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Ringraumer, Warp-Drive und der ganze Rest - »Schlomos« dritte Kolumne

Ren Dhark & das WeltallRingraumer, Warp-Drive und der ganze Rest
»Schlomos« dritte Kolumne

So, der Geo-Tag ist vorbei, ich häng ein wenig schlapp im Labor ab und hab gerade beschlossen, den Tag heute mal etwas langsamer angehen zu lassen.

Was ist dazu besser geeignet, als meine Ren Dhark Kolumne weiter zu schreiben. Vorher hab ich aber noch eines meiner Lieblingsvideos vom AMES Research Center angesehen.


Wobei ich jedoch nicht weiß, ob Kurt Brand Heim gekannt hat, gehe aber davon aus, dass er zumindest von seiner Theorie gehört hat. Der zweite Punkt ist: Das AMES Konzept setzt einen ringförmigen Generator voraus, der das Raumschiff umgibt. Wieso also sollte man nicht das eigentliche Raumschiff zusammen mit dem Warp-Generator in einer Ringröhre unterbringen? Und was erhält man dann? Na, einen echten Ringraumer!

Irgendwie hab ich einen leichten Muskelkater, und obwohl der Geo Tag gestern megamäßig super war, fühl ich mich so richtig ausgepowert. Da hilft nur eins: Taff Kaff, Kippe.

Und Kekse.

So, weiter: Nein (Das “Nein” sollte klingen wie von Homer Simpson gesprochen...). Muss noch kurz abschweifen: Wir haben hier eine echte Alien Invasion. Und sie sind nur noch 800 m vom Labor weg! Aaaarrrgggghh!!! Die Aliens heißen ALB – Asiatischer Laubholzbockkäfer – und fressen sich durch unsere Laubbäume. Wobei wohl das Hauptproblem nicht der ALB, sondern das LfL ist. Die sägen etwa 100 mal mehr Bäume um als der ALB anfrisst, um ihn auszurotten. Sollte man mal in eine Geschichte einbauen. (Fast) harmlose Aliens werden auf echt selbstzerstörerische Art bekämpft. Hm. Üble Sache, weil real. Und vor allem: Es werden laufend neue ALBs eingeschleppt. Palettenweise aus China und Taiwan...

Nächste Kippe. Das regt mich echt auf. Wenigstens sind genug Tietze, äh, Kekse da.

Hm, was wollt ich eigentlich schreiben? Ringraumer – hab ich. Warp-Drive – hab ich. Ah, genau! Der ganze Rest. Also: - Mist, Telefon. Muss nochmal schnell weg.

Jetzt aber (sollte vielleicht erwähnen, dass 2 Tage vergangen sind... Dienstag is heute) Hab gerade Ren Dhark 55, /Vereinigung der Alten Völker/ und Unitall 28, /Das Geheimnis von Iondru/ im Briefkasten gefunden (Passt dort rein, ist so eine U$ Postbox, bereits die zweite, diesmal aus Alu, die erste aus Eisenblech ist im Lauf der Jahrzehnte weggerostet. Hat eh lange gehalten. Ausgelegt sind die bloß für ein paar Monate, weil in der Zeit in den U$A garantiert einer mit einem Baseballschläger vorbeikommt und umso mehr Punkte sammelt, je mehr Briefkästen er damit abräumt. Aber ich schweif schon wieder ab. Hm)

RD 55 ist der erste Band ohne eine Geschichte von Uwe Helmut Grave, der leider krankheitsbedingt nicht mehr schreibt. Seufz. Und das, wo seine Kapitel für mich doch immer die Highlights der Romane waren. Da fehlt wirklich etwas. Obwohl? Das mit dem Nichtmehrschreiben stimmst so nicht ganz. Ich freu mich schon tierisch auf seinen – nein, keine Panik Uwe, ich verrat nix! Trotzdem: Kein RD mehr mit UHG, das ist echt hart. Aber zumindest ist Uwe – nach eigenem Bekunden – durch zwei neue Autoren “ersetzt” worden: Nina Morawietz und Andreas Zwengel. Wobei ich mal sagen würde, ersetzen kann man Uwe nicht. Dazu schreibt er entschieden zu einzigartig.

