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Betrugsfilme

Schrott auf DVD und BluRayBetrugsfilme

Was ist ein schlechter Film? Nun, diese Betrachtung ist sehr subjektiv, denn es liegt immer im Empfinden des Zuschauers.

Filme die ich schlecht finde muss ein anderer nicht zwangsläufig auch so ansehen. Für mich sind zum Beispiel die weitaus meisten der heutigen A-Filme schlecht. Da wird es manch einen Leser geben, der nun die Stirn runzelt und ein Fragezeichen über dem Kopf trägt.

Hin und wieder kann auch ich ausflippen, wenn ich manch einen Film sehe. Ich habe nichts dagegen, wenn einer schlecht oder richtig mies ist. Auch muss mir ja nicht Alles gefallen. Ich muss allerdings erkennen können, dass es sich um einen Film handelt, der mir eine Geschichte erzählt, mit Anfang und Ende. Ich hasse es auch, wenn ich mir einen Medienträger ausleihe/kaufe und ich dabei bewusst ob der Aufmachung belogen werde. Da sind mir zuletzt drei üble Dinger untergekommen.

Django vs. ZombiesWedding Day (2012)
(Wedding Day)
Regie: André Gordon, mit David Koechner, C. Thomas Howell, Jennifer Keller, Stephanie Drapeau, André Gordon, Sean Field
Es gibt Filme, da könnte man vor Wut die Leinwand einreißen, den Fernseher eintreten oder, wenn man seiner habhaft würde, den Regisseur verprügeln. WEDDING DAY ist einer davon. Über den habe ich mich richtig geärgert. Es ist schlicht eine Schweinerei, was dem Zuschauer zuweilen untergejubelt wird.

2012 wurde dieser Film gedreht. Ein Drama mit tragischem Ausgang, welches den Betrachter in jeglicher Form beleidigt. Deutsche Billiglabel sind sich trotzdem nicht zu schade, dem Publikum auch den unsinnigsten Rotz zu präsentieren. Ich habe wahrlich schon viel Scheiß gesehen, seit ich mich fast ausschließlich in den Niederungen des Films aufhalte, aber zu Allem gibt es immer noch eine Steigerung.

Kurz zum Inhalt, so man das, was vor einem abläuft, als solchen bezeichnen kann. Zwei Paare wollen heiraten. Da es am gleichen Tag passieren soll, legt man die Trauungen und Feierlichkeiten zusammen. 55 Minuten lang werden wir Zeugen der Vorbereitungen und der Vorfreude der Beteiligten. Zwischendurch gibt es ein paar Einschübe, die einen Kleinkriminellen zeigen, der bei einigen Leuten in Ungnade fällt. Es kommt zur Trauung. Der Pastor, der vor langer Zeit sein Kind bei einem Verkehrsunfall verlor, erkennt in einem der Anwesenden den Verursacher wieder. Er will ihn töten, schießt aber eine Braut nieder. Ende!

Oder doch nicht? Nach 65 Minuten läuft plötzlich der Nachspann. Völlig verblüfft über diesen abrupten und sinnlosen Schluss sitzt man da und starrt auf den Bildschirm, auf dem nun Stab und Besetzung in quälender Geschwindigkeit ablaufen. Hey, der Film ist mit 85 Minuten angegeben! Die Credits laufen mehr als zehn Minuten. Dann erscheint plötzlich eine amerikanische Flagge im Bild, danach ein paar Aufnahmen von idyllischer Schönheit. Darüber wird der Kommentar des Regisseurs André Gordon gelegt, der in unglaublich schwülstiger Art eine Lobeshymne auf amerikanische Soldaten ablässt. Sie würden ja das Land und den Frieden verteidigen, damit Menschen wie er Filme drehen könnten. Ich erzähle hier keinen Blödsinn, das sagt er tatsächlich. Seine Vision ist, dass alle Menschen irgendwann frei in ihren Entscheidungen werden, damit sie sich einen Film wie WEDDING DAY anschauen können. Aaaaaaaaaaaaaargh!!!

