Kurt Mahr: Die Sirenen von Dhatabaar - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 284
Kurt Mahr: Die Sirenen von Dhatabaar
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 284
Kurzzusammenfassung:
Gilgid, die Fürstin der Kioja, wird von dem Ewigen Krieger Krovor gefangen gehalten. Fellmer Lloyd empfängt ihren Hilferuf und begibt sich in die Galaxie Dhatabaar. Dort erliegt er den Verlockungen einer Charybdischen Sirene, aber sein Raumschiff ILLO bringt ihn in Sicherheit.
Bei der zweiten Annäherung ist Lloyd vorsichtiger und kann wachen Sinnes in die riesige Raumstation eindringen. Er begegnet dem Aufseher Orisha, der sich ihm anschließt. In den Datenspeichern der Station finden sie einen Hinweis auf Gilgids Aufenthaltsort. Sie befreien die in der Sirene gefangenen Lebewesen und zerstören die Station anschließend.
In Krovors Raumfestung Vatomandry, wo Gilgid gefangen gehalten wird, findet ein großes Volksfest statt. Mithilfe des Gavvron Sembilan erreicht Lloyd Krovors Palast und schließlich Gilgids Zelle. Dann schnappt die groß angelegte Falle zu. Lloyd wird überwältigt und muss sich Krovor zum Duell stellen.
Als der Krieger den Terraner besiegt und zu töten droht, greift Gilgid ein. Ihre mentale Kraft betäubt den Krieger. Dann gehen sie und ihr Volk den Schritt in die Vergeistigung. Fellmer Lloyd und Orisha entkommen von Vatomandry; den Ewigen Krieger lassen sie zurück.
Handlung:
Fellmer Lloyd ist im Jahre 435 NGZ als Gänger des Netzes mit seinem Raumschiff ILLO in der Galaxie Erendyra unterwegs. Er besichtigt gerade die Marschen von Leuka, als er den Hilferuf einer Frau namens Gilgid empfängt. Sie ist die Gefangene des Ewigen Kriegers Krovor, des Herrschers der benachbarten Galaxie Dhatabaar. Lloyd fliegt zunächst die Freihandelswelt Medidoor im nahe gelegenen Didoorsystem an, um Informationen zu bekommen. Er kennt den Planeten von zwei vorhergehenden Besuchen.
Neben den einheimischen Doori, die pferdeähnliche Köpfe haben, leben zahlreiche Händler von anderen Völkern auf Medidoor. Ein Eptusad namens Thusalfanq empfiehlt Lloyd die Informationshändlerin Nurimer, eine Menni (Doori-Frau). Der Terraner beauftragt sie, gegen Honorar Informationen über Gilgid zu liefern, und verbringt anschließend eine Liebesnacht mit ihr. Anderntags bemerkt Lloyd, dass er beschattet wird, kann den Verfolger aber austricksen und befragen. Aus Mishrats Gedanken erfährt er, dass dieser für Hirlap tätig ist, einen Agenten eines Wesens namens Kwanandur.
Nurimer berichtet, dass Gilgid die Fürstin des Volkes der Kioja ist, eines sehr altes Volkes, das auf dem Planeten Altron im Ejedasystem in Dhatabaar lebt und an der Schwelle zur Vergeistigung stehen soll. Krovor will die Kioja für seine Zwecke ausnutzen. Seit etwa fünf Monaten gilt Gilgid als verschollen. Wahrscheinlich hält Krovor sie auf einer seiner sieben Raumfestungen gefangen. Weiterhin warnt Nurimer den Mutanten vor Krovor, der als Meister des Psions gilt, und den Charybdischen Sirenen von Dhatabaar. Thusalfanq gibt Lloyd beim Abschied den Tipp, sich der Hilfe des Volkes der Duara zu versichern.
