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Chaosbringer FENERIK

1Chaosbringer FENERIK

Während Perry Rhodan und die RAS TSCHUBAI sich in der Kleingalaxis Cassiopeia mit der gebotenen Vorsicht nach dem gestrandeten Chaoporter FENERIK umsehen und Informationen sammeln, hat man auch in der Milchstraße einige Informationen gewonnen.

Nur das Bild, das sich aus ihnen formt, bleibt verwirrend.

Gators zweite ChanceEine Informationsquelle sind die drei Überlaufer: eine „Sextadim-Kanonierin“ namens Apehei, eine „Sekuritantin“ namens Hori und der „Chaogator“ Hookadar. Zwar haben alle drei eine innere Blockade, die sie daran hindern soll, Informationen über den Chaoporter weiterzugeben, aber die Verhörprofis der Geheimdienste der Milchstraße – Tefroder, Akonen und LFT – schaffen es doch immer wieder, ihnen kleine Nuggets zu entlocken. Aus diesen Mosaiksteinen ein sinnvolles Bild zu bauen ist fordernd.

Was tut zum Beispiel ein Chaogator? Aurelia Bina versucht es in PR 3110 herauszufinden.

„Wenn du als Gegenleistung für dein Asyl an Bord eines terranischen Schiffs Dienst tätest, wo würdest du deine Fähigkeiten zur Geltung bringen? Würdest du den richtigen Kurs zu einem vorgegebenen Ziel finden?“
„Nein, im Gegenteil.“
„Du würdest einen falschen Kurs finden?“
„Nein. Ich würde ein geeignetes Ziel für den anliegenden Kurs finden.

Apehei wird nach einem anderen Thema befragt.

„Welche Absichten verfolgt der Chaoporter, auf dem ihr gedient habt?“
Die Überläuferin sah sie an, als verstünde sie die Frage überhaupt nicht. „Gar keine.“
„Wenn der Chaoporter keine Absichten verfolgt, wie sieht es mit seinem Kommandanten aus?“
„DEN Kommandanten gibt es nicht. Kein Quintarch steht über dem anderen.“
„Dann glaube ich dir, dass der Chaoporter nichts will. Denn wie könnte er das, wenn die Quintarchen sich mal nicht einig sind? Oder wenn einer der fünf fehlt?“
„Der Chaoporter benötigt nicht alle Quintarchen. Einer ist entbehrlich, vielleicht sogar zwei ...“

Das erweckt den Eindruck, als würde der Chaoporter per Mehrheitsentscheid geführt – ein erstaunliche Kontrast zu der straffen Disziplin und den eindeutigen Befehlsketten in der Terminalen Kolonne TRAITOR. Und FENERIK scheint auch nicht eines oder mehrere Ziele entlang einer Prioritätenliste anzufliegen – der Weg ist wichtig, die Ziele finden sich dann schon.

Einen tiefen Einblick in die Eben-nicht-Strukturen des Chaoporters gewährt der Munuam-Meutenführer Jochzor schließlich seiner Geisel Bekim Ballard in PR 3116.
Da ist zum Einen die bestürzemde Nachricht, dass ein Chaotarch direkt involviert ist - dabei jedoch möglicherweise dem von Taurec bekannten Transformsyndrom unterliegt.


„FENERIK ist von Zou Skost getränkt. Der schwer lösliche Zou Skost ist in FENERIK gelöst.“
„Und FENERIK dient dem Chaotarchen Zou Skost.“
Gelächter.
„Der Chaoporter DIENT überhaupt nicht! Er verfolgt keinen Zweck. Er hat kein Ziel. Er ist frei! Allein die Frage ...“

"Die Menschheit ist vielleicht kein kosmokratisches Hilfsvolk mehr, aber ihr denkt immer noch wie Kosmokratenknechte. Einem Herrn dienen, Befehle befolgen. Regeln, Kommandos, Gesetze, für nichts anderes lebt ihr. Wenn ihr es mögt ..."
„Der Chaoporter stößt sich an Regeln. Er wird sie immer ablehnen und überwinden. Das Universum ist ein Freiraum für den wirklich freien Geist. Für die Grenzsetzer, Schrankenwärter, Ordnungsmächte hat ein solches Bewusstsein nur Verachtung übrig!“
„Konsequenz, sogar Kausalität, folgt Gesetzmäßigkeiten. Sie führen zu Berechenbarkeit. Und der Chaoporter ist alles, aber nicht berechenbar.“

