K. H. Scheer: Raumschlacht im Wega-Sektor
K. H. Scheer: Raumschlacht im Wega-Sektor
Perry Rhodan Band 10
Die auf Pluto stationierten Strukturtaster melden am 25. Mai 1975 völlig überraschend zahlreiche Transitionen. Es zeigt sich, dass im nur 27 Lichtjahre entfernten Wega-System eine großen Flotte erscheint. Die Arkoniden Thora und Crest verlangen einen sofortigen Start, da sie glauben, dass es sich nur um eine arkonidische Flotte handeln könne. Perry Rhodan ist zwar bereit, das Wega-System anzufliegen, geht jedoch davon aus, dass es nicht die Arkoniden, sondern Invasoren sind, die dem Notsignal des zerstörten Forschungskreuzers auf dem Mond folgten und damit eigentlich die Erde als Ziel haben, sich aber schlicht verflogen hätten.
Die GOOD HOPE wird ausgerüstet und startet zum Wega-System und damit zum ersten Hyperraumsprung – außerhalb des Heimatsystems – eines von Menschen gesteuerten Raumschiffs. Mit an Bord befinden sich neben einem Spezialistenteam von 50 Raumfahrern noch Rhodan, die beiden Arkoniden, Reginald Bull, der inzwischen Sicherheitsminister der Dritten Macht ist, Major Conrad Deringhouse, Captain Albrecht Klein, Dr. Eric Manoli, Dr. Frank M. Haggard sowie die Mutanten John Marshall, Tako Kakuta, Betty Toufry, Wuriu Sengu und Ralf Marten. Oberst Michael Freyt bleibt als Stellvertreter Rhodans auf der Erde zurück. Nach erfolgreicher Transition erreicht die GOOD HOPE das Wega-System. Die Befürchtung Rhodans, dass durch die Anmessung ihres Hypersprunges die Unbekannten die tatsächliche Position des Solsystems ausmachen könnten, bewahrheitet sich nicht, da zeitgleich mit dem ehemaligen Beiboot 50 weitere fremde Schiffe in das System transitieren.
Die Expedition findet sich inmitten einer Raumschlacht wieder. Die ferronischen Verteidiger vom achten Planeten Ferrol in plumpen, eiförmigen Raumschiffen werden von den überlegenen Angreifern in zylinderförmigen Raumern mit einer zentralen Kugel mehr und mehr dezimiert. Die Schiffe der Angreifer können von Crest als solche der Topsider identifiziert werden. Diese aufrecht gehenden Echsenwesen vom Planeten Topsid aus dem 815 Lichtjahre entfernten Orion-Delta-System sind die Beherrscher eines kleinen Reiches von drei Sonnensystemen, das zum Großen Imperium gehört. Bereits vor etwa 1000 Jahren sind die Topsider Ziel einer arkonidischen Strafexpedition gewesen, da sie sich gegen das Imperium aufgelehnt hätten.
In der Nähe des 14. Planeten nimmt die GOOD HOPE den im Raum treibenden Ferronen Chaktor an Bord. Es handelt es sich um ein humanoides Wesen mit blauer Haut und kupferfarbenem Haar. Im Vergleich zu den Terranern wirken die Ferronen kleiner und ein wenig untersetzt, was auf die auf Ferrol herrschende Schwerkraft von 1,4 Gravos zurückzuführen ist. Die Ferronen verfügen über eine den Menschen überlegene Technologie, wenn man die arkonidischen Erzeugnisse im Besitz der Dritten Macht nicht berücksichtigt. Sie sind jedoch nicht zu fünfdimensionalem Denken fähig, so dass sie keine überlichtschnelle Raumfahrt entwickeln können. Gleichzeitig verfügen sie allerdings über auf fünfdimensionaler Basis arbeitende Materietransmitter, mit denen Personen und Gegenstände von einem Ort zum anderen überlichtschnell transportiert werden können, ähnlich einem Teleporter.
Eine Analyse zeigt, dass die Topsider der GOOD HOPE und ihren beiden mitgeführten Raumjägern nicht gefährlich werden können. Rhodan entschließt sich daher, die Ferronen in ihrem Abwehrkampf zu unterstützen. Nach einer Kurztransition, die die GOOD HOPE in die Nähe des neunten Planeten, Rofus, bringt, reißen die Terraner große Lücken in die Front der angreifenden Topsider. Die Situation ändert sich erst, als ein 800-Meter-Schlachtschiff der Arkoniden aus dem Hyperraum kommt. Nachdem es nicht auf den gültigen Codeanruf von Crest und Thora reagiert hat, eröffnet es das Feuer auf die Schiffe der Verteidiger. Ein einzelner Streifschuss des Schlachtschiffes verwandelt die GOOD HOPE in ein Wrack, das auf Rofus notlanden muss. Dort trifft Rhodan mit dem Thort zusammen, dem Herrscher der Ferronen, der vor der beginnenden Bodeninvasion der Topsider von Ferrol geflüchtet ist und den Terraner um Hilfe für sein Volk bittet.
Tako Kakuta und Betty Toufry nehmen fünf Topsider gefangen, die mit dem Rettungsboot eines abgeschossenen topsidischen Raumschiffs auf Rofus notgelandet sind. Die Befragung der Gefangenen mit Hilfe eines Psychostrahlers ergibt, dass die Echsenwesen den 800-Meter-Kugelraumer von der lethargischen arkonidischen Besatzung erbeuten konnten, als diese sich damit auf Topsid aufhielt. Rhodan beabsichtigt, den Topsidern das Schlachtschiff abzunehmen und bittet den Thort um eine Transmitterverbindung nach Ferrol.
