H.G. Ewers: Die Festung der Raumfahrer - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 34
H. G. Ewers: Die Festung der Raumfahrer
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 34
Handlung:
Am 9. Januar 2234 wird das Siedlerschiff ILLEMA mit 12.000 Kolonisten bei einem Orientierungsaustritt nahe einer pulsierenden Sonne von einem Raumschiff der Springer angegriffen. Die ILLEMA ist sehr viel schwächer bewaffnet, doch der Erste Offizier Geoffrey Oxtorne opfert sein Leben, indem er mit einem Beiboot das Springerschiff rammt und zerstört. Wegen irreparabler Schäden am Überlichtantrieb muss die ILLEMA auf einem Riesenplaneten notlanden, der eine Schwerkraft von 4,8 g, extremen Luftdruck und starke Temperaturschwankungen aufweist. Außerdem ist der Hyperfunk zerstört.
Die Kolonisten nennen den Planeten Oxtorne und die Sonne Illema. Nach einem Jahr unter den extremen Bedingungen leben noch 6000 Menschen. Keines der neugeborenen Kinder lebte länger als eine Woche. Glücklicherweise befand sich aber ein kleines Team von Kosmo-Genetikern unter den Überlebenden, und es beginnt ein ehrgeiziges Programm zur Umweltanpassung der Siedler.
Bereits zwei Oxtornejahre, also sieben Erdjahre später werden die ersten Kinder der ersten, zu 30 % umweltangepassten Generation geboren. Der Rekord für aufrechten Gang in dieser Generation sind 50 Meter! Nach 28 weiteren Oxtornejahren beträgt die Einwohnerzahl der Stadt Nevertheless 16.000 Menschen, davon sind 70 % Umweltangepasste. Noch ein Jahr später wird die dritte Generation, die zu 60 % an die Bedingungen Oxtornes angepasst ist, geboren.
In diese Zeit fällt die Wiederherstellung des Kontakts mit dem Solaren Imperium durch ein Schiff der Explorerflotte. Das Angebot einer Umsiedlung lehnen die stolzen Oxtorner ab. Die ANP-Bakterie wird zum wesentlichen Exportgut, aber strenge Gesetze regeln das Leben auf Oxtorne. Partner werden durch eine Positronik bestimmt, und die Siedler sind auf Nevertheless und den unmittelbaren Umkreis beschränkt.
Im Jahr 2366 sind die jungen Oxtorner der vierten Generation, der ersten mit 100 % Umweltanpassung, zu jungen Erwachsenen geworden. Sie beginnen eine Opposition gegen das Diktat der dritten Generation. Zu den führenden Köpfen gehört der Tierpsychologe Omar Hawk – er ist acht Oxtornejahre alt –, sein wesentlicher Gegner, der »Hitzkopf« Joaqu Manza, und die beiden Frauen Yezo Polestar und Mara Shant'ung.
Bei einer Versammlung der Opposition der vierten Generation kommt es zu einem Rededuell zwischen Manza, der eine gewaltsame Lösung fordert, und dem besonneneren Hawk. Professor Saul Gautier, Vertreter des Solaren Imperiums auf Oxtorne, warnt vor einer bevorstehenden Festnahme durch die Sicherheitskräfte und bietet Asyl an. Die Oxtorner lehnen ab. Sie wissen, dass ihnen die Verbannung in die Wildnis droht, die noch niemand lange überlebt hat, doch Hawk überzeugt die Anwesenden, dass man gerade auf diesem Wege durch das Überleben beweisen könnte, dass ganz Oxtorne besiedelt werden kann.
Tatsächlich werden die sieben Anführer der Opposition verhaftet und nach einem kurzen und unfairen Gerichtsverfahren für 10 Oxtornejahre verbannt. Sie erhalten zwei Superschildkröten, Schockwaffen und einige Vorräte. Gautier bietet weitere Ausrüstung an, doch die Oxtorner lehnen ab.
Ihr Weg führt sie in Richtung der Impenetrable Barrier, eines Gebirgszuges, über den schreckliche Legenden erzählt werden. Hier sollen schon einige illegale Expeditionen verschollen sein.
