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Dschungel Thriller

Schrott auf DVD und BluRayDschungel Thriller

Was ist ein schlechter Film? Nun, diese Betrachtung ist sehr subjektiv, denn es liegt immer im Empfinden des Zuschauers.

Filme die ich schlecht finde muss ein anderer nicht zwangsläufig auch so ansehen. Für mich sind zum Beispiel die weitaus meisten der heutigen A-Filme schlecht. Da wird es manch einen Leser geben, der nun die Stirn runzelt und ein Fragezeichen über dem Kopf trägt.

Künstliche Menschen üben einerseits Faszination aus, machen andererseits aber auch Angst. Viele von ihnen besitzen die Eigenschaften beider Welten, ihre Körper bestehen oft mehr aus Technik, tragen aber noch Biologisches in sich. In der Regel werden diese Kreaturen für böse Zwecke verwendet. Entweder von einem Wissenschaftler erschaffen oder durch fremde Mächte ausgesandt bedrohen sie die Menschen. Meistens aber finden diese eine Lösung.

Inara - Das DschungelmädchenInara - Das Dschungelmädchen (2012)
(Inara, The Jungle Girl)
Regie: Patrick Desmarattes, mit Cali Danger, Empress Sayun, Destiny Dumon, Logan Myers, Sam Sexton.
Huh, es gibt schlechte Filme - es gibt richtig schlechte Filme - und es gibt INARA - THE JUNGLE GIRL. Irgendwann konnte ich vor Lachen nicht mehr sitzen bleiben. Was dem Zuschauer hier geboten wird, als Abenteuerfilm angepriesen, spottet jeder Beschreibung. Die Handlung ist so blödsinnig wie genial, die Darsteller derart unterirdisch, dass es schmerzt, das filmische Handwerk ein Witz. Nun gut, es handelt sich um die Arbeit einiger Studenten einer Filmhochschule, aber wenn das die Zukunft des Filmemachens ist, dann gnade uns Gott. Ich liebe es schon jetzt.

Inara (Cali Danger) ist ein renitentes Mädel, das ihren Vater im Amazonasdschungel verlor und  gerne Jungs verprügelt. Eines Tages schließt sie sich einer militärischen Einheit an, die im Amazonasgebiet einen wilden Frauenstamm suchen will. Jener ist verantwortlich für den Tod ihres Vaters. Durch einen Unfall verschlägt es Inara zu den Amazonen, die ihr natürlich zunächst nicht wohlgesonnen sind. Nachdem sie aber ihre Kampfkunst und Loyalität bewiesen hat zieht sie mit den Frauen in die Schlacht gegen die Söldner. Eigentlich ist sie nämlich die Tochter der Königin. Sie wurde einst von den Soldaten entführt.

Man muss es gesehen haben um es zu glauben. Der Film beginnt mit zwei voll ausgespielten Musikstücken, währenddessen uns clipartig Inara gezeigt wird, die sich wider jeder Vernunft verhält. Danach gibt es eine Klopperei mit einigen Kerlen, dann die Lagebesprechung der Söldnertruppe, danach geht es ab in den Dschungel. Und hier wird es dann richtig doof.

Die Mädels leben fernab der Zivilisation, tragen aber sexy gestylte Bikinis, sind immer sauber frisiert und dezent geschminkt. Ein Traumland für notgeile Zuschauer, denn sie führen zudem scharfe Tänze auf. Und obwohl sie behaupten, dass Männer ihnen nicht genehm sind, befindet sich mindestens ein Kind im Dorf. Wie das? Außerdem – wie kann Inara dann die Tochter der Königin sein?

    Die stupiden Gesichtsausdrücke der Damen lassen immerhin darauf schließen, dass es sich hier um weltfremde Menschen handelt - oder ist es doch nur mangelnde Schauspielkunst? Ist mir eigentlich auch egal. Der Voyeur in mir bekommt etwas zu sehen und bei den Gruppenfotos ertappe ich mich, dass ich nach dem hübschesten Mädel suche.