Kippe – ich rauch zuviel.

Zu den “Neuen”: Nina ist zwar (biologisch) neu, könnte meine Enkeltochter sein, aber sie hat bereits RD geschrieben, darunter meine absolute Allzeitlieblingsstory, die Geschichte der Mneax. Ich hatte bis dahin meine berühmte “Schlomo Skala” zum Bewerten von Romanen, die von 0 bis 10 ging, aber Nina hat die Skala mit den Mneax locker gesprengt. Es gab nämlich einen Punkt, den ich bisher nicht bedacht hatte (hm, Nobody is perfekt – und ich bin nicht so dürr wie der Typ. Aber auch nicht so fett wie sein Kollege. [zumindest nicht ganz]), und als ich den zusätzlich ergänzend eingeführt hatte, kam Ninas Teil auf 15! Bis dahin lagen die (für mich) besten Geschichten nie über 9,9. Eine glatte 10 war praktisch unerreichbar, obwohl es kein Grenzwert ist, dem man sich nur asymptotisch annähern kann.

Aber ich bin ja lernfähig. Denk ich zumindest. Auch, wenn meine Schwester öfters das Gegenteil behauptet. Zumindest versuch ich, Fehler nicht wesentlich öfter als ein, zwei mal zu machen. Also musste ich eine neue Schlomo Skala entwickeln, eine, die sich auch ergänzen lässt, wenn es Kriterien gibt, an die ich bisher nicht gedacht hatte. Außerdem wollte ich die Skala auf den Bereich 0 bis 1 normieren. Die Lösung war ganz einfach: Ein n-dimensionaler Vektorraum, aufgespannt vom Schlomo Vektor, genauer gesagt, von dessen Einheitsvektoren. Damit lässt sich jeder Roman als Punkt, b.z.w. als n-dimensionales Gebiet beschreiben. Die Einheitsvektoren sind normiert (auf 1, worauf sonst? [der Kalauer musste sein]) anhand der jeweils herausragendsten Geschichte für die jeweilige Kategorie.

Jetzt fragt ihr euch vermutlich (und zurecht!), welche neue und bisher von mir nicht bedachte Kategorie das bei der Mneax Geschichte ist? Also, erst mal: Die entsprechende Komponente des Schlomo Vektors heißt “Morawietz” und die Mneax Geschichte hat genau 1 M (M für Morawietz). Und was beschreibt das M? Den Grad an persönlichem Bezug, den eine Geschichte hat. Es ist damit eine ausschließlich subjektive Bewertung (wobei ich mich gerade frage, ob es für Geschichten auch etwas anderes geben kann? Denke mal, dass nicht.)

Wow! Hab mir gerade den nächsten Kaff geholt, und dabei eine Schale mit Nektarinen und Pfirsichen entdeckt. Schnell ein paar davon eingepresst. Hm. Sehr saftig. Aber megalechts! Irgendwie sind die Tasten jetzt noch klebriger als vorher...

Weiter. Die Eichung vom M ist allerdings sehr, um nicht zu sagen: extrem hoch angesetzt. Ein paar Beispiele: Die ersten Ren Dhark Hefte, die auf Deluge spielen, speziell im Höhlensystem, also Geschichten, bei denen ich die Randbedingungen aus den Erzählungen meines Vaters kannte, bringen es auf 0,1 bis 0,15 M. Eine andere Geschichte, die Autobiographie von Rose Leis, “A verdroisinger Hard” kommt gerade mal auf 0,05 M, und das, obwohl es da anscheinend irgend einen Zusammenhang zur Geschichte meiner Familie zu geben scheint. Gut, Rose Leis ist eindeutig nicht Rosi Leis, die Schwester meiner Großmutter, aber die Story beginnt in der Nähe von Minsk, und dorthin hatte sich der Bruder meines Großvaters vor den Nazis in Sicherheit gebracht, wie ich von einer Schwester meines Vaters erfahren hab, ebenso tauchen in ihrer Autobiographie eine Reihe von Familiennamen auf, über die auch auf den Geburtstagsfesten meines Großvaters gesprochen wurde. Nur irgendwie passt das alles nicht zusammen. Ein echtes Rätsel. Hm. Ich komm da einfach nicht weiter...