Bei einem Sturm stürzt eine der Superschildkröten um, und ihre drei Insassen fallen den Whips, räuberischen und sehr beweglichen Pflanzenwesen, die ein tödliches Gift absondern, zum Opfer. Die Verbannten brechen ihre Reise zur Barrier ab. Auf einer Sumpfinsel wird ein Lager errichtet, und es bilden sich zwei Paare, bestehend aus Omar Hawk und Yezo Polestar sowie Joaqu Manza und Mara Shant'ung.
Ein Vulkanausbruch zerstört das Lager und verwüstet ein riesiges Gebiet. Dies zwingt die vier Oxtorner, doch weiterzuziehen. Die Barrier wird erreicht, und man findet Spuren mechanischer Felsbearbeitung sowie schließlich einen offenbar künstlichen Höhleneingang. Bei dessen Erforschung durch Hawk und Manza verschwindet Manza spurlos. Während Hawk ihn sucht und Abenteuer erlebt, bei denen er unter anderem in einen reißenden Fluss stürzt, machen sich auch die Frauen Sorgen und betreten die Höhle.
Hawk erkennt schließlich, dass er unter hypnotischer Beeinflussung steht, und kann sich davon befreien. Er befindet sich immer noch in der Höhle, die von einem bläulichen Staub erfüllt ist. Hawk findet seine Gefährten und kann sie von der Beeinflussung befreien. Doch zu ihrem Schrecken müssen sie beim Verlassen der Höhle feststellen, dass ihr Fahrzeug mit allen Vorräten verschwunden ist. Damit droht ihnen der Tod.
Zu Fuß wird der Marsch zum Rand der Barrier angetreten, doch die vier Oxtorner scheitern an einer unsichtbaren Mauer, die ihnen das Verlassen des Gebietes verwehrt. Ein ebenfalls gefangenes Mamu, ein oxtornisches Riesentier, liefert ihnen Fleisch. Anschließend hat Hawk einen Plan: Die Mauer ist offenbar von einer Seite durchlässig, so dass immer wieder Tiere gefangen werden müssten. Von diesen ist aber keine Spur zu entdecken, was bedeutet, dass Unbekannte sie wegschaffen müssen.
Die Oxtorner legen sich auf die Lauer. Tatsächlich erscheinen käferartige Roboter, die die Überreste des Mamus beseitigen. Die Roboter werden in eine unterirdische Anlage verfolgt. Da greifen fremdartige, an riesenhafte Frösche erinnernde Tiere an. Es handelt sich um Okrills, von denen vor 50 Jahren ein Skelett gefunden und die nach dem Entdecker benannt worden sind. Die Oxtorner können mit ihren Schockwaffen nichts ausrichten, und Hawk wird von seinen Gefährten getrennt, die vermutlich gefangen genommen werden.
Auf der Suche in der Anlage wird Hawk mit Hypnofallen konfrontiert. Es gelingt ihm, dank seiner Erfahrung als Tierpsychologe die Freundschaft eines Okrills zu erlangen, der ihn in eine weitere Höhle führt. Dort steht das vermisste Fahrzeug der Gruppe. Ein weiterer Marsch endet in einer großen Maschinenhalle, in der frische Spuren eines Gefechts zu sehen sind. Tote Okrills liegen neben zerstörten Robotern.
Schließlich finden Hawk und der Okrill die drei anderen Oxtorner sowie zu Hawks Überraschung Professor Gautier und einen weiteren Terraner, die alle unter dem hypnotischen Einfluss des blauen Staubes stehen. Hawk kann sie befreien und stellt fest, dass die Schwerkraft hier nur 2,5 g beträgt und auch die Druckverhältnisse sehr viel milder sind als auf Oxtorne üblich. Es kommt zu weiteren Kämpfen mit Robotern, bevor die Gruppe auf Höhlen stößt, in denen die Cavern-Pilze, extrem proteinhaltige Pilze, in riesigen Zuchtanlagen angebaut werden.
Doch die größte Entdeckung steht noch bevor: In Überlebenstanks befinden sich Angehörige einer fremden Rasse, die jedoch sämtlich tot sind, und deren Aufzeichnungen werden entdeckt.
