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Da werden wir mal ganz rüde - Debatten im Internet

Zauberwort - Der Leit(d)artikelDa werden wir mal ganz rüde
Debatten im Internet

Debatten und Diskussionen im Internet arten immer gern aus. Feiner Spott, Ironie und Sarkasmus weichen immer wieder gern mal wüsten Beschimpfungen und einer dezidierten Meinung.

Diese Meinung hat zwar oft keine Grundlage, ist nur wenig von Faktenwissen getrübt und wird als nicht verhandelbar gekennzeichnet.


In diesem Moment sollte die Debatte zu Ende sein, denn nur wenn eine Meinung sich um Geschmack dreht (schmeckt das Schnitzel? Hat mir der Film / das Buch / das Hörspiel gefallen? Ist der Garten schön?) ist eine Meinung tatsächlich nicht verhandelbar. Im dem Moment wo es aber um Dinge geht, in denen nicht nur der persönliche Geschmack entscheidet, ist es schon gut, diese Meinung auf mehr als das persönliche Empfinden zu gründen.

Ansonsten gilt Dieter Nuhr und sein Satz:

Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.

Das Halten des Mundwerks war schon immer schwer und in den Zeiten des Internets finden diese Meinungstrolle dann auch ein Sprachrohr, dessen Reichweite größer ist als die des gesprochenen (oder auch gerülpsten) Wortes am Stammtisch, in einem Fanzine mit ner 100er-Auflage oder dergleichen. Aber im Internet gibt es Foren, soziale Netzwerke und andere Seiten wo jeder Vollpfosten mal eine Meinung raushauen kann, dessen Intelligenz in etwa vom IQ eines Schwarzbrotes unterboten wird. Die sind gar nicht soweit von 'ner Pflanze entfernt. Noch ein bisschen IQ weniger und man müsste sie gießen.

Aber: Wozu braucht man Faktenwissen und etwas, dass man Ahnung nennt, wenn da ne Meinung ist. Immerhin garantiert uns das Grundgesetz die Meinungsfreiheit. Aber eine freie Meinung heißt auch nicht, dass diese unter Artenschutz steht. Wenn ein von Sendungsbewusstsein durchdrungener Tropf da Dinger loslässt, die nur knapp am völligen Schwachsinn vorbeigeht, so lässt man Kritiker wissen, man solle ihm/ihr/es doch die Meinung lassen.

Ich frage mal: Wieso? Wenn eine Meinung widerlegbar ist und widerlegt wurde, warum sollte diese Meinung dann noch toleriert werden? Was gäbe es für ein Grund? Keinen. In solchen Moment demonstriert entweder seine eigene Lernfähigkeit oder keine. Genauso ist es, wenn man jemanden nach seinen Beweggründen für eine Meinung abseits der reinen Geschmacksfragen fragt und man erhält dann einfach nur wüste Beschimpfungen, steile (und durch nichts zu belegende) Thesen zur Antwort oder die simple Feststellung, dass diese eben eine Meinung sei. Aber von Geschmack reden wir ja gar nicht.

Und ich rede hier nur von unserer kleinen überschaubaren Welt des Entertainments in Form von Büchern, Filmen, Hörspielen, Comics und was es da sonst noch so gibt. In der großen Welt der Politik und des Fußballs gibt es da noch deutlich größere Vollidioten mit wesentlich unheimlicheren Meinungen. Aber in unserer heilen Entertainmentwelt gab es zuletzt zwei große Debatten in die ich mich noch vor zwei Jahren mit einer gewissen Leidenschaft gestürzt hätte. Diesmal nicht. Da gab es die Diskussion über Sinn und Unsinn von Lektoraten (kommt regelmäßig wieder und gab es auch schon im Zauberspiegel) und über das Abschreiben einer selbstpublizierenden Autorin.

Aber was da an sinnfreien Beiträgen durch Foren und soziale Netzwerke getrieben wurde kann man mit Meinung schon nicht mehr erklären. Das war die Freiheit äußerst Dümmliches von sich zu geben. Richtiger Schwachsinn. Da habe ich darauf verzichtet mich da einzumischen. Und der Umgangston ist fern von Saachlichkeit oder auch mal Ironie und Spott, sondern die Umgangsformen nehmen weiter ab. Aber da zeigte sich immer die Qualität meinungsstarker Leute, der Meinung sich auch nur auf ihre Meinung gründet. Sich damit auseinanderzusetzen hätte nur wieder bedeutet, erkennen zu müssen, dass Lernerfokge bei gewissen Pappnasen einfach nicht zu erreichen sind.

Man wird sehen welche Meinung demnächst dann durch die Dörfer (sozial Netzwerke, Foren etc) des Internets getrieben wird. Schwachsinn wird dann wieder zur Meinung gemacht werden. Ich hoffe sehr, dass wieder etwas Kultur und Lernfähigkeit einzieht, glaube aber nicht daran.

Kommentare  

#16 Andreas Decker 2016-06-07 11:41
Zitat:
Gegenläufige Meinungen werden daher stets als unsachlich und unwissenschaftlich hingestellt.
Das halte ich aber für eine kühne Behauptung. ;-) Forschung funktioniert ohne Widerspruch nicht, und Ergebnisse müssen verifizierbar sein. Entweder hat das neue Medikament eine Wirkung oder es hat keine.

Freilich besteht ein Unterschied zwischen Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften. Das letztere ist mitunter genauso eine Glaubenssache wie Religion.

Zitat:
Da kann nicht mehr von Meinungsbildung die Rede sein; es ist lediglich Meinungskonsum
Als wäre das jemals anders gewesen.

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