Au, ich verzettle mich schon wieder. Wollte eigentlich über Ren Dhark schreiben. Das gibt jetzt garantiert wieder böse Kommentare. Aber löschen tu ich trotzdem nix! Das eigentlich Spannende beim Lesen sind doch gerade die Assoziationen – find ich zumindest -, die nicht zwangsweise in der jeweiligen Geschichte spielen müssen, sondern sich auch, und gerade das fasziniert mich so besonders, auf das Real Life beziehen können. Letzteres löst bei mir den besonderen Kick aus, ohne den das Lesen nur halb so interessant wäre.

Andere Geschichten, auch Ren Dhark Hefte und Bücher, kommen nur selten auf mehr als 0,01 M. Lediglich Achim Mehnert brachte es einmal auf etwa 0,25 M, als er in einen Unitall Band einen Motorradfahrer aus Hauptfigur auswählte. Aber dazu später – in einer anderen Kolumne – mehr.

Und wieso hat die Mneax Geschichte so einen Extremen Bezug zu mir (b.z.w. meinen Familienclan)? Also, das ist so:

Moment, eMail.

Das darf doch nicht wahr sein! Kann man denn nicht mal eine ¼ Stunde lang in Ruhe ein paar Zeilen Schreiben? Jetzt hab ich gerade die Karte mit dem genauen Ort des neuen Befalls durch den ALB bekommen. Aber das ist irgendwie schräg: Da ist tatsächlich ein Wald östlich von Waldperlach, und der ist mir nie richtig aufgefallen. 0,6 Quadratkilometer groß! Bin schon ewig oft dran vorbei gefahren, hab den aber nie bewusst wahr genommen. Seltsam. Mal schnell rumfragen.

½ Stunde später: Komisch, allen, die ich gefragt habe, geht es genau so. Die Freaks vom LfL nennen den Wald “Putzbrunner Wald”, aber bei Google Maps heißt er “Waldtruderinger Forst”. Kannte beide Namen nicht. Und dabei wohn ich jetzt (mit Unterbrechungen) seit 58 Jahren in Waldperlach. Hm. Jetzt schnapp ich meine Ausrüstung und seh mir das mal näher an...

Donnerstag: Boah! Die Dschungelplaneten aus Ren Dhark sind Parklandschaften dagegen! Bin sprachlos. Und nur ungefähr 70 m weit in den Urwald hinein gekommen. Das fühlt sich an wie eine andere Zeit und/oder ein anderer Planet. Von der Straße aus sieht der Wald so völlig absolut normal aus wie jeder handelsübliche Stadtpark. Ein ganz schmaler Streifen Rasen, frisch gemäht sogar, vermutlich von den Anwohnern gegenüber (ist eine schmale Nebenstraße, kaum befahren), dann Laubbäume, davor die üblichen Traufwaldrandvegetation, und dann Laubbäume. Nur ganz wenige Fichten dazwischen. Und alles dicht auf dicht, man sieht kaum in den Wald hinein. Ich hab dann eine Stelle gefunden, etwa da, wo der ALB Befall entdeckt worden ist (davon war nichts zu erkennen...), wo man ohne durchs Unterholz zu robben in den Wald gehen konnte, und dort fiel mir ein kleiner Grashaufen auf. Da hat also der Rasenmähermann die Reste des schmalen Wiesenstreifens entsorgt! Daneben eine der Bohrlochmessstellen, mit denen man den Grundwasserspiegel messen kann und etwa 10 m begehbarer Wald. Mit einer wirklich erstaunlich großen Artenvielfalt! Mehr als bei uns im Biotop. Danach begann aber echter Urwald: Umgestürzte Bäume – und offensichtlich nicht nur vom letzten Sturm, sondern mindestens von den letzten Jahren, und das Gelände wurde schwerer begehbar. Nach 20 Meter, ich bin unter bis zu halbmeterdicken schräg liegenden Bäumen durchgekrochen, über andere drüber geklettert ,wurde das Vorankommen dann wirklich schwierig. Auf geradem Weg ging es nicht weiter, also hab ich mich im Zickzack durchgekämpft. Später hab ich dann abgeschätzt, dass ich etwa einen bis zwei Meter pro Minute geschafft hab, bis ich dann etwa 70 m tief im Wald war.

