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Haupt- oder Nebensätze? - Über die Stilarten: Linear oder verschnörkelt?

1Haupt- oder Nebensätze?
Über die Stilarten: Linear oder verschnörkelt?

Niemand möchte Satzkonstruktionen wie bei Heinrich von Kleist oder Thomas Mann lesen, wenn er/sie den Perry durchgeht. Also keine verschachtelten Multisätze mit vielen Kommata und  eingebauten Nebensätzen. Andererseits kann auch ein allzu biederer, linearer Schreibstil mitunter zu dünn, zu naiv wirken.

Für beide Möglichkeiten gibt es Beispiele. Ich nenne H.G. Francis und Ernst Vlcek.


Finden wir bei Ersterem oft eine sowohl stilistisch als auch inhaltlich multipel verschnörkelte Tiefenstruktur,die einen Erzählstil ergibt, der film-und drehbuchreif ist, und auch die innere Handlungskompetenz und Ambientekonsistenz gut herüberkommen läßt, so ergibt sich bei der Schreibe von Vlcek eine geradlinige, klare, lineare Erzählweise, die, obwohl mitunter Klamauk eingebaut ist, die Darstellung der Szenen ruhiger macht.Der Stil ist einfacher, ohne Schnörkel,, aber die Handlung schreitet ebenso schnell voran wie etwa bei Francis, nur eben auf einer einzigen Oberflächenebene bleibend.

Wo HGF z.B. besssere Tiefenstrukturen liefert, bleibt die Erzählung von Vlcek an der Oberfläche, was aber mitunter kaum auffällt. Diese einfache, eher reihenartige Erzählweise finden wir noch bei Walter Ernsting, wo hingegen die anderen älteren Autoren bessere Tiefensysteme abliefern als Clark Darlton.

Auch die heutigen Autoren verstehen es gut, das Ambiente der Umgebung durch erzählte Tiefenstrukturen besser plastisch zu machen, allerdings hat sich natürlich auch viel verfestigt im Lauf der Kanonbildung:

Beiboothangare oder Maschinenräume ändern eben ihren Aufbau nicht so oft, ebensowenig Kabinen oder Schiffszentralen...es hat sich also im Lauf der Zeit  als Kompromiss ein mittlerer Stil entwickelt, der Leser soll ja nicht den Text entschlüsseln müssen oder das Heft wütend aufs Garagendach werfen...andererseits wollen und sollen die Autoren natürlich auch ein gewisses Mindestmaß an Stilmitteln beibringen...der Wiedererkennungseffekt des Perryheftes muss ja auch im Text vorkommen, nicht nur im Heftchen-Logo...man freut sich  immer wieder,  etwa einen Vandemaan-Band zu lesen, der ebenso intelligent herüberkommt wie die immer originellen Einfälle von Leo Lukas oder die phantastischen Beschreibungen von Michael Marcus Thurner, welche drei meine momentanen Lieblingsautoren der Serie sind..., da sie meines Erachtens die Ideen am besten erzählerisch bündeln können.

Auch den anderen Schreibern ist selbstverständlich die jahrelange Routine der Darstellung anzumerken, ebenso gut wie Gastautoren sich ins Perryversum hineinschreiben können, dank PP oder persönlicher Beschäftigung mit der Materie...dass nicht jeder Roman jedes Autors ein Highlight wird, ist klar… ebenso wie der beschränkte Platz die Darstellung zu kurz machen kann, wo der Autor am liebsten elaborieren möchte: Wieviel kann man denn auf knapp 60 Seiten sagen, wenn das Thema eigentlich einen Dreifachband hergäbe...bestimmt hat schon mancher Autor deswegen einen Doppelband gewünscht oder von der Redaktion gefordert...die aber sicher auch von selbst diese Art der  Notwendigkeit einer Handlungsdarstellung erkannt hat.

Gutes Beispiel hierzu ist jüngst der Doppelband von Hubert Haensel oder der Wunsch von MMT (s. sein Blog), seine vielen Einfälle unterzubringen, was er auf 60 Seiten gar nicht schaffte...hoffen wir nur, dass auch weiterhin ein halbwegs guter Schreibstil gepflegt wird (wennselbst ich mir auch weniger „Nabelschau“ sprich Innerspace-Darstellung wünsche, aber das ist selbstverständlich Geschmackssache), der die Serie auch weiterhin unterhaltsam herüberkommen läßt. Ich selbst bin übrigens ein Fan der nichtlinearen, verschnörkelten Schreibe mit mehreren ineinander verschachtelten Handlungsebenen, aber nicht jeder Leser mag das...und nicht jeder Autor mag das so erzählen...

© 2016 by H. Döring

Kommentare  

#1 Toni 2016-03-15 12:44
Ja, die goldene Mitte zu treffen ist gar nicht so einfach.
Schöner Beitrag übrigens...
#2 Ringo Hienstorfer 2016-03-15 17:38
Beide - Francis und auch Vlcek - konnten sehr, sehr gut schreiben, wenn sie wollten;
Bzw. wenn es die Zeit zuließ.
Gerade Francis aber lieferte in der ATLAN-Serie (imho) einige äusserst gelungene Romane ab, was ich ihm gar nicht zugetraut hätte. Was er allerdings als Frank Sky in der VHR-Reihe verbrach... nunja.

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