, was er da schrieb. Endlich mal jemand, der meine Sprache sprach, im Schriftdeutsch. Kein Autor, der nur aus der Ferne am Perryversum hing und mal so eben mitschrieb...nein, hier war man mitten drin in der Serie, eingetaucht in einen Informations- und Handlungsbezug, der großartig herüber kam. Ich bedauere sehr, dass ich nie dazu kam, Rainer persönlich kennenzulernen.
Auch seine Heftromane in den Atlankurzzyklen später oder in der „Einzigauflage“ (EA) der Hauptserie, die er meines Erachtens viel zu selten schrieb, waren immer ein Genuss für mich. Natürlich teilt nicht jeder Leser meine Vorlieben und Interessen. Das soll auch nicht so sein. Manche mögen Rainers Art zu schreiben nicht so sehr. Das ist in Ordnung.
Dennoch fand ich Rainers Romane im SF-Bereich immer wieder faszinierend. Ich gestehe, dass ich den „Blut-Vogt“ nie gelesen habe, aber jedes SF-Stück, das von Rainer erschien, zog ich mir begeistert hinein. Rainer war kein Autor, der den Leser schonte, er wollte ihn fordern, zum Mitdenken anregen, seine Schreibe plätscherte nicht dahin, um uns einzulullen, er verwendete immer eine klare, deutliche Sprache von einer einnehmend erfrischend hohen Informationsdichte.
Im Perry-Forums-Jargon meist „Techno-Gebabbel“ genannt, war diese Klarheit sicher nicht jedermanns Sache, doch für mich war das ein Grund, ja sogar der Hauptgrund neben dem SoW, den Perry zu lesen, der ich ja wegen Kurt Mahr einst zu Rhodan gestoßen war. Und es heißt ja schließlich Science-Fiction, eine Richtung, die auch der PR vertreten wollte, zumindest mitunter...
Deshalb hatte es mich sehr und schwer erschüttert, als ich von Rainer Castors frühem Tod erfuhr. Ein so herrlich interessant schreibender Autor wird wohl nicht noch einmal zur Serie hinzukommen, er war ein wahrer „Techno-Techniker“...und ich werde seine Schreibe sehr vermissen...
(C) 2015 by H. Döring und Aarn Munro
Kommentare
Zitat: da würde ich jetzt spontan widersprechen und sagen, dass mit Wim Vandemaan schon so jemand dabei ist, wenn man ihn auch nicht mit Castor vergleichen kann. Aber herrlich interessant kann er auch...