Ah! Mampf. Nein, jetzt nicht. Erst schreib ich das hier fertig. Äh, wo war ich? Ja, 70 m tief im Urwald. Da war ich dann auf so einer Art Windbruchlichtung angelangt. Hab versucht, da weiter rein zu kommen, hab es aber nach einem ½ Meter, für den ich fast 10 Minuten gebraucht hab, aufgegeben. Hier riecht es nach Spinat. Megalechts. Nein, nicht im Wald, hier im Labor. Weiter innen in der “Lichtung”, ich nenn das mal so, weil dort die Bäume eher waagrecht liegen als senkrecht stehen, hab ich dann 50 m vor mir – unerreichbar in diesem Gelände – zwei relativ große Vögel gesehen. Sahen aus wie Birkhühner! Kann aber nicht sein, Birkhühner gibt es hier nicht. Jetzt riecht es auch noch nach Bratkartoffeln. Ich hab versucht, ein Foto von den beiden zu schießen, ging aber nicht, weil die Kamera Autofokus hat und immer auf den Vordergrund scharf stellt. Und die Gegend besteht praktisch nur aus Vordergrund. Seufz. Ich bild mir ein, jetzt riech ich Spiegeleier. Da ich nicht weiter voran kam, hab ich mich auf den Rückweg gemacht. Dort hüpfte mir unter anderem eine Erdkröte über den Weg, ich hab mehrere Schnecken gefunden, deren Art ich nicht auf Anhieb bestimmen konnte, jede Menge Käfer, aber keine Schmetterlinge. Dafür 15 Arten von Laubbäumen, aber keine einzige Fichte. Der Geruch nach Mampf nimmt zu. Pawlovscher Effekt. Sabber. Die Bäume waren teilweise mit Efeu überwachsen – auch einige der umgefallenen, was bedeutet, dass die schon länger hier liegen müssen, und was mir besonders auffiel: Kein Müll! Im Biotop findet man überall die Hinterlassenschaften von Menschen, hab dort sogar schon einen aufgebrochenen Safe entdeckt. Aber hier? Nix. Wahnsinn, der Mampfgeruch, ich halts nicht länger aus! Hm, was solls? Schnell etwas einpressen...

Börps. Vollgefressen. Spinat mit Rührei und Bratkartoffeln. Megalechts. Mann, bin ich jetzt satt.

Tass Kaff, Verdauungskippe.

So. Verdaut. Wo war ich? Ja, bin abgeschweift. Hm. Also wegen des fehlenden Mülls denk ich, dass ich da seit Jahren (oder länger) der erste Mensch war. Schräg! Und das alles nur 800 m östlich vom Labor. Muss bald mal eine Expedition dort hin starten, meine Leute zusammentrommeln und einen ganzen Tag Zeit nehmen. Heute gehts aber leider nicht, weil es schifft wie Schwein.

Urwald östlich von WaldperlachWie auf Deluge. Und ich kann mir vorstellen, dass es in dem Wald, von dem keiner weiß, wie er wirklich heißt, bei Regen wesentlich übler abgeht - wie bei Ren Dhark auf Deluge. Nur gut, dass Kurt Brand damals diesen Urwald nicht gekannt hat. DAS wär ein Vorbild für Deluge gewesen... Aber dann hätten Ren Dhark und seine Mitstreiter Jahre gebraucht, bis sie das Höhlensystem erreicht hätten. Wenn überhaupt.

Hm, Spinat hält nicht lange vor. Hab aber oben ein paar Bananen gesehen...

Da fällt mir ein, der neue Minion Film läuft am 2. Juli an. Banana! Und Tass Kaff, Kippe.

Wenn jemand den myteriousen Wald sehen will: Sucht bei Google Maps nach Waldperlach, Stollstraße. Die Stelle, an der ich den Wald hinein gegangen bin liegt gegenüber der Dornröschenstraße. Auf den Satellitenbildern sieht alles ganz normal aus, da ist nicht einmal die Windbruchlichtung zu erkennen. Ich weiß aber nicht, von wann die Bilder sind...

