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W.K. Giesa ist tot

Horst von Allwörden

W.K. Giesa ist tot

W. K. Giesa wünschte sich seit dem Tod seiner über alles geliebten Frau Heike, er wäre wieder mit ihr vereint. Er hatte vor knapp zwei Jahren einen Teil seines Lebensmutes, seiner Zuversicht verloren. Nun ist er hoffentlich, seinem Wunsch gemäß, mit ihr vereint.

Bei allen Differenzen, die wir hatten, eine solche Nachricht lässt auch mich nicht kalt.


FotoUnd neben den Differenzen, kommen Erinnerungen an gemeinsame Zeiten hoch. Die Vorbereitung des Zeltcons 83 in Ahnatal, der Con in Castrop Rauxel, das Pfingstzelten am Fuße der Burg Wallenstein, die diversen Aufführungen von „Der Graf und sein Pferdeknecht“, wo wir zusammen gesungen haben.

Mit W. K. Giesa geht einer, der mit verschiedenen Partnern (wie Rolf Michael, Manfred Weinland und später Claudia Kern, Christian Montillon, Volker Krämer und anderen) aus einer durchschnittlichen, vor sich in dümpelnden Horror-Serie einen Genremix formte, der seinesgleichen sucht.


1977 als Autor der Agentur Grasmück stieg er bei Professor Zamorra und dem Gespenster-Krimi ein. Er hatte eine erfrischende Art zu schreiben und brachte mit seiner Vorliebe für die SF ganz frischen Wind mit.

Jason Dark mag der Erzeuger der Serie Professor Zamorra gewesen sein. Aber W. K. Giesa hat Zamorra adoptiert und aufgezogen.


Für den Montag war und ist ein Beitrag von Rolf Michael über den Zamorra im Zauberspiegel vorgesehen, der unter anderem verdeutlicht, dass W. K. (wie man ihn nannte) seinen Co-Autoren auch den Raum ließ, sich zu entfalten und ihre Nischen im Genremix PROFESSOR ZAMORRA auszufüllen und dabei dem Gesamtkunstwerk nicht zu schaden.

Mit W. K. Giesa geht einer, der an das geglaubt hat, was er schreibt. Einer, der den Heftroman nicht als Schundliteratur begriff und der dies leidenschaftlich vertrat, wenn er auf Leute traf, die sagten, dass Heft sei per se Schund.

Man muss sein Lebenswerk hoch achten und schätzen. Er hat Horror (wenn er auch den Begriff Grusel bevorzugte), Fantasy, SF, Western, Abenteuer, ja sogar Liebesromane geschrieben. In diesem Punkt war er Hansdampf in allen Gassen. Und auch – ein typischer Heftautor, der schreibt, was es zu schreiben gibt.


Er hat den Begriff „Lohnschreiber“ als Umschreibung für seine Tätigkeit gehasst. Er fühlte sich als und war ein Schriftsteller durch und durch.

Mit W. K Giesa geht einer, der viele Menschen auf die eine oder andere Art beeindruckt hat, der Leute für sich gewinnen konnte. Wenn er auch leider in Folge seiner Krankheit und dem Tod seiner Frau einen Teil dieses gewinnenden Wesens eingebüßt und zunehmend polarisiert hat.

Mit W. K. Giesa geht einer, der (selbst Fan gewesen) immer ein offenes Ohr fürs Fandom hatte und sich auch dafür einsetzte. Der selbst Fanzines gemacht hatte und Fanzineherausgebern auch mit Material und moralisch unter die Arme griff.

Mit W. K. Giesa geht einer, der die Liebe seines Lebens gefunden hatte und mit ihr glücklich war. Heike und er waren eine Einheit. Sie haben gute wie schlechte Zeiten durchgestanden, waren seelenverwandt. Sie waren eins.

Heikes Tod vor etwas mehr als zwei Jahren dürfte ihm viel von seinem Optimismus und Lebensmut gekostet haben. Er teilte dies auch mit. Wie schrieb er auf seiner Homepage. „Es ist still geworden in unserem Haus und meine Seele friert.“

Nun ist Werner Kurt Giesa gegangen. Über die genauen Umstände ist nichts bekannt. Aber das ist egal. Es bleibt die Lücke, die er hinterlässt.

Trauern wir um W. K. Giesa, Autor, Fan, Ehemann ...