Der meint das offenbar ernst. Es gehört schon eine mächtige Portion Selbstvertrauen dazu, diesen ganzen Unsinn von sich zu geben, aber zu glauben, dass auch nur irgend jemand diesen lächerlichen Film sehen möchte, ist schon maßlose Selbstüberschätzung. Und wenn ich als ein von Zensur und Verboten gegängelter Mensch jene Freiheit bekomme, dann will ich ganz bestimmt nicht SO ETWAS sehen.

Der Film hat C. Thomas Howell, den ich eigentlich ganz gerne sehe. In manchen Filmen gibt er einen recht guten Bösewicht ab (klingt jetzt irgendwie widersinnig, ist aber so). Oh, er spielt auch tatsächlich mit, immerhin ist er an zweiter Position in der Headline genannt. Eine Sequenz hat er - toll! Wir kämpfen uns mit eher fünftklassigen Schauspielkollegen ab, die zudem keinen großen Enthusiasmus an den Tag legen. Spannendes wie Komödiantisches bleibt aus. Eine Handlung? Wer braucht denn so etwas, wenn der Film doch all die von der Medienzensur benachteiligten unfreien Menschen glücklich machen soll. Endlich können sie das freie amerikanische Kino sehen.

Was will der Film dann aber bei uns? Ach ja, auch wir müssen missioniert werden. Und wer könnte das besser als André Gordon, der einen solch bahnbrechenden Film gedreht hat. WEDDING DAY ist ja ein weiteres Highlight der freien Welt. Äh, wenn die Soldaten wüssten, dass sie für so etwas kämpfen, dann würden sie sich wohl freiwillig besiegen lassen.

So ganz toll ging der Film wohl auch nicht ab. Seine Premiere bekam er bei uns 2015 unter seinem Originaltitel. Na ja, wer interessiert sich schon für den Hochzeitstag anderer Leute. Also musste bereits wenig später ein anderer Titel her, der so richtig Appetit macht auf ein heftiges, vielleicht skandalöses Filmchen. Die kleinen Labels kennen da ja keine Gnade. Er wurde umgetauft in BLUTIGE HOCHZEIT. Auf dem Cover sehen wir nun eine Frau mit einem blutüberströmten Hochzeitskleid, davor zwei Hände, die eine bluttriefende Sichel halten. Dazu der 18'er-Flatschen und der Stempel "Uncut". Wenn das die Massen nicht zieht, was dann? Ob es gelungen ist weiß ich nicht. Man möchte eine Klage wegen Betrugs anstrengen, wenn man so etwas sieht. Bei jeder Kleinigkeit wird nach Verbraucherschutz geschrieen, doch Filmvertreiber dürfen machen was sie wollen. Lasst euch nicht über's Ohr hauen.

Almost HumanCannibal Island  (2016)
(Siren Song)
Regie: Benedict Mart, mit Matt Silver, C. Thomas Howell, Rikke Leigh, Eloise Oliver, Helen Rule, Nigel Billing, Marcus Harris

Immer wieder stößt man auf solche Filme. Manchmal frage ich mich, was die Macher damit beabsichtigen. Es gibt eine Story, ein paar Figuren, einen perfekten Drehort und sogar Atmosphäre. Seltsamerweise sitzt man aber am Ende da und der Sinn des Ganzen erschließt sich nicht. CANNIBAL ISLAND sieht toll aus, wenn auch ein bisschen zu dunkel gefilmt, hat gute Schauspieler, baut ein interessantes Geheimnis auf und endet dann im Nichts. Er ist nicht einmal 70 Minuten lang und man könnte zu der Annahme kommen, dass irgend jemand das gesamte letzte Drittel weg geschnitten hat. Aber nein, das Ding ist auch im Original nicht länger.