Und irgendwie frag ich mich, ob ich da zufällig das einzige winzige Stückchen Urwald in einem Park erwischt hab, oder ob es da überall so aussieht... Fragen über Fragen.

So, genug Zwischentext. Weiter mit Ren Dhark. Wo war ich eigentlich, bevor ich die Karte bekommen hab? Mal nachsehen. (Kommt mir vor, als wären seit dem Wochen vergangen, dabei war das gestern. Hm.)

Bei den Mneax. Also: Die Geschichte ist Teil von Sternendschungel Galaxis, Heft 47, /Die Flotte der Verlorenen/, S. 25 .. 49.

[Meine Schwester hat gerade eine „Kirschwähe“ gebacken, Hefeteig, Vanillecreme und Kirschgrütze (natürlich mit Kartoffelstärke, also koscher). Wahnsinn, schmeckt das gut! Hypermegalechts!]

[Das aber nur so nebenbei erwähnt. @Kaffee-Charly: Hm, stimmt. Ich mampf momentan wirklich relativ viel. Aber ich halt meine 100kg! Eben stilecht, so als alter Worgun Fan.]

Hm, doch noch schnell eine Tass Kaff. (Ein Bedürfnis aufgrund einer nachvollziehbaren Assoziation, oder?)

So, jetzt aber! Hm, muss ehrlich zugeben, das ist die hektischte Woche seit langem. Kaum hatte ich “So, jetzt aber!” geschrieben, musste ich schon wieder weg. Aber wenn ich jetzt erzähle, was gerade los war, glaubt mir das eh keiner. Also lass ich`s. Es ist jetzt übrigens 0121, und um die Tageszeit sollte es eigentlich ruhiger werden. Fühl mich zwar bleiern müde und irgendwie ausgepowert, aber die Zeit muss ich nutzen, weil morgen der (oder heißt es das?) Chaos weiter geht.

(Nachtrag: Vermutlich der Chaos. Weil das scheint ganz eindeutig ein ausgewachsenes Männchen seiner Spezies zu sein...)

Die Mneax, Hajo`s genialster Wurf. Beinah hätt ich geschrieben: ”Hajo`s bisher genialster W..”, aber Hajo ist zur Zeit tot, schreibt also keine Exposés mehr. Seufz. Er fehlt mir wirklich. Ich kenn zwar das Exposé zu SG 47 nicht, aber da Hajo den Autoren immer viele Freiheiten gelassen hat, um eigene Ideen einzubauen, nehm ich mal an, dass bei den Mneax jede Menge Phantasie von Nina Morawietz drin steckt.

In der Geschichte geht es um eine Spezies von anarchistischen Bastlern, die ständig auf der Suche nach Bauanleitungen sind, alles basteln, was man nur basteln kann und deren Art zu leben einer benachbarten Rasse von Spießbürgern nicht gefällt. Ich nenn sie man die “Putzteufel”. Die fliegen in hörnchenförmigen Raumschiffen und halten ihre Lebensweise für die einzig moralisch vertretbare, und gehen ganz automatisch davon aus, dass sie alle anderen “bekehren” müssten – und sollten sie sich nicht bekehren lassen, dann werden sie eben abgemurkst. Bei einem Besuch auf dem Planeten der Mneax müssen die Putzteufel aber feststellen, dass sich die Mneax weder für sie noch für andere Autoritäten interessieren, sie nichts anderes wollen, als in Ruhe zu basteln. In der erzählten Geschichte kommt es schließlich zum Showdown, als die Putzteufel glauben, die Mneax würden ihre Hörnchenraumer nachbauen, weshalb sie den Planeten flächendeckend bombardieren, um die Mneax auszulöschen. Ein Genozid, oder – um einen Begriff zu benutzen, den Lem eingeführt hat – ein Geozid.

Tatsächlich geh ich davon aus, dass die Mneax ihren Tot nur vorgetäuscht haben, die Energiesignaturen der “nachgebauten” Hörnchenraumer simuliert haben, um den Putzteufeln Scheinziele zu bieten, während sie selbst in Sicherheit abgewartet haben. Als ich Hajo von dieser “Theorie” einmal am Telefon erzählt hab, meinte er “Doch, doch. Die Mneax sind wirklich tot.” Ich darauf: “Die Mneax können nicht tot sein, aber sie wollen, dass alle glauben, dass sie tot sind...”

