Der brennende Rabe - O.R.I.O.N. zum Zweiten
Der brennende Rabe
O.R.I.O.N. zum Zweiten
Vier Novellen haben den Leser mit den Figuren und dem Serienkosmos vertraut gemacht. Jetzt liegt der erste Roman vor ... oder auch nicht, denn es handelt sich "nur" um den ersten Band eines Zweiteilers.
Kaum hat die EOS den bekannten Raum verlassen, da gibt es die erste Überraschung. Das Schiff fängt ein Notsignal auf. Obendrein handelt es sich um ein menschliches Signal in einem Code, der seit mehr als 900 Jahren, einer Zeit in der es noch keine überlichtschnelle Raumfahrt gab, nicht mehr in Gebrauch ist. Klar, dass Kapitän Cody Callahan da nicht widerstehen kann und Kurs auf das Ursprungssystem nimmt. Doch kaum dort angekommen, fallen alle 5D-Anlagen aus. Betroffen sind nicht nur der Hauptreaktor und nahezu alle wichtigen Schiffssysteme wie Antrieb, Steuerkontrolle, Lebenserhaltung usw., sondern auch die Roboter, Droiden und alle Vercyberungen der Besatzungsmitglieder. Im Falle des Reaktors hat das zur Folge, dass wegen des Ausfalls der Eindämmungsfelder Antimaterie automatisch abgeworfen wurde, die nun quasi der EOS hinterher fliegt und im Falle des Abstoppens zur Katastrophe führt. Nur Systeme, die während der letzten Hyperraumetappe ausgeschaltet waren, funktionieren noch normal. Das betrifft auch das Beiboot DAISYCHAN, das wegen Reparaturarbeiten vollständig außer Betrieb war und jetzt die einzige einsatzfähige Einheit ist. Folgerichtig wird sie allein zur Erkundung des Planeten ausgesandt, von dem das Notsignal kommt.
Und damit beginnt das Dilemma eigentlich erst richtig. Der Kommandant der DAISYCHAN Major Olgano Zefter erweist sich schon bald als der Aufgabe nicht gewachsen. Zum Glück gibt es da noch die Erste Offizierin Mai Ling Po, die das Landungsteam für den Planeten anführt. Dabei sind auch die eigentlichen Hauptpersonen Cody Chambers, der mit einem eigensinnigen Gefechtscomputer namens Lynx aufgerüstete Kämpfer, und die passionierte junge Hackerin Pali. Auf dem Planeten findet das Team eine verlassene, aber nahezu unberührte Siedlung. Selbst die mitgebrachten Haustiere der Kolonisten sind noch vorhanden. Nur die im Kryoschlaf angereisten Kolonisten selbst sind verschwunden. Dafür taucht bald eine mysteriöse Gefahr auf. Einzelne Expeditionsteilnehmer verschwinden, werden entführt, getötet oder durch Doppelgänger ausgetauscht. Der unfähige Zefter lehnt eine Evakuierung ab, weil er sich nicht selbst in Gefahr bringen will.
Neben der Hauptstory um die DAISYCHAN gibt es noch weitere Ebenen, so zum Beispiel um die an Bord geschmuggelte Sexdroidin Monique. Diese wird infolge der Notsituation aktiviert und als normale Arbeitsdroidin eingesetzt. Versehentlich wird sie auf den Mann ihrer Träume geprägt, nur ist dieser dummerweise gar kein Mann. Für humoristische Szenen sorgen auch die Versuche von Pali, ihren Freund Cody Chambers mit anderen Besatzungsmitgliedern zu verkuppeln.
Generell gut zum Charakter der Serie passt die farbenfrohe Bebilderung des Künstlers Shikomo. Auch dieser Roman wird in vier Kapitel unterteilt, die jeweils mit einer farbigen Illustration eröffnet werden. Leider sind die Grafiken diesmal sehr düster geraten, was eher einem Horrorthema entsprechen würde. Schuld ist aber nicht der Grafiker, denn dieselben Illustrationen im Netz, z.B. im Trailer zum Buch, wirken deutlich farbiger und kontrastreicher.
Dieser erste Band eines Zweiteilers bringt es richtig derb für die EON, unbekannte astrophysikalische Phänomene, ein rätselhafter Planet und ein unbekannter Gegner. Dazu noch jede Menge zwischenmenschliche Probleme, eine unglückliche Droidin, ein unfähiger Kommandant und das Geplänkel zwischen Pali, Cord und Lynx. Einzig Cody Callahan bleibt meist im Hintergrund und agiert äußerst zurückhaltend. Wie es scheint, ist er kein Perry Rhodan/Ren Dhark/ Rex Corda, der immer in vorderster Linie mit dabei ist. Bisher liefert O.R.I.O.N. genau das, was man dem Leser versprochen hat: Space Opera. Guido Krain hat einen spannenden, gut lesbaren Roman mit einer deutlichen Prise Humor vorgelegt. Mal sehen, wie der zweite Teil ausfällt. In Sechs Monaten wissen wir mehr.
Der brennende Rabe