Dan (Matt Silver) ist ein Restaurantkritiker, doch er hat ein Problem. Seit dem Tod seiner Frau ist er zum Vegetarier mutiert. Das gefällt natürlich dem Herausgeber der Zeitschrift, für die er schreibt, gar nicht. Die Leute wollen nichts über Gemüserestaurants lesen. Dan droht also der Jobverlust. Aber das ist egal. Er hat eine Frau kennen gelernt, via Videochat im Internet. Sie wohnt auf einer kleinen Insel vor der britischen Küste. Dan beschließt sie zu besuchen. Dort angekommen begegnet Callie (Rikke Leigh) ihm jedoch abweisend. Sie wohnt mit drei weiteren Frauen im Haus, zusammen betreiben sie ein Hotel. Wenig später trifft auch sein Bekannter Ryan (C. Thomas Howell) ein, dem er angeblich geschrieben hat. Dan und Callie kommen einander näher, doch damit fallen sie in Ungnade bei den Mitbewohnerinnen. Das ist nicht verwunderlich, denn die vier Frauen sind Sirenen, welche sich den Tod von bösen Männern auf die Fahnen geschrieben haben. Außerdem schlachten und essen sie ihre Opfer. Also wird Dan umgebracht. Ende.

Mein Gott habe ich geflucht. Selten habe ich mich über einen Film so geärgert. Noch bis zur letzten Szene fand ich ihn gut. Er ist sehr stylisch, besitzt ein exzellentes Setting, ist atmosphärisch gefangen nehmend und wirklich gut gespielt. Und dann lässt er den Zuschauer völlig ratlos zurück mit einem Schluss, der zwar konsequent aber absolut ohne Sinn kommt. Ja, wir erfahren, dass Dan selber seine Frau getötet hat und von Ryan gedeckt wurde, somit die Rache der Sirenen richtig ist, aber ... Warum erst der ganze Popanz?

So lässt er eine Menge Fragen offen. Was hat es mit diesem Chronisten auf sich, der immer wieder ins Bild kommt und offenbar in dem Hotel wohnt? Was wird aus Ryan, der einfach irgendwann aus der Szenerie verschwindet? Wozu die Nebenhandlung mit der Musikgruppe, deren Mitglieder bis auf eine Frau dezimiert werden? Was wird aus ihr? Ich könnte weiter machen, doch das erübrigt sich.

Es ist zum heulen, denn hier werden Perlen vor die Säue geworfen. Hatte der Drehbuchautor wirklich keine Idee wie er es zu einem vernünftigen Ende bringen konnte? Ich kann es nur noch einmal betonen. Der Film sieht über weite Strecken verdammt gut aus und vermittelt die Atmosphäre eines klassisch mystischen Gruselfilms. Aber gerade weil er daraus am Ende nichts Gescheites macht verdient er die Niedrigstwertung, denn ich fühle mich von den Machern veralbert

Mega RatsJurassic Monsters (2015)
(Monster: The Prehistoric Project)
Regie: Lisa Palenica, mit Robin Daniel Egan, Mark Justice, Charlotte Lilt, J. Lyle, Lisa Palenica
Ja, manchmal möchte man vor Gericht ziehen. Bei diesem Film wird man betrogen. Auf dem Cover sieht man eine junge Dame im Bikini, die von einem Tyrannosaurier verfolgt wird. Dazu gibt es deftige Marktschreiersprüche. Wow, denkt man, das muss der definitive Dino-Partyfilm sein. Also nimmt man das Ding mit, läd ein paar Freunde ein, kauft Bier und Chips und ist gut gerüstet für einen Abend mit Dinos & Tits. So geschah es bei einem Freund, den ich für eine funny Filmsession besuchte.

Ich nahm das Cover in die Hand und las mir Stab und Besetzung durch. Natürlich sind die Namen nichtssagend, doch plötzlich: "Hey, das ist ein TomCat-Film. Bist du wahnsinnig? Lass' uns lieber den Film "Das Schleichen der Schnecke auf dem Klebestreifen" gucken, der ist garantiert aufregender."