Das ging dann noch eine Weile so hin und her, bis wir nach einem heftigen Lachkrampf auf ein anderes Thema kamen.

Zwischendurch ein paar Kirschen einpressen, bis der Erinnerungsflash wieder abklingt.

Das Besondere an der Mneax Story ist deren Erzählperspektive: Aus der Sicht der Putzteufel. Wenn man deren Aussagen mit denen von Politikern vergleicht, lässt sich das Ganze leicht interpretieren als eine Mischung aus Propaganda, Selbsttäuschung und Fremdbestimmung, wobei letztere durchaus in der Innenansicht der Putzteufel zum Ausdruck kommt. Die Friedensbeteuerungen und das “Mitgefühl” des Flottenkommandanten bis unmittelbar vor den Genozid erinnern stark an die Beteuerungen des Klingonischen Generals Korr, dass das “friedliebende Volk der Klingonen” niemals einen Krieg führen wollte, oder an Ulbrichts “Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten”, ein Zitat, das UHG einmal auf geniale Weise in einen RD Roman eingebaut hat. (Erinnere mich noch gut daran, dass ich nach dem Lesen stundenlang heißer war...) (Zwar ein Kalauer von vielen, aber meiner Meinung nach Uwes gelungenster, waren die Leute in der theokratischen Zivilisation doch kurz vor dem Baubeginn...) [Nachtrag: Bin mir bei dem Klingonenzitat nicht sicher, ob das von Korr ist. Könnte auch Matl gewesen sein. Hm. Kann mir einfach keine Namen merken...]

Durch diesen Erzählstandpunkt bekommen wir praktisch eine Außenansicht der Mneax, und ich bin sicher, nein, ich kann es sogar belegen, dass wir – mein Großvater, mein Vater, ich, der Bruder meines Vaters und diverse andere Familienmitglieder – auf Außenstehende praktisch genauso wirken oder wirkten. Ein Zitat (SG 47, S.30): “Ihre (gemeint sind die Mneax) … Kleidung war von oben bis unten verschmutzt mit Öl, Schweiß, Klebstoff und was man sonst noch alles zum Basteln brauchte.” Fehlt nur noch Bitumen, Wandfarbe, Gartenerde, Zement, Kunstharz, jede Menge Löcher u.s.w.

Wenn man dann noch die Haltung der Putzteufel gegenüber den Mneax dazu nimmt, hab ich die Szene, als der Diplomat der Putzteufel versuchte, mit einem “Verantwortlichen” der Mneax zu reden, im Sommer 1984, also über 20 Jahre bevor Nina die Geschichte schrieb, selbst durchgespielt. Und das wirklich nicht freiwillig. Ich hab damals zusammen mit meiner Lebensabschnittsgefährtin und etwa 6 bis 12 weiteren Leuten in einer WG in Ottobrunn gewohnt. Damals hatte sich der kleine Bruder eines Mitbewohners von zuhause abgesetzt und war hier her geflohen. Seiner Mutter war natürlich klar, wo er steckt, und hat uns die Bullen auf den Hals gehetzt.

Wieso man die als Bullen bezeichnen darf, erklär ich später, jedenfalls war ich damals mit Autos reparieren beschäftigt, und sah genau so aus, wie in dem Zitat oben. Meistens gegen Mittag, so ein, zwei, manchmal auch drei mal in der Woche sind also 2 Bullen vorbei gekommen – die hätten von Brösel gezeichnet sein können: Ein langer Dürrer, der immer ganz unbeteiligt Löcher in die Luft gestarrt und, falls anwesend, die Katze gestreichelt hat. Der andere, der Wortführer (klar, wie man das auszusprechen hat, odr?) war eher etwas untersetzt, aber nicht wie im Comic dick, eher ein “Grischbal”, wie man das in Bayern nennt. Der wollte auch immer von mir wissen, “ob ich hier das Sagen hab”, hat mir dann – jedes mal! - die Geschichte vom verschwundenen kleinen Bruder erzählt, hat mir erklärt, was für “schlimme Konsequenzen” es für mich haben wir, wenn ich ihm nicht die “Wahrheit” sage und so weiter und so fort. Ich hab dann – auch jedes mal – gefragt, ob er denn ein Bild vom kleinen Bruder hat. Hatte er. Ich habs immer seeeehr genau angesehen, obwohl man nach ein paar Wochen wegen meiner öligen Fingerabdrücke kaum mehr was erkennen konnte. Hab dann den Kopf geschüttelt, gemeint: “Nie gesehen” und hab an den Autos weiter geschraubt.