Kommentare  

#1 G. Walt 2008-02-15 10:02
Auch mich hat diese Nachricht erschüttert, genauso wie schon 2005 als seine Frau starb.
Auch diesmal war es völlig unerwartet. Ich habe Werner zuletzt auf dem Marburg-Con 2006 gesehen.
Wie Horst schon sagte war er jemand der stets auch Fan geblieben ist, an vielen Veranstaltungen teilnahm und die Szene unterstützte.
Ein halbes Jahr nach Jürgen Grasmück, der ein Förderer von W.K. war, geht nun ein weiterer großer Heftromanautor.
Es ist sehr schade.
#2 Myxin der Magier 2008-02-15 10:14
Ich bin froh, dass ich noch das Glück hatte ihn einmal treffen zu dürfen. Und das Video davon ist eine schöne Erinnerung für mich.
Seine Aktivitäten im Bastei-Forum fand ich immer super und es wird mir sehr fehlen. Traurig wird es dann noch einmal, wenn man seinen letzten PZ in der Hand halten wird.
#3 Peter 2008-02-15 23:27
Gestern abend habe ich noch lange auf Werners Homepage gesurft und seine Texte über seine Eltern und Heike gelesen, in denen der Tod ja zwangsläufig eine wichtige Rolle spielte. Ich fand die Offenheit, mit der er über diese Dinge schrieb, sehr beeindruckend. Eigentlich wollte ich ihm noch etwas dazu in das (nicht vorhandene) Gästebuch schreiben, aber das ging dann doch nur per Mail. Und dazu war ich zu faul.

Heute stelle ich beim Surfen fest, daß er die Mail gar nicht mehr hätte lesen können...

Auch wenn meine Zeit im Fandom inzwischen lange zurückliegt und ich zu Werner nie intensiven Kontakt hatte (und auch der liegt schon mindestens 10 Jahre zurück), hat mich die Nachricht von seinem frühen Tod doch betroffen gemacht.

Und auch wenn ich bekennender Atheist bin, so wünsche ich Dir, Werner, doch, daß es Dir jetzt besser gehen möge als vorher und viel Zeit mit Heike.
#4 Harantor 2008-02-17 13:08
Christian Montillon übersandte folgende Zeilen:
Werner Kurt Giesa ...
Als Kind und Jugendlicher habe ich Dutzende seiner Romane gelesen.
Als Erwachsener habe ich wieder damit angefangen und dann bald an ihn gemailt, mit einer Bewerbung für Zamorra. Er hat mir Mut gemacht, den Roman gekauft ... und das nur, weil Heike ihm sagte, der Roman sei gut. Heike, seine Frau. Er vertraute ihr. Sie starb vor 3 Jahren. Seitdem redete Werner immer davon, ihr zu folgen. Seitdem war er nicht mehr derselbe.
Doch wenn ich in Zukunft an ihn denken werde, wird er wieder der sein, der er vorher war. Der "eigentliche" WKG.
Der, der keine großen Worte wünschte für sich. Der als Heike starb, keine Beileidsmails und -anrufe wollte.
Deshalb, für Werner, viele werden wissen warum:

...
#5 Captain Elch 2008-02-20 13:51
W.K.Giesa ist tot.
Diese Überschrift musste ich in der Update-Übersicht lesen. Für meinen Geschmack ist da der gute Cheffe etwas zu weit gegangen. So überschreibt man keinen Artikel. Da ist er dann doch etwas übers Ziel hinaus geschossen. Herr von Allwörden ist nicht übers Ziel hinaus geschossen. Ich konnte kaum glauben was ich da lese und mir fehlen auch jetzt noch die Worte. Lieber Werner, möge es Dir besser ergehen, wo Du jetzt bist.
#6 Thomas Tippner 2008-03-07 09:00
Ich vermisse dich auch, Wirrwolf!
Du hast mit die letzten 1 1/2 Jahre Mut gemacht und uns an ein gemeinsames Projekt glauben lassen.
Nur schade, dass du so einiges nicht mehr miterleben wirst...
Trotzdem sage ich dir noch einmal danke für die schöne und manchmal auch verwirrende Zeit. Bleib so wie du bist und drücke deine Heike ganz fest...
#7 Stefan Bayerl 2008-03-24 10:36
Es war schon ein mittelschwerer Schlag in die Magengrube, als mir Volker Krämer mitteilte, dass Werner gestorben sei. Meine aktive Fanzeit lag zwar schon ein paar Jährchen zurück, aber nicht zuletzt durch die Vermittlung von Volker hatte ich wieder einen Kontakt zu Werner hergestellt.
Nach dieser traurigen Nachricht, ging ich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder auf die Suche nach einem bestimmten Karton, den ich nach wie vor noch in unserer Abstellkammer wie einen kleinen Schatz hüte. Und siehe da, da waren sie wieder die Erinnerungen an die Vergangenheit:
Merlins Stern, Yan Monro, Brik Simon, Tränentau, Der Nerv, Flaming Desire...
Träume und Hoffnungen meiner, unserer Jugendzeit. Wegbegleiter wie Armin Steiner, Peter Roegner, Irmtrud Mahler, Erik Schreiber, Ralf Radzuweit und, und, und...
Wo sind die Jahre hingegangen?
Werner, meine Hochachtung vor Dir und Deinem Engagement war und wird immer in mir erhalten bleiben. Ich bin stolz darauf, dass in meinen aktivsten Jahren ich Dich meinen Freund und Förderer rund um Merlins Stern, aber auch anderen Projekten nennen durfte.
Mit den Worten von Volker:
Manchmal kommt der Tod als eine Form der Erlösung.

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