TomCat hat bisher wenig Verbreitung bei uns und war nur Billiglabels wie Great Movies vorbehalten. Wer immer die Filme von TheAsylum als Müll abqualifiziert, der hat noch keinen Film aus dem Hause TomCat gesehen. Das billigste und mieseste Zeug ist dort gerade gut genug um es ins Programm zu nehmen. Ein Vergleich mit TheAsylum verbietet sich im Prinzip sogar, denn deren Filme kann man dann schon als A-Produktionen ansehen. TomCat-Films vertreibt auf dem US-Videomarkt und findet immer wieder ahnungslose Kunden. Jetzt sogar Tiberius für den deutschen Markt.

JURASSIC MONSTER entpuppt sich als Paradebeispiel. Jeder Amateur, der eine billige Digitalkamera zum Geburtstag bekommen hat, kriegt das auch hin. Getarnt als Found-Footage-Film folgt die Kamera ein paar Leuten, die auf einer abgelegenen Insel von Dinosauriern angegriffen werden. Es ist müßig einen Inhalt wiederzugeben. Es gibt kurz vor Schluss nur eine einzige Szene in der (in der Ferne) ein paar Raptoren zu erkennen sind.

Um bei der Aufmachung zu bleiben. Null Dinos, null leicht bekleidete Mädels, null Spaß. Tiberius Film wird vielleicht anführen, dass am Anfang ein paar Szenen einer Bootsparty zu sehen sind, in denen es diverse junge Leute in Bademode zu betrachten gibt. Vielleicht habe ich ja auch irgendwo das Passbild eines Tyrannosaurus Rex übersehen.

Eigentlich liebe ich TomCat-Filme, aber das hier nenne ich Etikettenschwindel oder ganz einfach Betrug. Ich bin weißgott ein beinharter Trashfan und habe schon eine Menge Müll durchgestanden, aber dieser Film liegt sogar weit jenseits meiner Schmerzgrenze. Miese Schauspieler, mieses Handwerk, miese Dialoge, miese Tricks - und das alles noch ein paar Stockwerke unterhalb von Mies – sowie ohne Dinos & Tits. Tiberius sollte den Betrachtern zumindest den Kauf- bzw. Verleihpreis als Schmerzensgeld zurück zahlen. Bei diesem Ding gibt es nichts zu beschönigen und es ist auch nicht mehr lustig.

Kommentare  

#1 Laurin 2018-12-02 17:39
Zwar kenne ich keinen der drei Filme wirklich, weil sie mich aber auch wegen den Covern und den Handlungsangaben absolut nicht angesprochen hatten. Aber das Gefühl bei solchen Gurken kenne ich auch. Da möchte man am liebsten nach einer gewissen Zeit einfach nur noch in den Teppich beißen oder wenn möglich dem Macher gleich in die Waden.
#2 Norbert 2018-12-03 17:35
"Also ich falle auf solche Titelfakes eigentlich nicht mehr rein. Da kann der Werbetext für den Film noch so reisserisch sein...
Nun habe ich ohnehin das Glück, dass in unserem Laden ein Spezi von mir arbeitet. Dem zeige ich das Ding - dann kommt schon "Daumen runter" - oder eben auch mal "Daumen rauf..."

Hier verkennst du die Ausgangslage, Friedhelm. Natürlich, ich besitze inzwischen genug Erfahrung, um einen Bogen um Repecks zu machen. Wenn mir aber jemand zu einem Film den "Daumen 'runter" zeigt, dann weckt das erst richtig mein Interesse. Natürlich kann man dadurch ganz schnell mal mit einer solchen Unsäglichkeit wie WEDDEING DAY konfrontiert werden. Die ersten beiden Filme habe ich tatsäch wegen C. Thomas Howell geschaut, den ich eigentlich ganz gerne sehe. JURASSIC MONSTER ist ein TomCat-Film und ich liebe diesen Müll aus jenem Hause. Ich hätte ihn ob dessen vermutlich blind gekauf, wenn ich ihn nicht bei einem Freund gesehen hätte. So bleibt er im Regal stehen, den muss ich wirklich nicht haben.

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