Nach ein paar Wochen, eher schon fast nach 2 Monaten – ich war gerade sehr mit meiner damaligen Lebensabschnittsgefährtin beschäftigt – kam dann der “Großangriff”: Vermutlich 4 Bullen (in den Erzählungen waren es bald 20, wenn nicht gar eine Hundertschaft) kamen am Mittag in die WG mit einem richterlichen Durchsuchungsbefehl. Die meisten der anwesenden WG-isten hatten damals Nachtschicht und daher am Tag gepennt (Altenpflege u.s.w.), oder waren gerade von der Arbeit heim gekommen. Einer hat später erzählt, dass er unter der Dusche stand, der Vorhang aufging und ein Bulle sagte: “Den Ausweis bitte.”, was er – der Bulle – offensichtlich ernst gemeint hat! Bei meiner Freundin und mir klopfte ein WG-Bewohner an die Tür und sagte: “Dein Freund und Helfer...”, ich darauf: “Wir brauchen keine Hilfe.”, wonach jemand die Tür einen Spalt weit öffnete, den Kopf herein steckte, der sich schlagartig knallrot verfärbte, und er im Zurückziehen stammelte: “Oh, das genügt mir schon.”

In dem Zimmer hätten wir locker 20 kleine Brüder verstecken können, aber der war bereits vor Wochen zu sein Freundin nach München gezogen.

Und wieso darf man unsere speziellen Freunde in diesem Fall als “Bullen” bezeichnen – und das, obwohl sie uns gegenüber immer durchaus freundlich waren, weshalb ich sie als harmlos eingestuft hatte? Nun, keine 10 Jahre später flog das ganze Ottobrunner Polizeirevier auf: Wegen Verstrickung ins Rotlicht- und Drogenmilieu, Menschenhandel und was weiß ich, was noch alles. Schätzungsweise die Hälfte von denen ist im Knast gelandet, der Rest wurde entweder entlassen oder Strafversetzt. Jedenfalls ist von denen keiner mehr in Ottobrunn. Bezeichnend war übrigens, dass der örtliche Puff direkt neben dem Polizeirevier lag...

So, schnell eine Runde pennen. Bin jetzt wirklich bleiern müde, den Rest der Story schenk ich mir. Vielleicht ein andermal. Hm.

Nächster Tag. Erst noch schnell eine Ladung Reis mit Paprika, Zwiebeln und Zuchini gemampft, dazu Blattsalat mit Schafskäse, dann geht`s jetzt weiter.

Halt, Tass Kaff, Kippe.

Um eines beneide ich die Mneax nun wirklich: Sie haben 4 Arme! Leute, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was ich seit meiner frühesten Kindheit alles unternommen hab, um mir weitere Greifmöglichkeiten zu verschaffen: Ich hab mir eine “dritte Hand” gebastelt, einen Arm mit einem Greifer, den ich mir eine zeitlang umgeschnallt hatte – nur wollte mich meine Mutter damit nicht aus dem Haus lassen, weshalb ich die dritte Hand dann in meinem Zimmer angedübelt hab, oder im Sommer hab ich meistens barfuß gebastelt, damit ich Teile mit den Zehen greifen und halten konnte (ja, ich bin Beidfüßler, hab aber mit beiden Beinen eine echte Sauklaue, also zum Schreiben benutz ich lieber die Hände, kann`s sonst selber nicht lesen. Hm). Die anderen Ersatzarme erwähn ich besser gar nicht. Glaubt mir eh kein Schwein.