Gautier berichtet, dass er die Verbannten mit Sonden beschattet hatte, sein Misstrauen aber geweckt wurde, als nach Erreichen der Barrier der Funkkontakt mit mehreren Sonden abriss. Mit einem Shift machte er sich mit zwei Begleitern auf den Weg, doch beim Rückflug meldete der Pilot die Kollision mit einer unsichtbaren Mauer, und der Shift stürzte ab, wobei der Pilot umkam. Hawk erkennt, dass auch die Mauer nur eine hypnotische Barriere sein kann, und auf diesem Wege gelingt die Rückkehr.
Wieder in Nevertheless, präsentieren die Oxtorner und Gautier ihre Entdeckungen. Das Logbuch der fremden Rasse, die sich Maarn nannte, ist eine Sensation, denn die fremden Raumfahrer waren mit einem Erkundungsschiff auf Oxtorne notgelandet, hatten aber, statt sich der Herausforderung einer Kolonisation zu stellen, sich in einem Stützpunkt und schließlich in Konservierungstanks zurückgezogen, wo sie gestorben sind. Dies ist ein mahnendes Beispiel für alle Oxtorner.
Die amtierende Regierung tritt sofort zurück und empfiehlt, aus den Reihen der Verbannten die Nachfolger zu wählen. Yezo Polestar – nach der Heirat Hawk-Polestar – wird neue Präsidentin von Oxtorne. Es kommt zur großen Versöhnung mit der 3. Generation, und es beginnt ein neues Zeitalter für den Planeten. Die Gesetze der Vergangenheit werden aufgehoben, die Wirtschaft über Kredite angekurbelt, und der ganze Planet soll besiedelt werden.
Ein Oxtornejahr später. Omar Hawk ist inzwischen mit seinem Sherlock genannten Okrill in das Spezialpatrouillenkorps der Galaktischen Abwehr eingetreten und gerade zum Leutnant befördert worden. Am ersten Tag seines Heimaturlaubs, den er mit seiner Frau und seinem Sohn verbringen wollte, trifft er auf Oxtorne überraschend Allan D. Mercant, Leiter der Galaktischen Abwehr. Dieser eröffnet ihm, dass in der Maarn-Basis ein offenbar erst später errichteter Transmitter gefunden wurde ...
Anmerkung:
Die Geschichte macht kurz vor Ende einen Zeitsprung von drei Jahren. In dieser Lücke liegt die Handlung von PR-TB 359 »Jenseits von Zeit und Raum«. PR-TB 36 »Die Katakomben der Besessenen« erschien zwar Jahre früher und schließt unmittelbar an PR-TB 34 an, liegt aber damit chronologisch nach PR-TB 359 und wurde daher als drittes Buch mit Abenteuern des Oxtorners Omar Hawk eingeordnet.
Die Datierung des Romans ergibt sich im Wesentlichen aus PR-TB 36, in dem mehrfach Daten der terranischen Zeitrechnung angegeben sind
Kritik:
Hier, in diesem Band, untermauert H.G.Ewers die Entstehung seiner Figur Omar Hawk, den er kurz nach seinem Eintritt in die Heft-Serie im MDI-Zyklus erfunden hatte (Band 210).Dort tritt er als Leutnant des Spezial-Korps der Solaren Abwehr auf zusammen mit seinem Okrill Sherlock, dem ersten gezähmten Okrill von Oxtorne (wenn die Okrills auch ursprünglich nicht von dort stammen).
Mit der Erfindung des „Ochsen“, also der Oxtorner allgemein, setzt HGE auf die Ultrafähigkeit der scheerschen Erfindung der Ertruser im Band 150 der Heftserie noch eine weitere Supermannfähigkeit drauf.Oxtorner sind nun weniger fett, groß und breit als Ertruser dank einer „Kompaktkonstitution“, doch haben sie eine Körpermasse von rund 800kg, eine metallplastikähnliche Haut und sehr große Füße und Glatze.Dazu kommen sie eben von einem 4,8 g-Planeten.Wie gesagt, diese Feldstärke toppt die armen 3,4 g-Ertruser noch.Außerdem ist der organische Leistungsumsatz von Oxtornern gegenüber Ertrusern optimierter.Sie müssen nicht ununterbrochen (fr)essen.
