Frauen und Actionromane oder sind Männer die besseren Haudegen?
Frauen und Actionromane ...
... oder sind Männer die besseren Haudegen?
Die beschriebenen Gesellschaften kommen überzeugend herüber. Doch wirkliche Actionromane schreiben solche Autorinnen eher nicht. Die einzige Ausnahme, die mir bekannt ist, ist die deutsche Autorin P.E. Jones, deren Buch ich neulich hier im ZSP kritisierte. Die Military-SF und die Action-SF kommt zu guten Gründen aus Männerhand. Diese sind oder waren es ja oft, die eingezogen wurden, selbst Militärdrill erlebt haben (zumindest die älteren noch). Heinlein etwa wusste im Starship-Troopers (der „Bibel“ der Mil-SF) wovon er schrieb, weil er diese Art Ausbildung selbst erlebt hatte. Viele andere Autoren, die Männer sind, können Action-SF ebensogut herüberbringen und werden verstanden, denn auch die Lesezielgruppe dieser Richtung besteht meistens aus Männern.
Wie sieht es damit nun beim PR aus?
Der Perry Rhodan schwankt ja immer zwischen den Bereichen der Aktion, etwa Raumschlachten oder planetare Kommandounternehmen von Raumsoldaten der Flotte oder der LFT/LFG und auf der anderen Seite der blumigen Beschreibung fremder Kulturen, was allgemein mit dem Begriff des Sense of Wonder (der eigentlich aus der Fantasy stammt) bezeichnet wird. Können jetzt wirklich Frauen, von denen wir aktuell drei im Schreib-Team haben, eine gute Aktionsszene in einem Roman mit schneller Kampfhandlung halbwegs gut herüberbringen … oder würde sich der geneigte Leser lieber einen Mann als Autor wünschen, weil dieser vielleicht die zu beschreibenden Szenen besser darstellen kann?
Den meisten Lesern wird das egal sein, weil sie einfach nur einen Roman lesen wollen, egal, wie dieser gestrickt ist.Hauptsache, sie werden unterhalten. Den Puristen hingegen fällt auf, dass die Zuordnungen der Themen zu den Autoren früher besser zu sein gewesen schienen. (Etwa Vlcek, der mitunter daherkam, er könne das und das nicht schreiben. Man gebe den Roman besser einem anderen Autor. Auch Ernsting tat sich schwer mit Raumschlachten.. Das mag auch heute noch so sein, einige Autoren mögen vielleicht keine Raumschlachten, die aber beim Perry, wenn auch nicht oft, immer dazugehören. Dann sollte diese Handlung eben von jemandem geschrieben werden, der das kann, mag und gerne tut. Dann überzeugt das Ergebnis auch den Leser. Das Gleiche gilt für Kommandos auf Planetenoberflächen. Wem so etwas nicht liegt, der/die sollte es nicht schreiben. Vielleicht gibt es ja bessere Themen, die zum/zur Autor/in passen.
Heutzutage ist ja auch Marketing wichtig. Wer ist die Zielgruppe und wen will man erreichen?
Ursprünglich ist der Perry eine Männerserie … heutzutage lesen ihn sicher auch Frauen, aber wahrscheinlich sind sie in der Minderzahl (genaue Werte nach Splitting liegen mir natürlich nicht vor). Das heißt, der Großteil der Leser dürfte immer noch aus Männern bestehen. Heutzutage versucht man zwar, überall die ganze Familie zu erfassen wie bei einem Spielberg-Film, um alle mitzunehmen, ins Boot zu holen und neue, zukünftige Kunden zu aquirieren. Das ist ja nicht schlecht, die Serie soll ja auch weiterhin überleben und benötigt daher Leser. Die Frage ist nur, wie weit sie sich dabei verbiegen oder verändern soll, um immer noch ihre Identität beibehalten zu können. Der Leser möchte, das drin ist, was drauf steht: SCIENCE FICTION!