Und dann – Jahrzehnte später – kam die Mneaxgeschichte. Leute, mit denen ich mich zu 100% identifizieren kann, und die sogar – hätte nie gedacht, dass so etwas denkbar ist! - mir sogar deutlich überlegen sind. (Natürlich nur körperlich, wegen genügend Armen und so...)

DAS nenn ich echte Literatur. Einmalig! Der totale Volltreffer. @Nina: Damit hast du die Messlatte für Geschichten, die mich begeistern, extrem hoch gesetzt. Die 25 Seiten Mneax sind das Beste, das ich bisher in der terranischen Literatur gefunden hab. Echt. Kein Scheiß. Is so!

Musste noch mal weg, was wieder deutlich länger gedauert hat als geplant, aber ein paar Zeilen gehen schon noch. Au, eine eMail von Horst vom Zauberspiegel! Abgabetermin? Au. Sollte mich vielleicht kurz fassen und so langsam aber unsicher zum Ende kommen...

So schwer`s mir fällt, das war`s für heute. Wollte eigentlich viel mehr schreiben – der SUI [Stapel ungeschriebener Ideen] wächst und wächst, wird also weder kleiner, noch kann er seine Größe halten – aber im August gibt`s ja die nächste Kolumne...

Andererseits: Dann kann ich jetzt (ENDLICH!) die beiden neuen RDs lesen. Aber mit welchem fang ich an? Einerseits ist die Handlung von “Weg ins Weltall” so tierisch spannend, dass ich unbedingt wissen will, wie es weiter geht, und es schreibt Nina(!) und der Neue. Andreas Zwengel, auf den ich schon monstermäßig gespannt bin. Nicht nur wegen unserer kurzen Unterhaltung im RD Forum, sondern – vor Allem! - weil ich seine Biographie auf seiner Webseite gelesen hab. Irgendwie scheint der ein Artverwandter zu sein...

Aber dann hab ich Jans Vorwort zu Unitall 28 gesehen. Anarchisten! WOW! Ich denk, ich MUSS damit anfangen. Mehr dazu im nächsten Block, äh, Blog, nein, Kolumne heißt das Teil Arrrgghh, bin schon ganz fibberig (kein Rächdschreibväler, das heißt wirklich so), weil ich das Buch schon neben der Tastatur liegen hab und es kaum noch erwarten kann, es zu inhalieren. So, eMail an den Zauberspiegel abschicken, fertig, und les-

Schalom,

Schlomo, der Zwangshektiker

Nachtrag: Ein Geräusch an der Treppe? Da kommt wer. Mit Mampf!

Ah, frische Himbeeren! Ganz schnell einpressen...

Kommentare  

#1 Toni 2015-07-02 14:47
Danke für den frisch zubereiteten Ren Dhark-Sommer-Obstsalat (und für den Tip mit den Bratkartoffeln). Unser Wälchen hinterm Haus sieht nach zwei Stürmen auch ganz schön gerupft aus... die Pappeln mußten zuerst dran glauben!
#2 AARN MUNRO 2015-07-02 16:41
Wirklich mal wieder eine glänzend gelungene Kolumne...sehr gute Abschweifungen, wirklich assoziativ. Hübsch, die Wirklichkeit (Wald) mit Deluge und RDs Problemen zu vergleichen, grins. Wenigstens gibts bei Dir diese Bola-Monster nicht...Aber am Besten gefällt mir deine Vektorraumnormierung für die Romanhandlungen, Schlomo...das ist mal eine echte Spezialeichung...
#3 Uwe Helmut Grave 2015-07-03 13:58
Habe mich köstlich amüsiert, insbesondere über den weitverstreuten Nina/Mneax-Part. Übrigens: Niemand ist ersetzbar, denn jeder (!) ist unersetzlich, weil jeder Einzelne von uns ein Universum ist (Universum klingt besser als Unikat). Allerdings sind wir alle austauschbar, insbesondere im Berufsleben - mal macht man einen guten Schnitt beim Tausch, mal greift man ins Klo. Ach ja, danke, dass Du mein Geheimnis, das nur von Druide zu Druide weitergegeben werden darf, eisern für Dich behältst (auch nach dem Tod unseres Oberdruiden, den ich genauso vermisse wie Du).
U.H.G.

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