Unsere Sicht der Welt baut allerdings auf Konsequenz und Kausalität. Wo Rauch ist, da ist auch Feuer. Eine Wirkung tritt erst nach ihrer Ursache auf. Wir drücken den Schalter, das Licht geht an. Vielleicht auch mal nicht, wenn der Leuchtkörper defekt ist. Wenn das Licht angeht, bevor wir den Schalter gedrückt haben, dann gerät die Welt aus den Fugen.

Flug in die FreiheitAber muss man die Welt zwingend so sehen?
1982 erschien in deutscher Übersetzung als „Der galaktische Dandy“ der Roman „Star Well“ von Alexei Panshin. Der Protagonist Anthony Villiers reist zusammen mit einem Außerirdischen namens Torve, dessen Volk ein etwas anderes Weltbild hat als wir. An einer Stelle des Romans wird es den Lesenden beschrieben. Zwei junge Frauen klingeln an der Tür zu Mr. Villiers Hotelzimmer …


Nach einem Moment hörte man ein schweres Schleifen, das sich auf die Tür zu bewegte, dann ein Klicken, als ihre Identität überprüft wurde, und dann öffnete sie sich ganz. Torve der Trog stand vor ihnen, mit gebürstetem Fell, die Augen von leuchtendem Blau, ein Buch in den gespreizten Fingern. Wenn Sie ihn gefragt hätten und er es schlicht und verständlich ausgedrückt hätte, wäre die Beschreibung dessen, was er sah, etwa so ausgefallen: Die Klingel hatte eine lebenslinienhafte Erstreckung von ihrer zufälligen Erschaffung bis hin zu dem Moment, da die Atome, aus denen sie bestand, sich im Namen eines anonymen Zwanges teilten, und entlang dieser Linie befanden sich eine Reihe zufälliger Klingeltöne. Einer dieser Klingeltöne hatte auf einem Punkt existiert, der etwas vor einer jener Gelegenheiten lag, da er zur Tür hinüber ging, um sie zu öffnen. Eigentlich absolut kein ursprünglicher Zusammenhang, sondern nur die Annäherung zweier zufälliger Geschehenslinien.


In einem kausalen Weltbild baut die Zukunft auf der Vergangenheit auf und wird von ihr bestimmt. Gottfried Wilhelm Leibniz verglich Gott mit einem Uhrmacher, der das von ihm perfekt konstruierte Werk in Gang setzte, das von diesem Augenblick an weiterläuft. Wenn man aber bewusst die Kausalität verneint, dann ist nur die Gegenwart wirklich von Bedeutung. Die Vergangenheit war, die Zukunft wird sein, aber beide stehen hinter dem Hier und Jetzt zurück.

Terraner haben es schon in der Vergangenheit mit sehr andersartigen Blickwinkeln auf die Welt und die Art ihres Funktionierens zu tun bekommen. Der Schlüssel zum Verständnis der Loower war das Mädchen Baya Gheröl, dessen Weltbild im Alter von sieben Jahren noch flexibel genug war, um das entelechische Denken nach Art der Loower zu erlernen.

Auch Henry Kuttners berühmte Kurzgeschichte „Mimsy were the Borogoves“ (unter seinem Pseudonym Lewis Padgett) baut darauf, dass Kinder erst mit wachsendem Alter und zunehmender Schulbildung darauf geprägt werden, dass die Welt „so und nicht anders“ funktioniert wie die Erwachsenen sie sehen. Der siebenjährige Scott Paradine findet eine Box mit Kinderspielzeug aus der fernen Zukunft, und er und seine zweijährige Schwester Emma können von den Spielzeugen Lektionen lernen, während ihre Eltern mit Kopfschmerzen aufgeben müssen.

Womöglich braucht es Kinder, um FENERIK zu verstehen und mit Zou Skost, den Quintarchen oder ihren Abgesandten zu kommunizieren ...  

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