Anmerkungen:
In einer Ansprache an die Besatzung der GOOD HOPE spricht Perry Rhodan vom »[...] ersten von Menschen ausgeführten Überlichtsprung [...]« (Zitat PR 10 E, Kap. 4). Tatsächlich wird aber in PR 5 E, Kap. 8 beschrieben, wie Rhodan mit der GOOD HOPE innerhalb des Solsystems einen Sprung über eine Distanz von einer Lichtsekunde durchführt, um das geortete Raumschiff der Fantan-Leute zu überrumpeln.
Kritik:
Scheer fährt hier wirklich ein wahres Feuerwerk ab, nicht nur im direkten, sondern auch im übertragenen, literarischen Sinne.Allein wie der Roman beginnt mit der mentalen Begegnung zwischen Pounder als dem Vertreter der herkömmlichen, ehemaligen Großmächte und der arkonidischen „Supertechnik“.Allerdings schränkt Scheer hier auch bereits stark ein.Hieß es ein oder zwei Bände vorher noch: „ … die Erde braucht eine Raumflotte ...“, so heißt es jetzt nur noch: „Lichtschnelle Raumjäger werden nur im Bereich der Dritten Macht gebaut!“ Rhodan hat sich also hier bereits ein Monopol erkämpft und teilt die arkonidische Technik nicht mit den ehemaligen Großmächten,jedenfalls nicht sofort.Immerhin waren ja, auch dank der Großzügigkeit der GCC aber auch der ehemaligen Mächte 200 Milliarden Dollar für den Bau einer Flotte bereitgestellt worden (man vergleiche das mit den versprochenen 100 Milliarden für die Bundeswehr und ziehe Kaufkraft und Inflation ab).
Ganz nebenbei sprechen die Vertreter der Dritten Macht von den Strukturtastern auf Pluto und Pounder staunt nur. Rhodan „hängt mit einem Jäger zum Testflug auf der Marsbahn“.Pounder hingegen denkt immer noch zu klein, nicht kosmisch genug.Er kann wohl geistig nicht „umschalten“, wie Scheer es formuliert hätte.Auch die Mutanten hält er für Monster.Betty Toufry tadelt ihn dafür.
Dann fährt Scheer den großen Kanonendonner auf (der natürlich aus Strahlbahnen oder Gravobomenspiralen besteht – und den man selbstverständlich im Weltall nicht hört.Im Vakuum hört dich eben niemand schreien!) Die Topsider haben mit rund zweihundert Schiffen die Wega invasioniert.Da es sich in der Realwelt um die Zeit des Kalten Krieges 1961/62 handelte, gab es selbstverständlich ein duales Zweierdenken nach dem Freund-Feind-Schema.Die Topsider sind Echsen (!), macht-und eroberungshungrig, werden von einem Despoten beherrscht (Analogie:Stalin) und sind unemotional, kaltlogisch und militaristisch (Analogie:Russen).Sie sind also böse und dürfen daher nach arkonidischer Manier bekämpft werden (Analogie:Westen). Keine Verwässerung nach heutiger Manier mit Differenzierung des Feindbildes, Nabelschau und psychologischer Fremdberatung und Psychokur der Aliens zu friedliebendem Gemüse.Nein, dafür "haudrauf!" Selbst Crest glaubt nun endlich antiegoistisch, dass es sich nicht um eine arkonidische Rettungsexpedition für ihn und sein gestrandetes Schiff (später: AETRON) handelt.
Die GOOD HOPE (GH) springt also zur Wega rüber, nur 27 Lichtjahre entfernt, um den Echsen Manieren beizubringen bzw. um zu sehen, was da los ist nach alter, leicht untertriebener Rhodanscher Scheermanier: „Hinfliegen und nachsehen!“, womit selbstverständlich „agieren, eingreifen, mitmischen und gewinnen“ gemeint ist (Julius Caesar). Rhodan nimmt zwei der neuen Raumjäger mit. Mit diesen Jägern und Nyssen und Deringhouse als Piloten und Bull am Impulsstrahler sowie Thora am Werfer für Gravitationspiralbomben schießen sie nach Ankunft diverse Echsenschiffe ab, so um die zwanzig Stück, also rund 10 Prozent der Flotte.Selbst die technisch weitaus unterlegenen Ferronen haben bereits rund fünf Prozent der Angreifer eliminiert, bevor die Topsider sich auf die Abwehr eingestellt hatten.Die GH ist nach Scheer-Manier den Topsiderschiffen in allen Belangen überlegen und könnte,geschickt eingesetzt, die Flotte eigentlich aufreiben ...
Jetzt aber kommt der retardierende Moment im Drama (Aristoteles).Tadadadaa! (Beethoven):
Dass arkonidische Schlachtschiff taucht auf und schießt die GH zu Teilschrott.Damit ist Rhodan erst mal im Wegasystem gefangen und steht unter Zugzwang, was ihn aber nicht weiter stört, da er daran gewöhnt ist.So kann Scheer die Handlung weiterspinnen und das arkonidische 800m-Schlachtschiff von Rhodans Mutanten erobern lassen, bevor die Suche nach dem ewigen Leben losgehen kann.Auch Deringhouse wird noch eine Rolle dabei spielen.
Ein rasanter Band, der noch immer gut lesbar ist und weitere Handlungsfäden bereits wirklich interessant vorauswirft.
Raumschlacht im Wega-Sektor
© 2022 by H. Döring