Über die Leseträgheit von Zyklen - Geliebt, gehasst, wieder gelesen oder nicht?
Über die Leseträgheit von Zyklen
Geliebt, gehasst, wieder gelesen oder nicht?
Andere Zyklen hingegen nimmt man so hin, liest sie durch, weil man ja bei der Serie dabeibleiben will ...wenn man nicht aus den verschiedensten Gründen vielleicht eine Weile aussteigt. Aber diese Zyklen plätschern dann so dahin, man nimmt sie mit, weil man das Heft ja kauft und sammelt ... wird sie aber nie mehr ein zweites Mal lesen, weil „es“ (nicht ES!) einfach darin nicht herüberkommt. Mögen diese Zyklen ebenfalls auf ihre Art spannend sein, einen guten Erzählfluss haben, fließend und glatt wirken, ohne allzustark künstlich konstruiert zu wirken … dennoch bringen sie kein Flair herüber. Wie jüngst ein Leser im PR-Forum schrieb: "Den THEZ-Zyklus werde ich nie mehr lesen!"
Das geht nun sicher jedem Leser mit einem anderen Zyklus so, da ja nun ein Jeder seinen eigenen Geschmack hat. Dennoch kann man wahrscheinlich einige „Überzyklen“ im Leseauge konstruieren, die besonders gut wegkommen und immer wieder, auch Jahre später wiederholend im Silberband oder als e-book wieder gerne auffrischend gelesen werden.
Etwa der MDI oder der Konzilszyklus. Vielleicht BARDIOC. Hm!
Dass Kurzzyklen weniger beliebt sind, ist verständlich, aber deswegen müssen sie nicht schlecht sein. Der Paramag-Zyklus etwa. Auch heute lassen sich dieses einstigen Einprägungen wiederholen, denn was Hänschen liest, liest Hans immerdar wiederholend. Aber der heutige Leser ist ja erwachsen(er) geworden, hat inzwischen auch sehr viel andere (SF) Literatur gelesen.
Dennoch liest er auch weiter den Perry, aber nicht unbedingt wiederholend in den neueren Zyklen. Zumindest geht mir das so. Natürlich müssen sich auch die Geschichten erst einmal etwas setzen in der Erinnerung, bevor man erneut zum wiederholten Lesen greift. Dennoch würde ich z.B. den Neuroversums-oder den Onryonenzyklus nie mehr noch einmal lesen (wollen).Ich selbst. Das gilt sicher nicht zwingend für andere Leser. Mögen die Einzelbände auch gute Abenteuer bieten, spannende Geschichten erzählen, so kommt doch hier kein Gesamtflair auf wie in früheren Zyklen. Manche Zyklen wirken auch einfach planlos, zerrissen.
Liegt das jetzt an mir, als Leser oder am Konzept der Serie. Vielleicht am Wechsel von Expokraten oder zu vieenl anderen, im Laufe der Zeit variierenden Autoren? Soll man als Leser hundert Hefte Abbitte oder Vorlauf geben beim Expowechsel? Das wären immerhin zwei Jahre! Liegt es vielleicht an der veränderten Art zu schreiben gegenüber früher? So genau, glaube ich, lässt sich dieses Phänomen nicht auf einen einzelnen Punkt herunterbrechen. Man kann es nicht an nur einer einzigen Tatsache festmachen. Jedenfalls ist es eine Tatsache, dass bestimmte Zyklen beliebter sind … und daher auch öfter wiedergelesen werden. Woran das nun liegen mag? Sind sie spannender oder ist der Leser bloß nostalgischer? Mag er mehr die ganz alten Zyklen oder auch diejenigen, die erst dreihundert Bände her sind? Jedenfalls gibt es immer wieder gelesene Zyklen und solche, die nur einmal mitgenommen werden. Warum ist das so?
Die Frage ist grundsätzlich schwer zu beantworten. Dazu müsste man die Zyklusinhalte genauer analysieren, das psychische Verhalten und die Prägung der Leser damals und heute. Viele weitere Parameter, von denen immerhin einige oben schon angesprochen wurden. Alles Dinge, die in ihrer komplexen Vielfalt kaum zu erfassen sind. Ich selbst habe einige Zyklen mindestens zehnmal gelesen, in Heftform und im Silberband. Andere zwei-bis dreimal. Wieder andere eben nur ein Einzigesmal im Originalheft.Diese werde ich auch nicht noch einmal lesen. Für mich sind das "Fehltritte". Doch im Großen und Ganzen glätten sie sich aus der komplexen Vielfalt der Serie heraus.
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