Fellmer Lloyd fliegt nach Dhatabaar, um Gilgid zu suchen. Er empfängt ein weiteres mentales Signal, erkennt es aber als künstlich: die Falle einer Charybdischen Sirene. Das Signal gaukelt vor, Gilgid zu sein. Das kann nur bedeuten, dass Lloyd bereits erwartet wird. Mit aller gebotenen Vorsicht fliegt Lloyd den Ausgangspunkt bei dem Riesenstern Pangkah an, erliegt aber trotz Mentalstabilisierung der Beeinflussung durch die Sirene. Der Syntron der ILLO betäubt ihn und bringt ihn aus der Gefahrenzone.
Wieder bei Sinnen, befiehlt Lloyd der ILLO einen zweiten Anflug, um die Sirene zu untersuchen. Diesmal ist er vorgewarnt und erreicht die etwa drei Kilometer durchmessende Raumstation ohne Zwischenfälle. Im Inneren verschlägt es Lloyd in eine psionisch erzeugte Illusionslandschaft, in der hasserfüllte Quliman Jagd auf Ulupho machen – und umgekehrt. Dabei handelt es sich jedoch nur um Projektionen von Gefangenen, die mit stark reduzierten Lebensfunktionen in sargähnlichen Behältern eingeschlossen sind. Die in der Illusionsumgebung entstehenden Emotionen der Jäger und Gejagten sind aber echt und die ihnen innewohnende Psi-Energie wird auf Vorrat gespeichert. Sobald die Sirene den Betrieb aufnimmt, speisen die Mentalemissionen den psionischen Lockruf. Der Duara Orisha erklärt Lloyd die Zusammenhänge. Er ist ihm freundlich gesinnt, zumal Lloyd mit einem anderen Duara, dem Netzgänger Obeah, befreundet ist. Orisha ist seit Jahrtausenden als Aufseher in Krovors Diensten an Bord der Sirene. Lloyd will die Station zerstören. Er platziert eine Bombe und befreit mit Orishas Hilfe die Gefangenen: sieben Quliman aus der Galaxie Urumbar, ein Geschenk des Ewigen Kriegers Shargk, und 50 Ulupho. Als alle auf der ILLO und in sicherer Entfernung sind, löst Lloyd die Sprengung aus.
Ein Hinweis aus den Datenspeichern der Charybdischen Sirene deutet darauf hin, dass Gilgid in der Raumfestung Vatomandry gefangen ist, die aber nicht direkt angeflogen werden darf. Daher steuert die ILLO den Planeten Bakumpai an. Auf dem Weg dorthin empfängt Lloyd den zweiten (echten) Ruf Gilgids und ihm wird klar, dass er sie liebt, obwohl er bisher nur ihr Bild aus den Speichern der Sirene kennt. Auf Bakumpai setzt er die befreiten Gefangenen ab und bucht einen Platz auf einem Passagierschiff nach Vatomandry, wo bald ein Volksfest beginnen soll. Allerdings sieht das Ganze sehr nach einer erneuten Falle aus, denn eigentlich hätte das nächste Fest Krovors erst in einigen Jahren stattfinden sollen. Orisha warnt außerdem vor Kwanandur, dem engsten Mitarbeiter Krovors, dessen Identität niemand kennt. Der Duara will einen anderen Weg einschlagen, um in die Raumfestung zu gelangen.
Auf dem Passagierschiff KEPAK LAUAN spricht ein Gavvron namens Sembilan den Terraner an. Er kennt sich auf Vatomandry bestens aus und bietet sich Lloyd als Fremdenführer an. Seine Gedanken beschäftigen sich mit Gilgid, aber Lloyd kann mit seiner telepathischen Fähigkeit keine unlauteren Absichten erkennen. Auf Vatomandry angekommen, beziehen sie Quartier im Horst der Gastfreundschaft. Später besuchen sie Sembilans Freund Dilak. Dessen Haus hat einen Keller mit einem versteckten Stollen und einem Schacht, durch den Sembilan und Lloyd gemeinsam in die unterste Ebene der Festung vordringen – die für Besucher verboten ist. Dort liegt Krovors Palast, und irgendwo dort ist Gilgids Gefängnis. Als Lloyd in Sembilans Gedanken liest, dass dieser Gilgid entführen und den Terraner zuvor beseitigen will, handelt er schneller und paralysiert den Gavvron.