Womit wir bei der filmischen Seite wären. Waren da wirklich Leute am Werk die das Filmhandwerk studieren? Die Inszenierung ist ein Witz und ich habe manchen Amateurfilm gesehen der professioneller hergestellt wurde. Nun könnte man natürlich vermuten, dass es sich um einen Studentenulk handelt. Hin und wieder blitzt auch so etwas wie Ironie auf. Letztlich aber merkt man, dass das Ganze ernst gemeint ist. Das ist dann die eigentliche Ironie, denn man kommt zeitweise aus dem Lachen nicht mehr heraus.

Die Soldaten sind der Knaller. Das Budget hat nicht einmal gereicht um entsprechende Kleidung für alle zu besorgen. So laufen viele von ihnen in Jeans und T-Shirts durch die Gegend. Waffen? Ein paar zusammengeklaute Säbel und Schwerter reichen. Die Kampfchoreografie ist unbeschreiblich. Keiner der Darsteller versteht im Ansatz etwas von Kampfkunst. Vermutlich lautete die Regieanweisung: "Kloppt euch!" Es ist mehr als deutlich zu erkennen, dass keiner dem anderen weh tun wollte. So werden die Schläge beinahe im Zeitlupentempo ausgeführt. Die Hauerei zwischen den Amazonen und den Soldaten zeigt kaum Großaufnahmen, sodass man Zeuge eines wilden Gewusels von Menschen wird. Am Ende sind alle Männer tot, Inara wird zur neuen Herrscherin gekrönt und alle Frauen sind glücklich.

Ächz, ich mache immer wieder eine Feststellung. Wenn ich glaube, einen Film aus der untersten Schublade gesehen zu haben, dann bemerke ich, dass es noch ein Geheimfach darunter gibt. Und habe ich mit INARA - DAS DSCHUNGELMÄDCHEN das untere Ende erreicht? Gewiss nicht ...

Der Film bestärkt mich in meinem Willen, mir weiterhin solche Werke anzusehen. So schlecht dieser ist, er zeigt mir deutlich, dass die Leute es wollten. Sie stehen hinter diesem Werk, auch wenn es noch so mies geworden ist. Das verdient zumindest meine Anerkennung.

ShadowguardShadowguard (2011)
(The Blood Bond)
Regie: Michael Biehn, Antony Szeto, mit Michael Biehn, Phoenix Valen, Simon Yam, Emma Pei, Jennifer Blanc-Biehn.

Manchmal sind die Wege unergründlich. Eine Regiearbeit von Michael Biehn gibt es hier zu bewundern, hergestellt in China. Eigentlich ist er ja Schauspieler und so verwundert dieses umso mehr. Am Drehbuch hat er auch noch mit geschrieben. Herausgekommen ist ein billiger kleiner Actioner der vor allem Eines deutlich macht: Es war nicht viel Geld vorhanden.

In dem fiktiven ostasiatischen Land Purma herrscht Bürgerkrieg und sowohl die Regierungstruppen wie die Rebellen gehen mit äußerster Härte gegeneinander vor. Inmitten dieser Kriegswirren predigt der Bhagwan (Simon Yam) den Frieden. So wird eines Tages ein Attentat auf ihn verübt. Um sein Leben retten zu können muss jemand mit einer seltenen Blutgruppe gefunden werden. In der Hauptstadt gibt es vier von ihnen, doch die werden von den Rebellen ermordet. Also bleibt ein Amerikaner namens Tremayne (Michael Biehn), der im Norden des Landes lebt, welcher von den Aufständischen beherrscht wird. Deva (Phoenix Valen) macht sich auf den Weg um den Mann zu suchen. Sie findet ihn recht schnell, doch er ist ein desillusionierter Ex-Soldat, dem der Bürgerkrieg egal ist. Als er jedoch von den Rebellen verfolgt wird bleibt ihm keine andere Wahl. So kämpft er sich mit Deva durch den Dschungel bis zur Hauptstadt. Im Krankenhaus kommt es zum Showdown, bei dem der Rebellenführer getötet wird. Der Bhagwan wird gerettet, doch ...