Hier, in diesem Buch, wird nun die Vorgeschichte von Omar Hawk erzählt.Wie er wurde, was er war im Solaren Sonderkorps.Es handelte sich prinzipiell um einen gesellschaftlichen als auch individuellen Entwicklungsroman, denn sowohl die sozialen Prozesse der erstarrten Gesellschaft von Oxtorne werden durch die neue, jüngere und vollständig an den Planeten angepasste Generation umgewälzt (unter tatkräftiger Unterstützung des terranischen Instituts und seines Leiters) aber auch die persönlichen Reifeprozesse der Hauptpersonen müssen erfolgen, um die ihnen aufgenötigten Krisen bewältigen zu können. Hawk beginnt also gewissermaßen die Handlung als psychisch Adoleszenter und beendet sie als Erwachsener.Dabei gewinnt er auch Einsicht in die Beweggründe der älteren Generation, die noch nicht vollständig an Oxtorne angepasst ist und sich daher vor den Klima- und Wetterbedingungen des Planeten fürchtet. Hawk vertritt aber ebenso fest die Position der Jüngeren, die sich auch politisch in die erstarrte Gesellschaftsform der Älteren einbringen wollen, um das erstarrte, soziale System zu verändern. Naturgemäß werden sie von den Machthabern zunächst unterdrückt und ausgeschlossen.Im Laufe des Romans geht es dann erst einmal um andere Dinge.Überleben in der Wildnis von Oxtorne und das Enträtseln der Vorgänge in der „Impenetrable Barrier“, stehen erst einmal als spannende Handlung im Vordergrund.Dabei gelingt es dem Autor, die Natur des Planeten und seine Wildheit überzeugend zu schildern.Mit einem eher schlichten Stil überzeugt HGE hier auch in den persönlichen Wendungen und Prozessen der Romanhandlung.Am Ende werden die äußeren, fremden Gefahren beseitigt aber es wird auch offenbar, dass die Gesellschaft von Oxtorne sich in ihrer sozialen Struktur ändern und den Jüngeren der vollständig angepassten Generation mehr politischen Entscheidungsspielraum geben muss.Hawk hingegen übernimmt eine Aufgabe in der Solaren Abwehr,im Spezialkorps mit seinem Okrill Sherlock, keine politische Position auf Oxtorne, dafür ist dann seine Ehefrau Yezo Polestar-Hawk geeignet.
: Ein spannender Roman, überzeugend geschildert und auch heute noch lesbar bzw. in seiner inneren und äußeren Problematik verständlich dargestellt.Dieses Buch ist eine Art „Meilenstein“ in der Reihe der PLR-TB. Die Fortsetzung (PLR 36) ist nicht ganz so gut,klärt zwar inhaltlich noch einige Dinge auf - aber immerhin gelang es dem Zaubermond-Verlag in seiner späteren Neuausgabe diesmal, die zwei ja inhaltlich zusammenhängenden Bücher auch zusammen zu veröffentlichen.Diese glückliche Hand hatten sie ja nicht immer bei den Neeuausgaben der PLR.
Bemerkung:
Da nicht jeder Band von jedem Autor (mich) gleichermaßen überzeugen kann, habe ich daher einige Bände ausgelassen, wie der kundige Leser dieses Artikels zweifellos erkennen wird.(30-33).Ich schrieb ja auch im Vorwort zu dieser Reihe, dass ich zwar chronologisch aber nach Belieben vorgehen werde.
Von Kneifels Seymour Alcolaya hatte ich bereits berichtet in „Der Einsame von Terra“:Dessen Abenteuer werden als (nachträgliche) Vorwegnahme des MDI-Zyklus in zwei weiteren PLR-TBs verarbeitet, wobei Hans Kneifel hier Bezug auf seine PLR 8 und 10 nimmt, indem er die dortigen Hauptfiguren am Rande auftreten lässt (Axhalaisom und Jared Coln).(PLR-TBs 31,32).
Von HGEs Abenteuern des Kapitän Nelson werde ich nur wenige noch erwähnen (PLR 30).Diese Figur hatte ich ja bereits mit ihrem ersten Band vorgestellt und Clark Darltons weitere Gucky-Romane ignoriere ich in ihrer für mich banalen Biederkeit vollständig (PLR 33), da sie nun gar nicht meinem Geschmack von guter SF entsprechen.Hier hatte ich ja bereits den eigentlich einzigen wichtigen Band um die Orgh erwähnt, wo Guckys Heimatplanet Tramp zerstört wird und er die kleinen Ilts rettet.
Die Festung der Raumfahrer
(1.Auflage PMV)
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