Alleine dringt er bis zu Gilgid vor – dann schnappt die Falle zu und Fellmer Lloyd wird überwältigt, gerade als er das gefangene Mädchen in die Arme schließt. Krovor hat seit Medidoor jeden seiner Schritte beobachtet. Zur allgemeinen Belustigung wird das Geschehen sogar aufgenommen und als Holorama live in der gesamten Raumfestung ausgestrahlt. Schlagartig wird Fellmer Lloyd klar, dass Sembilan in Wahrheit Kwanandur ist, ein Roboter, der auf künstlichem Wege Mentalimpulse vortäuschen kann. Im Gefühl seiner Überlegenheit gesteht der Krieger Lloyd einen Zweikampf zu, dessen Übertragung Höhepunkt und Abschluss der Festivitäten darstellen wird. Schauplatz ist eine Nebellandschaft voller psionischer Illusionen. Findet Lloyd den Ausgang, dann ist er frei, andernfalls stirbt er. Der Mutant bekommt telepathischen Kontakt zu Gilgid und spürt ihre extreme Verzweiflung. Er hat jedoch keine Chance. Krovor stellt ihn und will ihn töten. Da greift Gilgid ein. Ihre mentale Kraft betäubt den Krieger. Lloyd nimmt den bewusstlosen Pterus als Geisel. Er kehrt unversehrt an die »Oberfläche« der Raumfestung zurück, wo er Orisha wiedertrifft.
Der Duara ist später als Fellmer Lloyd auf Vatomandry angekommen und hat aus den Nachrichten von den Schwierigkeiten seines neuen Freundes erfahren. Mithilfe seines Konverters hat er die Kontrolle über Kwanandur übernommen und ihre Flucht mit einem Beiboot von Krovors persönlichem Raumschiff vorbereitet. Orisha hat den Roboter anschließend zerstört. Nun begeben sich er und Lloyd an Bord und starten; den Krieger lassen sie zurück. Es gibt keine Verfolger. Ein letztes Mal bekommt Lloyd Kontakt mit Gilgid. Diese bedankt sich für seine Hilfe, denn die Verzweiflung über seinen drohenden Tod gab ihr genug Kraft, um ihren Körper aufzugeben und die Vergeistigung ihres Volkes einzuleiten – dabei schaltete sie nebenher den Krieger für eine begrenzte Zeit aus. In der neuen körperlosen Existenz, einer Gemeinschaftsintelligenz, ist das Kioja vor Krovors Nachstellungen sicher.
Aus Enttäuschung über die unerfüllte Liebe beschließt Fellmer Lloyd, vorerst nicht zu seinen Freunden nach Sabhal zurückzukehren. Zur Zerstreuung will er nach Medidoor gehen und Thusalfanq und Nurimer besuchen.