Er möchte keine Familiengeschichten, keine Soapstories, keine zu ausführliche Schilderung persönlicher Beziehungen, denn dafür gibt es wirklich andere Serien, die ihre eigentliche Klientel dabei auch besser bedienen.Auch für die Beschreibung von Kindern sollten eigentlich wenige Außenszenen genügen.
Action muss überzeugend dargestellt sein, nicht einfach nur trocken und theoretisch heruntergeschrieben..Gewiss, das Geschriebene ist gerade in einer SF-Reihe ja nicht das (selbst) Getane, nicht das selbst Erlebte, weil das oft auch handlungsbezogen gar nicht geht und unmöglich ist; deshalb ist es ja SF und man muss nicht beim Militär gedient haben, um Perry-SF zu schreiben. Auch Willi Voltz war ja Dienstverweigerer.
Aber wenn die Handlung Aktion verlangt, wünsche ich mir etwas mehr Testosteron dahinter, als solche Handlungen nur nebenbei in einer Frauenschreibe in unnötig beschriebene Familiendramen einzubetten. Das ist dann eine nette Geschichte, überzeugt aber überhaupt nicht für den Perry, insbesondere, wenn Frauen als Autorinnen dann auch ihre Hauptpersonen weiblich wählen und die Kommandoaktionen aus ihrer Sicht beschreiben, so kommt das nicht überzeugend herüber … es sei denn, die beschriebene Person wäre eine epsalische Sergeantin, die ihren Trupp ins Gefecht führt. Deshalb ist eben meines Erachtens nicht jeder Autor/in für jede Handlung bzw. jedes Expose die beste Wahl und manchmal kommen die Beschreibungen dann entweder seltsam unbezogen daher oder unwillkürlich unfreiwillig komisch, weil aus einer sehr seltsamen Perspektive gesehen bzw. geschrieben. Meine persönliche Meinung ist daher: nicht jeder, der (heutzutage) am PERRY mitschreibt, ist auch wirklich dafür geeignet. Viele Leser mögen das gerne anders sehen! Ich sehe das so!
(C) 2017 by H. Döring
Kommentare
Und ich weiß bald nicht mehr, was ich von Deinen ... Überzeugungen halten soll. Da war bisher, hier und da, immer gerade soviel Substanz dabei, dass sie nicht als völliger Blödsinn rüberkamen. Aber am obigen Text lassen sich zu beinahe jedem Satz beweisbare Gegenbeispiele anführen.
In Summe: Engstirniger Quatsch.
www.kirkusreviews.com/features/ladies-military-sci-fi/
Ich gebe Heiko recht. Dieses "Männer jagen, Frauen bauen ein Nest, das wollen wir in der SF (sprich PR) nicht lesen" lohnt keine Diskussion, weil es einfach nicht stimmt.
Ich will damit nicht behaupten, dass die PR-Autoren besonders gut darin wären, Beziehungen zu schildern. Meistens war und ist das greulich.
Aber sämtliche "Familiengeschichten, Soapstories, zu ausführliche Schilderung persönlicher Beziehungen" der Serie sind von Männern vorgegeben worden. Rhodan und seine Frauen/Kinder, Tekener/Thyron, Tekener/Dao-Lin-H'ay, und was weiß ich. Also Scheer, Voltz, Vlcek, Mahr, Feldhoff. Keine Sydow oder Zietsch in Sicht.
Wo ist da der Diskussionsbedarf?
Zweitens: die Familienstories wurden dann aber nur kurz abgehandelt, mit einigen Sätzen in jedem Band als Ambienteabrundung ... und sie wurden von aussen beschrieben.
Drittens: es geht oben nicht um "Familiengeschichten", sondern darum, ob Frauen gute Actionromane schreiben können. Du klingst so emotionell/verärgert. Können wir das Thema nicht sachlich diskutieren (FZ)
"... It has been suggested that Tiptree is female, a theory that I find absurd, for there is to me something ineluctably masculine about Tiptree’s writing. I don’t think the novels of Jane Austen could have been written by a man nor the stories of Ernest Hemingway by a woman, and in the same way I believe the author of the James Tiptree stories is male." (aus Robert Silverbergs Einleitung zu Warm Worlds and Otherwise von James Tiptree, Jr., z.B. onionandartichoke.wordpress.com/2015/12/01/who-is-tiptree-what-is-he/)
Nein, Holger. 21. Jahrhundert.