Auch wenn es sich um einen total durchschnittlichen Actionfilm handelt, so überrascht er doch mit einem Detail, welches in solcher Art Filmen nie vorkommt. Eigentlich kämpfen immer aufrechte Rebellen gegen fiese Regierungstruppen. Biehn dreht das Ganze um. Wir haben es mit Aufständischen zu tun, die nichts anderes als Gewalt und Unterdrückung im Sinn haben. Und so sind die Soldaten der Regierung die Guten. Ich halte das für einen bemerkenswert positiven Ansatz, der allerdings für einen Trivialfilm wie diesen eine zu hohe Ambition ist. Der Gedanke, dass man es so dargestellt hat, legt allerdings auch die Vermutung nahe, dass man vor den chinesischen Behörden gut dastehen wollte.

Eigentlich bekommen wir einen typischen Film zu sehen. Deva und Tremayne haben es immer wieder mit gewaltbereiten Typen zu tun, liefern sich mit ihnen Schuss- und Faustkämpfe. Dabei beweist Biehn ein bemerkenswertes Geschick. Der Film wirkt ein bisschen altmodisch, was an sich nicht verwundert, entstammt der Regisseur doch einer Zeit von Actionfilmen, die ihr Handwerk noch gezeigt haben und sich nicht hinter hektischen Schnittfolgen und CGI-Effekten versteckten. Das schlägt sich auch in den Martial-Arts-Einlagen von Phoenix Valen nieder. Die Kampfchoreografie ist beinahe eine Hommage an die billigen Hongkong-Klopper um die 80'er/90'er-Wende. War man diesen Filmen, zum Beispiel aus dem Hause D&B, zugetan, so erlebt man hier ein Deja vu.

Natürlich besitzt der Film Logiklöcher, unsinnige Handlungen und alberne Dialoge. Das aber stört doch nicht, denn seien wir mal ehrlich, welcher Actioner kann sich davon frei sprechen? SHADOWGUARD hat mich über seine 95 Minuten Laufzeit gut unterhalten und darauf kommt es an. Okay, ich bin mit weit weniger zufrieden als die meisten anderen Leute. Aber - Hand auf's Herz - nicht jeder billige Feger muss gleich Schrott sein und Michael Biehn ist als Sympathieträger sowieso eine sichere Bank.


CaminoCamino (2015)
(Camino)
Regie: Josh C. Waller, mit Zoe Bell, Nacho Vigalondo, Francisco Balleiro, Sheila Vand, Tenoch Huerta, Dominic Rains.

Es steckt ein wenig Herzblut drin, doch nicht jeder Enthusiasmus führt auch zu einem guten Ergebnis. Zoe Bell fungierte hier auch als Executive Producer, choreografierte die Kampfszenen und spielte die Hauptrolle. Oh, sie ist eine gute Schauspielerin, wie ich finde, daran liegt es nicht. Auch nicht an der Inszenierung. Die Story ist ebenfalls gut, da kann keiner meckern. Der Film krankt ein wenig an seinem Ablauf, also der Dramaturgie.

Zoe Bell mag ich irgendwie und so verzeihe ich Einiges. Vielleicht liegt sie mir, weil sie keines von diesen Babes ist, welche die Leinwände bevölkern und so austauschbar sind, dass ich weder Gesichter noch Namen bestimmten Filmen zuordnen kann. Zoe besticht durch eine deftige Portion Selbstironie, mit der sie deutlich macht, dass sie sich der äußeren Defizite bewusst ist. Es gibt ja Leute die sogar der Ansicht sind, dass Zoe keine Frau ist. Dem kann ich nur widersprechen. Ja, sie ist nach dem gängigen Schönheitsideal nicht hübsch, aber dennoch besticht sie geradezu durch eine weibliche Ausdrucksweise. Jedenfalls weiß sie mich in dieser Beziehung zu überzeugen. Trotz aller Härte und Kämpfe gibt es auch in diesem Film Szenen, in denen sie mich ob dieser Tatsache umhaut. Wenn man genauer hinschaut und ein bisschen Sensibilität besitzt, dann nimmt man es wahr.