Kritik:
Außergewöhnlich an diesem Band ist die Tatsache, dass mit Fellmer Lloyd eine Person zum tragenden Protagonisten der Handlung wird, der bis auf die Anfänge der Serie eher selten nach vorn geschoben wird.Als ehemaliges Mitglied des ersten Mutantenkorps wird er in seinen parapsychischen Fähigkeiten als „Orter und Telepath“ beschrieben.Hier, einige Jahrhunderte und sogar Jahrtausende später wird er von Kurt Mahr überzeugend charakterisiert.Lloyd war zwar nie eine der Lieblingsfiguren der Serie von mir, jedoch mochte ich die Darstellung seiner ruhigen, unaufdringlichen Art, die KM, Scheer und natürlich andere der frühen Autoren in den ersten hundert Bänden der Serie sehr gut dargestellt hatten.Danach verblasst er m.E etwas im Hintergrund der Handlungen, während Gucky,Tschubai und Marschall mehr betont werden.Er ist jedoch eine interessante Figur, aus der man durchaus erzähltechnisch etwas machen kann, auch dann, wenn er allein handelt und nicht als Mitgled des Mutantenkorps. Genau das macht Mahr hier in diesem Band und so kommt Fellmer auch einmal zu einem Einzelabenteuer, was man eben, wie schon erwähnt, bei ihm nicht so oft antrifft. Die Handlung ist im Bereich Estartu/ewige Krieger/Gänger des Netzes angesiedelt.Eine Erzählschiene, die bunt und umfangreich war und aus der man deshalb auch eine Menge machen bzw. an zusätzlichen Handlungen hervorziehen konnte.
Deshalb gefällt mir der Band ganz gut, obwohl Mahr natürlich wie üblich seine Verallgemeinerungen und Vereinfachungen in der Erzähltechnik hat.Man merkt ihm einfach den naturwissenschaftlichen Hintergrund an.Sein Stil ist immer knapp wie bei Prof. Herbert W.Franke, beschränkt sich auch in den Charakterisierungen auf das Notwendigste, was manchmal zu starken Beschreibungen von Archetypen führt und neigt nicht zu überflüssigen Ausschweifungen im barocken Sinne nach der Methode von Jack Vance.Die äußere Handlung im Sinne des Behaviorismus steht bei ihm immer im Vordergrund, nicht die Entwicklung der Charaktere oder die Darstellung des „inner space“.Dafür sind andere Autoren besser geeignet.Weil Lloyd nun einmal psionisch begabt ist, sind natürlich im Rahmen der Handlung doch gewisse innere, psychische oder parapsychische Vorgänge geschildert, die aber für Mahr nicht typisch sind.In diesem Band treten sie eben etwas vermehrt auf, was der Handlung geschuldet ist.Ansonsten handelt es sich aber um einen typischen "Mahr":"mit dem Blaster in der Hand, komm' ich durch das ganze Land!"
Man kann den Band auch heute noch lesen, jedoch ist die emotionale Verwirrtheit, die den Protagonisten trotz seiner langen Lebenserfahrung als Zellschwingungsaktivatorträger befällt, nicht wirklich überzeugend. Irgendwie muss Mahr die Handlung aber motivieren und Emotionen oder Hilfsbereitschaft darauf aufbauend, sind ja nicht die schlechtesten Ursachen für eine Erzählung über das Verhalten von Homo sapiens sapiens.
Drei von fünf Supernovas kann der Band also dennoch erreichen.
Schlussbemerkung
Im Rahmen der Auswahl an bemerkens- und erwähnenswerten Planetenromanen gelange ich langsam ans Ende, denn von den noch vorhandenen (etwa Kneifels langweilige, oberflächlich heruntergeschriebene Atlan-Zeitabenteuer ohne wirklich gute historische Kenntnis oder HGEs fürchterlicher Klamauk-Nelson oder Vleks Klamotten-Klackton), ist die Anzahl nicht mehr so groß, die länger kommentiert werden könnten.Einige wenige werden also noch folgen, dann ist Schluss mit dieser Kolumne im Zauberspiegel.
Weil die aktuelle Perry-Rhodan-Heftromanreihe anderswo im Internet an mehreren Stellen bereits ausführlich besprochen wird, wende ich mich dann der Analyse der einzelnen Zyklen zu.Natürlich werde ich mit Band 1 anfangen: Unternehmen Stardust!Alle, die diese Kolumne hier lesen, sind auch dazu herzlich eingeladen!
Wir lesen uns dann in 2023 wieder!
Die Sirenen von Dhatabaar
© 2022 by H. Döring
Kommentare
Aber im Ernst: Kurt Mahr war einer meiner absoluten Lieblingsautoren bei PR und Atlan.