Siehe Larandils Link. Es hätte dich selbst wirklich minimalen Aufwand gekostet (Google), deine These zu widerlegen.
"Frauen bei der kämpfenden Truppe" - das ist jetzt ein ganz anderes Fass, das Du aufmachst. Schon Joe Haldeman hat in "Der ewige Krieg" Frauen gleichberechtigt zur kämpfenden Infanterie eingezogen. Paul Verhoeven tat das gleiche, als er Heinleins "Starship Trooper" modernisiert verfilmte. David Webers "Honor Harrington" ist wahrscheinlich die erfolgreichste Military SF-Serie, die mir in den letzten Jahrzehnten untergekommen ist. Herrje, Wolfgang Hohlbein hat uns vor fast dreißig Jahren "Charity - die beste Frau der Space Force" aufgetischt!
Für mich ist Action mehr als nur die Schilderung militärischer Auseinandersetzungen mit Wesen oder Maschinen gleich welcher Art.
Und es sei angemerkt, dass C.L. Moore mehr ist als nur ihre Amazone ...
Im Kern geht es aber um etwas Anderes, nämlich um die PR-Serie: Im Artikel werden zwei völlig verschiedene Produktionsansätze in einen Topf geworfen, nämlich die "eigenständige" Schreiberei und das Schreiben nach Vorgabe/Exposé. In letzterem Fall kommt es vor, dass die Vorgabe den Autoren nicht liegt. Wegen der knappen Zeit wird das vom Autor nicht immer gleich bemerkt; dann kann der fertige Roman bei Produzenten und/oder Konsumenten einen unbefriedigenden Eindruck hinterlassen.
Aber selbst wenn das Exposé dem Autor (männlich oder weiblich) gefällt, ist das noch lange nicht der Garant für einen "guten" Roman. Im PR-Umfeld hat ausnahmslos jeder Autor mal Gurken geliefert.
Und jetzt (oder wann?) ist ein PR-Roman von einer Autorin erschienen - mit Actionszenen und Innenleben - letzteres ohnehin von Dir verpönt, aber egal: Das Heft hat Dir nicht gefallen. Und schon können Frauen - und zwar alle! - keine Action schreiben, weil sie kein Testosteron aufbringen. Hast Du sie noch alle?
Nochmal zum Anfang Deines Artikels: Vorweg - Leckie und Jones habe ich bisher nicht gelesen, aber die Arbeiten der anderen fünf kenne ich recht gut. Und Deine Auswahl kann ich nur als unfair bezeichnen, da mit Ausnahme von Cherryh keine der genannten Autorinnen es auf Action im von Dir gewünschten (übrigens unzureichend definierten) Sinne angelegt hat.
Familiengeschichten? Nicht bei LeGuin, Cherryh, McCaffrey oder Lee. Dass die überführte Kinderschänderin MZB gerne Familiengeschichten schrieb, darf man sich mitterweile genüsslich auf der Zunge zergehen lassen. Auch die Planetenabenteuer sind nicht so dominant, wie Du es an den Beispielen Pern oder Darkover darstellst. Zugegeben: Alle fünf haben immerhin solche geschrieben. Aber nur zwei (MZB und McCaffrey) sind dafür in der Hauptsache bekannt geworden.
Zusammengefasst: Du legst Deine Kriterien nicht dar, deklarierst aus einer subjektiven (Einzel?-)Mißliebigkeit pauschal die mangelnde Eignung von Autorinnen für die Handhabung von Action-Stoffen (ob selbst erdacht oder vorgegeben) und weitest zum Schluss - aus später EInsicht? - die Kritik auf den wieseligen Gemeinplatz aus, dass es eben "Autoren/innen" gibt, die für PR nicht geeignet sind.
Hab ich was vergessen? Oder reicht es jetzt?