Aber kommen wir mal zum Film. CAMINO ist kein Name, wie man es vermuten könnte. Das Wort steht im Kolumbianischen für "Der Weg" und bezeichnet eben jenen schicksalhaften Weg den der Mensch beschreitet. Es klingt interessant und steht als Motto für den Film. Ist der Weg, den ein Mensch geht, immer der richtige? Für die Protagonisten stellt sich die Frage häufiger und nicht immer entscheiden sie richtig.

Avery (Zoe Bell) ist Fotoreporterin und besitzt die Angewohnheit, ihrer Arbeit besonders in Krisengebieten nachzugehen. Dieses Mal begleitet sie ein paar Rebellen durch den kolumbianischen Dschungel auf dem Weg zu einem Dorf, dem sie Medizin und Nahrung bringen wollen. Der Anführer Guillermo (Nacho Vigalondo), ein Mann spanischer Herkunft, betrachtet sich als Missionar. In der Nacht beobachtet Avery jedoch, dass Guillermo Drogenhandel betreibt. Als ein Kind die Übergabe entdeckt, tötet Guillermo den kleinen Jungen. Avery fotografiert den Vorgang. Vor seinen Mitstreitern behauptet er, dass die Frau den Mord begangen hat. Es folgt eine Hetztjagd durch den Dschungel. Avery muss sich der Angreifer erwehren, was bis zu Kämpfen auf Leben und Tod führt. Mit der Zeit kommen den Rebellen Zweifel, ob der Anführer wirklich ein edler Mensch ist und so gibt es Zwistigkeiten die dazu führen, dass sie sich gegenseitig dezimieren, bis schließlich nur noch Guillermo übrig bleibt. Als er Avery schwer verletzt am Straßenrand sitzen sieht, demütigt er sie und geht dann weiter in das nächste Dorf. Dort aber wird er niedergeschossen.

Zwei einheimische Frauen brachten das Fotomaterial aus dem Dschungel, sodass jeder inzwischen weiß was Guillermo getan hatte. So trifft er zunächst auf eine Mauer des Schweigens, dann findet sich eine Frau die ihn tötet.

Wie schon erwähnt, der Film scheitert ein wenig an seinen Abläufen. Bemerkenswert finde ich zunächst, dass der Dschungel offenbar begrenzt ist, denn nicht ein Mal weichen die Verfolger von der Spur der Flüchtenden ab. Entfernungen spielen keine Rolle, Avery kann nicht ein Mal wirklich Distanz zwischen sich und die Rebellen bringen. Das mag der Tatsache geschuldet sein, dass man keinen Leerlauf wollte. So kommt es häufiger zum Aufeinandertreffen und damit zu Prügeleien. Die sind im Übrigen recht rüde und schmutzig, wie ich es von der Choreografin Zoe Bell gewohnt bin. Avery muss eine Menge einstecken. Die Methoden beider Seiten sind nicht zimperlich.

Manchmal vergisst der Film seine Hauptdarstellerin und so werden wir mit Vorgängen innerhalb der Rebellengruppe konfrontiert, die nicht immer einen Sinn für die Charakterisierung oder den Fortlauf ergeben. Der Schluss ist mir überhaupt nicht klar. Dass es nicht zum Duell zwischen Avery und Guillermo kommt ist eigentlich sogar eine Abweichung vom Klischee. Aber unsere Heldin wird von einem Typen schwer verletzt, den sie bereits vor der Hälfte des Films getötet hat. Ist er nun ein Geist oder sein Bruder? Was nach dem Bauchschuss geschieht ist unklar, denn plötzlich sitzt sie bei ihrem Verleger und fährt danach in den Urlaub.

Ich saß etwas ratlos da, denn es wollte mir nicht einleuchten. So bleibt für mich ein Schatten über einem Film, den ich trotz seiner Anschlussfehler ganz gut fand. In jedem Fall hinterlässt Zoe Eindruck ob ihrer recht intensiven Darstellung. Manchmal reicht so etwas schon, zumindest dann, wenn man für die Person Sympathie empfindet.

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